... Ok. Ich kommentiere es dann hier mal inhaltlich.
Für alle die sich interessieren: Im Blog
Awesome Lies wird die Geschichte von WFRP ziemlich weit aufgerollt. Gerade die Ursprünge. Es sind dort auch viele Interviews mit den Autoren von WFRP1 zu finden.
13:30 Das
Setting von Warhammer und dessen Entstehung: Ursprünglich bestand das Miniaturen-Geschäft bei GW darin: Figuren für Rollenspiele u.ä. herzustellen. Besonders für D&D und Runequest, aber auch zu den Einsamer-Wolf-Spielbüchern. Die vielen Minis sehend kam dann irgendjemand auf die Idee: "
Hey, lasst uns doch ein Fantasy-Spiel (Tabletop Wargame) daraus machen". Entsprechend gab es Anfangs nur Minis und dann ein Spiel, aber kaum eine Weltbeschreibung. Das Setting des Tabletops konnte entsprechend gar nicht für das Rollenspiel genutzt werden, weil es so gut wie nichts gab. Erst über das Rollenspiel wurde der Hintergrund von Warhammer entwickelt. Später wurde die Ausarbeitung und Umarbeitung der Warhammerwelt von den Tabletop-Autoren übernommen. Immer wieder gab es dabei auch Retcons, ...
Die erklären auch Differenzen im Hintergrund. Tatsächlich ist die Retcon-Dichte bei Warhammer ziemlich hoch. Beinahe vergleichbar mit Marvel oder DC. Jedenfalls deutlich höher als z.B. bei DSA. Beim Übergang von WFRP1 zu WFRP2 sind die Änderungen im Hintergrund spürbar und von WFRP2 zu WFRP3 ebenfalls. WFRP4 geht damit recht frei um und bringt auch rausgestrichene Sachen wieder zurück. Dazu gehören die Fimir als Kreaturen und Gnome als (spielbare) "Rasse" .
16:15 Die spielmechanische Begründung (eine D&D3-Denke) für die
WFRP2-Karrieren machen mMn keinen Sinn. Im Regelbuch wurde auch erklärt, wie die Karrieren spielweltintern gedacht waren. (16:49ff Söldner + Haupmann = Söldnerhauptmann ist genau die richtige Denke.) Möglicherweise waren die Karrieren von WFRP1 auch gar nicht so neu, sondern vom britischen Rollenspiel Maelstrom (heute verlegt von Arion Games) inspiriert.
"
From Zero to Hero" ist nur die halbe Logik für SC. Sie konkurriert mit "Into Madness, Corruption and Death" der Abenteuerpraxis.
(Kurz: D&D meets Cthulhu im Mittelalter/der Renaissance.)
Die Alte Welt als Setting: "Unsere Welt mit ein paar kleinen Änderungen" als Fantasy?
Hmmm ... wie diese kleinen Änderungen aussehen, hab ich hier für die
Hochelfen dargestellt und hier was zu den
Schwierig aber wirds dadurch, dass phantastische Rassen eben auch historische/reale Vorbilder haben (exemplarisch für die Zwerge). Problemantisch ist, dass reale/realhistorische Vorbilder sammt Vorurteilen in phantastische Schöpfungen erkennbar hineingenommen sind. Die bekommt man da auch so ohne Weiteres nicht mehr raus.
Ich würd da den (wenn er durchgezogen worden wäre recht schlauen) Warhammer-Weg gehen: Das Einbauen von Ambiguitäten, Vielseitigkeiten und der Ausgleich von Stärken und Schwächen. [...]
Die Kampftänzer der Waldelfen waren im Prinzip ne schwule Schwertbruderschaft taoistischer Tanz-Punks mit keltischen und indianischen Trappings. (Gerade das Verschwinden des eklektischen, anachronistischen Moments zugunsten von Mainstream-Accessability und Anbiederung an [...] High-Magic-Fantasy bei Warhammer Fantasy ist etwas, das ich sehr bedauere.)
Zur
Beschreibungsdichte (von WFRP2): Da kann man sich drüber streiten, ob nur RPG-Quellenbände zählen oder ob man sinnvollerweise die Armeebücher der Völker, die Hintergrundbände der Black Library (von denen das "Liber Chaotica Complete" 2007 den Rollenspielpreis "Silver Ennie" im Bereich Zubehör gewonnen hat), ... die Romane, ... als "kanonisch" mit dazunehmen sollte oder nicht. Trotz imaginärem Kanon konnte man zum Setting schon sagen: "Your Old World may vary." (Was auch bedeutet: Spielhintergrund von WFRP ist weniger die Warhammer-Welt, sondern v.a. die Alte Welt [Europa]. Eine im Fandom reichlich genutzte Quelle ist das
Lexicanum.)
