Autor Thema: Schwerter - Wie scharf?  (Gelesen 50277 mal)

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Offline Rauthorim

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Schwerter - Wie scharf?
« am: 15.06.2003 | 22:34 »
Wie scharf waren Schwerter im Mittelalter?

Was meint ihr waren sie sehr scharf? Oder lag die Gefährlichkeit dieser Waffe in ihrer Wucht?
Das ist keine Signatur.

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #1 am: 15.06.2003 | 22:40 »
Hmm, kommt wohl darauf an, was man unter scharf versteht. Auf jeden Fall nicht so scharf wie Rasierklingen oder Messer. Wobei, so scharf wie ein stumpfes Messer können Schwerter im Mittelalter schon gewesen sein. Mehr wird sich eher nicht gelohnt haben. Dafür war das Eisen einfach zu weich und es brachte auch nicht soviel. Schwerter waren zwar angeschärft - also keilförmig zugeschliffen aber schneiden konnte man damit eher nicht.
Die typische Verletzung durch Schwerter waren Platzwunden, die durch die Schärfe der Waffe und die Wucht des Schlages zustande kam.
Später wurden solche Waffen natürlich schärfer - mit zunehmender Qualität des Stahles, da dann nicht mehr jeder Schlag Scharten in das Schwert geschlagen hat.

Gast

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #2 am: 15.06.2003 | 22:42 »
klar waren die klingen SCHARF!
bei heutigen schaukampfwaffen darf die kante 3mm breite nicht unterschreiten, da sonst bei einem treffer an der schwerthand z.b. immer noch finger abgequetscht werden können.
wobei scharf imho relativ ist. die bidenhänder warn nicht unbedingt scharf, hatten meines wissens aber eine geschliffene kante die in verbindung mit der wucht dieser massiven schwerter ihre wirkung erzielte.

Offline 8t88

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #3 am: 15.06.2003 | 22:45 »
Kommt darauf an woher die Schwerter waren...
Ich kann mir Vorstellen, dass die Fernöstlichen Schwerter um einiges schärfer waren als die in Europa, oder?
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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #4 am: 15.06.2003 | 23:27 »
@Arxuxos: Eine 3mm breite Kante ist in dem Sinne nicht wirklich scharf. Versuch mal ein Messer zu finden, dessen Klingenkante einen Millimeter breit ist.
Aber wir meinen schon das gleiche, durch diese Kante - die auch mit Schleifstein und Leder schön dünn gehalten wurde - und die Wucht des Schlages kam es zu den 'Schnitt'verletzungen. Die aber eben nur Schnittförmige Platzwunden waren.
Wenn man mit einem Schwert des Mittelalters, mit dem damaligen Stahl, auf etwas festeres geschlagen hat, als menschliches Fleisch, dann war die Kante sehr schnell stumpf (abgeplattet) und schartig.
Man darf mittelalterliche Schwerte nicht mit heutigen vergleichen, da die Stähle aus denen sie bestehen ganz andere Festigkeitsgrade haben.

An Schwertern, die nicht so alt sind kann man sich übrigens sehr wohl schneiden. Das Kavalerieschwert meines Opas aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 ist auch heute noch scharf genug, dass ich mich da in jüngeren Jahren mal ganz schön drann geschnitten habe. Warum muss ich auch alles antatschen.  ::)

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #5 am: 15.06.2003 | 23:49 »
Schwerter brauchen nicht unbedingt scharf zu sein, um Wirkung zu haben. Ein Kettenhemd schützt z.B. hinreichend vor der Schnittverletzung eines Schwerthiebs - aber der Knochen darunter bricht höchstwahrscheinlich trotzdem.

So waren mittelalterliche Schwerter (laut einem Mitglied einer entsprechenden historischen Truppe, die auch Schaukämpfe veranstalteten) auch gar nicht so scharf - allerdings weiß ich weder, auf welches Mittelalter er sich dabei bezog - immerhin reden wir dabei von einem Zeitraum von ca. einem halben Jarhtausend - noch inwieweit seine Aussage regional gesehen allgemeingültig ist.

Offline Le Rat

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #6 am: 16.06.2003 | 01:39 »
So habe ich es bisher auch gehört.

