@Ucalegon: Ob die berühmten "zerbrechlichen Protagonisten" bei Lovecraft tatsächlich so oft vorkommen, daß es sich auch wirklich
lohnt, ein eigenes Regeluntersystem dafür aufzumachen, oder ob das Klischee eher daher kommt, daß viele Fans überhaupt erst über Rollenspiel und Reputation auf seine Geschichten gestoßen sind und sie daher schon mit entsprechenden vorgefaßten Flausen im Kopf lesen, ist ein Thema, über das man sich wahrscheinlich wunderbar streiten könnte.
(Wie sich aus der Formulierung wohl ableiten läßt, neige ich mehr zu letzterem Standpunkt -- es gibt bei Lovecraft genauso Protagonisten, die sich bei der Konfrontation mit dem Schrecken überhaupt erst am Riemen reißen und dann im Rahmen ihrer Möglichkeiten mindestens so rational und gezielt wie typische Spielercharaktere anderswo dagegen vorgehen, nur redet über die aus welchem Grund auch immer kaum jemand.) Aber damit kämen wir wohl etwas weit vom Threadthema ab.
Was man von Lovecraft mitnehmen könnte, wenn man so will, ist ein generelles Konzept von "Ignoranz ist gut, (verbotenes) Wissen ist und macht böse". Das läßt sich abgesehen von einigen gerne zitierten Textstellen auch daraus ableiten, daß ja offensichtlich die "Helden" der Geschichten meist zumindest anfangs keine Ahnung haben, womit sie es überhaupt zu tun bekommen, während die "Eingeweihten" klassischerweise die Schurken- oder zumindest mehr zwielichtigen Rollen zugeteilt bekommen. Das kann man prinzipiell durchaus ganz einfach 1:1 so verwenden -- dann wären wir natürlich wieder beim Thema "Korruption" -- oder alternativ der Tatsache zuschreiben, daß, wenn man mit der Angst vor dem Fremden und Unbekannten arbeiten will, die Leseridentifikationsfiguren eben nicht zuviel wissen dürfen, und daraus dann eventuell den Schluß ziehen, daß der so entstehende Eindruck schlicht der ausgewählten Perspektive geschuldet ist. Einen besonderen Grund, dann noch eine massive Dosis Hobbypsychiatrie obendraufzusetzen, sehe ich allerdings in beiden Fällen nicht so richtig --
die Idee ist mMn schlicht auf dem Mist der CoC-Designer selbst gewachsen.
(Nebenbei: zum "Korruptions"ansatz paßt auch, daß die CoC-Stabilitätsregeln schon rein mechanisch eine recht klassiche "schiefe Bahn" implementieren, über die man anfangs kaum merklich, dann aber immer schneller ins Verderben abrutscht, bis es irgendwann kein Zurück mehr gibt. Genau so werden Sündenfälle, Anfänge von Verbrecherkarrieren o.ä. ja gerne beschrieben.)