"Wechsel das System"
Dem liegt aber durchaus eine Beinflussung durch die Rollenspieltheorie zu Grunde. Denn in meinen Augen funktioniert die Rollenspieltheorie eher auf einer höheren Ebene. Es wird das Rollenspiel als Gesamtes analysiert, aufgeschlüsselt und kategorisiert. Dadurch werden auch durchaus andere Rollenspiele entwickelt als ohne sie. Das bedeutet natürlich nicht, dass ohne Rollenspieltheorie sich Rollenspiele nicht weiterentwickeln würden, denn das haben sie ja auch vor dieser, aber ich glaube es ist schon durchaus realistisch anzunehmen, dass jene Menschen die sich intensiv mit der Erschaffung von Rollenspielen beschäftigen, auch wahrscheinlicher auf die Rollenspieltheorie stoßen und dadurch in ihrer Arbeit beinflusst werden.
Für den Spieler am Tisch finde ich die Rollenspieltheorie weniger wichtig. Sie ist eine Theorie auf Metaebene, die mehr das Warum, Wieso und Wie klärt. Insofern ist es nicht wirklich Teil der Rollenspieltheorie Probleme unterschiedlicher Spielstile zu lösen, als viel mehr sie aufzuzeigen und verständlich zu machen. Die Probleme sind auch ohne die Rollenspieltheorie vorhanden und werden normalerweise auch von den Spielern wahrgenommen, oft fehlt es aber an einem einheitlichen Vokabular zu beschreiben was das Problem ist. Das das Vokabular hierbei extrem schwierig ist sieht man ja klar an der Kritik diverser Modelle, dass ihr Vokabular bestimmte Spielstile gar nicht erfasst, zu weit oder zu eng beschreibt oder das was manche unter einem Begriff verstehen, ganz anders festhält.
Was Rollenspieltheorie nämlich nicht hat, ist die wissenschaftliche Autorität echter Wissenschaften. Weil der Vergleich "echter Wissenschaften" irgendwie im Thread als abwertend kritisiert wurde: Es fehlt der Rollenspieltheorie die gesamte Struktur die für Wissenschaft notwendig ist, die Universitäten, die Qualitätskontrollen, Metastudien, Referenzgruppen und das ganze Werkzeug, dass eben notwendig ist um Forschung auf ein nachweisbar oder wenigstens überprüfbares Qualitätsniveau zu heben. Das bedeutet nicht, dass die Theorien schlecht oder gut sind, nur dass man durchaus unterscheiden kann und darf, ob es sich hier um einen intensiven und angeregten Austausch auf Hobbybasis in Foren oder Mailinggroups (woher viele der ältern Modelle stammen) oder um wissenschaftliche Arbeiten handelt. Über die Qualität will und kann ich persönlich keine fundierten Aussagen treffen, aber die Rollenspieltheorie ist und bleibt halt erstmal größtenteils ein Forschungsgebiet von Hobbyisten.