"so wie wir spielen macht mir es keinen Spass mehr, ich finde mein Charakter und damit ich habe zu wenig Handlungsspielraum. Weil du z.b. immer Gottgleiche NPC´s ins Rennen schickst die alles retten"
Hier ist dann die Frage: Stört dich der begrenzte Handlungsspielraum? Oder stört dich, dass die NSCs gottgleich sind?
Was durch Theorie auch herauskommen kann: Eventuell ist es gar nicht der begrenzte Handlungsspielraum, der dich stört, sondern dass die Handlungen der SCs entwertet werden. Der SL würde also auch gottgleiche NSCs verzichten. Der SL würde dir einen unbegrenzten Handlungsspielraum zur Verfügung stellen. Und du wärst immernoch unzufrieden, weil der SL nach wie vor deine Handlungen entwertet.
Andererseits könntest du eventuell mit einem begrenzten Handlungsspielraum und/oder gottgleichen NSCs durchaus zufrieden sein. Wenn dein Powerniveau zum Beispiel das der NSCs entspricht und du einen gottgleichen SC unter anderen gottgleichen NSCs spielst.
Häufig erkennt man eben nicht genau, WAS einem unzufrieden macht. Man nimmt nur wahr: "Das Spiel macht mir keinen Spaß. Es kommen gottgleiche NSCs vor. Also müssen es die gottgleichen NSCs sein, die mir keinen Spaß machen." Ob das aber wirklich der Grund ist oder nur eine
Korrelation, erkennt man ohne Theorie nicht.
Nö muss ich nicht ! Wenn so argumentiert wird (sprich meine Kritik/Wunsch flapsig weggewischt wird, dann packe ich meine Sachen und gehe.)
Ich brauche keine RPG Theorie um zu erkennen, das ich mit einem Egoisten SL keinen Spass haben kann.
Aber du brauchst RPG-Theorie, um zu erkennen, dass der Gegenüber kein egoistischer SL ist, sondern nur eine andere Vorstellung von RPG hat als du.
Nenne mir EINEN Grund warum es nicht sinnvoll ist meine Mitspieler am Tisch alle gleich respektvoll und gleichwertig zu betrachten (vorrausgestzt die benehmen sich ebenfalls sozialkompartibel und kooperativ, was der Fall ist da ich mit Freunden spiele )...ich bin gespannt.
Den ersten Grund hast du ja bereits genannt: Die Leute benehmen sich nicht sozialkompatibel und nicht kooperativ.
Andere Gründe sind:
2) Du bist Lehrer auf einer Klassenfahrt. Die Schüler sind zwar deine Mitspieler, aber es sind eben immernoch deine Schüler und du hast nach wie vor die Aufsichtspflicht.
3) Es gibt Spieler, die haben viel Arbeit und Zeit in die Runde gesteckt (z.B. ein RPG-Zimmer organisiert, extra ein aufwendiges Mittagessen für Zwischendurch gekocht, stellen regelmäßig eine Zusammenfassung des letzten Spielabends zur Verfügung mit Übersicht über die wichtigen bisherigen NSCs etc.) Und es gibt Spieler, die machen außerhalb der Rollenspielsitzung nichts für das RPG. Hier ist es durchaus zielführend, die Leute zu belohnen, die sich außerhalb der eigentlichen RPG-Sitzung ebenfalls für die RPG-Gruppe engagieren. WICHTIG: Es geht nicht nur darum, sich mit dem eigenen SC zu beschäftigen. Es geht um Aktivitäten, die der gesamten Gruppe zu Gute kommen.
4) Es gibt Spieler, die nehmen regelmäßig an den Sitzungen teil und andere Spieler, die können nur sporadisch. (Sei es, weil sie keine große Lust haben. Sei es, weil sie wegen Arbeit/Familie tatsächlich keine Zeit haben.) Hier würde ich bei der Terminwahl hauptsächlich auf die Leute Rücksicht nehmen, die regelmäßig Zeit haben. Wenn jemand, der regelmäßig Zeit hat, beim Finale keine Zeit hat, würde ich den Termin für ihn verschieben. Wenn jemand, der eh nur sporadisch auftaucht, am Finale keine Zeit hat, hat er Pech gehabt. Das gleiche gilt dafür, wie sehr ich die SCs der Spieler in die Kampagne einbaue: Leute die regelmäßig dabei sind, werden stark in die Kampagne integriert. SCs von Spielern, die nur sporadisch dabei sind, sind dagegen eher klassische Abenteurer, die den Plot wegen Geld&Ruhm annehmen.
5) Gerade in den USA gibt es auch noch RPG als Sport. Hier hat man dann auf der einen Seite den Team-Kapitän und auf der anderen Seite die restlichen Mitspieler.
6) Bei einer Beziehung zwischen SL und einem Spieler ist es ebenfalls sehr defizil, ob man als SL seinen Partner wie alle anderen Spieler behandelt oder ob man seinem Partner eine besondere Stellung auch während der RPG-Sitzung zuweist.
Ich muss mit so einer Person gar keinen Konsens finden !
Müssen muss man gar nichts. Aber es hilft ungemein, wenn man einen Konsens hat.
Kann schon sein, nur das ist unter dem Strich Wortklauberei bzw. theoretisches Geschwurbel.
Nope. Theorie: Ja.
Geschwurbel: Nein.
Aber es kommt leider viel zu häufig vor, dass Nicht-Theoretiker die Theorie einfach als "Geschwurbel" abtun, ohne sich damit zu beschäftigen.
Ich will meine spärliche Freizeit nicht mit Menschen verbingen die mir "nicht gut tuen" (im Job habe ich genug Egomanen und sonstige Pappnasen um mich rum). Da ist es für mich unerheblich ob ein Dogma zur seeligmachenden RPG Runde führt.
Die Sache ist, dass Dogmen zwar häufig seeligmachende Sachen versprechen, aber in den seltensten Fällen dieses Versprechen erfüllen.