Autor Thema: Helden scheitern an der Gesellschaft  (Gelesen 11807 mal)

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ErikErikson

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #25 am: 28.12.2016 | 17:40 »
Baskervilles Spieler hatte zu moderne Ideen und diese trotz Warnung des SL weiterhin ins Spiel eingebracht. Der Char wurde von einem NSC dabei erwischt, streng nach Rechtsvorschrift degradiert, für sieben Jahre ins abgelegendste Kloster gesteckt und der Spieler musste sich nen neuen Char bauen, um die Borbaradkampagne abzuschliesen. Einen obrigkeitshörigen Zuckerbäcker mit Tinnitus.   

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #26 am: 28.12.2016 | 17:41 »
Baskervilles Spieler hatte zu moderne Ideen und diese trotz Warnung des SL weiterhin ins Spiel eingebracht. Der Char wurde von einem NSC dabei erwischt, streng nach Rechtsvorschrift degradiert, für sieben Jahre ins abgelegendste Kloster gesteckt und der Spieler musste sich nen neuen Char bauen, um die Borbaradkampagne abzuschliesen. Einen obrigkeitshörigen Zuckerbäcker mit Tinnitus.   

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #27 am: 28.12.2016 | 17:42 »
Baskervilles Spieler hatte zu moderne Ideen und diese trotz Warnung des SL weiterhin ins Spiel eingebracht. Der Char wurde von einem NSC dabei erwischt, streng nach Rechtsvorschrift degradiert, für sieben Jahre ins abgelegendste Kloster gesteckt und der Spieler musste sich nen neuen Char bauen, um die Borbaradkampagne abzuschliesen. Einen obrigkeitshörigen Zuckerbäcker mit Tinnitus.   

Du verdammter teuflischer Rhetoriker.... AAAAAAH!

Aber jetzt mal im Ernst:
Mir ging es nicht um die Handlung des Films, sondern die einzelnen Charaktere.
Und ja: Da wäre Baskerville eine Blaupause für einen gruppenkonformen Praiospriester.
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Offline Runenstahl

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #28 am: 28.12.2016 | 17:53 »
Da kommen bei mir wieder verdrängte Erinnerungen zum Vorschein. Meinem DSA Söldner aus einer Edition in der nur Krieger Zweihandwaffen tragen durften (2. oder 3. ?) war das irgendwann zu blöd und er sammelte ein Zweihandschwert auf. Als uns im nächsten Abenteuer ein Händler als Geleitschutz anheuern wollte, verlangte der natürlich erstmal meine Papiere zu sehen (war "zufälligerweise" das erste und einzige Mal das bei uns jemals jemand die Papiere eines Zweihandträgers sehen wollte).
Ich/Söldner: "Was interessieren euch meine Papiere ? Mit einem Zweihänder kann ich eure Wagen viel besser Schützen."
SL/Händler: "Uhm... ah.. aber es wäre nicht legal. Was wenn uns jemand Kontrolliert ?"
Ich/Söldner: "Die Route geht durch eine Menschenleere Gegend, oder ? Wer Kontrolliert denn da ? Und falls doch jemand kommt packe ich das Schwert einfach zu euren Waren."
SL/Händler: "Äh also... aber das ist nunmal so. Ich rufe gleich die Wachen !"
Ich/Söldner: "Viel Spaß noch bei eurer Reise..."

Kurz: Ich habe noch nie soviele Setting-Regel-Fanatiker wie bei DSA getroffen. Das heißt allerdings wirklich nicht das man DSA nur auf diese Weise spielen kann. Wenn dich der SL (oder die Gruppe) durch irgendwelche Regeln einschränken will, dann suche am Besten erstmal das Gespräch. Wenn sich dabei herausstellt das sich eure Ansichten gar nicht vertragen, dann mußt du entweder akzeptieren das deine Charakteridee in dieser Runde nicht funktioniert und dir einen Charakter machen der besser in die Gruppe paßt oder dir eine Gruppe suchen die deinem Spielstil besser entgegen kommt. Je nachdem wo man lebt ist letzteres leider nicht immer einfach. Gerade in kleinen Dörfern muß man oft mit der einen P&P Gruppe klarkommen oder aufhören zu spielen. Ist dann jedoch wie in einer Beziehung: Wenn man nur noch voneinander gefrustet ist sollte man sich besser trennen auch wenn man vielleicht Angst vor dem "alleinsein" hat. Kann danach nur besser werden ;)

