Wenn ich dass mit meinen beschränkten Kenntnissen so sagen kann, ist dies tlw. auch anhand der Entwicklung der Waffen schön zu sehen. Jedenfalls gab es da den Trend, wuchtiger zu werden - siehe Katzbalger oder auch solche Waffen wie Entermesser.
Zusätzlich kommt noch hinzu, das ja nicht alle Waffen von jeder Person getragen werden durften. Und so haben sich auch "Alltagswerkzeuge" zu Waffen entwickelt. Wenn wir uns mal eine Saxe oder ein Hiebmesser anschauen, dann kann ich mir durchaus verstellen, dass diese vielleicht etwas schärfer als ein Schwert waren - allein aus dem Umstand heraus, dass sie vielleicht auch im Alltag eingesetzt wurden (z.B. als Schlachtmesser).
Es muss also ein Unterschied gemacht werden, was und wie etwas zu bearbeiten sein soll - Fleisch, Knochen, Metall (z.B. Kettenhemden), Leder usw.
Die Entermesser waren nicht nur Waffen, sie dienten auch dazu die Takelage des Feindlichen Schiffes durchzuschlagen. Deswegen wurden sie wuchtiger gebaut, als die verbreiteteren Fechwaffen ihrer Zeit und nicht wegen irgendeines Trendes. Ein Schwert wird primär mal so gebaut, dass es optimal auf sein Einsatzgebiet angepasst ist. Sekundär dann folgt man modischen Strömungen, IMO.
Und zur Schärfe, um wieder auf das ursprüngliche Thema zurückzukommen: Es scheint ja zwei Strömungen zu geben, die einen glauben das Schwerter scharf sein sollten, und die anderen glauben das Schwerter nicht scharf waren, sondern Schaden in einer Mischung aus Aufschlagsfläche/wucht erzeugten. Ich bin ersterer Meinung, weise aber darauf hin, das die Schärfe einer Waffe stark mit ihrer Klingengeometrie zusammenhängt, und das Ziel des Schmiedes und Kriegers wohl immer war, eine Waffe zu erhalten die sowohl so scharf als möglich als auch so haltbar wie möglich ist. Diese beiden Extreme schließen sich aber gegenseitig aus und die Entwicklung der Scharfwaffen ist ein ewiger Versuch, eine den Zeitumständen entsprechende ideal-scharfe Waffe zu entwickeln.
Schärfe schadet auf keinen Fall, man kann ein Stück Fleisch natürlich auch mit einem stumpfen Messer zerteilen, aber mit einem Scharfen geht es einfach besser, die Physik, die Zeitumstände und die Vorstellungen der Kriegstheoretiker (Um das 19. Jahrhundert herum waren die Säbel der Englischen Kavallerie stumpf, irgendein Sesselfurzer glaubte damal nämlich, der Stich sei Tödlicher als der Schnitt) beschränken aber das Maximum an tatsächlicher Schärfe, die eine Waffe schlussendlich bekommen hat.
Wir wissen, das nicht alle Schwerter gleich scharf waren, aber ich glaube, das im Extremfall jeder ein scharfes Schwert einem stumpfen oder weniger scharfen gleicher Bauart vorgezogen hätte.
... Meinst Du damit Krummschwerter? Diese könnten tlw. mit Krummsäbeln verwechselt werden ... [wobei Krummschwerter übrigens auch nicht "richtige Schwerter" sind].
Was ist ein Estoc?
Ja, Krummschwerter wie den Malchus, Pallasch oder Falchion.
Ein Estoc ist eine spitze, harte Stahlrute von der Länge eines Bidhänders auf einen Anderthalbhändtergriff montiert. Eine Reiterwaffe die zum Durchstoßen des Kettenpanzers eingesetz wurde.
Mittelalterliche Wundbehandlung? Da gibts durchaus gute Quellen, wieviele der verwundeten nach ner Schlacht danach noch gestorben sind. Ich weiss keine genauen Zahlen mehr, aber sehr viele. Fast 50% mit leichten Verletzungen alleine an Wundbrand.
