Autor Thema: Serien und Kampagnen - Gemeinsamkeiten und Unterschiede  (Gelesen 1288 mal)

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Offline Ludovico

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Viele von uns hier schätzen insbesondere Serien, deren Folgen nicht unabhängig voneinander sind, sondern zusammenhängen. Mir ist vor einiger Zeit bewusst geworden, dass Rollenspielkampagnen und Serien sich durchaus ähneln, aber es scheint Unterschiede zu geben.
Das Ziel dieses Threads ist die Beleuchtung des klassischen Aufbaus von Kampagnen und die Gegenüberstellung zu Kampagnen, die nach einem Serienschema ausgearbeitet sind, so wie die Beleuchtung der Vor-und Nachteile.

Zu den Charakteristika von Serien:

Diese Serien zeichnen sich aus durch folgendes:
Wie üblich bei Serien gibt es Staffeln. Eine Staffel besteht aus Folgen. Meist sind es zwischen 5 und 15. In manchen Fällen können es auch über 20 sein.

Bei klassischen Serien wie Knight Rider, Trio mit Vier Fäusten, A-Team,... sind diese Folgen unabhängig voneinander.
Bei neueren Serien sind diese miteinander verbunden. Sie bauen nicht zwangsläufig aufeinander zu 100% auf wie bei einem Mehrteiler, aber sie sind miteinander verknüpft durch den Plot der Staffel.

Diese Verknüpfung tritt mal mehr und mal weniger stark auf.

Die Staffeln selbst können auch miteinander verknüpft sind. So ist ein abschließendes Ende einer Plotlinie möglich, aber nicht zwingend vorhanden. Außerdem werden oft genügend lose Enden gelassen, um weitere Staffeln zu produzieren, bzw. nehmen nachfolgende Staffeln in der Regel Bezug auf vorhergehende Staffeln.
Das führt dazu, dass auch sogenannte Cliffhanger zwischen Staffeln möglich sind oder eine Vielzahl ungeklärter Fragen.

Klassische Kampagnen sind ähnlich eines mehrteiligen Filmes behaupte ich mal (Matrix, Herr der Ringe).
Sie bestehen aus einzelnen Abenteuern, deren Anzahl meist unter 10 liegt (sogar eher unter 5). Diese Abenteuer sind oft stark miteinander verwoben und bauen aufeinander auf. Es gibt zwar Hinweise bei Kaufabenteuern, wie man vorgehen kann, wenn die Gruppe nicht das erste Abenteuer gespielt hat, aber das wirkte auf mich meist eher wie eine Krücke. Ebenso konnte man auch Matrix 2 sehen, ohne den ersten Teil gesehen zu haben oder Herr der Ringe 2. Man weiß, worum es geht, aber es fehlt etwas.

Wenn die Kampagne am Ende ankommt, ist sie vorbei. Es ist das Ende der Geschichte. Alle Fragen sind geklärt und alle Probleme gelöst. Eine weitere Kampagne kann zwar Bezug zu einer abgeschlossenen Kampagne nehmen, aber sie wird neue Probleme und Fragen aufwerfen und generell nicht Fragen aus der alten Kampagne.

Für mich bleibt als Fazit, dass eine Kampagne, die nach dem Serienschema erstellt wird, aus mehreren Abenteuern besteht, die miteinander verbunden sind. Die Verbindungsstärke ist variabel und kann je nach Abenteuer mal mehr mal weniger auftreten. Das Ende einer Kampagne kommt dem Ende einer Staffel sein und kann gleich der Beginn einer neuen Kampagne sein. Sie darf offene Fragen hinterlassen und die neue Kampagne darf auf der alten aufbauen.

Eine klassische Kampagne ist intern wesentlich stärker miteinander verbunden durch die einzelnen Abenteuer. Sie hat ein abschließendes und behält generell keine nennenswerten offenen Fragen und Probleme bei Abschluss.

Sehe ich das so richtig? Stimmt ihr dem zu? Für Verbesserungsvorschläge bin ich dankbar.

Welche Vor- und Nachteile seht ihr bei beiden Konzepten zum Bau von Kampagnen und welches präferiert ihr?

Offline Xemides

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Re: Serien und Kampagnen - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
« Antwort #1 am: 20.06.2016 | 16:55 »
Meine Kampagnen dauern so lange, bis wir keine Lust mehr haben. Unsere Shadowrun-Kampagne in der ich spiele läuft schon seit einigen Jahren wöchentlich.
Evolution is just a theory? Well so is gravity but I don't see you jumping off of buildings.

Offline Ludovico

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Re: Serien und Kampagnen - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
« Antwort #2 am: 20.06.2016 | 17:10 »
Also eher wie eine Soap Opera? Es hängt miteinander zusammen, aber ein echtes Ende ist nicht vorgesehen?

Online Selganor [n/a]

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Re: Serien und Kampagnen - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
« Antwort #3 am: 20.06.2016 | 17:19 »
Wichtiger duerfte da der "fehlende" rote Faden sein den die "klassischen" Serien (und wahrscheinlich auch bei den meisten Leuten: Kampagnen) meistens haben (bzw. gerade eben nicht haben).

