Autor Thema: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?  (Gelesen 22353 mal)

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Offline Runenstahl

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #150 am: 18.11.2016 | 14:23 »
Und nicht zu vergessen gibt es in vielen RPG's auch Charakteroptionen die man als "guter" Charakter nie ausprobieren kann. Wer gerne einen Nekromanten, einen Dämonenbeschwörer oder einen Assassinen Spielen will braucht nunmal eine "Böse" Gruppe damit das auch klappt und nicht in PvP ausartet.

Meiner Meinung nach ist "Ernsthaftes Böses Spielen" nicht nur leicht möglich sondern wird in vielen Gruppen auch standardmäßig so gemacht. Nur halt nicht so wahrgenommen.

Mal ehrlich, wie oft kommt es vor das man Gegner (Banditen, Orks, was auch immer) niederschlägt, danach ausplündert und weiterzieht ?
Gute Charaktere müßten versuchen nach dem Kampf die Sterbenden zu retten und zur nächsten Stadt zu bringen um sie der Gerichtsbarkeit zu übergeben. Aber sterben lassen und ausplündern ist halt praktischer und weniger Aufwendig (und von vielen Systemen / Abenteuern auch eher der vorgesehene Weg).

Wie oft kommt es vor das die Gruppe angeheuert wird um dem Auftraggeber Artefakt XY zu bringen das zur Zeit im Besitz von Bösewicht XY ist ?
Wird da vorher überprüft ob dem Auftraggeber das Artefakt wirklich zusteht ? Ob der Bösewicht wirklich Böse ist ?

Die Charaktere sollen eine Orkbande ausschalten die vor kurzem ein Dorf angegriffen hat.
Versuchen die Spieler sich zu informieren warum die Orks das taten ? Vielleicht waren die Orks vorher friedliche Siedler die von der Dorfbevölkerung aus der Gegend vertrieben wurden ? Bei meisten Abenteuern ist das sicherlich nicht der Fall, aber die SC's fragen halt oft gar nicht erst nach. Da wird letztlich für Geld gemordet. Sind ja nur Orks und im RP ist das Grund genug.
Hinweis: Für Geld Morden ist keine gute Tat. Und die Begründung das die Opfer ja eine spezielle Rasse haben macht das in keinster weise besser.

Und das klassische Shadowrun Abenteuer besteht darin das die SC's für Geld ein Verbrechen begehen. Meist ist das ein Diebstahl... bei dem in keinster Weise vor Gewalt zurückgeschreckt wird wenn es die Aufgabe vereinfacht. Das ist Böse.

Nicht falsch verstehen: Ich will solche Spielweisen nicht verurteilen. Ich selbst spiele oft genug auch so. Ich möchte nur Beispiele dafür geben das "Böse spielen" wirklich nichts außergewöhnliches ist sondern in vielen Runden tatsächlich eher der Standard.
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Offline Wandler

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #151 am: 18.11.2016 | 14:45 »
Zitat
Gute Charaktere müßten versuchen nach dem Kampf die Sterbenden zu retten
Kann ich ganz und gar nicht zustimmen.
Zitat
Wird da vorher überprüft ob dem Auftraggeber das Artefakt wirklich zusteht ? Ob der Bösewicht wirklich Böse ist ?
Halte ich ebenso für nicht für notwendig. Ein Soldat der in die Schlacht zieht muss nicht vor jedem einzelnen Einsatz das gesamte Wertesystem und alle Beteiligten überprüfen um sicherzugehen, dass die Werte denen er sich beim Eintritt verschrieben haben immer noch richtig sind.
Zitat
Hinweis: Für Geld Morden ist keine gute Tat. Und die Begründung das die Opfer ja eine spezielle Rasse haben macht das in keinster weise besser.
Für Geld morden ist auch keine Böse tat und das Rassenargument kann in einem P&P ein mehr als legitimer Grund sein, denn Rasse in manchen fiktiven Welten ist keine Frage ethnischer Abstammung unterschiedlicher Menschen sondern ein Vergleich zwischen: Darf ich diese Kuh schlachten oder nicht/Darf ich dieses Reh schießen.
Zitat
Das ist Böse.
Nein ist es nicht. Es ist nicht rechtschaffen/gesetzeskonform aber es ist nicht per se böse. Auch in der Shadowrunwelt gibt es durchaus Runner die aus der Motivation der "guten Weltverbesserer" handeln. Sei es im Kampf gegen böse mafiöse Strukturen, Sklavenhalter, Menschenschmuggel, Drogen, Aufklärunge von Morden, Kampf gegen das an die Macht gekommene Böse in Form der Konzerne. Viele Shadowrun sind natürlich böse, gewaltätig, brutal, etc. , etc., etc. Aber es ist kein inhärenter Teil der Shadowrunwelt, die weit mehr zwischen den Extremen von Gut und Böse existiert. Das "wahre Böse" ist in Shadowrun maximal noch der Feind der aber mittlerweile an Bedeutung verloren hat. Dann als "die Bösen" hat man noch am ehesten Mörder, Mafiöse Strukturen und Co. Die Einstufung von "Shadowrunnern" ist da viel mehr eine Frage des Standpunktes und vergleichbar mit realpolitischen Fragen der "gemäßigten Rebellen" und "Terroristen die gegen Terroristen" kämpfen, "der Feind meines Feindes ist mein Freund" und "Bürgerkriegszuständen". Das ist ja die große Frage von Gut und Böse im Allgemeinen - sie ist meist eine Frage des vorherrschenden Systems und wie der herrschende/dominierende Teil der Welt das ganze sieht.

