Autor Thema: Rezensionen und Reviews - wie geht ihr damit um?  (Gelesen 1502 mal)

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Offline +12vsMentalDamage

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Hallo.
Das Internet ist ja geradezu ein El Dorado, um sich über Rollenspiele zu informieren. Unzählige Blogs, Plattformen (wie RPG.net) und Seiten werden einem bei der entsprechenden Suche ausgespuckt. Ich muss sagen, dass diese für mich eine der wichtigsten Informationsquellen sind, wenn es mir darum geht, mich über ein Rollenspiel zu informieren. Danach erst kommen entsprechende Foren, da Rezensionen/Reviews oftmals kompakter sind.

Meine Schwierigkeit mit Rezensionen - oft im Gegensatz zu Foreneinrägen - ist, dass sie meines Erachtens nach sehr viel häufiger positiv ausfallen als negativ. Dies hat wohl damit zu tun, dass die entsprechenden Rezensenten sich seltener die Mühe machen, ellenlange Rezensionen über ein Rollenspiel zu schreiben, von dem sie womöglich von vorneherein ein eher negatives Bild haben und es daher erst gar nicht in die Hand nehmen. Gerade die überaus positiven, himmelhochjauzenden Reviews empfinde ich in der Überzahl, was manchmal schon etwas ermüdend wirkt. Dazu kommt, dass viele der Rezensionen reine Lesebewertungen sind, also sich selten auf Spielerfahrungen  beziehen (und ein One Shot reicht meines Erachtens auch noch nicht).

Meine Frage:
Wie geht ihr mit Reviews um? Habt ihr ganz andere Informationsquellen? Habt ihr gute Erfahrungen mit bestimmten Seiten oder Blogs?
Russkij wojennyj korabl', idi na chuj

Offline YY

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Re: Rezensionen und Reviews - wie geht ihr damit um?
« Antwort #1 am: 22.10.2016 | 23:02 »
Wenn ich Reviews lese, dann suche ich eher nach negativen Reviews, die sich auf Spielerfahrung stützen - aus genau der Überlegung heraus, die du selbst angeführt hast.


Eher ausschlaggebend sind für mich aber Meinungen von Leuten, deren Vorlieben und Spielstil ich kenne.
Meinungen sind immer subjektiv, aber wenn ich denjenigen kenne, weiß ich relativ genau, in welche Richtung diese Meinung warum gefärbt ist.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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ErikErikson

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Re: Rezensionen und Reviews - wie geht ihr damit um?
« Antwort #2 am: 22.10.2016 | 23:15 »
Wenn ich Reviews lese, dann suche ich eher nach negativen Reviews, die sich auf Spielerfahrung stützen - aus genau der Überlegung heraus, die du selbst angeführt hast.


Eher ausschlaggebend sind für mich aber Meinungen von Leuten, deren Vorlieben und Spielstil ich kenne.
Meinungen sind immer subjektiv, aber wenn ich denjenigen kenne, weiß ich relativ genau, in welche Richtung diese Meinung warum gefärbt ist.

Würde ich auch so sagen. Eher negative Rezensionen lesen, sich an die Leute halten, die bisher Sachverstand gezeigt haben, dann gehts.

Und viel ist Geschmackssache. Halt dich von Sachen, die nicht deins sind, fern. Allein das Genre, das System ist schon eine Selektion.

Daheon

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Re: Rezensionen und Reviews - wie geht ihr damit um?
« Antwort #3 am: 23.10.2016 | 04:45 »
Ich greife neben Rezis auch gerne auf Actual Play Videos bzw. Podcasts zurück, um mir ein Bild über Spiele zu machen, die mich interessieren.

Offline D. M_Athair

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Re: Rezensionen und Reviews - wie geht ihr damit um?
« Antwort #4 am: 23.10.2016 | 14:36 »
Rezensionen, von denen ich was haben will, müssen gut begründete Meinung sein und dürfen nicht nur Produktbeschreibung sein.
Wobei ich auch ne bewertende Produktbeschreibung nehme, die versucht einen Blick darauf zu werfen, was das Teil sein will und wofür es gut sein könnte. Sowas hab ich auch selbst geschrieben.

Nochmal Rezis:
Ich suche mir da meistens schlechte, gute und mittlere Bewertungen raus und versuche das mit meinen Präferenzen und mit meinen Vorstellungen von gutem Design zu vergleichen. Dafür ist es notwendig, dass die Bewertungskriterien der Rezensentin oder des Rezensenten durchscheinen. Im Mindesten muss ich die Haltungen der schreibenden Person kennen.


