"Gute Charaktere müßten versuchen nach dem Kampf die Sterbenden zu retten."
Kann ich ganz und gar nicht zustimmen.
Hilft vielleicht sich das mal im realen Leben vorzustellen. Die Polizisten / Soldaten haben die Verbrecher / Feinde in einem Schußwechsel niedergestreckt. Jetzt könnten sie die schwer verwundeten Feinde verarzten und gefangen nehmen oder verrecken lassen.
Die Typen die gerade noch versucht haben dich umzubringen NICHT zu verarzten ist vielleicht tatsächlich keine Böse tat sondern könnte auch neutral bewertet werden. Aber Gut ist das mit Sicherheit nicht.
"Wird da vorher überprüft ob dem Auftraggeber das Artefakt wirklich zusteht ? Ob der Bösewicht wirklich Böse ist ?"
Halte ich ebenso für nicht für notwendig. Ein Soldat der in die Schlacht zieht muss nicht vor jedem einzelnen Einsatz das gesamte Wertesystem und alle Beteiligten überprüfen um sicherzugehen, dass die Werte denen er sich beim Eintritt verschrieben haben immer noch richtig sind.
Die Charaktere sind ja keine Soldaten die einer Sache dienen, sondern werden in klassischen Abenteuern halt für Geld angeworben. Und auch Soldaten sind dazu angehalten darüber nachzudenken wofür sie in die Schlacht ziehen. Zumindest hier in Deutschland ist das meines Wissens nach Fakt. Als vor ein paar Jahren Bomberpiloten in Nahost den Befehl verweigert haben irgendwelche Siedlungen zu bombardieren war ich auf jeden Fall Stolz auf die Jungs.
"Hinweis: Für Geld Morden ist keine gute Tat. Und die Begründung das die Opfer ja eine spezielle Rasse haben macht das in keinster weise besser."
Für Geld morden ist auch keine Böse tat und das Rassenargument kann in einem P&P ein mehr als legitimer Grund sein, denn Rasse in manchen fiktiven Welten ist keine Frage ethnischer Abstammung unterschiedlicher Menschen sondern ein Vergleich zwischen: Darf ich diese Kuh schlachten oder nicht/Darf ich dieses Reh schießen.
Auch da bin ich anderer Meinung. Für Geld morden ist eine Böse tat. Hier vertrete ich sogar die Meinung das man zwar anderer Ansicht sein kann, diese dann aber schlichtweg falsch ist. Und nein die Beispiele mit dem Henker der Geld dafür nimmt Leute zu töten obwohl er weiß das da Unschuldige dabei sind, oder dem Soldaten der auf Zivilisten schießt machen die Sache nicht besser. Die Typen wären Böse.
Ist es Böse wenn ich als Söldner Geld dafür nehme Leute zu töten ? Hängt mMn klar davon ab WARUM das passiert. Geht man in den Krieg um Unschuldige zu verteidigen so ist das keine Böse tat. Ist mir der Grund für den Krieg egal solange ich dafür meinen Sold bekomme, so ist das mMn Böse.
Es stimmt das in vielen Settings bestimmte Rassen immer als Böse gelten. Interessanter Weise gibt es da aber auch oft genug Ausnahmen. Grundsätzlich davon auzugehen das alle Orks böse sind ist in solchen Settings also tatsächlich nicht unbedingt böse.... aber Angesichts der Tatsache das es auch Ausnahmen geben könnte ist das halt zumindest keine Gute Einstellung.
"Und das klassische Shadowrun Abenteuer besteht darin das die SC's für Geld ein Verbrechen begehen. Meist ist das ein Diebstahl... bei dem in keinster Weise vor Gewalt zurückgeschreckt wird wenn es die Aufgabe vereinfacht. Das ist Böse."
Nein ist es nicht. Es ist nicht rechtschaffen/gesetzeskonform aber es ist nicht per se böse. Auch in der Shadowrunwelt gibt es durchaus Runner die aus der Motivation der "guten Weltverbesserer" handeln. Sei es im Kampf gegen böse mafiöse Strukturen, Sklavenhalter, Menschenschmuggel, Drogen, Aufklärunge von Morden, Kampf gegen das an die Macht gekommene Böse in Form der Konzerne. Viele Shadowrun sind natürlich böse, gewaltätig, brutal, etc. , etc., etc. Aber es ist kein inhärenter Teil der Shadowrunwelt, die weit mehr zwischen den Extremen von Gut und Böse existiert. Das "wahre Böse" ist in Shadowrun maximal noch der Feind der aber mittlerweile an Bedeutung verloren hat. Dann als "die Bösen" hat man noch am ehesten Mörder, Mafiöse Strukturen und Co. Die Einstufung von "Shadowrunnern" ist da viel mehr eine Frage des Standpunktes und vergleichbar mit realpolitischen Fragen der "gemäßigten Rebellen" und "Terroristen die gegen Terroristen" kämpfen, "der Feind meines Feindes ist mein Freund" und "Bürgerkriegszuständen". Das ist ja die große Frage von Gut und Böse im Allgemeinen - sie ist meist eine Frage des vorherrschenden Systems und wie der herrschende/dominierende Teil der Welt das ganze sieht.
Ich schrieb davon das man für Geld stiehlt und dabei meist sogar vor Gewalt nicht zurückschreckt. Sich nehmen was man will und dabei keine Skrupel zu zeigen ist eigentlich ein gängiges Beispiel für eine böse Tat.
Wenn die Shadowrunner den Job machen weil sie dadurch die Welt verbessern wollen, dann ist das etwas anderes. Aber auch hier sollte man sich fragen welche Motivationen da im Vordergrund stehen. Denn oftmals ist es ja nicht so das sich die Spieler(charaktere) zusammensetzen und den Plan aushecken "wir brechen jetzt bei XY ein um ihre finsteren Pläne zu verhindern" sondern man nimmt einen angebotenen Job an und rechtfertigt seine Taten dann damit das es ja gegen den "großen bösen Konzern" geht.
Besonders wenn man beginnt seine Taten rechtfertigen zu müssen ist man meist schon in der Grauzone oder darüber hinaus.