Autor Thema: Gewalt im Rollenspiel  (Gelesen 23361 mal)

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Offline blut_und_glas

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #100 am: 10.08.2003 | 12:30 »
Wir sprechen hier schließlich nicht von Selbstjustiz, sondern von Hilfeleistung!

Wenn die Orks beispielsweise einfach angegriffen und alle getötet werden, ihre Habseligkeiten zusammengerafft werden und die Hütten angezündet - dann könnte man auch von Selbstjustiz sprechen. Wenn man solche Konzepte im Spiel unterbringen möchte.

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #101 am: 10.08.2003 | 13:44 »
1) Zu "Säulen der Erde": wird da vergewaltigt? Ich erinenre mich an 2 Versuche, die aber scheitern. Aber lies mal "Mit Feuer und Schwert". Mir Fällt der Author nicht mehr ein, aber er hat für Quo Vadis 1904 den Literaturnobelpreis gewonnen. Das ist ein verdammt heftiges Buch, absolut nichts für schwache Nerven.

2) Mit Orks reden? Das ich nicht lache! Das wäre noch hirnrissiger, als wolle man KZ-Häftlinge befreien indem man an die Menschlichkeit der SS-Wachen appelliert.
PS: alle Aussagen sind nur meine persönliche Meinung. Ihr habt meine ausdrückliche Erlaubnis, eine andere Meinung zu vertreten.

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #102 am: 10.08.2003 | 14:21 »
Gewalt ist schließlich keine Lösung.

Warum nicht? Wenn alle Orks tot sind, werden keine Dörfer mehr überfallen, außerdem kann ein Krieger im Kampf Ruhm und Ehre erwerben.

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #103 am: 10.08.2003 | 14:21 »
Zitat
Natürlich stehe ich sogenannten Tabus auch skeptisch gegenüber.
So natürlich ist das nicht, zumindestens für mich nicht ;)

Zitat
Nun, das die Spielercharaktere vergewaltigen bzw das Spielercharaktere vergewaltigt werden dürfte selten sein.
Selten, aber schon vorgekommen, zumindestens bei uns ...

Zitat
Ist nicht die Selbstjustiz der Helden das eigentliche Gewaltproblem ?
Angenommen den Helden gelingt es im oben genannten Szenario sich unbemerkt an die Orks anzuschleichen.
Was nun, sie haben doch kein Recht die Orks mit ihren Waffen abzuschlachten.
Immerhin können die Orks ja nichts dafür, sie sind nur Produkt ihrer Erziehung.

Sollten die Helden in so einer Situation nicht auf eine gewaltfreie Lösung setzen, um die Orks von ihrem tun abzuhalten ?
Gewalt ist schließlich keine Lösung.
Viele Abenteuer drehen sich allein um das, was Du Selbstjustiz nennst. Allerdings sehe ich darin kein Problem. Das Thema wurde schon kurz im Rassismus im Rollenspiel Thread angesprochen.
Orks sind in den meisten Abenteuern einfach die Feindbilder, weil sie nicht nach den moralischen Prinzipien der restlichen Welt leben. Jetzt könnte man eine lange Grundsatz Diskussion darum führen, ob Orks dadurch kein Recht auf Leben und Freiheit haben. Aber ich denke, das gehört hier nicht hin.
Ausserdem musst Du mal darüber nachdenken, wie das bei den Menschen aussieht. Ein Kind, das eine traumatische Vergangenheit hat und sich auf Grund dessen zu einem "gesellschaftlichen Monster" entwickelt und Frauen vergewaltigt, ist auch nur Kind seiner Erziehung...

Zu "Säulen der Erde":
Also Gewalt wird in diesem Buch keineswegs Zelebriert. Das halte ich für stark übertrieben!
@Meister Analion: Soweit ich mich erinnern kann, wird Aliena einmal vergewaltigt und das wird auch recht detailliert beschrieben.

Und Amazon sagt mir, dass der Schriftsteller von "Mit Feuer und Schwert" Henryk Sienkiewicz heisst ;)

Offline Arbo

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #104 am: 10.08.2003 | 14:21 »
@ Alrik:

Du sprichst da einen wunden Punkt an, den ich allerdings noch etwas präzisieren würde. Nicht etwaige Selbstjustiz ist das Problem, sondern die tlw. doch unterlassenen (vereinfachten) Schilderungen, unreflektierte Übernahme von Filmhandlungen u.ä.