Eben mal so schnell ueberlegt: Wenn man einem neuen Spieler der neu in die Kampagne einsteigt nur die aktuelle Situation ("wir sind da und machen das") beschreiben muss dass er einsteigen kann ist es eine "klassische" Kampagne, wenn man ihm noch weitergehende Hintergrundinformationen geben "muss" (damit er ueberhaupt verstehen kann was passiert) dann ist es eher eine "Storykampagne" (egal jetzt in welchen Seasons/Stories/... man die genauer unterteilt)

So haelt es sich ja auch bei "klassischen" und "neueren" Serien ;)
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Offline Archoangel

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Re: Serien und Kampagnen - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
« Antwort #4 am: 20.06.2016 | 17:23 »
Wie lustig: ich leite nun seit bald 18 Jahren unter diesem Gedanken. Meine Staffeln richten sich jedoch nach Spielababenden, wobei ein Spielabend bei mir immer mit 8h Spielzeit gerechnet wird. Eine Staffel besteht aus 13 Episoden (bzw. ein Kapitel aus 13 Spielabenden, aber mittlerweile haben sich sogar bei den Spielern die Begriffe "Episode" und "Staffel" eingebürgert). Meine aktuelle Serie, ähm ... Kampagne befindet sich gerade in 3.10, also 3. Staffel, 10. Episode.

In der Regel haben die einzelnen Staffeln ein staffelübergreifendes Thema, was jedoch nicht in jeder Episode im Blickwinkel liegt. Üblich ist es, dass etwa 7 von 13 Episoden direkt verknüpft mit dem Hauptplott sind und in den restlichen dann Nebenplots laufen, die oftmals auch vom persönlichen Hintergrund der Charaktere handeln.

Meine erfolgreichste Serie bisher war eine Vampire: the Dark Ages / :the Masquerade Serie, die über 10 Staffeln mit 130 Episoden verfügte und den Zeitraum von 1200 AD bis 1493 (Conventation of Thorns) umspannte. War schön, brauche ich aber (auch ob fortgeschrittenem Lebensalter) nicht nochmal. Z.Zt. plane ich in der Regel für bis zu drei Staffeln mit der Option auf zwei Erweiterungen (also maximal 65 Episoden). Dafür kann man dann so zwei Jahre einplanen ...

Die Zahl "13" hat sich übrigens im Vorfeld zur Umstellung herauskristallisiert: da ich immer eine Art Kampagnentagebuch führe habe ich festgestellt, dass ein Subplot i.d.R. 13 Spielsitzungen à 8h dauert und entsprechend die Zahl der Sessions pro Kampagne eigentlich immer eine durch 13 teilbare Zahl war. Das hat sich dann in der späteren Planung als feste Größe eingebürgert und auch bewährt.
« Letzte Änderung: 20.06.2016 | 17:25 von Archoangel »
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Offline Ludovico

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Re: Serien und Kampagnen - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
« Antwort #5 am: 20.06.2016 | 18:07 »
Hmm... Mir scheint, dass es bei den ueblichen klassischen Kampagnen, wenn sie selbsterstellt sind, es ungewiss ist, wie eine Kampagne aussieht.

Als Diskussionsbasis beziehe ich mich deshalb auf Kaufkampagnen. Es kann gut sein, dass ich mit meinen obigen Formulierungen trotzdem danebenliege und waere dann ueber Korrekturen dankbar,

Offline Kampfwurst

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Re: Serien und Kampagnen - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
« Antwort #6 am: 20.06.2016 | 18:26 »
Ich mag die Idee und nutze sie mittlerweile auch selber. Wobei ich dabei nicht sage "eine Session = eine Folge", sondern ich weiß ungefähr, welche Probleme am Ende einer Folge bearbeitet sein sollen, ob verbessert oder verschlimmert hängt dann von dem ab was so passiert. Es kann also passieren, dass eine Folge zum Zweiteiler wird.

Dabei mag ich eine 5 Folgen Staffel sehr gerne. Genau die richtige Länge um sich auf einen Aspekt zu konzentrieren und voll anzuspielen, kurz genug um zum Schluss zu kommen. Längere Staffeln sind toll, aber bringen natürlich auch immer die Gefahr, dass sie zu früh auseinander bricht, aus welchen Gründen auch immer. Mit einer eingespielten Runde lässt sich das aber sicher machen. Im Zweifel mache ich dann lieber eine 2. Staffel dazu.

Offline Anastylos

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Re: Serien und Kampagnen - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
« Antwort #7 am: 20.06.2016 | 19:36 »
Ich plane inzwischen auch in Staffeln wobei jede Staffel 10 Folgen mit je vier Stunden hat. Dadurch kann man größere Bögen spannen und hat ein grobes Ziel für die Kampagne. Wobei ich das natürlich immer an die Spielerentscheidungen anpasse.

Offline Archoangel

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Re: Serien und Kampagnen - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
« Antwort #8 am: 20.06.2016 | 21:09 »
Hmm... Mir scheint, dass es bei den ueblichen klassischen Kampagnen, wenn sie selbsterstellt sind, es ungewiss ist, wie eine Kampagne aussieht.

Ich verstehe den Satz nicht. Bitte erklären.
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Offline Blechpirat

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Re: Serien und Kampagnen - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
« Antwort #9 am: 20.06.2016 | 21:41 »
Um meinen Vergleich von hier nochmal zu bemühen und Sprawldogs Begrifflichkeiten zu verwenden:

Ein wesentlicher Unterschied ist, dass in den meisten Rollenspielen die Charaktere besser werden (vertikal wachsen), während sie in Serien vom Machtniveau oft gleich bleiben, aber sich in Bezug auf ihre Gefühle und Beziehungen (horizontal) stark ändern. Captain Picard ist am Ende von ST:NG nach Skillpunkten nicht wirklich besser oder mächtiger als bei der ersten Folge (IIRC ist er nicht mal befördert worden).

Offline Ludovico

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Re: Serien und Kampagnen - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
« Antwort #10 am: 20.06.2016 | 21:42 »
@Archoangel
Laenge, Struktur und teilweise der Plot der Kampagne sind dem SL unbekannt.

@Blechpirat
Das mag sein. Doch moechte ich eher um den Aufbau, Planung und Struktur einer Kampagne diskutieren.
« Letzte Änderung: 20.06.2016 | 21:46 von Ludovico »