Offline Shamino

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #152 am: 18.11.2016 | 15:08 »
Ambivalenz des Bösen. Oder Definitionssache.

Bin ich boese  wenn ich als weisser Siedler gegen Indianer vorgehe die sonst mich töten? Bin ich Boese wenn ich als Indianer Siedler abmurkse die mein Volk bedrohen und abschlachten?

Menschen die wir als boese  wahrnehmen oder vorgesetzt bekommen, nehmen sich selbst meist nicht so wahr bzw haben Argumente fuer ihr Verhalten.

Offline Chruschtschow

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #153 am: 18.11.2016 | 15:09 »
Für Geld morden ist auch keine Böse tat [...]

Wenn das keine böse Tat ist, was denn dann? Ich schaue hier gerade mal ganz introspektiv auf die Pyramide, was ich denn als böse einstufe und beim Mord ist die Decke erreicht.
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Online Maarzan

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #154 am: 18.11.2016 | 15:19 »
Wenn das keine böse Tat ist, was denn dann? Ich schaue hier gerade mal ganz introspektiv auf die Pyramide, was ich denn als böse einstufe und beim Mord ist die Decke erreicht.
Das Problem liegt in der freizügigen Definition von "Mord". Sonst war auch jeder der allierten Soldaten, die Sold bezogen haben "Mörder".
Von Böse zu sprechen scheint mir da nicht richtig.
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ErikErikson

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #155 am: 18.11.2016 | 15:20 »
Wenn das keine böse Tat ist, was denn dann? Ich schaue hier gerade mal ganz introspektiv auf die Pyramide, was ich denn als böse einstufe und beim Mord ist die Decke erreicht.

Das ist eine Grauzone. Was ist z.B. mit politischen Morden ausgeführt durch den Geheimdienst auf Befehl der Regierung? Was ist mit einem Henker, der Leute tötet, weils sein Job ist auch wenn er weiss 30% sind unschuldig? Was ist mit Soldaten im Krieg, die auf Zivilisten/Terroristen schießen?

Offline Wandler

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #156 am: 18.11.2016 | 15:21 »
Aus Sicht von diversen Abtreibungsgegner ist Abtreibung Mord. Aus Sicht von Gegnern der Todesstrafe ist Todesstrafe Mord. Diese Liste lässt sich ewig lang fortsetzen und ist lediglich davon abhängig nach welchem Wertesystem beurteilt wird. Das wäre die individuelle Entscheidung der Frage.