25:50
WFRP3 - Das Spannende an dem Vorläufer von Genesys, Vorteile und Nachteile unabhängig von Fehlschlag oder Erfolg von Proben zu generieren, ... war im WFRP-Fandom wenig neu. WFRP1 und WFRP2 hatten beide kurze Publikationszeiträume und ein sehr aktives und kreatives Fandom, das die Spiele durch die publikationsfreie Zeit brachte (z.B. über Fanzines wie
Warpstone). Zusätzlich gab es eh immer offizielle Regeloptionen (z.B. in alten White-Dwarf-Artikeln, die für WFRP1 als Apocrypha-Bände veröffentlicht wurden). MMn das Hauptproblem an WFRP3 war, dass es - durch die Abschaffung des 100-Systems - die Fandom-Traditionen von WFRP mit Füßen getreten hatte. Zu diesen Traditionen gehörte auch das Einarbeiten und Ausleihen von Runequest- und Elric/Sturmbringer-Elementen. Die Systeme sind sich ähnlich genug, dass das ein so machen Stellen leicht von der Hand geht.
26:44
TEW-Kampagne: Dazu gibt es ganz viele Infos auf "Awsome Lies". Inkl. Interviews mit den Autoren und mit Graeme Davis, der gerade für WFRP4 eine Art "Director's Cut" verfasst. Die Kampagne gleichen Namens für WFRP3 hat mit der WFRP1 (und WFRP4-Neuauflage) inhaltlich nichts zu tun, außer, dass sie sich Themen und Motive teilen. Insgesamt ist die WFRP4-Version die dritte Edition der originalen Kampagne. Es gab die Ursprüngliche. Den Nachdruck von Hogshead, bei dem die letzen beiden Bände ursprünglich ersetzt werden sollten (aber der Verlag gab vorher die Lizenz zurück und wurde verkauft, weil James Wallis (Baron Munchhausen RP; Alas Vegas) keinen Bock mehr hatte).
Das Tabletop: Games Workshop hat jüngst "Warhammer: The Old World" angekündigt. Was das bedeutet und warum Warhammer Fantasy als Tabletop einst eingestellt wurde,
erklärt Denis von Diced (und ehemals Magabotato). Ansonsten: Die High-Magic-Fantasyfizierung fing schon zu WFB7 an ... und es gab eine Zeit in der viele alte Designer von GW weggingen und eigene Firmen gründeten.
Warlord Games gehört dazu. Fanproduzierte Spiele, die WFB weiterführen erfreuen sich auch einiger Beliebtheit, sind aber kaum mehr in der Turnier-Szene aktiv.
Age of Sigmar hat das erste Jahr ziemlich gestruggelt. Die Zahlen von GW (da Aktiengesellschaft einsehbar) sahen nach dem ersten Jahr AoS furchtbar aus. Da wurde dann vieles umgsetellt. Ne neue Veröffentlichungspolitik, neue runderneuerte AoS-Regeln, ...
WFB zurückholen und AoS einzustampfen ... wär trotzdem nicht wirtschaftlich gewesen. Stattdessen hat GW aus dem Initial-Desaster, das AoS war zu lernen. Und das haben sie. Die haben extrem vieles umstrukturiert, die Veröffntlichungspolitik verändert (wozu auch die Nicht-Verlängerung der Warhammer-Lizenz für RPG und Brettspiele an FFG zählt), sie haben eigene Brettspiele rausgebracht, ...
Dass Age of Sigmar heute gut dasteht, ist dem Gegensteuern und Neumachen zu verdanken. Dennoch: Es gibt es auch analog zur OSR (die sich an altem D&D orientiert) eine kleine, aber wachsende Oldhammer-Bewegung (die sich an WFB 3 orientiert).
Zu
WFRP4 (ab 34:00): Erfolgsgrade an sich gab es schon in WRP2nd und den 40K-Rollenspiele. Im Kampf ist es tatsächlich neu.
Die Start-Stadt Übersreik/Ubersreik stammt per se nicht aus Vermintide. Die gab es schon
vorher (mindestens
seit TEW: Death on the Reik, 1988).
Zur Produktpolitik/Übersetzung: Dass Alexander Pigulla die Übersetzung macht, ist eine grandiose Nachricht!! Es ist u.a. seinem Können zu verdanken, dass die Bücher von WFRP2 in etlichen Bereichen den englischen Ausgaben überlegen sind. (Was die Namen angeht: Wir sind damals in meiner Runde ins Althochdeutsche oder Gotische ausgewichen. Dadurch hatten wir Namens-Puns, die analog zur den englischen funktionierten - für ein deutschsprachiges Publikum. Ich gehe davon aus, dass Alex da nen ähnlichen Weg gewählt hat.)
Was PDFs angeht: Wahrscheinlich dürften die PDF-Rechte für WFRP2 klärbar sein. Die Übersetzer der 2nd und die Verlagsmenschen von Feder&Schwert sind erreichbar. Bei WFRP3 ist mMn v.a. die Kampagne "der Innere Feind" interessant. Die wurde ja nur noch digital veröffentlicht. Vielleicht auch noch das erste Abenteuerset.
Wie dem auch sei: Was hoffentlich klar geworden sein dürfte ist, dass Runequest & Cthulhu wichtige Bezugsgrößen von Warhammer waren. Ob das bei WFRP4 wieder mehr in den Fokus rückt, wird die Zeit zeigen.
PS.: Früher gab es mal den Witz (wohl v.a. in GB), dass WFRP und RuneQuest nie zur selben Zeit lebendig sind.
Wenn man sich die Publikationsfreien Zeiten anschaut, dann stimmt das auch ungefähr. Mal schauen, was jetzt passiert, da hoffentlich beide Spielelinien aktiv bleiben.