Umfrage

Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?

Mich interessiert nur sein Werk.
7 (9.2%)
"Eigenheiten" beeinflussen meine Meinung
20 (26.3%)
"Einstellung" beeinflußt meine Meinung
27 (35.5%)
"Vergangenheit" beeinflußt meine Meinung
18 (23.7%)
Ich beschäftige mich NIE mit den Autoren.
4 (5.3%)

Stimmen insgesamt: 33

Autor Thema: Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?  (Gelesen 11795 mal)

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Deep_Impact

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In der Google Plus Gruppe wurde gerade ein Thema angeschnitten, daraus ziehe ich mal eine diskussionwürde Frage:

Beeinflusst der Autor (sein Charakter) eure Sicht auf sein Werk?

Also ich meine dies sowohl im Sinn von
- Eigenheiten (Arrogant, nett, zuvorkommend, abweisend,...)
- Einstellung (AFD-/Trump-Sympatisant, CC-Fan, Altruist, Veganer, Non-offending paedophile,...)
- Vergangenheit (Kriminell, Mitglied der Stasi, Alt-68er,...)

Explizit nicht gemeint ist sein Vergangenheit als Autor anderer Systeme, Spiele, Bücher oder ähnlich themenrelevantes.


Deep_Impact

  • Gast
Ich mach dann auch gleich mal den Anfang:

Ja, mich beeinflussen alle drei Faktoren. Sollte ich herausbekommen, dass der Autor meines Spiels gänzlich gegen meine politsche Meinung geht, ein (für mich) verabscheuungswürdiges Verbrechen begangen hat oder sich im direkten Gespräch als absoluter Unsympath herausgestellen besteht eine gute Chance, dass ich seine Werke nicht kaufe, wieder verkaufe oder in dem Limbus des Spieleregals verbanne.

Geht aber auch anderes herum: Wenn ein Autor ein unglaublich sympathisch rüberkommt, dann kann ich da auch mal Geld draufwerfen, obwohl ich Setting oder System für Crap halte. Da hat mein Altruismus aber schnell den finanzelle Grenznutzen erreicht...

Offline KhornedBeef

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Lässt sich wohl nicht verneinen. Man sollte das Werk einmal unvoreingenommen lesen, und es so beurteilen. Bei den meisten Sachen, die man liest, weiß man ja ohnehin wenig über den Autor, und auch die Breitenwirkung findet unter dieser Prämisse statt.
Aber wenn ich genug über den Autot weiß, erkenne ich manchmal automatisch Einflüsse auf das Werk.
Edit: Ich kann so übrigens nicht an der Umfrage teilnehmen, weil die Antwortoptionen inhaltlich nicht ganz zum Titel passen
"For a man with a hammer, all problems start to look like nails. For a man with a sword, there are no problems, only challenges to be met with steel and faith."
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Ich vergeige, also bin ich.

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Offline LushWoods

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Ich würde sagen: Ja, bis zu einem gewissen Grad.
Also wenn das Werk (nehmen wir einen neutralen Begriff) in meinen Augen richtig, richtig gut ist, der Erschaffer (wieder ein neutraler Begriff) aber augenscheinlich ein Arschloch, werde ich mich trotzdem mit dem Werk beschäftigen. Andersherum genau so.
Ich hab jetzt neutrale Begriffe gewählt weil ich im musikalischen Bereich ein perfektes Beispiel für den ersten Fall habe: Wardruna/Gaahl.

Also der positive/negative Eindruck von Werk/Erschaffer muss schon krass in die eine oder andere Richtung ausschlagen.

Offline D. M_Athair

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Auf sein Werk? Nicht so sehr.

Aber der Charakter der Autorin bzw. des Autors hat große Auswirkungen darauf, ob ich
einen Kauf vertretbar finde und wenn ja in welcher Form.

Letzteres gilt bei Verlagen auch. Vielleicht sogar noch mehr.


EDIT:
Retrospektiv werden z.B. die Avalon-Romane von Marion Zimmer Bradley nicht schlechter, weil die Autorin sie geschrieben hat.
Kohls Politik verliert nicht seinen ganzen Wert, wegen dem, was er seiner Frau und seinen Kindern angetan hat.

... wenn ich damit anfangen würde das Gute, Schöne, Hilfreiche und Nützliche, das jemand geschaffen hat mit dessen Fehlern und Vergehen aufzuwiegen ... Ich weiß nicht, was bliebe.

