"Fehlverhalten" der Spieler kann immer Konsequenzen haben. Richtiges Verhalten auch.
Hier sind zwei Probleme:
Wer hat sich eigentlich verhalten?
Wer entscheidet, dass es "Fehl-" war?
Ich habe zum Beispiel auch schon im Rollenspiel meinen SC ethnische Säuberung begehen lassen. Meine Mitspieler guckten mich danach leicht entsetzt an. Ich fragte, ob ihnen nicht aufgefallen sei, dass mein Charakter eine ausgesprochene Rassistin und ganz sicher icht "nett" sei, woraufhin sie das bejahten. Ich persönlich kann mir keine Situation vorstellen, wo ich Völkermord begehen würde. Aber das ist nicht der Punkt. Für die Figur war das nachvollziehbares Handeln.
Mein Charakter hat einen Koboldstamm bis aufs letzte Ei ausgelöscht, die ihrer Meinung nach sich auf ihrem ererbten Land niedergelassen hatten.
Meine Absicht war meine Mitspieler damit zu konfrontieren, was sog. "Abenteurer" so den lieben langen Tag machen. Deshalb habe ich den Vorgang auch recht plastisch beschrieben.
Wessen Handeln ist nach welchen moralischen Maßstäben wie zu bewerten? Nach der Meinung ihrer Leute hat mein Charakter wahrscheinlich eher eine Heldentat begangen. Und ich, als Spieler am Tisch, würde in dieser selben Runde in der ich meinen Charakter so habe handeln lassen, sie auch wieder so handeln lassen. Ob ich das mit anderen Mitspieler*innen, die ich vielleicht nicht so gut kennte, auch so tun würde, da zweifle ich.
Deshalb ist die Eingangsfrage so schief. Ich als in europäischen Moderne sozialisierte Person kann natürlich das Verhalten sowohl von Leuten am Spieltisch als auch von fiktiven Charakeren nach meinen Maßstäben bewerten. Aber die Reaktion daraus ist eine gänzlich andere. Bei moralisch verwerflichen Handlungen von Charakteren, kann ich mich wohlig ekeln und weiterspielen. Das kann ich besonders dann mit gutem Gewissen tun, wenn die Handlung klar als nicht die der Spieler*in, sondern ihres Charakters markiert ist. Ansonsten könnte ich bewogen sein, das mal zu thematisieren, wie es meine damalige Runde in der Anekdote eben tat, als sie mich ein wenig entgeistert anschaute.
Ich sollte aber dringend überlegen, ob ich Charaktere in der Spielwelt und die Spielwelt aufgrund meiner moralischen Bewertung reagieren lasse. Das kann je nach Geflogenheiten der Runde vielleicht gut und richtig sein, etwa wenn gilt, das Bösewichte garantiert poetische Gerechtigkeit erfahren. Dazu lässt sich aber nichts sagen ohne zu wissen, was und wie die Runde spielt. Die Frage ist dann aber wieder zweierlei:
- Hat die Person den Charakter bewusst so handeln lassen, um ihn böse darzustellen?
- Hat die Person gedankenlos gehandelt?
Hier ist dann nämlich wieder die Frage: Soll ich die poetische Gerechtigkeit der Spielwelt auch im zweiten Falle walten lassen oder nur im ersten? Oder wäre es vielleicht besser einfach mal in der die Runde über die Situation zu sprechen?