Ansonsten: Es gibt in jedem Setting Regeln. Je genauer das Setting beschrieben ist, desto mehr dieser Regeln finden sich dann halt auch im Regeltext wieder. D&D ist nunmal kein Setting sondern ein Vielzahl von Settings die jeweils nur vergleichsweise wenig Settingbeschreibung haben (oft nur eine Box/Buch + Abenteuer) während bei DSA halt jede Publikation das Setting "bereichert". Insofern ist es nicht verwunderlich das DSA mehr dieser Regeln aufweist als viele andere Systeme. Wie schon von anderen hier gesagt: Nur weil eine Regel im Setting existiert heißt das nicht das diese Regel auch überall beachtet oder durchgesetzt werden kann. Gesunder Menschenverstand (tm) hilft da schonmal gewaltig weiter. Ansonsten: Wenn einem eine Regel zu blöde ist (und die Gruppe diese trotzdem als wichtig ansieht) sollte man halt einen Charakter spielen den diese Regel nicht betrifft. Genug Auswahl gibt es da inzwischen (glaube ich jedenfalls... bei DSA bin ich nicht auf dem neuesten Stand... unser letzter Versuch war die 7G Kampagne in der es auch schon wieder genug meisterwillkür Momente gab so das ich nicht traurig war als der SL die Kampagne nach ein paar Abenteuern aufgrund von Spielermangel abbrach).
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   Gareth (aus der Serie "Galavant")

vlyrr

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #29 am: 28.12.2016 | 21:09 »
DSA, hachja.

Das Global Village, in dem alle Einwohner verkleidet sind wie Wikinger, Zauberer, Musketiere,...

Der Fasching-Wikinger z.B. sieht nur aus wie ein Wikinger, aber natürlich vergewaltigt er nicht, versklavt niemanden und ist auch sonst nicht blutrünstig. Eher so der Saufkumpan mit dem Stierhelm aus Plastik, mit dem man lachend einen Humpen hebt.

Bzgl. Moral und Verhaltenskodex der Spieler: Wenn die Charaktere nicht heldenhaft sondern schurkenhaft spielen, dann lasst doch die Spielwelt genauso sein. Enden die Charaktere halt tot und gefleddert im Straßengraben.

Generell hat meiner Erfahrung nach damals DSA durch seinen Faschingscharakter und seinen Kasperletheater-Moralkodex prägend auf Gruppen und Mitspieler gewirkt.
Wir erinnern uns: Im Kasperletheater hat jede Figur ihre (Charakter-)Rolle, und durch diese Rollen geraten die Kasperlefiguren in gegenseitige Konflikte, die sich am Ende stets zum Guten auflösen.

Praiospriester, Rondrageweihter, Auelf, Moha und Al'Anfaner und wie sie alle heißen - diese ganzen Kasperlefiguren sind so überhöht in ihren Rollenzuschreibungen, dass Spieler bevorzugt daraus Konfliktpotenzial geschöpft haben. Wie auch im Kasperletheater sich das meiste aus den Charakterprinzipien der Figuren ergibt.

Spieler haben es damals irgendwie geliebt, sich extra so wie die Rollenbeschreibung zu verhalten, denn so hatten sie am meisten Reibung. Natürlich immer schön im Rahmen des Kasperletheaters bzw. des Kulturepochen-Faschings.

