Hallo Forum,
ich habe als SL ein Problem: Wenn ich Abenteuer für meine Runde schreibe, neige ich sehr dazu, einen ausufernden Hintergrund zu entwerfen, der dann am Spieltisch nur teilweise überhaupt relevant wird. Beispiel: Gegenwärtig schreibe ich an einem Abenteuer für meine D&D 5E Runde. Die Gruppe soll die unterirdische Ruine eines Herrenhauses aus dem alten Nesseril erkunden, gelegen in der Sargauth-Enklave, einem Teil des Unterbergs. Ich schreibe gerade noch aktiv am Hintergrund und habe schon jetzt über vier Seiten, dicht beschrieben in Schriftgröße 10 mit schmalen Seitenrändern in drei Spalten - und wenn ich fertig bin, sind es bestimmt sechs Seiten. Darin wird nun beschrieben, was es mit dem Herrenhaus auf sich hat, wer seine Bewohner waren, warum sie eine Sekte des Höllenfürsten Mammon gründeten, wie sie schließlich mit Nesseril untergingen, und wie dann Jahrhunderte später der Kult erneut auflebte.
Während ich die Geschichte an und für sich ganz ok finde, ist sie schon ziemlich komplex bzw. komplizierte und verworren, und ich habe die Vermutung, dass es mir nicht gelingen wird, sie am Spieltisch zu vermitteln, denn für meine Spieler ist das Ganze zunächst mal einfach ein Dungeon Crawl. Ich habe zwar schon die eine oder andere für Devices, mit denen ich Teile dieser Hintergrundgeschichte während der Erforschung des Dungeons erzählen kann, aber vieles wird wohl trotzdem niemals den Weg zu meinen Spielern finden - und wenn doch, so wird wohl vieles für sie und ihre Charaktere von so geringer Relevanz sein, dass sie es nicht abspeichern, sondern sofort wieder vergessen.
Nun kann man natürlich argumentieren, dass das gar nicht schlimm ist - allein die Tatsache, dass es diese Geschichte gibt und ich als SL mit ihr vertraut bin, sorgt in gewisser Hinsicht für ein besseres Spielerlebnis, weil es vielleicht für die Spieler schon einen gewissen Mehrwert hat, zu spüren, dass da im Hintergrund noch viel mehr ist, als ihre Charaktere bei der Verlieserkundung entdecken. Zwei Probleme habe ich trotzdem
1.) Wir spielen ziemlich selten (auch) weil ich verheiratet bin, drei Kinder habe, für einen Vollzeit-Plus-Job täglich eine Stunde einfach vom Land in die Stadt pendele und nebenbei auch noch ein paar offene Baustellen habe, die allesamt Priorität vor dem schönen Hobby Rollenspiel genießen (müssen).
2.) Je komplexer eine Geschichte, desto wahrscheinlicher ist, dass sie sich irgendwo selbst widerspricht. Und nachdem meine Vorbereitung auf Grund von (1) oft zeitlich ziemlich verteilt ist (mit teils längeren Pausen), kommt es schonmal vor, dass ich beim Schreiben durcheinander komme und dann Logikfehler in die Geschichte einbaue.
Die Ursachen dieser Probleme sehe ich großteils in der Art und Weise meiner Vorbereitung und der Form, in der ich das dann alles zu Papier bringe: Ich schreibe lange Prosa-Texte im Stil von z.B. Abenteuerhintergründen wie man sie aus den einschlägigen Publikationen kennt. Obwohl ich weiß, dass meine Leserschaft eigentlich nur aus mir selbst besteht schreibe ich seitenweise Text, der dann teilweise auch noch stilistisch verschwurbelt ist und sich nicht unbedingt durch eine hohe Informationsdichte auszeichnet.
Daher frage ich mich, wie andere Spielleiter bei der Vorbereitung eigener Abenteuer zu Werk gehen - besonders natürlich solche, die sich nicht so verzetteln wie ich.
- Wie generiert und strukturiert ihr Ideen - schreibt ihr Stichpunktlisten, verwendet ihr Mind Maps, R-Maps, Flussdiagramme?
- In welcher Form und in welchem Detaillierungsgrad haltet ihr die Vorgeschichte eures Abenteuers fest? Wie schafft ihr es beim Schreiben direkt auf den Punkt zu kommen und die wesentlichen Festlegungen zu treffen, ohne sich in Details zu verlieren?
- Wie orgnisiert ihr all die Informationen, um sie am Spieltisch schnell verfügbar zu haben? Welche "Artefakte" sind das Ergebnis eurer Vorbereitung (also z.B. Artefakt 1 = Hintergrundgeschichte, Artefakt 2 = Karte, Artefakt 3 = Beschreibung der auf der Karte verzeichneten Orte, Artefakt 4 = Flussdiagramm zum Handlungsverlauf usw.). Benutzt ihr digitale oder analoge Artefakte - und warum?
- Wie strukturiert ihr den Vorbereitungsprozess - geht ihr dabei nach einem erprobten Muster vor, das ihr konsequent abruft oder ist es auch bei euch eher das totale kreative Chaos?
Oder anders gesagt ist die Kernfrage vielleicht kurz und bündig: Wie bereite ich ein gutes Rollenspielabenteuer vor, das einzig und allein für die Verwendung an meinem eigenen Spieltisch vorgesehen ist?
Ich bin gespannt auf eure Antworten, denn momentan ist mein Vorbereitungsprozess ein einziges Chaos und das Ergebnis ein Wust von teils redundanten, sich teils widersprechenden Einzeldokumenten, von denen keines jemals fertig wird...
Schöne Grüße und vielen Dank,
Talwyn