Naja, der akademische Gegenwind bzw. die Ablehnung speiste sich anfangs aus durchaus richtigen Gründen.
Da wurden oft völlig falsch verstandene Quellen benutzt oder noch besser, man hat z.B. für Kampfweise der Pikten (Nordbritannien, 4. - 8. Jh. n.Chr.) mal locker Material benutzt, dass aus dem skythischen Raum kam (Südrussland und Kasachstan, 7. - 3- Jh. v. Chr.), mit dem Argument "Ach, das wird schon so ähnlich gewesen sein".
Ich habe allerdings auch meinen Fokus auf Früh- und beginnendes Hochmittelalter, und da hast du eben keine Fechtbücher oder sonstwie viel Kram, mit dem du glaubhaft einen kompletten Kampfstil rekonstruieren könntest. Lediglich Kampfspuren an gefundenen Waffen, bildliche Darstellungen (sehr abstrahiert), schriftliche Beschreibungen (ebenso), und pathologische Befunde.
Dass es fürs Spätmittelalter und die Neuzeit dann viel besser aussieht, streite ich nicht ab.
Aber wenn dann wie Ende der 90er irgendwelche Hansel die Kampfweise auf dem ersten Kreuzzug mit Thalhofers Fechtbuch zu illustrieren versuchten, da hört der Spass für mich auf. Da kann ich ja gleich mit dem Truppenhandbuch der Wehrmacht Wallensteins Taktiken erläutern.
Nachtrag: Das heisst jetzt nicht, dass ich eine rein experimentalarchäologische Beweisführung nicht akzeptieren würde, und wenn jemand sich eben nicht auf Quellen aus anderen Zeiten und Gegenden beruft, sondern einfach praktisch demonstrieren kann, dass man mit Waffe XY eigentlich nur sinnvoll mit Handhabungsweise Z arbeiten konnte, sehe ich das ein.
Nicht umsonst habe ich mir ja alles von Harm Paulsen zum Bogenbau reingezogen.