Offline nobody@home

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #30 am: 28.12.2016 | 21:14 »
...wieso zum Geier geht mir jetzt gerade ein "der Borbarad hat Großmutters Kaffeemühle geklaut!" durch den Kopf? :o

Offline Greifenklause

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #31 am: 28.12.2016 | 22:22 »
@Vlyrr:
Du irrst! Diese Spieler gab es... ebenso waren auch die Legion, die
a) aus dem Kasperletheater ausbrachen aus welchen hehren oder niederen Motiven auch immer
b) im Gegenteil gar kein Kasperletheater sahen, weil die Rollen in anderen zeitgenössischen Systemen noch enger und vor allen Dingen magerer in der Auswahl waren
c) aus einem Kasperlekindergartenverschnitt ein ausgesprochenes Hamlet in 10 Akten machten.

@ Runenstahl:
Eher so wie du sagst.
DSA war in den falschen Händen kacke. Punkt. Ja, kam öfter vor. Ist Mist. Auch das, was ich in meiner Jugend verbrochen habe.
Schwamm drüber. Es geht auch hervorragend anders.
Irgendwann spielte sich bei "uns(tm)" ein:
-- Manche Chars halten sich selbst dann an Regeln, wenn sie niemand durchsetzen könnte.
-- Andere verfahren nach "Wo kein Kläger, da kein Richter"
-- Eine verspielte Mischung aus beiden
-- Ein bisschen necken hier und da, aber das verstaubte "Das darfst du nicht" alter Tage ablegen. "Geben und nehmen" halt.
Mittlerweile sage ich mir "Der Spieler wird schon wissen, was er tut" oder "Es wird schon eine Begründung geben" oder "Suche nicht nach Gegenargumenten suche nach Begründungen" oder "Im Zweifel gemeinsam" oder "Im Zweifel Handlung"*

Und ganz wichtig "Hauptsache Spaß!" (für alle, zumindest mittel-/langfristig).

Sind vielleicht Allgemeinplätze, aber man kann das gar nicht oft genug sagen.

(* Es sei denn, die Spieler lehnen handlungsorientierte Prioritäten ab)
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Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #32 am: 28.12.2016 | 22:47 »
Nicht?  ;D Liegt das vielleicht daran, dass es bei DSA von Anfang an mehr "Paladine"-Varianten gab als stets nur den einen?
Da mag man mal drüber nachdenken...
das wären jetzt welche?

die auf jeden Fall nicht
Zitat
Der aufrechte Thorwaler mit Axt und Humpen, der überall "die Seeschlange und ihr Gezücht" bekämpft, hat Paladinklischeeaspekte.
Ebenso der Zwerg (tm), der gegen die Drachlinge und ähnliches ficht.

Zitat
* Und an der Stelle sollte man vorsichtig sein! Liefert doch gerade "der Name Rose" in Form von Baskerville und seinem Novizen auch hervorragende andere Beispiele, wie man einen "(Praios-)Priester(tm)" eben auch spielen kann.
die würde ich in Aventurien eher bei Hesinde verorten


b) im Gegenteil gar kein Kasperletheater sahen, weil die Rollen in anderen zeitgenössischen Systemen noch enger und vor allen Dingen magerer in der Auswahl waren
das wären jetzt welche, also wenn man jetzt mit Fantasie und Kreativität an den Freiraum heranging und nicht nur Abziehklone der Vorgaben im Regelwerk machte.

Jeder SC Thorwaler ist zum Start von DSA4 mit exakt X(7IIRC) ins Wasser gefallen.
Mein Konzept abstinenter Thorwaler(in DSA4 übrigens erwähnt) wurde abgelehnt, der ist auch nie ins Wasser gefallen.

Zitat
Meinem DSA Söldner aus einer Edition in der nur Krieger Zweihandwaffen tragen durften (2. oder 3. ?) war das irgendwann zu blöd und er sammelte ein Zweihandschwert auf.
AFAIK fiel der Söldner in DSA2 unter Krieger und in DSA3 war das schon in MSuZ als überholt und ignoriert beschrieben - konnte theoretisch passieren, aber praktisch solange es kein Rondrakamm war kümmerte es keinen - das wiederum war aber Suizid dämlich.