=> Keine Abstimmung.
« Letzte Änderung: 18.01.2017 | 10:18 von Clausustus Doom Occulta »
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Offline Boba Fett

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Ich kann mich da Deep Impact anschliessen...

Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Luxferre

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Ich kann mich da Deep Impact anschliessen...

Dito.

Ich würde NIEMALS auch nur einen Cent oder eine Sekunde meines Lebens mit den Werken eines Herrn Vikernes verplempern.

Deep_Impact

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Letzteres gilt bei Verlagen auch. Vielleicht sogar noch mehr.

Ich hab jetzt neutrale Begriffe gewählt weil ich im musikalischen Bereich ein perfektes Beispiel für den ersten Fall habe: Wardruna/Gaahl.
[/quote]
Sagt mir jetzt nichts. Kannst das ausführen?

Ich würde NIEMALS auch nur einen Cent oder eine Sekunde meines Lebens mit den Werken eines Herrn Vikernes verplempern.
Was das nicht dieses rechtsideologische Schundwerk?


Ja, es gibt schon Beispiele. Nehmen wir mal einen Buch-Klassiker: Felidae. Ich hab das Buch wirklich gerne gelesen, aber jetzt viele viele Jahre und nachdem ich Akif Pirinçci in Interviews u.ä. gesehen habe, würde ich es nicht mehr mit der Kneifzange anfassen.


Ich überlege gerade, ob mir ein gutes Beispiel im Rollenspielbereich einfällt... Wenn eins kommt, werde ich schreien. Meistens ist es da eber der Sympathie-Gedanke. Also das ich sage: Tolle Spiel, aber hättest du doch bitte nie den Mund aufgemacht!

Offline Issi

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Ich überlege gerade, welche Autoren ich überhaupt jemals gegoogelt habe.
Das sind nicht viele. Meistens wollte ich nur wissen, wann das nächste Buch rauskommt.
z.B. George. R.R. Martin. Da finde ich witzig, dass er die gleichen "R.R." im Namen hat wie Tolkien.
Ansonsten weiß ich, dass er früher auch Horror und SiFi Stories geschrieben hat.
Aber sein Privatleben gehört ihm und ich empfinde auch kein Interesse da nachzuforschen oder die Klatschpresse zu lesen.
Sowas ist mir zu blöd. Oft lese ich nicht mal die Biographie auf dem Buchumschlag.
Das ist wohl gewollte "Unvoreingenommenheit."
Im allgemeinen vertraue ich darauf, dass auch ein Verlag kein Interesse hat mit "riesen Idioten" Geld zu verdienen.

Sollte ich doch mal eine Story erwischen, wo es mir alle  Fragezeichen rauswirft, dann bin ich vermutlich eher geneigt nachzuforschen.
Aber sowas ist mir bislang ehrlich gesagt noch nicht untergekommen.

Ps. Wir sind ja hier im Pen & Paper- Bereich eines Fantasy Forums. Insofern bezieht sich meine Aussage auf Fantasy-Lesestoff. ;)
« Letzte Änderung: 18.01.2017 | 11:08 von Issi »

Offline Rabenmund

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Da gebe ich mal die vage Antwort: Es kommt drauf an.

Beeinflussen wird mich das Wissen sicher, da brauche ich nichts schönreden. Dem Werk eines mir sympathischen Autors (vereinfacht gesagt) stehe ich sicher positiver und unkritischer gegenüber. Ebenso umgekehrt.

Das ist nur menschlich, warum sollte ich mich objektiver darstellen als ich es bin.


Die Frage ist doch welche Auswirkungen dieser "Einfluss" hat. Machen wir es mal konkreter, obwohl ich den Macher von Rifts, Kevin Sembieda für ein tyrannisches Arschloch halte hat mich das nicht davon abgehalten mir einen Haufen seiner Regelwerke und Sourcebooks zu kaufen - und Rifts zu spielen und leiten.

Das Gleiche gilt bei Musikern / Künstlern: Der Charakter des Musikers ist mir erst einmal völlig wumpe, sein Werk muss mich überzeugen. Schafft es das nicht kann es noch so ein toller Typ sein; ich kaufe das Album dann nicht.

Alexander Kaschte ist z.b. in meinen Augen eine egozentrische Nervbacke die dringend ne Therapie bräuchte. Doch die Musik von Samsas Traum spricht mich an, und ich habe mir die meisten Alben gekauft.