Säbel sollten allerdings durchaus scharf sein, da bei ihnen die Schnittwirkung gegen Ungerüstete die Hauptaufgabe war.

Offline Edward Fu

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #7 am: 16.06.2003 | 01:58 »
Ich hab auch irgend wo gelesen, das Schwerter zum größten Teil auf Wuchtwirkung basieren. Aber mal ehrlich: Wenn man von einem Schwert getroffen wird, dann ist einem doch ziemlich egal, ob man durch einen Schnitt stirbt, oder erschlagen wird. tot ist tot.
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Samael

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #8 am: 16.06.2003 | 08:17 »
Kommt darauf an woher die Schwerter waren...
Ich kann mir Vorstellen, dass die Fernöstlichen Schwerter um einiges schärfer waren als die in Europa, oder?

Du spielst sicher auf Katanas an. Zur Zeit der Katanas gab es in Europa allerdings Säbel und Rapiere, und die waren sicher ebenso scharf.

Offline Dash Bannon

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #9 am: 16.06.2003 | 08:21 »
Ich hab auch irgend wo gelesen, das Schwerter zum größten Teil auf Wuchtwirkung basieren. Aber mal ehrlich: Wenn man von einem Schwert getroffen wird, dann ist einem doch ziemlich egal, ob man durch einen Schnitt stirbt, oder erschlagen wird. tot ist tot.

stimmt!

man muss immer bei Aussagen das Mittelalter betreffend immer eines bedenken 'nix genaues weiss man nicht', kaum eine Epoche steckt derart voller ungeklärter Fragen wie das Mittelalter, ganz davon abgesehen, dass die Historiker sich über den zeitlichen Rahmen noch nicht sicher sind (werden sie wohl auch nie) und deshalb ist es schwer zu sagen wie irgendetwas im MA war.
Und wie Slobo schon sagte auch im MA hatte eine Waffe in erster Linie eins zu sein, effektiv und in einer 'grossen Schlacht' (also ein paar Hundert Mann) wurde die Klinge eh stumpf, deswegen würde ich vermuten das die Schwerter eher schwer als scharf waren (ist aber nur ne Vermutung)
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

Offline Yerho

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #10 am: 16.06.2003 | 13:04 »
Ich würd's so sagen wollen: Wenn man mit einem heutigen Küchenmesser bei einem Waffenschmied des 12. Jahrhunderts (egal, welcher Region) aufgetaucht wäre, hätte man todsicher dessen ungeteiltes Interesse gehabt.

Jedenfalls so lange, bis man angefangen hätte, etwas von Polymeren und Preßschliff zu erzählen. ;)
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Offline Lord Verminaard

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #11 am: 16.06.2003 | 13:11 »
Da ich (derzeit) kein Rollenspiel im irdischen Mittelalter betreibe, ist es mir auch nicht so wichtig, wie scharf die Schwerter dort waren. So eine gute Zwergenklinge jedenfalls, die ist höllisch scharf! ;) Ich glaube, damals war der "spanische Stahl" härter und besser als das im Norden und Osten Europas geschmiedete Material. Mag an der Fortschrittlichkeit der Araber gelegen haben, die die iberische Halbinsel mit prägte. Vermutlich waren diese Klingen (allen voran die berühmten Toledo-Schwerter) dann auch eine Ecke schärfer als ein Claymore.
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Offline Boba Fett

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #12 am: 16.06.2003 | 13:26 »
Claymore und Säbel (Degen) darf man nicht vergleichen, da sie aus verschiedenen Epochen stammen.
Im späten Mittelalter war die Schmiedekunst schon viel weiter und man verstand das Falten von unterschiedlichen Stahlsorten.
Spanien hatte einige gute Schieden, Toledo ist eine davon.
Damaskus (Damazener Stahl) war sehr berühmt (wg. Falten).
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Offline Darklone

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #13 am: 16.06.2003 | 14:16 »
Ob nen Schwert scharf war oder nicht, oder ob einer überhaupt nen Schwert führte (ist nicht ganz so einfach), war am ehesten von dem Käufer abhängig. (Konnte er kämpfen oder nur kloppen).
Ähnliches Problem ist wohl die Flachparierer gg. Schartenklopfer Diskussion in Schwertkämpfer und Schaukämpferkreisen... Die Tatsache, dass man ein scharf geschliffenes Schwert nicht Kante auf Kante parieren sollte, hielt wohl auch im Mittelalter nicht jeden davon ab, es zu tun, bzw. sich gleich ne Eisenstange schmieden zu lassen, die sowas aushielt.