Zitat
D&D ist nunmal kein Setting sondern ein Vielzahl von Settings die jeweils nur vergleichsweise wenig Settingbeschreibung haben (oft nur eine Box/Buch + Abenteuer)
Forgotten Realms kann Aventurien und DSA leicht mit Produkten bedecken, aber sowas von.
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

vlyrr

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #33 am: 28.12.2016 | 22:53 »
Zitat
@Vlyrr:
Du irrst! Diese Spieler gab es... ebenso waren auch die Legion, die
a) aus dem Kasperletheater ausbrachen aus welchen hehren oder niederen Motiven auch immer
b) im Gegenteil gar kein Kasperletheater sahen, weil die Rollen in anderen zeitgenössischen Systemen noch enger und vor allen Dingen magerer in der Auswahl waren
c) aus einem Kasperlekindergartenverschnitt ein ausgesprochenes Hamlet in 10 Akten machten.

Gut möglich, aber wir sind eh noch vor dem Schulabschluss zu anderen Systemen gewechselt.

Offline dunklerschatten

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #34 am: 28.12.2016 | 23:01 »
Zitat
Frage ist also: Warum spielt man in so einer rechtssicheren, schon leicht faschistischen Welt, wo jeder Schritt nach links oder rechts gleich mal sanktioniert wird?

Keine Ahnung, ich würde so keine 10 Minuten spielen und zum Glück sehen meine Mitspieler das auch so.  Ich würde es am ehesten mit Masochismus und so erklären....

Zitat
Bzw. warum benötigt eine solche Welt Helden und lässt deren Aufgaben nicht vom geheimen Staatsschutz mit der Lizenz zum Gesetzebrechen erledigen?


Propaganda-Zwecke....in Wahrheit sind die Helden nur Teil der PR Kampagne.
"Stellt Euch den Tatsachen, dann handelt danach!"
Quellcrist Falconer

Offline Ninkasi

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #35 am: 29.12.2016 | 12:59 »

Kurz: Ich habe noch nie soviele Setting-Regel-Fanatiker wie bei DSA getroffen. Das heißt allerdings wirklich nicht das man DSA nur auf diese Weise spielen kann. Wenn dich der SL (oder die Gruppe) durch irgendwelche Regeln einschränken will, dann suche am Besten erstmal das Gespräch. Wenn sich dabei herausstellt das sich eure Ansichten gar nicht vertragen, dann mußt du entweder akzeptieren das deine Charakteridee in dieser Runde nicht funktioniert und dir einen Charakter machen der besser in die Gruppe paßt oder dir eine Gruppe suchen die deinem Spielstil besser entgegen kommt. Je nachdem wo man lebt ist letzteres leider nicht immer einfach. Gerade in kleinen Dörfern muß man oft mit der einen P&P Gruppe klarkommen oder aufhören zu spielen. Ist dann jedoch wie in einer Beziehung: Wenn man nur noch voneinander gefrustet ist sollte man sich besser trennen auch wenn man vielleicht Angst vor dem "alleinsein" hat. Kann danach nur besser werden ;)


Jawohl!

Ansonsten halte ich den Vergleich, wer hier der größere Setting-Regel-Fanatiker ist, für uninteressant und am Thema vorbei.

Den Konflikt, der durch gebotsbrechende SCs entsteht,  ist hingegen schon sehr interessant. Unabhängig von DSA übrigens.

Ein Spieler des Diebes hat ja in allen Systemen ein Problem, wo die Hand abgehackt würde, wenn er sich erwischen lässt.

Manche Settinggesetzte klingen halt realistisch, aber gehen an der Tauglichkeit für die Rollenspielpraxis vorbei.

So verstehe ich dann die Frage:

Frage ist also: Warum spielt man in so einer rechtssicheren, schon leicht faschistischen Welt, wo jeder Schritt nach links oder rechts gleich mal sanktioniert wird? Bzw. warum benötigt eine solche Welt Helden und lässt deren Aufgaben nicht vom geheimen Staatsschutz mit der Lizenz zum Gesetzebrechen erledigen?