Ähnliche Situationen habe ich nämlich auch mal erlebt. Da kam ebenfalls die Frage auf, ob die Orken denn nicht auch Wesen wie Du und ich seien usw. ... ICH habe dann geantwortet, dass in der Erziehung der Charaktere, der meisten jedenfalls, die Orken immer als schreckliche Bestien, die nicht lebenswert sind usw. geschildert worden. So gesehen dürfte den Spielern klar werden, wie sie ihre Charaktere spielen können bzw. was auf sie darauf zu kommt, wenn sie halt gegen diesen Rollenspielweltgesellschaftskonsens verstoßen. Es geht um Orientierung. Diese wird oftmals nicht geliefert.

Dennoch ist es zumindest bei mir so, dass ich als Spieler und Spielleiter Gewalttaten nicht so dolle finde. Habe ich als Spielleiter das Gefühl, dass die Spieler ggf. zu nachlässig mit dem Thema Gewalt umgehen, dass es in gewisser Weise eher einen Spaßfaktor bildet, nehme ich mir ausnahmsweise mal die Freiheit und schildere die Todesszenen ausführlicher. Ich bezweifle, dass es viele Spieler gibt, die es obercool finden, einen Ork o.ä. aufgeschlitzt zu haben, wenn Du ihnen schilderst, wie diesem das Gedärm aus dem Bauch rutscht, er es in den Händen hält und seinem Töter (= Mörder = Krieger = S.... ;) ) mit fragendem Blick ins Angesicht schaut, während ...

Töten ist nicht cool und bei mir wird es auch nicht so beschrieben. Heroische Taten zeichnen sich nicht durch das Ausblenden unangenehmer Dingen aus. Dies sehen nicht alle so.

Im Rollenspiel bin ich aber bisher SO am besten gefahren.

Im Übrigen habe ich das große Glück eine hervorragende Truppe zu leiten, die es auch mal ohne Kämpfe aushält ... dagegen aber etliche Rollenspielsitzungen in Anspruch nimmt, um eine Stadt zu erkunden oder auch um ein Attentat zu planen.

@ Meister Analion:

zu "Säulen der Erde" ... Nur weil der Alrik (???, Stiefbruder vom Titelhelden), wenn ich mich recht entsinne, nicht so recht in der Lage war, ... naja, egal.

Ich fand das Buch schon recht heftig. Warum dies so häufig und mit einer derartigen Ausführlichkeit geschehen musste, frage ich mich wirklich. Dass es auch etwas anders geht, zeigt "Im Zeichen des Kreuzes", was von den Kinderkreuzzügen handelt.

Zitat
Aber lies mal "Mit Feuer und Schwert". Mir Fällt der Author nicht mehr ein, aber er hat für Quo Vadis 1904 den Literaturnobelpreis gewonnen. Das ist ein verdammt heftiges Buch, absolut nichts für schwache Nerven.

Ich denke mal, Du meintest dieses Buch

Mit Feuer und Schwert

Danke für den Hinweis, denn dies hat mich etwas neugierig gemacht :)

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« Letzte Änderung: 10.08.2003 | 14:25 von Sara Pink »
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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #105 am: 10.08.2003 | 14:28 »
Aber vorsicht! Wenn dir Säulen der Erde schon schlaflose Nächte bereitet hat, wirst du davon wochenlange Albträume bekommen! Ich bin ja jemand, der bei den heftigsten Splatter- und Horrorfilmen sein Abendessen mampft und dann vor Langeweile ein Nickerchen macht, aber dieses Buch habe ich nicht so leicht verdaut.
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Offline blut_und_glas

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #106 am: 10.08.2003 | 14:39 »
Ich bezweifle, dass es viele Spieler gibt, die es obercool finden, einen Ork o.ä. aufgeschlitzt zu haben, wenn Du ihnen schilderst, wie diesem das Gedärm aus dem Bauch rutscht, er es in den Händen hält und seinem Töter (= Mörder = Krieger = S.... ;) ) mit fragendem Blick ins Angesicht schaut, während ...