Noch wichtiger wird es dann wenn man betrachtet nach welchem Rechtssystem geurteilt wird. Ein Polizist der bei einen Amokläufer erschießt, wird in den seltensten Fällen wegen Mord schuldig gesprochen werden. Sollte der Richter aber entscheiden, es gab keinen Grund den Amokläufer zu töten (er hätte sich ohne weitere Gefahr ergeben - der Polizist hat ihn erschossen weil der Kerl mit seiner Frau geschlafen hat) könnte das ganz anders aussehen. Ob etwas also Mord ist oder nicht hängt also ausschließlich vom anzuwenden Recht und dem letzgültigen Rechtsspruch ab und kann dementsprechend sich durch unterschiedliche Instanzen und je nach Rechtssystem auch gerne mal ändern. Und Moral oder Wertefrei oder in irgendeiner Form objektiv ist sowieso kein Rechtssystem und kann es nicht sein. Damit kann man auch nicht pauschal sagen "Für Geld töten" - um mal das "morden" mit "töten" zu ersetzen um die Problematik des "welches Recht wendet man da an" wegzunehmen - ist böse.

Es hängt schonmal davon ab ob es überhaupt eine Unterscheidung zwischen Totschlag und Mord gibt - die gibt es nämlich nicht in jedem Rechtssystem. Spätestens wenn wir jetzt noch die fiktiven P&P Welten dazunehmen haben wir noch viiiiiiiiel mehr Spielraum. Man vergleiche ja nur mal Mord/Tötung im deutschen Mittelalter zu jetzt. Diese Begriffe ändern sich ja also sogar in der Realität selbst innerhalb eines Gebietes.
« Letzte Änderung: 18.11.2016 | 15:23 von Wandler »

ErikErikson

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #157 am: 18.11.2016 | 15:24 »
Deshalb bin ich der Meinung, das im Rollenspiel das Böse dem Bösen Spaß machen sollte. Böses um des Bösen willen quasi. Alles andere kann man irgendwie zurechtbiegen, aber wenn jemand Böses tut weils ihm einfach Spaß macht, ist er IMO ziemlich definitiv böse.

Offline Wandler

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #158 am: 18.11.2016 | 15:27 »
Das Problem liegt aber genau darin, dass wenn schon nicht so leicht entschieden werden kann was nun Böse ist, woran bemisst man ob der Charakter nun Spaß am Bösen hat und auch wirklich etwas Böses tut. Ich finde, da sind wir in einem Tanelorn-typischen Bereich der Überanalyse. Am Spieltisch wird jede Gruppe für sich irgendwie entscheiden müssen was nun Gut/Böse in der Spielwelt ist wenn das relevant für sie ist - wie z.B. die oben kritisierten gesinnungsabhängigen Fertigkeiten.

Offline Rabenmund

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #159 am: 18.11.2016 | 15:42 »
Imho gibt es da wertungsfrei mehrere Wege.
Erstens: Man akzeptiert den "Moralaufbau" der Welt und überinterpretiert ihn nicht was sich vor allem bei D&D oder Warhammer (und Ähnliche) anbietet.(Böse Rassen, Paladine, Chaosinvasion...)
Diese Setting - die ich auch gerne bespiele - haben einen eingebauten moralischen Kodex, der einem umso leichter von der Hand geht je weniger man ihn selbst durch Interpretation kompliziert.

Zweitens: Man wirft das gesamte System (Gesinnungen..) über Bord und einigt sich auf einen "humanistischen Wertekodex". Das wird allerdings oben genannte Spielwelten sehr viel schwerer spielbar machen, bietet sich daher (imho) mehr für moderner "moralisierte" Settings an. Erfordert zudem einen Mehraufwand, da man sich am Besten gruppenintern schon im Vorfeld über diesen Kodex einigt.

Drittens: Man spielt aus dem Bauch heraus und entwickelt "Werte" im Spiel, was sich (imho) bei postapokalyptischen u.ä. anbietet.
Ich bin schriftlich meist ein kurzer und knapper Schreiber. Sollten Beiträge dadurch schroff oder unfreundlich wirken, weisst mich kurz darauf hin.
 
Am Besten stellt man sich meine Aussagen mit einer lebendigen Mimik vor, dann bekommt man ein Bild davon ;)

Offline Runenstahl

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #160 am: 18.11.2016 | 15:48 »
"Gute Charaktere müßten versuchen nach dem Kampf die Sterbenden zu retten."

Kann ich ganz und gar nicht zustimmen.

