Umfrage

Wie hat dir "Apocalypse World (2E)" gefallen?

sehr gut (5 Sterne)
5 (41.7%)
gut (4 Sterne)
6 (50%)
zufriedenstellend (3 Sterne)
1 (8.3%)
geht grad so (2 Sterne)
0 (0%)
schlecht (1 Stern)
0 (0%)

Stimmen insgesamt: 12

Autor Thema: Apocalypse World (2E) (pbtA) / Bewertung & Rezensionen  (Gelesen 2934 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Online Thallion

  • Rezi-Spezi
  • Moderator
  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.544
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Thallion
    • Rollenspiel-Bewertungen
Hier könnt ihr eure Meinung zu Apocalypse World (2E) abgeben und nach Punkten bewerten.



Shop-Seite
Apocalypse World (2E)

Regel/Quellen-Bände-Übersicht
Hier gelangt ihr zu der Auswertung und Übersicht bereits bewerteter Regel- und Quellen-Bände:
http://www.tanelorn.net/index.php/topic,96807.0.html

Klappentext:
Something's wrong with the world and I don't know what it is.

It used to be better, of course it did. In the golden age of legend, when there was enough to eat and enough hope, when there was one nation under god and people could lift their eyes and see beyond the horizon, beyond the day. Children were born happy and grew up rich.

Now that's not what we've got. Now we've got this. Hardholders stand against the screaming elements and all comers, keeping safe as many as they can. Angels and savvyheads run constant battle against there's not enough and bullets fly and everything breaks. Hocuses gather people around them, and are they protectors, saviors, visionaries, or just wishful thinkers? Choppers, gunluggers and battlebabes carve out what they can and defend it with blood and bullets. Drivers search and scavenge, looking for that opportunity, that one perfect chance. Skinners and the Maestro D' remember beauty, or invent beauty anew, cup it in their hands and whisper come and see, and don't worry now about what it will cost you. And brainers, oh, brainers see what none of the rest of us will: the world's psychic maelstrom, the terrible desperation and hate pressing in at the edge of all perception, it is the world now.

And you, who are you? This is what we've got, yes. What are you going to make of it?

Offline Galotta

  • Adventurer
  • ****
  • suchtet Kampagnen!
  • Beiträge: 585
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Galotta
Re: Apocalypse World (2E) (pbtA) / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #1 am: 3.11.2016 | 09:34 »
Klarer und deutlicher. Besserer Text.
Noch immer nicht mein Spiel der Wahl, aber ein richtig gutes Regelbuch und eine tolle RPG-Entwicklung.
aktiv gespielt: Savage Worlds 50 Fathoms•Kult
inaktiv: •D&D 5e•City of Mist•Dungeon World•Cthulhu•Schatten des Dämonenfürsten•

Offline Chiarina

  • Herr Kaleun
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 6.099
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Chiarina
Re: Apocalypse World (2E) (pbtA) / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #2 am: 9.10.2017 | 16:10 »
Mit Apocalypse World 2nd edition habe ich mein erstes pbta-Regelwerk gelesen. Ich würde da nicht viel Aufhebens drum machen, bin aber immerhin zweimal von Leuten aus dem Forum gebeten worden, meine Eindrücke dazu zu formulieren. In einem Fall ging´s dabei ausdrücklich um den Eindruck, den ich als Newby von dem System habe. Im anderen Fall handelte es sich um Thallion, der mich gebeten hat, einen Beitrag zum Spiel im Rezensionsforum zu schreiben. Ich mache also einfach beides: Ich berichte von meinen Anfängereindrücken im Rezensionsforum.