"Obercool" vielleicht nicht, aber vielleicht doch erstrebenswert für die Atmosphäre die erzeugt werden soll (und in die die Spieler auch eintauchen wollen). Wie kann beispielsweise Horror funktionieren ohne die Spieler zu ängstigen?

Zitat
Töten ist nicht cool und bei mir wird es auch nicht so beschrieben. Heroische Taten zeichnen sich nicht durch das Ausblenden unangenehmer Dingen aus. Dies sehen nicht alle so.

Ich denke vor allem, dass man das auch nicht immer gleich sehen muss. In verschiedenen Kampangen spielt Gewalt für mich eine teilweise ganz andere Rolle, und wird auch dementsprechend anders dargestellt.

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #107 am: 10.08.2003 | 14:39 »
@ Sara Pink:

Zitat
Zu "Säulen der Erde":
Also Gewalt wird in diesem Buch keineswegs Zelebriert. Das halte ich für stark übertrieben!

Das mit dem zelebriert mag daran liegen, dass ich so ein sanftes Gemüt bin ;)

Zitat
@Meister Analion: Soweit ich mich erinnern kann, wird Aliena einmal vergewaltigt und das wird auch recht detailliert beschrieben.

Ich will jetzt keine Haare spalten ...

Neben den Vergewaltigungen fand ich bspw. die Szenen mit den Tiermisshandlungen auch recht heftig.

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #108 am: 10.08.2003 | 14:45 »
@ Meister Analion:

Hm, da habe ich mich wahrscheinlich etwas missverständlich geäußert. Es ist jetzt nicht so, dass ich da durch die Gewalt Alpträume bekomme. Die Art und Weise, wie der Autor mit dem Thema Gewalt umgeht, es dem Leser tlw. wirklich penetrant auf die Nase zu dürcken versucht, die störte mich einfach.

(Die schlaflosen Nächte kamen eher vom "Durchlesen" ;) )

Insgesamt fand ich die Geschicht ganz O.K. und interessant. Und ohne den Eindruck, den ich hatte, würde sich dieses Buch (Säulen der Erde) wohl unter meinen ersten 10 Lieblingsbüchern befinden.

Ansonsten werde ich Dir mal berichten, ob ich von "Mit Feuer und Schwert" Alpträume bekommen habe ;)

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #109 am: 10.08.2003 | 14:45 »
@ Sara Pink:

Zitat
Zu "Säulen der Erde":
Also Gewalt wird in diesem Buch keineswegs Zelebriert. Das halte ich für stark übertrieben!

Das mit dem zelebriert mag daran liegen, dass ich so ein sanftes Gemüt bin ;)

Zitat
@Meister Analion: Soweit ich mich erinnern kann, wird Aliena einmal vergewaltigt und das wird auch recht detailliert beschrieben.

Ich will jetzt keine Haare spalten ...

Neben den Vergewaltigungen fand ich bspw. die Szenen mit den Tiermisshandlungen auch recht heftig.

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Ok, kein "Mit Feuer und Schwert" für dich ;D
PS: alle Aussagen sind nur meine persönliche Meinung. Ihr habt meine ausdrückliche Erlaubnis, eine andere Meinung zu vertreten.

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #110 am: 10.08.2003 | 14:55 »
@ blut und glas:

Zitat
Wie kann beispielsweise Horror funktionieren ohne die Spieler zu ängstigen?

Die Frage ist, was unter Horror verstanden wird.

Für mich ist immer wieder interessant, dass gerade die alten s/w-Sherlock Holmes-Filme ohne viel Blut auskommen.

Zitat
Ich denke vor allem, dass man das auch nicht immer gleich sehen muss. In verschiedenen Kampangen spielt Gewalt für mich eine teilweise ganz andere Rolle, und wird auch dementsprechend anders dargestellt.

Sehe ich ähnlich, nur versuche ich den Spielern klar zu machen, was die Gewalttaten ihrer Charakter bedeuten können. Erst recht, wenn ich den Eindruck habe, dass dies ggf. nicht recht eingeschätzt wird und eben ein Ork mal schnell dahingemetztelt werden soll, weil das cool ist.

(Was wäre wohl, wenn man den Spieß mal herum drehen würde *g* )

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #111 am: 10.08.2003 | 15:07 »
@ blut und glas:

Zitat
Wie kann beispielsweise Horror funktionieren ohne die Spieler zu ängstigen?

