Star Wars ist auch ein Musterbeispiel dafür, dass es keine lange Exposition braucht, um ein Setting zum Leben zu erwecken. Gelber Text. Tantive IV. Sternenzerstörer. *pewpewpew* Enterangriff! Mehr *pewpewpew* Die Typen mit den Westen werden von den weiß gepanzerten Typen abgeballert. Schwarzer Weltraumritter kommandiert weiß gepanzerte Typen rum, während er durch Massen an Leichen stapft. Droiden fliehen. Weiß gekleidete Dame wird gefangen genommen. Schwarzer Weltraumritter erwürgt Raumschiffkapitän und bedroht die Lady. Kurz drauf: Wüstenplanet voller Schrott und Rost. Show, don't tell. Und dir ist zu dem Zeitpunkt sowas von klar, wer hier gut und böse ist!
Und mit einer vergleichbaren Szene kann ich in anderen Settings auch starten und ähnlich weiter machen. Ich brauche keine tiefschürfenden Essays über die sozio-ökonomischen Auswirkungen des modernen Bösewichtwesens auf die orkische Stammesgesellschaft, um darauf zu reagieren, dass mir die Drei-Zentner-Muskeln-Grünhaut einen Panzerhandschuh in die Fresse zimmern will.
Bei unserem viktorianischen Gaslight-Urban-Fantasy-Dings, das wir gerade starten, habe ich irgendwann bei der Welt- und SC-Erschaffung gesagt: "So, die Szene könnten wir jetzt mal spielen." Das ist einfach konkreter. Greifbarer. Und Fate macht das als System sehr einfach mit. Wir haben konkrete Spielwerte erspielt und eben auch erspielen können, weil es kein großes Punktegerechne o.ä. gibt.
Nach meiner bisherigen Erfahrung kann viel Hintergrund im laufenden Spiel entstehen. Ich muss das nur meinen Mitspielern gelegentlich mitteilen und dadurch Anspielmöglichkeiten erzeugen, dass mein Parahistoriker vom Alter her durchaus im zweiten Weltkrieg im wehrfähigen Alter war und über erstaunlich gefährliches Wissen verfügt. Und erstaunlich offenherzig das auch einsetzt mit der Begründung: "Wenn Sie gesehen hätten und getan hätten, was wir damals sahen und taten!" Man darf sich dann als Spieler halt nicht zieren, in die Ecke verkriechen und sich denken: "Uiuiui. Ich habe ein Geheimnis. Aber ich verrate es keinem. Gnihihihi." Aber da muss die SL auch die Bereitschaft haben, dass sie an den Part an den jeweiligen Spieler weiter gibt, wenn sein Kollege sich ans Telefon hängt, um heraus zu finden, was der Schollenrieder denn so gemacht hat rings um die Stunde Null.
Für diese Spielart ist Fate recht gut geeignet. Fakten erschaffen, Vorteil erschaffen, die leichte Modifizierbarkeit der SC durch kleine Meilensteine nach Einführung einer neuen Information. Das klappt alles sehr gut für mich, weil ich auch auf der spielmechanischen Seite einen Widerhall habe, wenn ich mit beiden Händen in meine Story reingreife und Dinge umbaue.
Das geht für mich aber vor allem dann gut, wenn ich die Ellenbogenfreiheit habe, um da in weiten Schwüngen zu modifizieren, zu verwerfen und zu erschaffen. Klar kann man auch stärker festgelegte Settings damit spielen, so wie man mit einem Hammer auch Schrauben in Wände bekommt. Ich halte offenere Settings mit weniger Vorgaben für die Regeln, die Fate biete, geeigneter.