Hilft vielleicht sich das mal im realen Leben vorzustellen. Die Polizisten / Soldaten haben die Verbrecher / Feinde in einem Schußwechsel niedergestreckt. Jetzt könnten sie die schwer verwundeten Feinde verarzten und gefangen nehmen oder verrecken lassen.
Die Typen die gerade noch versucht haben dich umzubringen NICHT zu verarzten ist vielleicht tatsächlich keine Böse tat sondern könnte auch neutral bewertet werden. Aber Gut ist das mit Sicherheit nicht.

"Wird da vorher überprüft ob dem Auftraggeber das Artefakt wirklich zusteht ? Ob der Bösewicht wirklich Böse ist ?"

Halte ich ebenso für nicht für notwendig. Ein Soldat der in die Schlacht zieht muss nicht vor jedem einzelnen Einsatz das gesamte Wertesystem und alle Beteiligten überprüfen um sicherzugehen, dass die Werte denen er sich beim Eintritt verschrieben haben immer noch richtig sind.

Die Charaktere sind ja keine Soldaten die einer Sache dienen, sondern werden in klassischen Abenteuern halt für Geld angeworben. Und auch Soldaten sind dazu angehalten darüber nachzudenken wofür sie in die Schlacht ziehen. Zumindest hier in Deutschland ist das meines Wissens nach Fakt. Als vor ein paar Jahren Bomberpiloten in Nahost den Befehl verweigert haben irgendwelche Siedlungen zu bombardieren war ich auf jeden Fall Stolz auf die Jungs.

"Hinweis: Für Geld Morden ist keine gute Tat. Und die Begründung das die Opfer ja eine spezielle Rasse haben macht das in keinster weise besser."

Für Geld morden ist auch keine Böse tat und das Rassenargument kann in einem P&P ein mehr als legitimer Grund sein, denn Rasse in manchen fiktiven Welten ist keine Frage ethnischer Abstammung unterschiedlicher Menschen sondern ein Vergleich zwischen: Darf ich diese Kuh schlachten oder nicht/Darf ich dieses Reh schießen.

Auch da bin ich anderer Meinung. Für Geld morden ist eine Böse tat. Hier vertrete ich sogar die Meinung das man zwar anderer Ansicht sein kann, diese dann aber schlichtweg falsch ist. Und nein die Beispiele mit dem Henker der Geld dafür nimmt Leute zu töten obwohl er weiß das da Unschuldige dabei sind, oder dem Soldaten der auf Zivilisten schießt machen die Sache nicht besser. Die Typen wären Böse.
Ist es Böse wenn ich als Söldner Geld dafür nehme Leute zu töten ? Hängt mMn klar davon ab WARUM das passiert. Geht man in den Krieg um Unschuldige zu verteidigen so ist das keine Böse tat. Ist mir der Grund für den Krieg egal solange ich dafür meinen Sold bekomme, so ist das mMn Böse.

Es stimmt das in vielen Settings bestimmte Rassen immer als Böse gelten. Interessanter Weise gibt es da aber auch oft genug Ausnahmen. Grundsätzlich davon auzugehen das alle Orks böse sind ist in solchen Settings also tatsächlich nicht unbedingt böse.... aber Angesichts der Tatsache das es auch Ausnahmen geben könnte ist das halt zumindest keine Gute Einstellung.

"Und das klassische Shadowrun Abenteuer besteht darin das die SC's für Geld ein Verbrechen begehen. Meist ist das ein Diebstahl... bei dem in keinster Weise vor Gewalt zurückgeschreckt wird wenn es die Aufgabe vereinfacht. Das ist Böse."

Nein ist es nicht. Es ist nicht rechtschaffen/gesetzeskonform aber es ist nicht per se böse. Auch in der Shadowrunwelt gibt es durchaus Runner die aus der Motivation der "guten Weltverbesserer" handeln. Sei es im Kampf gegen böse mafiöse Strukturen, Sklavenhalter, Menschenschmuggel, Drogen, Aufklärunge von Morden, Kampf gegen das an die Macht gekommene Böse in Form der Konzerne. Viele Shadowrun sind natürlich böse, gewaltätig, brutal, etc. , etc., etc. Aber es ist kein inhärenter Teil der Shadowrunwelt, die weit mehr zwischen den Extremen von Gut und Böse existiert. Das "wahre Böse" ist in Shadowrun maximal noch der Feind der aber mittlerweile an Bedeutung verloren hat. Dann als "die Bösen" hat man noch am ehesten Mörder, Mafiöse Strukturen und Co. Die Einstufung von "Shadowrunnern" ist da viel mehr eine Frage des Standpunktes und vergleichbar mit realpolitischen Fragen der "gemäßigten Rebellen" und "Terroristen die gegen Terroristen" kämpfen, "der Feind meines Feindes ist mein Freund" und "Bürgerkriegszuständen". Das ist ja die große Frage von Gut und Böse im Allgemeinen - sie ist meist eine Frage des vorherrschenden Systems und wie der herrschende/dominierende Teil der Welt das ganze sieht.