Die Frage ist, was unter Horror verstanden wird.

Für mich ist immer wieder interessant, dass gerade die alten s/w-Sherlock Holmes-Filme ohne viel Blut auskommen.

Wer sagt denn, dass zum Ängstigen Blut dazu gehört, oder Gewalt? Also mein SL schafft das sehr genial ohne. Ich definiere Horror als Spiel mit meinen Ängsten, meiner Realität und meinen Sinnen.

Zitat

Sehe ich ähnlich, nur versuche ich den Spielern klar zu machen, was die Gewalttaten ihrer Charakter bedeuten können. Erst recht, wenn ich den Eindruck habe, dass dies ggf. nicht recht eingeschätzt wird und eben ein Ork mal schnell dahingemetztelt werden soll, weil das cool ist.

(Was wäre wohl, wenn man den Spieß mal herum drehen würde *g* )
Du machst das dem Spieler klar, in dem Du die Gewalttaten ausführlicher beschreibst? Damit würdest Du bei einem Teil meiner Runde offene Türen einrennen. Ein SL von mir macht das auch sehr gerne, allerdings dient uns das zur Belustigung, weil wir eigentlich durch die Bank weg Splatter lieben ;)
Auf der anderen Seite hatten wir auch schon den Fall eines Kriegstraumas, oder dass man einen Gegner nicht töten konnte, weil auf einmal die Emotionen, die Moral und die Menschlichkeit in einem Char die "Überhand" genommen haben...
Je nach Charakter und je nach Spiel kann beides ein Stilmittel sein, dass der Unterhaltung dient und ich denke immer noch, dass die Ausgewogenheit der beiden Faktoren den meisten Spaß bringen.

Offline blut_und_glas

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #112 am: 10.08.2003 | 15:16 »
Wer sagt denn, dass zum Ängstigen Blut dazu gehört, oder Gewalt?

Niemand?

Andererseits kann man durch Brutalität (ob nun im Splatter-Stil von Braindead oder doch eher angelehnt an Seven) relativ einfach bestimmte Effekte erzählen. Und ein simples Mittel muss ja nun kein schlechtes sein, oder?

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #113 am: 13.08.2003 | 12:01 »
@ Sara Pink:

Zitat
Wer sagt denn, dass zum Ängstigen Blut dazu gehört, oder Gewalt?

Naja, ich habe oft das Gefühl, dass eben damit der Einsatz von Gewalt im RPG gerechtfertigt wird ...

Zitat
Du machst das dem Spieler klar, in dem Du die Gewalttaten ausführlicher beschreibst? Damit würdest Du bei einem Teil meiner Runde offene Türen einrennen. Ein SL von mir macht das auch sehr gerne, allerdings dient uns das zur Belustigung, weil wir eigentlich durch die Bank weg Splatter lieben

Naja, bei mir hat das wenig mit "splatter" zu tun. Das, was Du ggf. als "splatter" bezeichnen würdest, täte ich so beschreiben, dass Dir der Spass an "splatter" vergeht 8)

Ich persönlich tu mich immer schwer damit, ein Massaker, sei es an Orken oder Menschen, irgendwie mit einem "heroischen Ehrgefühl" (Was sind wir doch für Helden! ... Cool! usw.) einhergehen zu lassen.

@ blut und glas:

Zitat
Andererseits kann man durch Brutalität (ob nun im Splatter-Stil von Braindead oder doch eher angelehnt an Seven) relativ einfach bestimmte Effekte erzählen. Und ein simples Mittel muss ja nun kein schlechtes sein, oder?

Entschuldigung, aber Splatter-Stil und Brutalität schließen sich aus. Der Splatter-Stil vereinfacht derartig, dass Brutalität erträglich (wenn nicht sogar vernachlässigbar) scheint und somit eigentlich nur noch zur Belustigung da ist. Das Einzige, was damit dargestellt und vermittelt werden kann, ist eigentlich nur ein "Coolnessfaktor" wie bspw. bei "Pulp fiction".

Im Film trug dies zu einer gewissen Komik bei. Für das Rollenspiel heißt es aber nicht zwangsläufig, dass der Splatter-Stil eine gewisse Komik garantiert, erst recht, wenn sie von den Spielern gar nicht gewollt ist.

