Autor Thema: Irgendwo in IRLAND  (Gelesen 46567 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Puklat

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 497
  • Username: Puklat
Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #600 am: 22.08.2017 | 14:06 »
Schutz
.....
Sicherheit
....
Wärme


Gefühle, die ich nur noch aus der Erinnerung her kenne. Manche, kurze Momente mit Kristine, wenn ich sie im Arm halte, oder sie mich, lassen mich für einen sehr kurzen Moment soetwas wie Geborgenheit spüren. Aber das war immer eine Geborgenheit, die bedroht war. Ein brüchiges, flüchtiges Konstrukt, das nach wenigen Augenblicken von der Erinnerung an die Zeit in Lodon verdrängt wurde. Zermahlen von der Angst um Kristine und um mich selbst. Die Angst vor der Zukunft und dem Ungewissen.

Die Geborgenheit, die ich jetzt spüre schläfert mich ein. Die Erschöpfung der letzten Zeit, durch die Verwundung oder auch einfach nur wegen der Anspannung, der dauernden Angst vor dem was kommen mag und was war, diese Erschöpfung macht sich breit.
Ich merke den Impuls der Angst, als ich mein talgiges Spiegelbild erkenne. Sehe, wie mich das dritte Auge in  meiner Stirn mustert. Doch der Impuls ist schnell verschwunden. Übermächtig ist die Geborgenheit.

Ich weiß nicht, wie ich darauf komme, dass es um mich herum gefliest ist. Schließlich kann ich es nicht sehen. Kann es nur spüren, fühlen... oder mir einbilden. Aber ich habe das Gefühl in einem weißen, vielleicht gekacheltem Raum zu sein. Gehalten von einer großen Hand.

Ich stelle mir vor, dass diese Hand, die behütende, große Hand Kristine ist, die mich hält. Doch es ist dabei etwas viel kräftigeres. Es fehlt die Angst um Kristine, um uns, um mich, um die Welt, die Menschheit und alles was mir Lieb ist. Es ist einzig die Sicherheit und Wärme, die ich spüre.

Ich lächele dem dritten, dem munteren Auge sanft zu. Ein müdes, leicht verschmitztes Lächeln.

Eine Hoffnung, eine Mutmaßung macht sich in mir breit:
Ich habe es geschafft. Ich habe meine Ruhe gefunden.


Und jetzt... jetzt wo ich so müde bin... aber sicher und geborgen.... da ist es beruhigend zu wissen, dass doch zumindest ein teil von mir... in mir ... wachsam ist.

Pass gut auf, Auge...während ich meine Augen schließe und mir meine Ruhe hole, die ich mir so sehr wünsche.


Ich nicke dem Auge im Spiegelbild nocheinmal zu.
Dann schließe ich die Augen... und entspanne.

....


....

schlafe ... ein





Offline Der Läuterer

  • Moderator
  • Mythos
  • ********
  • Adjektivator des Grauens
  • Beiträge: 8.700
  • Username: Der Läuterer
Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #601 am: 23.08.2017 | 10:47 »
Du kommst zu Dir und siehst erneut im Spiegel das dritte Auge in Deinem Gesicht. "Sie sind soweit wieder hergestellt, Herr Ecklund. Es war ein harter Weg für Sie." Der Mann, Dir gegenüber, nimmt den Stirnreflektor ab. "Ich werde Sie als geheilt entlassen können und Ihre Papiere noch heute unterschreiben."

"Sie dürfen nicht vergessen täglich Ihre Medikamente einzunehmen. Und gehen Sie in den nächsten zwei Monaten einmal pro Woche zu Ihrem Hausarzt. Denken Sie bitte daran."

Der Mann im weissen, langen Kittel erhebt sich von seinem Stuhl. "Und nehmen Sie ein Taxi oder lassen Sie sich abholen."

Nachdem Dir beim Packen geholfen und die Papiere unterschrieben wurden, lächelt Dir eine Krankenschwester freundlich zu. "Alles Gute, Herr Ecklund."

Im Foyer wartet Kristine auf Dich. Sie rennt auf Dich zu und schliesst Dich in ihre Arme. Im Überschwang der Begrüssung entgleitet etwas ihrer Hand und fällt zu Boden ...

https://exolinguist.files.wordpress.com/2014/07/img_2062.jpg
Power Gamer: 38% | Butt-Kicker: 8% | Tactician: 67% | Specialist: 38%
        Method Actor: 96% | Storyteller: 83% | Casual Gamer: 13%

Nur wenige Menschen sind stark genug, um die Wahrheit zu sagen und die Wahrheit zu hören.
- Luc de Clapiers Marquis de Vauvenargues -

Offline Puklat

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 497
  • Username: Puklat
Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #602 am: 25.08.2017 | 11:14 »
Noch immer nicht verstehend, was passiert ist und etwas benommen von den vielen wieder neuen Eindrücken, gehe ich mit Kristine mit.