Ich schrieb davon das man für Geld stiehlt und dabei meist sogar vor Gewalt nicht zurückschreckt. Sich nehmen was man will und dabei keine Skrupel zu zeigen ist eigentlich ein gängiges Beispiel für eine böse Tat.

Wenn die Shadowrunner den Job machen weil sie dadurch die Welt verbessern wollen, dann ist das etwas anderes. Aber auch hier sollte man sich fragen welche Motivationen da im Vordergrund stehen. Denn oftmals ist es ja nicht so das sich die Spieler(charaktere) zusammensetzen und den Plan aushecken "wir brechen jetzt bei XY ein um ihre finsteren Pläne zu verhindern" sondern man nimmt einen angebotenen Job an und rechtfertigt seine Taten dann damit das es ja gegen den "großen bösen Konzern" geht.
Besonders wenn man beginnt seine Taten rechtfertigen zu müssen ist man meist schon in der Grauzone oder darüber hinaus.
« Letzte Änderung: 18.11.2016 | 15:50 von Runenstahl »
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #161 am: 18.11.2016 | 15:52 »
Schön wie du deinen Moralkompass als einzig richtigen darstellst, das macht ihn auch nicht richtiger.

Supersöldner

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #162 am: 18.11.2016 | 15:53 »
,,werte,, nach dem zusammenbrach der Zivilisation stelle ich mir schwierig vor. da ist jemand ? dann töte ihn den du BRAUCHST sein essen und sein wassre. da ist irgendwie nicht so viele Platz für werte.    .  etwas anders ist es Natürlich wenn der Wiederaufbau halbwegs begonnen hat.

Offline Runenstahl

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #163 am: 18.11.2016 | 16:11 »
Imho gibt es da wertungsfrei mehrere Wege.
Erstens: Man akzeptiert den "Moralaufbau" der Welt und überinterpretiert ihn nicht was sich vor allem bei D&D oder Warhammer (und Ähnliche) anbietet.(Böse Rassen, Paladine, Chaosinvasion...)
Diese Setting - die ich auch gerne bespiele - haben einen eingebauten moralischen Kodex, der einem umso leichter von der Hand geht je weniger man ihn selbst durch Interpretation kompliziert.

Da bin ich voll bei dir. Wenn ich Warhammer / D&D etc spiele, so habe ich keine Probleme dabei Orks / Space-Orks etc wegzumetzeln. Da mache ich mir im Spiel (mit den meisten Charakteren) auch keine Gedanken drüber.

Hier Thread geht es ja aber darum ob es denn möglich ist überhaupt "Böse" zu spielen. Und deshalb kam von mir die Behauptung das wir das oft genug bereits tun (halt nur nicht so wahrnehmen). Es ist also durchaus möglich.

Vielleicht sollte man auch überhaupt erst einmal definieren was denn nun "Böse" überhaupt ist. In der realen Welt zumindest gibt es niemanden der absichtlich böse ist. Es gibt Leute die sind Geistesgestört und es gibt (viele !) Leute die glauben das sich ihre Taten rechtfertigen lassen. Da kenne ich bereits im Bekanntenkreis genug Beispiele.
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Deshalb finde ich auch in Fantasy-Spielen Charaktere (egal ob NSC's oder SC's) die einfach nur aus Spaß böse sind auch ziemlich unglaubwürdig. Ja, solche Personen gibt es auch echten Leben. Aber die sind dann halt auch Geisteskrank.