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #114 am: 13.08.2003 | 12:03 »
@ Meister Analion:

Nochmals nachträglich vielen Dank für den (ggf. unbeabsichtigten ;) ) Buchtipp. Bin momentan am Lesen. Das Buch ist köstlich. Ung gut geschlafen habe ich bisher auch (noch ...).

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Catweazle

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #115 am: 13.08.2003 | 16:48 »
Man kann sich ja mal überlegen was verwerflicher ist. Das Zeigen von Gewalt oder das Verharmlosen.

"Guter Wurf - Du hast ihn getötet" verzichtet auf die offensichtliche Darstellung von Gewalt und verharmlost sie.

"Er geht röchelnd zu Boden. Dein Schwert hat seine Hauptschlagader getroffen. Die Blutfontäne tränkt dein Wams in heißem Rot, als er sich an dir festhaltend zu Boden sinkt. Das Lebenslicht in seinen Augen erlischt" ist eine offensichtliche Darstellung von Gewalt. Aber ich finde es ehrlicher als einfach über die Geschichte wegzugehen.

Damit kann ich natürlich Stimmung hervorufen oder Sprüche wie "cooool!" provozieren, abhängig von der Gruppe und der allgemeinen Stimmung am Tisch.

Gast

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #116 am: 13.08.2003 | 17:18 »
Damit kann ich natürlich Stimmung hervorufen oder Sprüche wie "cooool!" provozieren, abhängig von der Gruppe und der allgemeinen Stimmung am Tisch.

Ach, seien wir ehrlich, Rollenspieler sind eh durch nichts mehr zu schocken.
Ich erinnere mich da noch an ein Cyberpunk-Abenteuer:
Die Spieler mussten - warum weiß ich nicht mehr - eine von Elvis' Gitarren aus Graceland stehlen. Unglücklicherweise ist Graceland bei Cyberpunk in den Händen der Elvis-Posergang und wird schwer bewacht. Die Gitarre lagerte in einem Kasten aus Panzerglas im Keller des Hauptgebäudes.
Da die Gang immer noch Touristen gegen Bargeld das Gelände betreten lässt, war eigentlich geplant, dass die Spieler sich als Touristen verkleiden und irgendwie versuchen, die Gitarre unbemerkt zu stehlen.
Hier ist, was die Spieler tatsächlich taten:
Die Spieler stahlen einen alten Lieferwagen und fuhren damit in ein verlassenes Gebäude. Dann besorgten sie Kunstdünger, Orangensaft, Kabel, rostige Nägel und alte Flaschen. Der Kunstdünger zusammen mit Orangensaft, versetzt mit Allzweckreiniger ergab ganz guten Plastiksprengstoff (der Tech der Gruppe hat gut gewürfelt). Die Nägel und das Glas verliehen der rollenden Bombe größere Durchschlagskraft.
Als der Van schließlich prepariert war, ließen die Spieler das Auto einfach in die Einfahrt von Graceland fahren und zündeten die Sprengladung über einen ferngesteuerten Kontakt. Natürlich hatten die Humanisten vor dem Herren die Hauptbesuchszeit für ihre Attacke gewählt, was bedeutete, dass viele Touristen, auch viele Familien, gerade vor dem Eingang Schlange standen.
Tja, was soll ich sagen: Im Chaos nach der Explosion war es für die Spieler kein Problem die Gitarre einfach mitzunehmen. Umherirrende Gangmitglieder, die den Anschlag überlebt hatten, wurden einfach aus dem Weg geschossen.
Bilanz des Unternehmens (SL hat nach dem angerichteten Explosionsschaden grob geschätzt): ca. 100 Tote und ungezählte Schwerstverletzte.