Ich greife neben Rezis auch gerne auf Actual Play Videos bzw. Podcasts zurück, um mir ein Bild über Spiele zu machen, die mich interessieren.
Ich gar nicht. Einfach deswegen, weil das tatsächliche Spiel so von Tagesforum und Gruppe/Gruppenzusammenspiel abhängt, dass ich da wenig rausziehen kann. Es ist ja noch nichtmal sicher, dass die SL das Spiel auch im Sinne der Designer.innen leitet. Selbst wenn einer von denen selbst leitet, weiß ich nicht, ob sie umsetzten konnten, was sie sich für das Spiel gedacht hatten. Letztlich helfen mir actual plays nur dann, wenn ich ein System vorher nicht recht verstanden habe oder mir bestimmte Regelelemente in Aktion ansehen will.

Was ich als recht hilfreich empfinde sind noch: Ein Blick auf den Charakterbogen und Crowdfunding-Kampagnen. Da spielt nicht nur das, was an konreten Fakten vermittelt wird ne Rolle, sondern auch wie eindeutig die Sachen gestaltet sind. Je spezifischer die Sachen aussehen, desto mehr erwarte ich ein Spiel, das weiß, was es will.
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Offline Der Nârr

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Re: Rezensionen und Reviews - wie geht ihr damit um?
« Antwort #5 am: 23.10.2016 | 18:40 »
Ich lese schon gerne Rezensionen, aber gezielt bei Kaufinteresse oder wenn ich mich nach etwas bestimmten umsehe. Hauptsächlich von rpg.net und drivethroughrpg.com, ferner auch was ich so über Google-Suchen finde. Ich bin kein fester Leser auch nur eines Blogs daher lese ich Rezis auf Blogs nur, wenn ich per Internet-Suche darauf stoße. Ab und zu lande ich dadurch z.B. auch auf Tagschatten, aber so gut wie nie auf kleinen privaten Blogs. Die Rezis hier im Tanelorn schaue ich mir auch an.

Ich finde Rezis gut, die klar machen, warum jemand etwas gut oder schlecht findet. Dann kann man sich ein eigenes Bild davon machen.

Oft haben Rezis für mich auch einen informierenden Charakter: Was wird da eigentlich konkret vom Produkt geboten?

Viele Rollenspiel-Rezis sind ja nur "Lese-Rezis", also Rezis, die nach Lesen, nicht nach Bespielen des Produkts verfasst worden sind. Daher sind Rezis im Rollenspielbereich natürlich mit Vorsicht zu genießen. Man stelle sich vor, man würde Brettspiel-Rezis verfassen ohne das Spiel auch gespielt zu haben oder ein Auto-Review, ohne das Auto gefahren zu sein! Natürlich ist das Spielergebnis sehr subjektiv. Und da wäre noch mal der Punkt, dass für mich wichtig ist, dass der Rezensent offen legt, wie er bewertet bzw. was ihm selbst wichtig gewesen wäre. Mir hilft aber auch zu wissen, was ein Rezensent von einem Produkt tatsächlich im Spiel nutzt.

Ich habe hier zum Beispiel dieses überwiegend positiv rezensierte "Vornheim" liegen. Als Konzept-Regelwerk finde ich das auch toll, es ist interessant, es hat eine super Aufmachung, es ist anders... Aber tatsächliche Spieltauglichkeit ist für mich doch eher gering, obwohl ich eine OSR-Sandbox leite und Vornheim gezielt gekauft hatte, um eine große Stadt in der Sandbox einfacher bespielleiten zu können. Meiner Meinung nach hält das Buch auch seine eigenen Versprechungen nicht. Ich möchte da jetzt nicht ins Detail eingehen, aber nur diese verrückte Ambivalenz erklären: Einerseits ein tolles Produkt, andererseits aber auch ein schlechtes. Von einer Rezi würde ich erwarten, dass ich daraus aber ersehen kann, was das Produkt leistet.