Offline nobody@home

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #36 am: 29.12.2016 | 13:35 »
Den Konflikt, der durch gebotsbrechende SCs entsteht,  ist hingegen schon sehr interessant.

Ich denke, das ist auch genreabhängig.

Nehmen wir mal an, meine Gruppe spielt so 'ne ganz klassische Kriminelle-für-das-Gute-Kampagne a la Robin Hood oder manche Interpretationen von Arséne Lupin & Co.. Dann ist einerseits glasklar, daß die Obrigkeit hinter uns her sein wird -- andererseits gehört dann aber auch zur Genrekonvention, daß besagte Obrigkeit nicht so superkompetent ist, daß wir jede Sitzung nur mit unseren verzweifelten Versuchen beschäftigt sind, ihrem Zugriff gerade noch mal so mit mehr Glück als Verstand zu entkommen, sondern in der Regel (die Ausnahmen natürlich bestätigen können) nur gerade so fähig, daß sie uns ein paar unterhaltsame Schwierigkeiten machen kann, bis wir ihr dann am Ende doch wieder eine lange Nase drehen.

Offline Maarzan

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #37 am: 29.12.2016 | 13:39 »
Ärgerlich ist wohl vor allem die "selektive Kompetenz" der Staatsmacht. NSC können da wenn nicht von SCs gestoppt lange und dreist agieren ohne dass da was passiert, aber wehe ein SC guckt storyschädlich... .
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Offline KhornedBeef

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #38 am: 29.12.2016 | 13:53 »
Ärgerlich ist wohl vor allem die "selektive Kompetenz" der Staatsmacht. NSC können da wenn nicht von SCs gestoppt lange und dreist agieren ohne dass da was passiert, aber wehe ein SC guckt storyschädlich... .
Würde bei mir nicht vorkommen. Außer bei einem Scooby Doo RPG auf Basis von Fear Itself. Hm .. ..
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Offline Ninkasi

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #39 am: 29.12.2016 | 13:55 »
Ich denke, das ist auch genreabhängig.

Auf jeden Fall.

Wie immer gilt: Die Gruppe sollte das vor dem Spiel besprechen.
Aber wieviele Runden besprechen es intern, wenn z. B. ein Dieb unter den ehrbaren Helden weilt.
Und was müsste da alles geklärt werden?
Meist ist doch erst im Spiel eine Problemsituation entstanden, bei der die Spieler unterschiedliche Auffassungen besitzen.

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #40 am: 29.12.2016 | 13:59 »
Als langjähriger DSA-Spieler: Ehrlich gesagt habe ich bisher in diesem Thread kein DSA-spezifisches Problem gefunden, sondern nur gruppenspezifische Probleme, bei denen Spielleiter versuchen, ihre Spieler innerhalb des Spiels zu erziehen. Die gleichen Spielleiter machen das meinre Erfahrung nach aber auch, wenn sie Shadowrun oder irgend ein anderes System spielen. Bei DSA ist das ganze vielleicht nur deswegen etwas stärker vertreten, weil es einfach deutlich mehr DSA-Gruppen gibt, und weil es wenige Spielleiter gibt, die unerfahren sind und deswegen solche Fehler machen, aber mit einem Nischensystem anfangen.
Aus den offiziellen Beschreibungen kann ich soetwas nicht rauslesen.
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Eulenspiegel

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #41 am: 29.12.2016 | 14:17 »
Frage ist also: Warum spielt man in so einer rechtssicheren, schon leicht faschistischen Welt, wo jeder Schritt nach links oder rechts gleich mal sanktioniert wird? Bzw. warum benötigt eine solche Welt Helden und lässt deren Aufgaben nicht vom geheimen Staatsschutz mit der Lizenz zum Gesetzebrechen erledigen?
Auch in der realen Welt gibt es mehrere Gruppen, die unterschiedlcihe AUfgaben besitzen:
- Polizei
- Geheimdienst
- Militär
- Kommando-Einheiten

Die Helden übernehmen in den meisten klassischen Abenteuern die Aufgabe der Kommando-Einheiten. In Detektiv-Abenteuern übernehmen sie dann noch die Rolle der Polizei. - Wobei man sich auch klar sein sollte, dass sich die Kompetenz der Gardisten von Stadt zu Stadt unterscheidet: In den Hauptstädten sollten die Gardisten recht kompetent sein. In irgendeinem Dorf wahrscheinlich eher weniger.

