Man muss sich da die Verhältnismäßigkeiten anschauen.
Wir haben kürzlich mit Solomon Kane angefangen und da wurden auch die Autoritäten befragt, die auch schon mit dem Abenteuerproblem zu tun hatten. Es stellte sich aber heraus, dass die völlig im Dunkeln tappten und auch hilflos waren oder schlicht nicht interessiert an einer Lösung (der Priester: "Es muss ein Vampir sein, was soll ich bloß tun, was soll ich bloß tun?", der Adlige: "Ihr wisst doch, wie schnell ein Ruf ruiniert ist. Die Leute liegen jetzt unter der Erde und sicher hat das alles bald ein Ende von allein.")
In einem Realwelt-Setting finde ich es völlig natürlich, bei einem verschwundenen Kind die Polizei zu informieren bzw. zu den jeweils passenden Autoritäten zu gehen, manchmal sogar zu den Medien. Ich erinnere mich, dass es früher in Shadowrun doch auch manchmal quasi ein mögliches Abenteuerende war, einen Skandal eines Cons über die Medien publik zu machen (anstatt nach Afrika zu reisen und die Kindersklaven für medizinische Experimente zu befreien oder was-weiß-ich). Vor Urzeiten habe ich mal gelesen, dass man bei Cthulhu nicht den Fehler machen sollte, die Autoritäten immer als Deppen oder unfreundliche Blockade zu spielleiten, denn wenn die Spieler von ihren Mitmenschen nur angepisst sind, dann sind die schnell verärgert. Nun sind die 1920er vielleicht noch eine Zeit, in der die Polizei auch eher hilfsbereite Leute mitnimmt. Aber es spricht da nichts dagegen, den bösen Kult gemeinsam mit dem Sheriff und seinem Deputy auszuheben, oder nicht? In unseren Fantasy-Settings holen die SC sich auch gerne Unterstützung, die bekommen dann von den Autoritäten schon mal Pferde oder 10 Soldaten an die Seite gestellt oder was auch immer gerade passend ist. Im modernen Realwelt-Setting wird es dann schwieriger, denn da ist klar, dass der Fall dann an die Polizei geht und die den Fall sicher nicht mit irgendwelchen merkwürdigen Leuten lösen wollen.
Daher würde ich wenn das regelmäßige Abschieben von Arbeit ein Problem ist erstmal bei den Spielern und ihren Charakteren ansetzen. Was wollen sie überhaupt spielen? Was ist für sie überhaupt das Kampagnenkonzept? Was stellen sie sich denn vor, was ihre Charaktere überhaupt machen und was sie als Spieler in der Kampagne machen? Mein Eindruck ist, dass da eine Diskrepanz in den Vorstellungen von SL und von Spielern vorliegt und ich denke, das müsste man erstmal im Gespräch klären, mit Fragen wie:
- Warum schiebt ihr die Aufträge ab, anstatt sie selber zu lösen?
- Was denkt ihr, was ihr für Abenteuer ihr in dieser Kampagne spielen würdet? Was wollt ihr denn machen?
Relativ schnell kommen möglicherweise Antworten wie "Mein SC ist doch ein ganz normaler Buchhalter/Schlosser/Professor/whatever, warum sollte der solche Sachen machen, da hat er doch gar keinen Grund zu." -> dann wäre die Rückfrage: Wieso hast du so einen Charakter gebaut und wie müsste ein Charakter für dich aussehen, damit er die Abenteuer angehen möchte, die es in der Kampagne geben wird?
Vielleicht haben die Spieler auch wirklich geschlossen keinen Bock auf die Kampagne, dann lass halt jemand anders leiten
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