Ein Ausschlusskriterium (zum Kauf) wären für mich andere Dinge: Ist der Autor / Künstler offener Vertreter einer menschenverachtenden Ideologie oder hat an anderen Punkten eine Einstellung die mir zuwider ist werde ich es mir lange überlegen ihn finanziell zu unterstützen - sprich, sein Produkt kaufen. Ich will einfach nicht das mein Geld vielleicht seiner Agenda zugute kommt.
Halte ich das Produkt einmal in den Händen dann wird es von mir sicher sehr viel aufmerksamer gelesen / betrachtet / gehört, da ich es "auf Spuren seiner Agenda" checken will.

Da ich mir nicht ganz sicher bin wie verständlich mein Gedankengang ist: Klar soweit?

Edit: Zur kriminellen Vergangenheit enthalte ich mich, da ist mir die Fragestellung zu undifferenziert. Kommt auf das Verbrechen und die Umstände des Verbrechens an.
« Letzte Änderung: 18.01.2017 | 10:25 von Rabenmund »
Ich bin schriftlich meist ein kurzer und knapper Schreiber. Sollten Beiträge dadurch schroff oder unfreundlich wirken, weisst mich kurz darauf hin.
 
Am Besten stellt man sich meine Aussagen mit einer lebendigen Mimik vor, dann bekommt man ein Bild davon ;)

Offline KhornedBeef

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@Rabemund: Den Gedankengang verstehe ich, finde ich auch vernünftig.
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Offline Chiarina

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F.A.T.A.L. kann ich aus dem Rollenspielbereich eventuell anführen. Ich habe mal ein Interview mit diesem Typen gelesen, das so bescheuert war, dass ich hinterher NOCH weniger Lust hatte, dieses Spiel zu spielen (wenn das überhaupt noch möglich war). Das Spiel selbst ist schon ziemlich bescheuert... aber wenn man liest, wie der Typ versucht es zu rechtfertigen... mir wurde jedenfalls schlecht.

In gewisser Weise gilt das auch für alles, was mit Lovecraft zu tun hat. Ich habe ein paar Sachen über ihn gelesen, die mir den Spaß verdorben haben. Ich spiele jetzt lieber andere Sachen.

Es gibt aber auch Werke, da weiß ich, dass der Schöpfer eine problematische Person ist. Ich liebe dessen Werke dann in aller Regel auch nicht unbedingt, aber ich bemühe mich, neben allem Negativen auch die Verdienste anzuerkennen. Ein Beispiel für so etwas wäre für mich etwa Richard Wagner.
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

Dr. Clownerie

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Unglaublich spannendes Thema.

Ich hab da mal was zu gelesen, aber ich finde das nicht wieder... Ich weiß nicht vom wem es war, aber es ging darum, dass das Werk für sich stehen sollte und man die Biografie einem Autor nicht vorwerfen kann. Aber ich finde es einfach wieder. Das war ein bekannter französischer Autor, vielleicht Camus? Ärgerlich :/

Offline Antariuk

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Ähnlich wie bei Rabenmund kommt es bei mir drauf an:

Wenn ich weiß dass der Autor/die Autorin aus einer für mich persönlich schwierigen Ecke kommen, dann guckt man sich das Ganze natürlich sehr argwöhnisch an. Solange aber ein sachliches Interesse bei mir vorhanden ist, haben mich fehlende Sympathie oder Abscheu gegenüber politischen Ansichten o.ö. noch nie davon abgehalten ein Werk wenigstens zu lesen. Manchmal auch nicht davon, es zu kaufen. Die Vermittlung/Aneignung von Wissen von einem Personenkult abhängig zu machen finde ich persönlich (!) einfach absurd... nur weil ein Mensch nicht auf meiner Wellenlänge tanzt, kann er ja trotzdem erhellende Dinge zu sagen haben?

Natürlich haben Namen die man kennt und mag einen Vertrauensvorschuss, das ist auf jeden Fall so.

Im Bereich RPG ist mir das aber noch nicht passiert. Was Hr. Vikernes geschrieben hat hätte mich auch ohne die ideologische Debatte nicht interessiert, und dann kenne ich nur noch so leicht mythisch angehauchte Sachen wie FATAL oder Black Tokyo, die als Werke selber zu bizarr und komisch sind als das man sie ernst nehmen könnte (und da entfällt, zumindest bei mir, auch die Frage nach dem Autoren).
Kleiner Rollenspielstammtisch: Plus 1 auf Podcast

"Ein Zauberer mag noch so raffiniert sein, ein Messer im Rücken wird seinen Stil ernsthaft versauen." - Steven Brust

Offline Chruschtschow

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Klar kann es da Wechselwirkungen geben. Lovecraft wurde ja schon weiter oben genannt. Der ist da nicht nur Kind seiner Zeit, sein Gedicht "On the Creation of Niggers" zeigt für mich da halt schon eine Grundhaltung, die für mich über das Maß hinaus geht, bei dem ich die Bücher noch unbelastet zur Hand nehme.

