Äh, wie? Die Länder existieren doch nicht außerhalb des Textes. Das ist kein Reiseführer, wo man die tatsächliche Örtlichkeit mit der Darstellung vergleichen kann. Es sind Spielanleitungen. Der Text muss in überschaubarer Weise Talking Points liefern, welche eine Spielrunde verwenden kann. Jener Text versagt.
Also Talislanta ist meinen Spieler zu abgefahren, ich finde es megageil. Versagt das Settingbuch jetzt, weil meine Spieler ein abgefahrenes Setting (Menschen mit grüner, violetter, blauer Hautfarbe, ein Volk von tätowierten Klonen, Humanoide mit zwei Köpfen und zwei Gehirn die politische Aussagen wie "Zwei Gehirne - Zwei Stimmen" vertreten usw.) nicht mögen? Ich denke nicht. Und wenn jemand nicht auf Steamfantasy steht und deshalb die IK nicht mag, ist das dann ein schlechtes Settingbuch?
Das ist halt die Sache mit der Subjektivität.
Wie machst du denn fest, was ein objektives Merkmal ist, an dem man die Qualität eines Settings beurteilen kann und was ist kein objektives Merkmal? Was ist für dich ein geeigneter "Talking Point" und was nicht? Ich meine, ich schau mir Regionen wie Cormanthor in dem FRCS an und bei rattert es schon los, was ich da wohl machen könnte (und muss dazu nicht mal wissen, dass das schon en masse in Romanen und Abenteuern verbraten wurde).
Die FR sind soweit es die Adlerperspektive des Quellenbuches zulässt immer noch recht dicht beschrieben. Das Buch taugt super zum Nachschlagen von Informationen. Man bekommt eine Fülle von Ländern, die auch politisch miteinander verbunden sind (Feindschaften, Grenzkonflikte, Bündnisse usw.). Es wird auch nicht einfach nur auf Länder eingegangen, sondern man erhält auch sinnvolle Infos wie z.B. Handel funktioniert, was für Stände es gibt, wie Magie in die Gesellschaft eingebettet ist... Es werden nicht nur Länder vorgestlelt, sondern auch z.B. Organisationen, die ich direkt für Abenteuerplanung hernehmen kann.
Wer sich verloren fühlt: das Buch hat ja sogar ein paar Seiten für den SL, wie man in den FR nun spielleiten kann und Kampagnen baut und nennt da zwei Regionen als gut geeignete Startpunkte und was diese auszeichnet. Das ist doch Gold wert und genau solche Hinweise fehlen ja vielen Settingbüchern.
Schon allein für das richtig gute Inhaltsverzeichnis verdient das Buch einen Extrapunkt. Es werden nicht nur die Kapitel und Unterkapitel benannt, sondern es werden auch alle Seiten mit Karten, mit Sidebars und mit Tabellen aufgeführt!
Nein, ich bleibe dabei, das FRCS ist ein verdammt guter Settingband, mit dem man super die FR spielleiten kann. Womit ich nicht sagen will, dass jede einzelne Seite Gold ist. Sowas wie die 6 Seiten Zeitleiste überspringe ich auch, das ist für mich reines Nachschlagewerk, z.B. wenn man wirklich geschichtsträchtige Abenteuer machen möchte. (Ich leite sowas manchmal und wenn es eine offizielle Historie gibt der ich untergegangene Reiche und Götter oder große Helden entnehmen kann, dann bringe ich die ein.) Aber zu einem guten Settingbuch gehört für mich dazu, dass da auch Material drin ist, dass ich (vielleicht noch) nicht benötige.
Mal zum Vergleich Earthdawn. Tolles Setting, ja. Eines der wenigen Settings, bei denen ich sogar die historische Darstellung interessant fand! Und Earthdawn hat sooo viele tolle Sachen im Setting. Aber das einzige brauchbare Settingbuch das ich für Earthdawn habe sind die Vorstellungen einzelner Gebiete, also z.B. der Schlangenfluss oder Throal. Die beiden sind ok. Der Schlangenfluss liefert gleichzeitig den m.E. besten Gesamt-Überblick über das Setting. Aber wenn ich mir die Infos aus dem Grundregelwerk anschaue oder die Barsaive-Box und versuche, daraus schlau zu werden und das mit manchen Abenteuern in Einklang zu bringen... Dem Setting fehlen einfach so viele grundlegende Informationen, die nötig wären. Ich halte die Settingbücher daher für wirklich schlecht. Es wird viel zu wenig erklärt oder gezeigt, wie das Setting funktioniert. Es ist ja toll, wenn ich mit Kaers, Theranern, Luftpiraten und Dämonen tolle Aufhänger habe. Aber es wird einfach zu wenig Tacheles geredet, es werden zu wenige konkrete Infos geliefert, die das Setting für mich vernünftig spielleitbar machen. Die Setting-Box bekommt bei mir nur ein "zufriedenstellend". Ich mein, mal so als Diskrepanz... man hält das Setting immer für so super-archaisch, aber es gibt diese ganzen magischen Spielereien wie warme Mäntel und automatische Kochtöpfe, die das Setting extrem modern machen. Und im Abenteuer Geißel des Himmels gibt es dann ein super Feinschmecker-Restaurant das man sich vorher überhaupt nicht im Setting vorstellen konnte, gleichzeitig sind die Lufthäfen ein Thema, aber konkrete Informationen zur Luftfahrt in Earthdawn/Barsaive gibt es überhaupt nicht. Das Gebiet ist ja eigentlich ziemlich klein, da wären ein paar Angaben wie groß so ein Lufthafen ist, welche Städte Lufthäfen haben, wie groß die Flotten sind, wie verbreitet Luftpiraten tatsächlich... also solche Angaben wären schon mal ne echte Hilfe gewesen. Auch vom Stil her dann immer diese Ungewissheit... stelle ich das jetzt gerade eher archaisch dar oder sollten die nun doch super kultiviert sein? Den besten Einblick ins Setting Earthdawns habe ich dann tatsächlich durch die Romane bekommen... Und irgendwann halt durch das Schlangenfluss-Buch.
Das finde ich jetzt interessant. Unter den Stichworten "zu wenig Ecken und Kanten" fallen mir nämlich die Realms als allererstes ein. Stereotyper und angepasster geht es nicht. Bei Eberron geht es mir wirklich völlig anders.
Liegt das nicht daran, dass die Forgotten Realms diese Stereotypen so stark (mit)gestatet haben?