Besondere Vorsicht ist geboten bei Rezis, die kurz nach Erscheinen eines Produktes verfasst worden sind. Ist das Produkt sehr regellastig - z.B. wie bei D&D 3 die Way of the Warrior etc. Bände, die roten Regelbände bei DSA4 oder auch einfach ein Monsterhandbuch für Old-School-Rollenspiele - gehe ich davon aus, dass die Rezension gar nicht intensiv die regeltechnische Qualität überprüft haben kann. Also Fragen wie Balance, ob neue Regeln problematisch sind oder Fragen aufwerfen, wie genau das ist... Gerade zu Beginn erscheint sehr viel Lobhudelei. Die Tücken liegen aber gerade bei Rollenspielen oft im Detail. Ausgeglichenere Rezensionen die detaillierter auf Probleme eingehen bekommt man erst ein Jahr später. (Das merkt man auch manchmal bei Rollenspiel-Hypes. Jetzt sind z.B. Symbaroum oder Fragged Empire gerade heiß diskutiert. Ob die Spiele wirklich was für mich sind frage ich lieber in 1-2 Jahren nach, dann bekomme ich ein viel besseres, objektiveres Bild.) Manchmal kommen natürlich Produkte auf den Markt, die so schlecht sind, dass deren Verkorkstheit schon in den erste Rezis benannt wird weil die Probleme in den Regeln einen anschreien (vgl. Fading Suns Revised).

Langer Rede kurzer Sinn:
- Ja, ich benutze Rezis.
- Vorrangig um mich über Inhalte eines Produktes zu informieren und einen besseren Eindruck zu gewinnen, ob es das leistet, was ich erwarte.
- Meine festen Anlaufstellen sind Rezis bei rpg.net, drivethrurpg.com und tanelorn.net
- Weitere Rezis (Blogs, Amazon) kommen eher sporadisch/zufällig dazu
- Ich genieße Rezis mit Vorsicht
- Ich versuche der Rezi zu entnehmen, wie die Bewertung zustande kommt, da ich oft bei gleichen Beobachtungen anders bewerten würde.
Spielt aktuell Deadlands reloaded
Spielleitet aktuell gar nix
In Planung Fate Core, Pendragon

AcevanAcer

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Re: Rezensionen und Reviews - wie geht ihr damit um?
« Antwort #6 am: 23.10.2016 | 18:44 »
Ich lese mir vorallem die vergangenen Rezensionen von der Person durch über Rollenspielprodukte die ich selber besitze. Wenn ich dann feststelle, das derjennige mit mir auf einer ähnlichen Wellenlänge tickt, und je nachdem wie ich das beurteile,lasse ich Rezensionen in meine Kaufentscheidung einfließen oder nicht.

Offline Thallion

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Re: Rezensionen und Reviews - wie geht ihr damit um?
« Antwort #7 am: 24.10.2016 | 08:10 »
Ich mag ja quantifizierbare Bewertungen und bin deswegen auch immer noch über so lange Zeit motiviert die Bewertungs-Umfragen im DSA4-Forum und natürlich hier zu pflegen und auszuwerten.

Der große Vorteil ist, dass ich auch zu Abenteuern ein Meinungsbild über den bewerteten Durchschnitt bekomme, ohne mich zum Abenteuer spoilern zu müssen.
Wir haben wechselnde Spielleiter und so kann ich einem anderen SL Abenteuer vorschlagen, die ich selbst noch gar nicht kenne.

Ich kann so auch den Überblick behalten und besser Abenteuer und Systeme miteinander vergleichen, ohne mich durch zig einzelne Blogs lesen zu müssen.

Wenn ich mich dann als SL für ein AB entschieden habe, informiere ich mich dann auch intensiver über Blogs und Foren darüber.

Gruß
Thallion

Offline +12vsMentalDamage

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Re: Rezensionen und Reviews - wie geht ihr damit um?
« Antwort #8 am: 28.10.2016 | 22:10 »
Vielen Dank für die Antworten.

Sich negative bzw. die ganze Bandbreite umspannende Rezensionen zu nehmen und quer zu lesen, scheint mir eine sehr gute Idee zu sein.
Was bei Rezensionen wohl wirklich die zwei größten Probleme sind, ist zum einen, dass sie oft recht zeitnah zum Erscheinen eines Spiels geschrieben werden und damit das angesprochene Problem des Hype (ich kann mich da auch nicht immer schützen) aufkommt, wie auch zum anderen, das viele Rezensionen sich allein auf das Lesen stützen. Die Tiefe eines einigermaßen durchdachten Spiels wird m.E. aber erst durch das Spielen wirklich begriffen.
Es bleibt schwierig.
Russkij wojennyj korabl', idi na chuj

Offline Scimi

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Re: Rezensionen und Reviews - wie geht ihr damit um?
« Antwort #9 am: 29.10.2016 | 00:39 »
Die beste Form der Rezension ist immer noch der gepflegte Verriss. Sieht man leider viel zu selten bei Leuten, die Gratis-Reziexemplare bekommen (und weiter gekommen wollen).