Was fällt mir als Anfänger als erstes ins Auge, was finde ich spannend, ausprobierenswert, problematisch, vielleicht auch daneben? Also los:

1.   Player faced gaming. Ich kenne kein anderes System, das so konsequent alle Gestaltungselemente aus der Sicht der Spielercharaktere konzipiert. Apocalypse World bedeutet nicht „ein Gegner schießt auf dich“, sondern „du wirst von einem Gegner beschossen“. Die Folge ist, dass nur die Spieler würfeln. Die Folge ist aber auch, dass es immer mal wieder zu etwas Sand im Getriebe kommt, wenn ein Spielercharakter sich gegen einen anderen wendet. Plötzlich sind zwei Charaktere, nicht nur einer im Visier und das führt manchmal dazu, dass Extraregeln nötig werden. Player faced gaming kann man finden, wie man will. Es ist in der hier angewandten Konsequenz aber jedenfalls ein Alleinstellungsmerkmal. Als Spielleiter nicht würfeln zu müssen, sondern dafür vielleicht zwei, drei Momente mehr Zeit zu haben, mir ein paar Gedanken über den Fortlauf der Handlung zu machen, finde ich eine bedenkenswerte Folge.
2.   Inwieweit die Moves auf das Genre maßgeschneidert sind, kann in meinen Augen diskutiert werden. Einige Moves sind extrem dehnbar formuliert. Offensichtlich ist es auch so, dass die verschiedenen pbta-Spiele immer wieder auf dieselben Basic Moves zurückgreifen. Wenn also behauptet wird, dass die besondere Auswahl der Moves ein bestimmtes Genre befördern, dann geht es doch offensichtlich nur um einige. Im vorliegenden Fall scheinen es mir besonders die Character Moves, eventuell auch noch die Moves, die mit Fahrzeugen, Anhängerschaften, Werkstätten etc. zusammenhängen, zu sein. Die Battle Moves und die Peripheral Moves sind schon weniger genrebestimmend, die Basic Moves sowie Harm and Healing etc. sind fast beliebig auf andere Genres übertragbar. Und ganz so einzigartig finde ich das dann im Vergleich zu anderen Systemen auch wieder nicht. Dass es ein paar allgemeine Bereiche und ein paar spezielle Genrebereiche in einem System gibt, das ist doch nun wirklich die Regel.
3.   Nun zu den Spielleiter Moves. Viele sind negativ, ein paar sind neutral oder vorteilhaft für die Charaktere. Es ist interessant zu lesen, wann sie zum Einsatz kommen. Zuerst wird allgemein beschrieben, dass der Spielleiter damit herausrücken soll, wenn die Unterhaltung ins Stocken gerät und die Spieler vom Spielleiter eine Entscheidung erwarten. Die Moves sollen dabei helfen, (a) die Charaktere in Stresssituationen zu verwickeln oder (b) ihnen Gelegenheiten für Aktion und Reaktion bieten. Die Formulierung umfasst also unterschiedliche Ansätze, die je nach Bedarf frei gewählt werden können. Dann wird von Gelegenheiten für Spielleiter Moves gesprochen, die dem Spielleiter wie auf dem Silbertablett präsentiert werden. Dazu zählt ein Misserfolg beim Würfeln, aber auch, wenn der Spielleiter irgendeine Bedrohung aufgebaut hat, gegen die die Charaktere nichts unternommen haben. Bei solchen Gelegenheiten soll der Spielleiter einen Move machen, der so hart und direkt ist, wie es ihm gefällt. Man beachte den letzten Nebensatz! Der Spielleiter hat auch hier noch die Möglichkeit zu sagen, dass ihm ein allzu harter Move eben nicht gefällt und er daher die Reaktionen der Spielwelt zurückhaltend und bedachtsam auswählt. Diese Variabilität in den Handlungen des Spielleiters ist wohl gewollt. Es werden Tendenzen angedeutet, letztlich bleiben dem Spielleiter aber alle Möglichkeiten offen. Das ist ein Vorteil, wenn ein Spielleiter vorhanden ist, der diese Freiheiten spaßfördernd nutzen kann. Man muss nur auch beim Namen nennen, dass Apocalypse World hinsichtlich des Themas Spielleiterwillkür gelassen mit der Schulter zuckt.