Ähnlich geht mir das bei Orson Scott Card. Der hat ebenfalls ein Weltbild, das zu meinem derart quer geht, dass ich Ender's Game und Speaker for the Dead gelesen habe, dann mal ein bisschen nach recherchierte. Der Autor schafft mit seinen Vorworten dafür durchaus Anlass. Und das gibt mir bei den beiden Büchern im Nachgang schon ein schales Gefühl bei der ein oder anderen Stelle. Das muss ich mir dann nicht weiter geben.

Das mache ich sicher mit den wenigsten Werken. Und da muss schon eine recht stramme Gesinnung aus meiner Sicht offenbar werden. Wenn das aber eintritt, dann kann mir das den Genuss eines Werkes arg vergällen. Und dann lese ich auch Werke eben mit dem Hintergrundwissen, mit einem entsprechend suchenden Blick. Das hat dann halt auch Wechselwirkung mit der Wahrnehmung des Geschriebenen.

@Clownerie:
Klar. Kenn ich auch. Aber es fällt so schwer, in der Interpretation des Geschriebenen eben NICHT auf das zu achten, was bei Hinzuzug des Hintergrunds des Autors zu einer im persönlichen Empfinden sehr unappetitlichen Sache werden kann.
« Letzte Änderung: 18.01.2017 | 10:41 von Chruschtschow »
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

Rollenspiel in und um Paderborn - Die Rollenspielergilde e.V. - www.rollenspiel-paderborn.de

Offline Ninkasi

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Meine Motivation( + oder -), sich mit dem Werk zu beschäftigen, könnte sich ändern, aber weniger die Meinung über das Werk.

Ansonsten merkt man es erst beim Gebrauch. Wenn ich ein Musikstück gut finde, dann etwas negatives über den Sänger erfahre und ich dadurch das Lied nicht mehr genießen kann... ja, klar beeinflusst.
Bei Schriftstücken, wie RSP-Regelwerken, die weniger der Unterhaltung beim Lesen dienen, ist bei mir der Einfluss bestimmt geringer.

Grenzen könnte ich da keine Aufstellen, die sind wie eigentlich immer fließend.

Werk A ist blöd, weil der Autor ein bekanntes Arschloch ist oder Werk A ist super, weil ich nur den Autor nicht kenne? Finde ich ungerecht. Ich möchte mich eigentlich auch nicht beeinflussen lassen, aber man kann sich da nicht völlig loslösen.

Achamanian

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Ich lasse mich von Einstellungen beeinflussen. Ist aber nicht immer eine klare Relation. Bei Lovecraft finde ich es interessant, wie sein Rassismus sich in seinen Werken niedergeschlagen hat, und lese die deshalb sogar teilweise um so lieber, weil ich das Gefühl habe, dass er da unfreiwillige Selbstkritik betreibt ... Dan Simmons ist mir hingegen durch sein homophobes Gelaber verleidet worden, obwohl ich seine Hyperion-Gesänge nach wie vor liebe und auch nachdrücklich empfehle. Aber weitere Bücher von ihm mag ich jetzt nicht mehr lesen. "Enders Game" habe ich mal quergelesen, nachdem ich schon wusste, dass Orson Scott Card in meinen Augen total daneben ist, und habe mich bestätigt gefühlt, weil ich den Roman auch zum Erbrechen fand. Weiß aber nicht, wie es gewesen wäre, wenn ich nichts über OSC gewusst hätte. Bei Harlan Ellison ist es auf niedrigem Niveau ähnlich, der kommt mir vor wie so ein schmieriger sexistischer Möchtegern-Rebell, und die paar Stories von ihm, die ich gelesen habe, bestätigen das Bild. Von Ellison würde ich aber trotzdem noch mehr lesen, weil ich finde, dass er jenseits von allem, was mir inhaltlich an ihm missfällt, ein toller Erzähler ist.

Also: Großes Durcheinander bei mir in der Beziehung. Manche fallen einfach raus, weil ich ihre Einstellung blöd finde, manche werden dadurch erst richtig interessant, bei manchen kann ich es ganz gut ignorieren.