Wirklich Schwertschulen unterschieden sich in Technik und Qualität der Waffe nicht wirklich vom Japan in seiner Blütezeit, am ehesten waren die europäischen Waffen dank der deutlich besseren Stahlqualität den japanischen überlegen...
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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #14 am: 16.06.2003 | 22:17 »
Schwerter waren wohl tendenziell eher scharf.

Gegenkönig Rudolf von Schwaben wurde in der Schlacht an der Elster 1080 die Schwerthand abgetrennt, Walram von Valkenburg verlor 1288 bei Worringen die Nase. In der Literatur verlieren zum Beispiel Walter von Aquitanien und einer von Kriemhilds Spielleuten eine Hand, jeweils durch Hagen von Tronje. Die Wikingersagas sind voll von abgetrennten Füßen, ein Schwert trägt den klangvollen Namen Fußbeißer.

In den Massengräbern von Wisby schließlich hat man jede Menge Anschauungsmaterial zur Schärfe mittelalterlicher Schwerter gefunden - die Knochen sind nicht zerbrochen, sondern glatt durchhauen. Manchmal wird behauptet, ein paar Unglücklichen seien beide Beine mit einem Hieb abgetrennt worden.

Damaststahl wurde schon während der Völkerwanderungszeit von unseren barbarischen Vorfahren hergestellt. Homogener Stahl ist der modernere Werkstoff...

Offline Jazznow

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #15 am: 16.06.2003 | 23:32 »
Nicht zu vergessen der Jünger Jesu der dem Römer nen Ohr abgehauen hat.
Obs war is oder net is egal. Hauptsache ist, dass es (grundsätzlich) möglich war, sonst hätte man es net gesagt.

greetz Jazz
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Offline 8t88

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #16 am: 17.06.2003 | 06:17 »
Was ist eigentlich miz den Damastzener Schwertern?

Die müssen doch vesonders gut wegen dieser Falt-Technick gewesen sein, oder ???
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Offline Althalus

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #17 am: 17.06.2003 | 08:09 »
Waren sie auch - im Vergleich.
Moderner Werkzeugstahl entspricht in seiner Qualität einem damaszierten Schwert. Allerdings liegen da auch einige Jährchen dazwischen.  ;)
Zitat
Du spielst sicher auf Katanas an. Zur Zeit der Katanas gab es in Europa allerdings Säbel und Rapiere, und die waren sicher ebenso scharf.

Nicht ganz korrekt. Das Katana taucht erstmals im 12.Jhdt n.Chr. auf. Säbel in Europa weiß ich jetzt nicht, aber Rapiere dürften erst um 1500 in Mode gekommen sein.
Außerdem darf man nicht vergessen, daß Rapiere reine Duellwaffen waren, auf dem Schlachtfeld absolut zum Vergessen.
Hingegen wurden Katana, Tachi, No-Dachi usw. sehr wohl auch in der Feldschlacht eingesetzt - ebenso wie Säbel in Europa. Vor allem vom Pferd aus.

Um eine Hand abzutrennen, muß eine Klinge nicht mal besonders scharf sein. Selbst mit einem stumpfen Iaito kann man einen Finger abtrennen - und das ist meist aus Aluminium.
Beruht eher auf einer Bruchwirkung als auf einem echten Schnitt.
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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #18 am: 17.06.2003 | 10:39 »
Die ersten Bronzerapiere tauchten schon um 2000 v. Chr. auf. Beispielsweise die Troja ausstellung hat einige dabei. Durchgesetzt haben sie sich aber eben erst sehr spät, gegen Speer und Schild Kämpfer waren die Dinger einfach sinnlos.