Kannst du mir die nennen? Das würde mich brennend interessieren.
Interessant fand ich eher, wie wenig Leute oft bei Schlachten überhaupt verwundet wurden. Gerade zur Römerzeit gabs bei ner Schlacht mit mehr als 100000 Beteiligten (Hannibal zB) weniger als 10000 Verletzte... Daran sieht man mal, wie schnell da Leute weggerannt sind, sobald die Stellung brach.
Das gilt übrigens bis ins 19. Jahrhundert.
Ja, dann hat man MG's, Artellerie und extrem weitreichende, organzermatschende Waffen eingeführt. Der Krieg wurde zu einem verlustreicherem Stellungskrieg und die Flucht war keine Option mehr. Irgendwie ist es witzig, in einem Buch, dass fünf Jahre vor dem Ersten Weltkrieg erschien, Statistiken über tödliche Organverletzungen mit kleinkalibrigen Waffen mit hoher Geschoßgeschwindigkeit zu sehen, und zwei Absätze darüber lesen zu können: "Die gängige Meinung ist, dass der Krieg dank der kleineren Geschosse weniger Opfer fordern wird und das die Wundbehanldung einfacher werden wird, da das geschoss nicht steckenbleibt, sonder sich durch den Körper hindurchbewegt." Giftgas trug natürlich auch seinen Teil dazu bei.
Aber mal im Ernst. Ist eigentlich ein toller Ansatz und würde mich dazu verleiten, Kämpfe auch durch beeindrucken, einschüchtern usw. entscheiden zu lassen. Stell Dir das mal vor ... so eine richtige Null, ein Kämpfer, der noch nicht mal ein Messer von nem Schwert unterscheiden kann ... aber böse guggd
Mach daraus keinen Witz, die Psychologie scheint damals einen entscheidenderen Einfluss besessen zu haben, als heute. Ein gutes Beispiel sind die Schweizer Pikenformantionen ohne Unterstützung durch Hellebarden: wenn sie auf eine Formation Gleichbewaffenter treffen, und keiner weicht, dann löschen sie sich gegenseitig aus.
Ein Haufen beschildeter leichter Infanteristen löscht einen Pikenhaufen aus.
Mit Beschuss oder durch berittene Bogenschützen sollte man sie eigentlich auch relativ schnell in die Knie gezwungen haben.
Wirklich effektiv sind die Schweizer nur gegen Lanzenreiterei und Infanterie mit kürzeren Stangenwaffen und trotzdem waren sie eine der erfolgreichsten Kriegerbanden ihrer Zeit, nur wegen der Psychologie. Ein französischer General des Italienkrieges meinte einmal: "Mit den Schweizern geht es nicht, aber ohne sie auch nicht." Seine Truppen verlangten nach Unterstützung durch Schweizer und weigerten sich sogar ohne diese zu kämpfen. Ihr Wert für einen General war aber sehr beschränkt, die Schweizer weigerten sich nämlich an Schlachten teilzunehmen, bei denen es nichts zu plündern gab, sie weigerten sich, an Belagerungen teilzunehmen und sie waren chronisch dafür bekannt, zum Bestbietenden überzulaufen. Die Psychologie und ihr Ruf als unerbittliche und erfolgreiche Kämpfer, den sie im Kampf gegen uns Österreicher aufgebaut hatten, verschaffte ihnen primär den Sieg und nicht ihre überlegene Kampfkraft.
Es gibt noch mehr Beispiele für den Sieg durch Psychologie, z.B. waren die Yari-Klingen der Ashigaru besonders lang, um den Feind einzuschüchtern. Nur weil man im gängigen Fantay-Rollenspiel und beim Tabletop den Gegner vollständig abschlachten muss, um gewonnen zu haben, bedeutet nicht, das dies auch im Mittelalter auch der Fall war. Ein Ruf als grausame und erfolgreiche Schlächter hat man ziemlich schnell gewonnen, und niemand der ganz richtig im Kopf ist, legt sich mit jemandem an, der einen solchen besitzt. Das sollte eigentlich viel öfters ausgespielt werden, zum Vor- und Nachteil der SCs.