Offline Ninkasi

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #42 am: 29.12.2016 | 16:21 »
Wenn ein Charaketer gegen ein geltendes Gesetzt verstößt, woran misst sich die Höhe und Art der Bestrafung?

-Harte Durchsetzung der Settingregeln (Simulationismus/Realismus), Gesetz ist Gesetz
-Klasse des Helden (Krieger, Abenteurer oder Streuner)
-Sozialstatus des Helden
-Plotbedeutung
-Genre-Abkommen/ Gruppenspielziel
-Spielleiter-"Willkür"

so ganz einfach ist das nicht.



Offline YY

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #43 am: 29.12.2016 | 20:53 »
-Harte Durchsetzung der Settingregeln (Simulationismus/Realismus)

Das wird schnell zum Widerspruch  ;)
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Just_Flo

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #44 am: 29.12.2016 | 21:25 »
Ich sehe es schon, ich hätte damals in der G7 doch meinen ultrarechtsgläubigen, tiefschwarzen Praiosgeweihten spielen sollen. (Wäre sicher besser angekommen, als der der dann von jemand anderem gespielt wurde). Der wäre nach dem Schema gewesen: "Halt, das verstößt gegen drei Gesetze. Ihr könnt das nicht einfach so machen ohne einen Dispens. Reiche mir mal jemand Pergament und Stift." *Siegel raushol und Dispenz aufsetz. 

Offline Auribiel

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #45 am: 30.12.2016 | 02:54 »
Da kommen bei mir wieder verdrängte Erinnerungen zum Vorschein. Meinem DSA Söldner aus einer Edition in der nur Krieger Zweihandwaffen tragen durften (2. oder 3. ?) war das irgendwann zu blöd und er sammelte ein Zweihandschwert auf. Als uns im nächsten Abenteuer ein Händler als Geleitschutz anheuern wollte, verlangte der natürlich erstmal meine Papiere zu sehen (war "zufälligerweise" das erste und einzige Mal das bei uns jemals jemand die Papiere eines Zweihandträgers sehen wollte).
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"Irdischer" Actionfilm: Da rennt der Söldner auch mit allerhand eigentlich verbotener Waffen rum, um den wichtigen Auftrag abseits der US(sonstiger)-Rechtssysteme zu erledigen. Da findet man es cool, bei DSA brüllen viele sofort nach der Reglementierung. Insofern hatte dein Söldner da völlig recht. :D

Wobei ich sagen muss: Ich tät als Söldner in der zivilisierten Gegend dann halt nicht unbedingt mit dem Maschinengewehr im Hosenbund im Kaffee beim Auftraggeber aufschlagen, sondern das Ding solang versteckt parat halten, bis man aus der Zivilisation raus ist. Ev. wär das bei DSA bei manchen Waffen halt auch sinnig, anstelle mit Zweihänder und Hexenparder offen durch die Gegend zu laufen (auch schon erlebt) und sich dann wundern, wenn die Zivilbevölkerung geschockt reagiert. 

Irgendwie scheint es da bei DSA was ich so erlebt hab meist nur zwei Varianten an Spielern zu geben: a) Ich halte mich sklavisch an die Reglementierung oder b) ich ignoriere es bis Anschlag und was genau ist dieser gesunde Menschenverstand?
Leider hatte das Regelwerk es früher (? bin nicht mehr aktuell) gerade bei den Geweihten aber auch extrem schwierig gemacht, ein bisschen die Regeln zu biegen, weil es sofort Ingame-Konsequenzen gab. Wenn sie das gelockert haben, passt es doch?