Moderner Werkzeugstahl und Damaststahl... Knapp unterschiedliche Temperaturbehandlung ;D Was die Qualität angeht, hier in der Gegend ist nen Schmied, der so einiges zu sagen hat über heutigen Industriestahl... ;D

Säbel in Europa... Schwer zu sagen. Einige krumme Klingen dürften schon recht früh ihren Weg aus dem "Morgenland" zu uns gefunden haben.

Der Hauptunterschied ist (meiner Meinung nach): Scharfe Schwerter sind leicht, schnell und schwierig zu führen, aber sehr effektiv, wenn man es kann. Hieb- und Hackschwerter sind vergleichsweise Eisenstangen, unhandlich und wuchtig, aber einfach zu benutzen. Dafür kommt man mit der leichten Waffe eher durch ne schwere Rüstung durch (wenn man sauber trifft und schneidet), als mit der Hackklinge. Man muss sich dabei vor Augen halten, dass der beste Weg durch eine Rüstung aus gehärtetem Stahl mit einem Schwert ein sauberer Schnitt ist, für nen Spalthieb (der die Klinge mehr beschädigt wie die Rüstung) fehlt meist Kraft und Gewicht.
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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #19 am: 17.06.2003 | 10:55 »
Zitat
Moderner Werkzeugstahl und Damaststahl... Knapp unterschiedliche Temperaturbehandlung  Was die Qualität angeht, hier in der Gegend ist nen Schmied, der so einiges zu sagen hat über heutigen Industriestahl...

Allerdings ist der Stahl, mit dem damals damasziert wurde, von wesentlich schlechterer Qualität als heutiger Werkzeugstahl. Von daher geht dein Schmied von dem Material aus, das ihm zur Verfügung steht (was klar ist).
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Offline Boba Fett

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #20 am: 17.06.2003 | 11:10 »
Der Schmied wird, wenn er an dem Thema interessiert ist, bestimmt auch noch was über die historischen Eisen' sagen können...
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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #21 am: 17.06.2003 | 11:16 »
Hm,

soweit ich weiß sind Schliff und Art der Waffe sehr stark von der Epoche abhängig. Die Europäer haben Waffen gemacht um sie gegen gewissen Rüstungstypen einzusetzen bzw. um bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Mir hat man immer erzählt daß das klassische Langschwert im vorderen Drittel scharf war, und eine lange Fehlschärfe hatte um "ins Schwert greifen" zu können und eben bei paraden nicht ständig "scharten auswetzen zu müssen". Davon abgesehen hat unter z.B. einem Kettenhemd ein solides stück Tuch eine Menge Wuchtschaden abgehalten. Wer also "gut betucht" war, hatte schon so seine Vorteile im Gefecht.

Wenn ich mir anschaue wie z.B. in den talhofferschen Fechbüchern (15. jh.) die Kampftechniken beschrieben sind, bin ich mir nicht so sicher ob es eine gern geführte Waffe auf den Schlachtfeldern war... Die Techniken kümmern sich nicht viel darum wo man die Klinge vor und nach dem "Hauen" hinbewegt. Talhoff beschreibt die verschiedenen "Huthen" (Oder Ausgangsstellungen), und es wird recht schnell klar... Wenn da zufällig einer hinter mir steht und ich zum Ochsen aushole, dann hadder Aua.

Wie hier schon gesagt wurde: Es kommt auf die Epoche und stark auf die Region an, wie die Waffen nun wirklich waren.

Eines möchte ich aber noch sagen: Es kam hier die Aussage an, daß die europäische Schwertschule sich in gewissen Epochen nur wenig von der Japanischen unterschieden hätte. Das ist nicht richtig. Die Japaner haben das Katana (oder Tachi) bzw. No-Dachi nicht als Waffe gesehen, sondern als erweiterung ihres selbst. Es ist für sie nicht ein Stück Stahl, sondern eine Lebensphilosophie. Entsprechend war das Fechten im Japanischen viel stärker ritualisiert, es gab viel mehr Techniken und Formen, wurde im allgemeinen als Kunst und nicht als Fertigkeit betrachtet.

