Ich lese schon gerne Rezensionen, aber gezielt bei Kaufinteresse oder wenn ich mich nach etwas bestimmten umsehe. Hauptsächlich von rpg.net und drivethroughrpg.com, ferner auch was ich so über Google-Suchen finde. Ich bin kein fester Leser auch nur eines Blogs daher lese ich Rezis auf Blogs nur, wenn ich per Internet-Suche darauf stoße. Ab und zu lande ich dadurch z.B. auch auf Tagschatten, aber so gut wie nie auf kleinen privaten Blogs. Die Rezis hier im Tanelorn schaue ich mir auch an.
Ich finde Rezis gut, die klar machen, warum jemand etwas gut oder schlecht findet. Dann kann man sich ein eigenes Bild davon machen.
Oft haben Rezis für mich auch einen informierenden Charakter: Was wird da eigentlich konkret vom Produkt geboten?
Viele Rollenspiel-Rezis sind ja nur "Lese-Rezis", also Rezis, die nach Lesen, nicht nach Bespielen des Produkts verfasst worden sind. Daher sind Rezis im Rollenspielbereich natürlich mit Vorsicht zu genießen. Man stelle sich vor, man würde Brettspiel-Rezis verfassen ohne das Spiel auch gespielt zu haben oder ein Auto-Review, ohne das Auto gefahren zu sein! Natürlich ist das Spielergebnis sehr subjektiv. Und da wäre noch mal der Punkt, dass für mich wichtig ist, dass der Rezensent offen legt, wie er bewertet bzw. was ihm selbst wichtig gewesen wäre. Mir hilft aber auch zu wissen, was ein Rezensent von einem Produkt tatsächlich im Spiel nutzt.
Ich habe hier zum Beispiel dieses überwiegend positiv rezensierte "Vornheim" liegen. Als Konzept-Regelwerk finde ich das auch toll, es ist interessant, es hat eine super Aufmachung, es ist anders... Aber tatsächliche Spieltauglichkeit ist für mich doch eher gering, obwohl ich eine OSR-Sandbox leite und Vornheim gezielt gekauft hatte, um eine große Stadt in der Sandbox einfacher bespielleiten zu können. Meiner Meinung nach hält das Buch auch seine eigenen Versprechungen nicht. Ich möchte da jetzt nicht ins Detail eingehen, aber nur diese verrückte Ambivalenz erklären: Einerseits ein tolles Produkt, andererseits aber auch ein schlechtes. Von einer Rezi würde ich erwarten, dass ich daraus aber ersehen kann, was das Produkt leistet.
Besondere Vorsicht ist geboten bei Rezis, die kurz nach Erscheinen eines Produktes verfasst worden sind. Ist das Produkt sehr regellastig - z.B. wie bei D&D 3 die Way of the Warrior etc. Bände, die roten Regelbände bei DSA4 oder auch einfach ein Monsterhandbuch für Old-School-Rollenspiele - gehe ich davon aus, dass die Rezension gar nicht intensiv die regeltechnische Qualität überprüft haben kann. Also Fragen wie Balance, ob neue Regeln problematisch sind oder Fragen aufwerfen, wie genau das ist... Gerade zu Beginn erscheint sehr viel Lobhudelei. Die Tücken liegen aber gerade bei Rollenspielen oft im Detail. Ausgeglichenere Rezensionen die detaillierter auf Probleme eingehen bekommt man erst ein Jahr später. (Das merkt man auch manchmal bei Rollenspiel-Hypes. Jetzt sind z.B. Symbaroum oder Fragged Empire gerade heiß diskutiert. Ob die Spiele wirklich was für mich sind frage ich lieber in 1-2 Jahren nach, dann bekomme ich ein viel besseres, objektiveres Bild.) Manchmal kommen natürlich Produkte auf den Markt, die so schlecht sind, dass deren Verkorkstheit schon in den erste Rezis benannt wird weil die Probleme in den Regeln einen anschreien (vgl. Fading Suns Revised).
Langer Rede kurzer Sinn:
- Ja, ich benutze Rezis.
- Vorrangig um mich über Inhalte eines Produktes zu informieren und einen besseren Eindruck zu gewinnen, ob es das leistet, was ich erwarte.
- Meine festen Anlaufstellen sind Rezis bei rpg.net, drivethrurpg.com und tanelorn.net
- Weitere Rezis (Blogs, Amazon) kommen eher sporadisch/zufällig dazu
- Ich genieße Rezis mit Vorsicht
- Ich versuche der Rezi zu entnehmen, wie die Bewertung zustande kommt, da ich oft bei gleichen Beobachtungen anders bewerten würde.