Böse definiert sich für mich durch die Wahl der Mittel um ein bestimmtes Ziel zu verbreiten.
Gerne reich sein zu wollen ist nicht böse. Wer das aber umsetzt indem er denen das Geld stiehlt die hart dafür gearbeitet haben der ist böse.
Weltfrieden als Ziel ist natürlich auch nicht böse. Wenn ich das aber erreichen will indem ich alle Feinde wegbombe dann ist das eindeutig böse.
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Supersöldner

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #164 am: 18.11.2016 | 16:35 »
es ist böse für den Weltfriede Leute weg zu Bomben ? aber o her soll der den sonnst komme der Weltfrieden ?

Offline Runenstahl

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #165 am: 18.11.2016 | 17:06 »
Schön wie du deinen Moralkompass als einzig richtigen darstellst, das macht ihn auch nicht richtiger.

Toll, oder ? :)

Mal im Ernst: Alles was ich schreibe ist meine Meinung / Ansicht. Das betone ich sehr häufig und bemühe mich meine Ansichten nicht als "Fakt" sondern eben als meine Meinung darzustellen. Das tue ich jedoch nicht in jedem einzelnen Satz weil das dann schnell unlesbar wird.
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #166 am: 18.11.2016 | 17:07 »
Warum muss der Assassine böse sein?

Es ist keinVerbrechenn  als Soldat auf Zivilisten zu schiessen,  es ist ein Verbrechen auf Nichtkombatanten zu schiessen.
Wenn der Ziilist Kombatant ist...okay, wenn der Soldat Nichtkombatva nt  ist nicht okay
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #167 am: 18.11.2016 | 17:17 »
Vielleicht sollte man auch überhaupt erst einmal definieren was denn nun "Böse" überhaupt ist.

Das hatten wir noch nie und werden wir nie haben. Stimme Dir aber eigentlich zu ... wenn nicht das hier wäre:


Zitat
In der realen Welt zumindest gibt es niemanden der absichtlich böse ist.

In Bezug dazu:

Alles was ich schreibe ist meine Meinung / Ansicht. Das betone ich sehr häufig und bemühe mich meine Ansichten nicht als "Fakt" sondern eben als meine Meinung darzustellen. Das tue ich jedoch nicht in jedem einzelnen Satz weil das dann schnell unlesbar wird.

Das siehst Du schlicht verkehrt. Sowohl Deine Meinung über das Böse in dieser Welt, als auch Deine etwas ... eigene Reflektion ;)

Schau Dir mal im Netz an, was zum Thema Böse so gibt. Philosophisch und im D&D Kontext.

Offline Wandler

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #168 am: 18.11.2016 | 17:18 »
Ist mir schon klar, aber es lässt trotzdem tiefe Blicke in deine fundamentalistische Weltanschauung zu, wenn du deine "eigene persönliche Meinung" als einzig wahr darstellst und sagst - wer das anders sieht ist "schlichtweg falsch". Aber lass uns darauf bitte einfach nicht weiter eingehen, sollte ich dich damit beleidigt haben, entschuldige ich mich vorsorglich und wir gehen beide zurück "back to topic".

Offline Runenstahl

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #169 am: 18.11.2016 | 17:19 »
Ein Assassine zeichnet sich dadurch aus das er Leute tötet. Und zwar auf hinterhältige Art und Weise. Auch Nicht-Kombattanten. Die meisten Menschen sind der Ansicht (ich selbst auch) das sowas "böse" ist.

Zivilist habe ich bislang immer für dasselbe wie einen Nicht-Kombattanten gehalten. Da habe ich also wieder was dazugelernt :)
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Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #170 am: 18.11.2016 | 17:28 »
Ein Assassine, Soldat, Paladin etc. zeichnen sich dadurch aus Feinde zu töten,  vernünftigerweise aus dem Hinterhalt  wenn möglich.
Wenn man das Staatsoberhaupt oder sein Kabinett etc. als Nichtkombatanten betrachtet dann ja, aber ich verstehe nicht was daran böse  sein soll
Sorry wer Teil der kriegerisch-militärischen Befehlskette  ist spez. Commander in Chief oder Second Commander in Chief ist für  mich ein legitimes Ziel.

Er hält  wahrscheinlich den Kollateralschaden niedriger  als andere Optionen.