Der Hammer und das, was mich überzeugt hat, dass die Gruppe endgültig übergeschnappt war, war der Kommentar des Solos nach dem Einsatz:
"Bin ich froh, dass niemand verletzt worden ist."
 :P :P :P :P :P :P :P :P :P

Offline blut_und_glas

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #117 am: 13.08.2003 | 17:59 »
@ Bargosh Blackbeard:

Erinnert mich an das "Willow-Complex Asylum Massaker".
Unnötig, brutal, menschenverachtend, sinnlos - aber trotzdem eine gelungene Spielsitzung, gerade wegen dieser Eigenschaften. Ich hatte als SL nicht mit einem solchen Ereignis gerechnet, aber es hat zur Horrorstimmung des Szenarios erheblich beigetragen.
...leider ist der genaue Ablauf und die Atmosphäre schwer in (getippte) Worte zu fassen.
 
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Offline Dash Bannon

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #118 am: 13.08.2003 | 18:49 »
also wenn jemand einen mit Sprengstoff präparierten Lastwagen (und den Sprengstoff mit Nägeln und Glas kombiniert um die Wirkung zu verstärken) in einer Menschenmenge zur Explosion bringt würde ich dieser Person mal ne Therapie empfehlen auch wenn das 'nur' im RPG stattfindet, dass ist nicht mehr atmosphärisch oder sonstwas, dass ist menschenverachtend und gewaltverherrlichend, two thumbs down :(
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

Offline Chaosdada

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #119 am: 13.08.2003 | 19:00 »
Also ich finde es allgemein, nicht andauernd, da es sonst zuviel Zeit in Anspruch nimmt, aber doch oft, besser, Gewalt, besonders solche in die die SC direkt involviert sind, genau zu beschreiben. Das ist einmal realistischer, was ich persönlich als hohen Wert beim Rollenspiel empfinde, und hat außerdem je nach Gruppe Auswirkungen näher an echter Gewalt. Im ersten Augenblick finden es viele instinktiv doch wohl eher "cool", wenn sie jemandem die Gedärme aus dem Leib prügeln oder mit einem Zucken ihres Fingers das Gehirn einer Person übers Pflaster verspritzen. Das ist eine natürliche Reaktion beim Blut-/Machtrausch, sonst gäbe es schon längst keine Menschheit mehr ("Och, ich bringe es einfach nicht fertig das arme, hungrige Tigerlein abzustechen.").
Später allerdings, bei Tageslicht betrachtet haben sie dann häufig ein schlechtes Gewissen und überlegen sich das nächste Mal genau, ob sie gewaltätig werden (hier gibt es natürlich auch großen Settingeinfluss).
Es sei denn, das Charakterkonzept ist eh auf blutrünstigen Psycho ausgelegt, was aber selten der Fall ist.
« Letzte Änderung: 13.08.2003 | 19:03 von Chaosdada »

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #120 am: 13.08.2003 | 22:28 »
also wenn jemand einen mit Sprengstoff präparierten Lastwagen (und den Sprengstoff mit Nägeln und Glas kombiniert um die Wirkung zu verstärken) in einer Menschenmenge zur Explosion bringt würde ich dieser Person mal ne Therapie empfehlen auch wenn das 'nur' im RPG stattfindet, dass ist nicht mehr atmosphärisch oder sonstwas, dass ist menschenverachtend und gewaltverherrlichend, two thumbs down :(

Naja, ich war SL und hab das alles zugelassen und aus irgendwelchen Gründen fand ich das alles damals wahnsinnig komisch.  ???

Offline Sara Pink [DA]

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #121 am: 14.08.2003 | 00:05 »
Zitat
Naja, bei mir hat das wenig mit "splatter" zu tun. Das, was Du ggf. als "splatter" bezeichnen würdest, täte ich so beschreiben, dass Dir der Spass an "splatter" vergeht 8)

Dazu müssten wir hier mal definieren, was mir Spaß macht beim Splatter und Co ;)
Glaube mir bitte, dass schon so mancher SL mir sowas beschrieben hat - ernst, grausam, brutal, menschenverachtend, usw. Den Spaß am Splatter hat mir bis jetzt noch keiner genommen und solange, wie ich das auch nicht zulasse, wird es auch nicht passieren!
Wenn mein Char allerdings eine ähnliche Vorstellung von Moral hat, wie ich sie habe, dann wird es den Char sehr wohl berühren. Nur weil mein Char am Töten Spaß gefunden hat, muss das bei mir noch lange nicht der Fall sein.
Ich für meinen Teil fände es allerdings schade, wenn ich mir einen (brutalen & psychopathischen) Char aufbauen würde, wie Sara Pink es war und mein SL dauernd versuchen würde, mir das auszureden oder mies zu machen. Ich würde dann die Lust am Spielen verlieren ...