Feuersänger:
Direkt-Gold? Frisch erpresst, nicht aus Konzentrat?

Offline Ninkasi

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #46 am: 30.12.2016 | 10:21 »
Ritterrüstung & Zweihandwaffe war früher bei DSA für den Krieger auch mehr ein Nischenschutz / Ausgleich.
so:
Krieger - Barbarenstreitaxt / Zweihänder
Abenteurer - Säbel / Schwert
Magier - Stab / Dolch


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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #47 am: 30.12.2016 | 11:26 »
Ritterrüstung & Zweihandwaffe war früher bei DSA für den Krieger auch mehr ein Nischenschutz / Ausgleich.
so:
Krieger - Barbarenstreitaxt / Zweihänder
Abenteurer - Säbel / Schwert
Magier - Stab / Dolch

Stimmt, ganz am Anfang war das schlicht mit in die Klasse eingebaut. Gar nicht so viel anders als bei D&D, wo den Dieb und den Zauberer theoretisch auch rein physikalisch nichts davon abhält, mal eben (eventuell mit ein bißchen Hilfe) in eine Vollkörperplattenrüstung zu steigen und in der eine Weile herumzulaufen, und sei es nur zu Verkleidungszwecken -- ist halt nur von den Regeln her auch nicht vorgesehen.

Offline Grübelgrau

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #48 am: 30.12.2016 | 16:27 »
Hi allerseits,

ein Aspekt, der glaube ich noch nicht genannt wurde, für mich (und meine frühere Rollenspielgruppe auch) aber wichtig ist/war: die Charaktere nehmen alles, was "Obrigkeit" ist, zunehmend als trottelig/inkompetent/gängelnd/nervend wahr, wenn einerseits die Charaktere sanktioniert werden für (gefühlte) Nichtigkeiten, und andererseits die Charaktere sich um allen Kram kümmern, den die "Obrigkeit" nicht gebacken kriegt. Das macht schnell unzufrieden, und ist gar nicht so einfach aufzulösen (denn den Konflikt oder Gegensatz hat man ja doch meistens irgendwie).

Wisst Ihr, was ich meine?

Zur Eingangs gestellten Frage, wieso das so ist, oder ob das so sein muss: Ich glaube auch, dies aus dem Setting heraugelesen zu haben, zumindest von DSA 1 bis 3; klar gibt es Korruption und "Sumpf" überall, aber ich fand Aventurien immer schon ein wenig "cleaner" als andere Settings. Für mich war DSA sowas wie Star Wars auf Fantasy....die Guten sind meistens echt gut (moralisch, nicht kompetent), die Bösen sind, welch Überraschung, böse; und am Ende gewinnen die "Guten", was auch immer das heisst. Vielleicht lag das aber auch am Alter, in dem wir angefangen haben, DSA zu spielen. Ich glaube, in dem Alter war Fantasy für uns Drachenlanze und Co. (wieder die Star Wars analogie), und halt nicht ein Roman aus Abercrombies oder George R.R. Martins Feder, in dem JEDER irgendwie......"von zweifelhafter moralischer Standfestigkeit" ist. Von mir oben beleuchtetetes Problem wurde damit übrigens nicht besser  ;)

Gruß
Grübelgrau

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Re: Helden scheitern an der Gesellschaft
« Antwort #49 am: 30.12.2016 | 16:32 »
Das macht schnell unzufrieden, und ist gar nicht so einfach aufzulösen (denn den Konflikt oder Gegensatz hat man ja doch meistens irgendwie).

Ich hatte schon einige Runden, wo ich ganz explizit darauf geachtet habe, genau das anders zu machen - und die liefen u.A. deswegen ziemlich gut.
Da gehört aber auch dazu, dass die Charaktere keine Fremdkörper sind, sondern sinnvoll in der betroffenen Gesellschaft verortet sind.
Wie das ja bei DSA für viele Charaktere durchaus der Fall wäre, wenn man das wollte.
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