Wenn du allerdings einen Hitman, Auftragsmoerder  für Geld etc. meintest ganz meine Meinung.
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
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Offline SeldomFound

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #171 am: 18.11.2016 | 17:34 »
Ich bin von meinen Verständnis sehr davon geprägt, was Terry Pratchett als das Böse definiert hat:

"Evil begins when you treat people as things."

Deshalb ist es gerade im Rollenspiel eigentlich sehr einfach "böse" zu handeln: Man behandelt NSCs nur als Figuren und spricht ihnen jegliche Menschlichkeit ab.

Das "ernsthafte Böse" zu spielen erfordert daher meine Meinung nach, dass man sich als Spieler auf der einen Seite bewusst macht, dass jeder NSC eine "Echte Person" ist und den Charakter absichtlich dagegen handeln lässt.


Offline nobody@home

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #172 am: 18.11.2016 | 17:35 »
Letzten Endes ist Mord eben einfach schon per Definition "böse". Mord ist ja gerade das Töten eines Anderen aus "bösen" ("verwerflichen", "niederen", egal, läuft doch immer auf dasselbe hinaus) Beweggründen, und für andere Tötungsakte gibt's dann schon wieder andere schöne Fachbegriffe.

Damit verlagert sich allerdings naturgemäß die Diskussion nur zu der Frage, ob A mit dem Umbringen von B nun tatsächlich einen Mord begangen hat oder nicht, und damit haben wir auch wieder nur dasselbe in Grün. :)

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #173 am: 18.11.2016 | 17:36 »
Es ist halt auch immer - wie wir schon festgehalten haben - ein wichtiger Punkt, in welcher Kultur wir uns gerade bewegen. Ein extremes Beispiel: Sind Kannibalenstämme böse, wenn sie Menschen fangen und essen? In unserer Kultur gäbe es sicher einige, die hier deutlich nicken würden. Aber für den Kannibalen ist das einfach normal. Der Mensch ist schlicht, genau wie andere "Tiere", ein Lebensmittellieferant. Da geschieht das "essen" eben nicht aus böser Absicht, sondern weil man Hunger hat.

Oder etwas anderes: Ein Volk, das ihrem Gott in regelmäßigen Abständen Menschen als Opfer darbietet. Sind die böse? Wieder: Hier würde man vermutlich sehr schnell "Ja, klar!" rufen. Aber aus deren Sicht, ist das halt völlig normal. Die Religion, an die dort geglaubt wird, verlangt eben Menschenopfer. Und wenn da dann eben ahnungslose Schiffbrüchige genommen werden, so geschieht das sicher auch nicht aus einer bösen Absicht, sondern, weil der Gott sein Opfer verlangt und man so niemanden vom eigenen Volk opfern muss. Das schlägt auf der "Gut/Böse"-Waage ja schon fast eher in Richtung gut ;)

Ein SEHR spannendes Thema, wie ich finde.

Zur Grundfrage: Ja ... ernsthaft böse spielen ist möglich. Manchmal ist es nötig eine gemeinsame Basis zu schaffen, bevor man anfängt zu spielen, wie bspw. bei Warhammer. Es ist schlicht nicht möglich ernsthaft und glaubhaft einen Khorne-Chaoskrieger und einen Slaanesh-Chaoskrieger in einer Gruppe herumlaufen zu lassen, ohne die Basis "Gerade ist das Chaos ungeteilt und bereitet einen Krieg vor", weil Setting-technisch Khorne und Slaanesh Todfeinde sind.

Ebensowenig wird man einen Dunkelelfen und einen Hobgoblin in eine Gruppe quetschen können, ohne die Prämisse "Hobgoblin ist der Sklave des Dunkelelfen".

Soll heißen: Das Setting gibt einem für gewöhnlich gewisse Grenzen auf. Wenn man aber eine gemeinsame Basis schafft, bevor man loslegt, ist das Spielen einer bösen Gruppe kein Problem.

Offline Rabenmund

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #174 am: 21.11.2016 | 11:07 »
Zitat
Das Setting gibt einem für gewöhnlich gewisse Grenzen auf. Wenn man aber eine gemeinsame Basis schafft, bevor man loslegt, ist das Spielen einer bösen Gruppe kein Problem.
Da bin ich ganz bei dir, genauso wenig wie es gegen einen bösen Charakter in einer neutralen / guten Runde spricht wenn die Basis stimmt.
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