Zitat
also wenn jemand einen mit Sprengstoff präparierten Lastwagen (und den Sprengstoff mit Nägeln und Glas kombiniert um die Wirkung zu verstärken) in einer Menschenmenge zur Explosion bringt würde ich dieser Person mal ne Therapie empfehlen auch wenn das 'nur' im RPG stattfindet, dass ist nicht mehr atmosphärisch oder sonstwas, dass ist menschenverachtend und gewaltverherrlichend, two thumbs down

Ich denke, dabei kommt es einfach auf die Einstellung der Spieler drauf an!
Bei Cyberpunk bestand unsere ganze Gruppe nur aus solchen Psychopathen. Wir wurden von der ganzen Welt gejagt, aus dem einfachen Grund: wir haben zwei Atombombe über Nightcity abgeworfen, aus lauter Jux und Dollerei. (Im Hintergrund lief dabei übrigens von New Model Army ~ I love the world ;) )
Trotzdem sind wir uns alle darüber im Klaren, dass sowas real eine Katastrophe wäre, dass niemand von uns dazu in der Lage wäre und jemand, der sowas macht, wirklich einen Schaden haben muss...
Wir waren aber alle in der Lage unsere Moral von der unserer Charaktere zu unterscheiden. Das ist alles...

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #122 am: 14.08.2003 | 11:14 »

Ich denke, dabei kommt es einfach auf die Einstellung der Spieler drauf an!
Bei Cyberpunk bestand unsere ganze Gruppe nur aus solchen Psychopathen. Wir wurden von der ganzen Welt gejagt, aus dem einfachen Grund: wir haben zwei Atombombe über Nightcity abgeworfen, aus lauter Jux und Dollerei. (Im Hintergrund lief dabei übrigens von New Model Army ~ I love the world ;) )

Klasse, das hat nicht mal unsere abgefuckte Truppe geschafft. Die Einebnung von Graceland war das Höchste der Gefühle  ;D ;D ;D

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #123 am: 14.08.2003 | 12:02 »
Zitat
...täte ich so beschreiben, dass Dir der Spass an "splatter" vergeht
Hmmm, mit so einem "Bekehrungseifer" provoziert man doch ganz schnell Trotzreaktionen.
Natürlich kann ein Spielleiter dem Spieler seinen Spaß am Splatter vergällen. Aber welchen Sinn macht das?

Besser wäre ein klärendes Gespräch, mit dem Bemühen einen Kompromiß in den gegenseitigen Erwartungen ans Rollenspiel zu finden.

Natürlich kann der Spielleiter auch auf "Autorität" machen und dafür Sorgen, dass dem Spieler der Spaß am Slatter vergeht. Aber genausogut kann der Spieler auch dafür sorgen, dass dem Spielleiter der Spaß am Spielen vergeht.
Dadurch wird das Rollenspiel aber von einem Miteinander zum Gegeneinander.

Wenn man keinen gemeinsamen Weg findet, der Spieler auf sein Maß an Splatter beharrt, und der Spielleiter dieses rigoros ablehnt, muss man sich eben trennen.
Dann war das der falsche Spieler für den SL und der falsche SL für den Spieler.

Ein so beschreiben, dass Dir der Spass an "splatter" vergeht halte ich jedoch für ziemlich unreifes Verhalten.
Es zeigt nicht viel Kompromißbereitschaft und auch kein Bemühen darin, auf die Erwartungen und Bedürfnisse der Spieler einzugehen.
« Letzte Änderung: 14.08.2003 | 12:09 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Joerg.D

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #124 am: 14.08.2003 | 22:27 »
Wer Graceland kaputt macht wird getötet.

Ich werde mir für das Foltern der Charaktäre mein Buch mit Foltermetoden aus dem alten China und die Liste der Folterpraktiken von Amnesty International holen.
Szene wird dann so geschildert, dann Reivel nicht dabeisein dürfte weil Sie Wochenlang Alpträume hätte.


Basta!

öH hab ich mich jetzt als Elvis fan geoutet?
« Letzte Änderung: 15.08.2003 | 14:12 von Juhanito »
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.