"Ich freue mich so sehr, dass es dir wieder gut geht.  Anfangs dachten wir alle, es wäre zu spät gewesen. Aber zum Glück", sie drückt mich nochmal an sich, "aber zum GLÜCK ist es nicht so geworden."
Ich hebe die Zeitung auf und schaue kurz darauf. Ich kann mich nicht erinnern Kristine in der letzten Zeit derart aufgekratzt und gesprächig war. In London schon. Aber danach... nach dem was passiert ist. nicht mehr.

Wir gehen ein paar Schritte, ich tapse wortlos neben ihr her. Meine Tasche in der einen Hand, in der anderen die Zeitung. Kristine hat sich bei mir eingehakt und führt mich aus dem Foyer des Gebäudes.

"Ach, ich freu mich so, dass es dir wieder gut geht."

Sie erzählt weiter, doch ich kann ihr kaum folgen. Ich war doch eben noch in einem Strudel.

Inzwischen sind wir aus dem Gebäude getreten, in die kühle Herbstluft.

"Stine... wie lange war ich hier?" Ich drehe die Zeitung so, dass ich auf einen Teil der Titelseite schauen kann.
Ich muss mindestens ein paar Wochen hier gewesen sein. Es fühlt sich herbstlich frisch an. Vielleicht Anfang September, oder eine wärmerer Oktobertag?

Ich drehe mich um und werfe einen Blick auf das Gebäude aus dem wir kamen. Definitiv ein Krankenhaus.

Kristine schaut mich mit einem Anflug von Traurigkeit an.
"Ove,... es ist viel passiert. Weißt du es nicht? Hat man es dir nicht gesagt? Du bist seit 3 Jahren hier.
Du hast doch die erste Zeit im Koma gelegen. Erst seit ein paar Wochen geht es mit dir wieder bergauf. Gerade jetzt... " Kristine schaut auf die Zeitung, aber dann schnell wieder zu mir.

"Aber das Wichtigste ist, dass es dir wieder gut geht. Komm lass uns fahren... ich habe eine Automobil gemietet."

Drei Jahre?! Wie kann das sein?!
Wie kann die Zeit so schnell verflogen sein? Und warum steht etwas von Krieg in der Zeitung?
Habe ich es doch nicht aufhalten können? Ist das der Krieg gegen oder um das Ende der Menschheit?


Kristine führt mich zu einem Wagen, der etwas abseits des Krankenhauses geparkt steht.
"Ich erzähl dir alles, während wir unterwegs sind. Wir haben eine ganz schön lange Fahrt vor uns. Aber sag... kannst du dich an nichts erinnern? Die Ärzte meinten eigentlich, du wärst dir deiner Umgebung wieder bewusst und würdest dich bald wieder erinnern können... naja.. aber das kommt dann wohl noch."

"Kristine... ich... weiß nicht genau, woran ich mich erinnere... aber dass ich solange weg war... das erinnere ich nicht."

"Kein Wunder! Du warst fast zwei Jahre am Schlafen. Wobei du schon oft gezuckt und gestöhnt hast. Ich habe mir dann wirklich Sorgen gemacht. Auch die Ärzte kannten soetwas nicht von Komapatienten. Aber ganz plötzlich wurdest du ganz still. So vor einem Vierteljahr vielleicht. Dann hast du dagelegen und ausgehen wie ein schlafendes Baby. Sehr friedlich und ruhig. Und seit 4 Wochen bist du wieder wach. Aber die Ärzte vermuten, dass deine Erinnerung noch 'eingeschlafen' ist."

Ich sitze auf dem Beifahrersitz, mein Hab und Gut liegt hinter mir auf der Sitzbank. Die Zeitung halte ich noch immer fest und ruhig in den Händen.

"Kristine, was für ein Krieg ist das?", frage ich und fürchte die Antwort.

"Ove... denk da nicht dran. Wir fahren erstmal heim!"

"Nein... sag es mir.", beharre ich.

"Deutschland... das Reich... sie haben Polen angegriffen... und Österreich haben sie auch übernommen. Und... es sieht aus als wäre die Welt wieder völlig verrückt geworden, Ove."

Ich sacke in mich zusammen.

Habe ich doch versagt? Oder wäre noch etwas viel schlimmeres passiert, wenn ich Caruso nicht erschossen hätte?

Als Kristine die Fahrt beginnt sage ich:
"Erähl mir doch bitte nochmal, was genau passiert ist."

Offline Der Läuterer

  • Moderator
  • Mythos
  • ********
  • Adjektivator des Grauens
  • Beiträge: 8.700
  • Username: Der Läuterer
Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #603 am: 25.08.2017 | 14:01 »
Ladies and Gents...



Das ENDE !
Power Gamer: 38% | Butt-Kicker: 8% | Tactician: 67% | Specialist: 38%
        Method Actor: 96% | Storyteller: 83% | Casual Gamer: 13%

Nur wenige Menschen sind stark genug, um die Wahrheit zu sagen und die Wahrheit zu hören.
- Luc de Clapiers Marquis de Vauvenargues -