4.   Relativ am Anfang der Regeln beschreiben 3 – 4 Kapitel, wie der Spielleiter „play to find out“ organisieren kann. Das sind wichtige Abschnitte, gerade für Leute wie mich, die dieses ganze neumodische Zeugs erst noch lernen müssen. Sie sind auch wichtig, um den Spielleiterstil zu vermitteln, den sich die Autoren für Apocalypse World vorstellen. In dieselbe Kerbe schlagen auch die vielen Beispiele, die im Regelbuch genannt werden. Sie beinhalten irritierenderweise durch die Bank maximale Brutalität. Ich verstehe schon – die Apokalypse ist kein Ponyhof! Das soll offensichtlich permanent fühlbar werden. Als Spielleiter sollst du zwar ein Fan deiner Spielercharaktere sein, das heißt aber nicht, dass du dir da irgendwelche sentimentalen Schwächen erlauben kannst. Die Prämisse ist: Sei fair und sei unbarmherzig. Nur wer durch deine harte Schule geht, der weiß, dass das alles am Ende zu seinem eigenen Vorteil war: Only the fittest survived! Für mich ist hier wichtig: Es handelt sich um Beispiele. Sie zeigen dir, wie sich die Autoren das Spiel vorgestellt haben. Sie sagen dir aber nicht, dass du das Spiel falsch spielst, wenn du es anders machst. Genau wie bei den Spielleiter Moves bekommt ein Spielleiter hier eigentlich alle Türen offengehalten.
5.   Zuletzt noch ein paar Worte zu den Sex Moves, war ja klar. Die Charaktere haben also mit irgendwelchen anderen Charakteren Sex und dadurch geschieht etwas: Sie verändern sich, lernen ihren Partner besser kennen, was auch immer. Ein paar Dinge haben mir gefallen. Zum Beispiel schreiben die Autoren, dass die Regeln nur gelten, wenn es sich um einvernehmlichen Sex gehandelt hat. Eine simple Regel verhindert also, dass Apocalypse World zu irgendeinem Vergewaltiger-Rollenspiel wird. Dann erwähnen die Autoren, dass sie bei den Sexszenen in ihren Runden immer das Licht in der Szene ausgeknipst haben... will sagen: Der Akt wurde nicht ausgespielt. Das ist keine Regel, aber immerhin ein Hinweis darauf, dass die Sex Moves nicht dazu da sind, aus Apocalypse World ein Porno Rollenspiel zu machen. Wunderbar. Eigentlich kann ich damit leben, allerdings gibt´s da dann doch noch 2, 3 Dinge, die mich stören. Viele Charaktere lernen ihren Partner beim Sex besser kennen. Dadurch steigt ihr Hx (ihre Vertrautheit miteinander). Wenn Hx einen bestimmten Wert überschritten hat, erhält der Charakter einen Erfahrungszuwachs... wie war das? Nicht im Ernst! Als ernsthafter Powergamer muss ich also permanent vögeln, damit beschere ich meinem Charakter dann einen Erfahrungsorgasmus nach dem anderen? Mannomann, da hätte ein einschränkender Satz gereicht („nur einmal pro Sitzung“ oder irgend so etwas) und die Sache wäre behoben gewesen.
Und wie ist das mit dem „Impossible reflexes“ Move des Battlebabes? „The way you move unencumbered counts as armor. If you´re naked or nearly naked, 2-armor; if you´re wearing non-armor fashion, 1-armor. If you´re wearing armor, use it instead.”... wie war das? Nicht im Ernst! Je nackter, desto besser vor Schaden geschützt? Ich kann dazu nur sagen: "As a battlebabe don´t forget your chainmail bikini!“
Und wie ist das mit dem „Deep brain scan“ des Brainers? Den kann ich auch einsetzen, wenn die „physical intimacy“ nicht einvernehmlich ist. Und ich komme damit so tief in die Privatsphäre eines Gegners hinein, wie man es sich nur vorstellen kann. Ich würde mir als Spielleiter gut überlegen, welchem Spieler ich einen Brainer gestatten würde.

Insgesamt gesehen: Interessantes Spiel. Ich will´s ausprobieren. Vieles finde ich gut. Ein paar Dinge finde ich nicht ganz so herausragend, wie sie hin und wieder dargestellt werden. Ein paar Dinge können Probleme bringen. Das Spiel ist kein Selbstläufer, sondern verlangt nach einer Gruppe, in der alle Vertrauen zueinander aufbringen können. Ich würde es nicht mit völlig Fremden spielen. Ich bin bei 4 Punkten.
« Letzte Änderung: 12.10.2017 | 20:49 von Chiarina »
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)