Das geht allein schon aus der Fremdartigkeit der Waffen hervor... Das Katana und das Langschwert sehen vielleicht ähnlich aus, sind aber völlig unterschiedliche Waffen. Ein Schwert ist eine Hiebwaffe. Ein Katana ist eine Schneidewaffe... Eher zu vergleichen mit einem Säbel (und sogar da sind die Unterschiede eklatant).

Wer glaubt daß solche Waffen nicht richtig scharf waren, irrt. Um die Qualität einer Waffe zu testen haben die Japaner u.a. Menschen in zwei Teile gehauen - wenn es gelang, war die Waffe gut. Wenn nicht, wurde der Schmied geköpft.

Ein kraft- und kunstvoller Hieb mit einem Katana konnte einen Hara oder einen Men (Brust bzw. Kopfpanzer) wie Butter durchschneiden.

Die Stahlqualitäten waren definitiv unterschiedlich. Dafür waren aber die Schmiedetechniken besser: Noch heute gibt es in Japan Museen wo z.B. das Tokugawa-Tachi ausgestellt ist... eine Waffe die im 16. Jahrhundert geschmiedet wurde und heute noch scharf ist.

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #22 am: 17.06.2003 | 11:18 »
Das was wir unter 'Mittelalter' verstehen umfasste eine Zeitspanne von knapp 1000 Jahren. Eine etwas genauer Spezifikation der Frage wäre also notwendig. Ebenso ist es wichtig zu wissen welche Region Du mit Deiner Frage meinst.

Viele Grüße
hj

Gast

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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #23 am: 17.06.2003 | 12:14 »
Ich bezweifle, daß es die kruden "Eisenstangenschwerter" wirklich gab, und behaupte, daß sie alle scharf waren, mehr oder weniger. Was für einen Sinn sollte es haben, bewußt stumpfe Schwerter herzustellen, wenn man einen Morgenstern soviel billiger haben konnte?

Der einzige Weg durch durch einen Plattenharnisch führt auch für die tollsten Schwerter durch die Lücken - oder was meint ihr, warum man das Schwert kurz faßte und stach, oder lieber gleich zu Kriegshammer, Streitkolben oder Reiteraxt griff?

Immerhin wurden die alten Hiebschwerter mit Hohlkehle in der breiten, dünnen Klinge, im Hochmittelalter völlig von dem neuen Typ mit starrer Mittelgratklinge abgelöst - parallel zum Aufkommen des Plattenpanzers.

Die berühmten Damaszener Schwerter - korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber ich könnte mir denken, daß sie genau wie Katana und die Schwerter der Völkerwanderungszeit eine homogene Schneidkante hatten, diese Schmiedetechnik also auf die Schärfe keinen Einfluß hat.

Und um mal eine Attacke gegen Windmühlen zu reiten:

Wenn man auch nur ein einziges europäisches Schwert so in Ehren gehalten hätte, es fünfhundert Jahre zu pflegen, wäre es sicher noch ebenso scharf wie das von Herrn Tokugawa. Stattdessen hat man Schwerter recycelt.

Daß die alten Japaner schlechte Schmiede sofort hinrichteten, möchte ich bezweifeln. Es hört sich verdammt sinnlos an.

Ebensowenig glaube ich, daß ein Katana einen Helm wie Butter zerteilen kann.  

Ich bin mir freilich darüber im klaren, daß gegen diese japanischen Legenden nicht anzukommen ist.




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Re:Schwerter - Wie scharf?
« Antwort #24 am: 17.06.2003 | 14:01 »
@Exsöldner und Leo
Das Thema interessiert mich, zumal ich gerade ein Rollenspiel in einer japanisch angehauchten Welt spiele. Könntet ihr beide eure Quellen zu euren, sich widersprechenden Aussagen angeben? Ich weiß nämlich nicht, wem ich glauben soll...

Eins noch:
Zitat
Daß die alten Japaner schlechte Schmiede sofort hinrichteten, möchte ich bezweifeln. Es hört sich verdammt sinnlos an.
Du weißt, was Sepukku ist oder? Das ist in unseren Augen auch nicht gerade sinnvoll, doch es war in jener Epoche trotzdem Brauch.

MfG
bummbumm