Dass man das Werk unabhängig vom Autor beurteilen sollte, habe ich zwar an der Schule und Uni auch eingebleut bekommen, aber ehrlich gesagt habe ich noch nie erlebt, dass das irgendwer dogmatisch durchgezogen hätte. Der Autor gehört für mich zum Werkkontext, genau wie die Entstehungszeit, intertextuelle Bezüge und der ganze Kram ... ich verstehe diese Forderung inzwischen nur noch als ein "Bitte keine Was-will-uns-der-Autor-sagen-Interpretationen."

Offline LushWoods

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@ Deep_Impact:
Ich konter mal kurz mit Wiki:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gaahl
https://de.wikipedia.org/wiki/Wardruna

Gaahl hat auch mal einen anderen Typen der sich auf seinem Land unerlaubt rugetrieben hat gefangen genommen, ein bisschen gefoltert und dann wieder freigelassen.
Hinterher war alle etwas wirr, weil Gaahl behauptete das das in beiderseitigem Einvernehmen passierte und der Typ auch und dann wieder nicht usw.
Ich kenne Gaahl aus Interviews und einer sehr guten Vice Doku und der Mann ist ... speziell. Nicht mal unbedingt unsympathisch und er hat in bestimmten Bereichen, was Paganismus, Satanismus und moderne Gesellschaft angeht, mMn durchaus eine verständliche Meinung. Andere Dinge, wie sein früherer Hang zu Rechts, den er mittlerweile als Fehler bezeichnet, kann ich gar nicht gutheißen.

Wie auch immer, Wardruna machen meiner Meinung nach sehr geniale, fast schon einzigartige Musik. Und da macht ein zweifelhafter Charakter mit.
Jetzt muss sich halt jeder der das ähnlich sieht, die Frage stellen in wie weit ihn das betrifft/stört. Mich stört es in diesem Fall nicht besonders.
Hauptsächlich deswegen weil Wardruna einfach zu gut ist um es deswegen zu ignorieren.

Ersetze Gaahl durch Vikernes und das Ganze wäre bedeutend schwieriger für mich und ich würde vermutlich Wardruna boykottieren.
Ich würde bzw. werde mir auch sen Rollenspiel nicht kaufen. Selbst wenn es mich inhaltlich interessieren würde.
Mag ich John Wick? Hölle, nein aber L5R ist immer noch eines meiner absoluten Lieblingsrollenspiele.

Also ich denke entscheiden muss so etwas jeder und in jedem Fall neu.

Offline Evil Batwolf

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Klar beeinflusst das, was ich über den Autor weiß, meine Sicht auf sein Werk. Ich guck' halt anders hin, kritischer vielleicht, und suche nach Anhaltspunkten, die mein Vorwissen bestätigen oder widerlegen könnten.

Aber Einfluss heißt ja nicht, dass ich mich nun gar nicht mit den Sachen beschäftige. Ich finde eine "Ich lese/höre/sehe nur Sachen von Leuten, die meinen eigenen Einstellungen nicht zuwiderlaufen"-Einstellung ehrlich gesagt auch nicht besonders klug. Sich nicht mit abweichenden Meinungen (auch extremen) zu beschäftigen, ist für mich in gewissem Sinne Realitätsverweigerung. Man kann auch "Mein Kampf" lesen, ohne Nationalsozialist zu sein.

Wenn man Gegenargumente entwickeln will, muss man schließlich erst einmal die Argumente der anderen Seite kennen.

Und ja, Vikernes ist komplett inakzeptabel. Aber ich finde manche Sachen von Burzum musikalisch gesehen hammermäßig. Ich schaffe es aber, mir das Zeug anzuhören, ohne rechtsradikal zu werden. Keine Ahnung, wie ich das hinkriege  :).


Offline sindar

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Ich kann mich nicht erinnern, jemals etwas ueber irgendwelche Autoren gewusst zu haben. Jedenfalls nichts ausser ihren Werken. Und das will ich auch weiter so halten.
Bewunderer von Athavar Friedenslied

Offline Rabenmund

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@Evil Batwolf
Zitat
Aber Einfluss heißt ja nicht, dass ich mich nun gar nicht mit den Sachen beschäftige. Ich finde eine "Ich lese/höre/sehe nur Sachen von Leuten, die meinen eigenen Einstellungen nicht zuwiderlaufen"-Einstellung ehrlich gesagt auch nicht besonders klug. Sich nicht mit abweichenden Meinungen (auch extremen) zu beschäftigen, ist für mich in gewissem Sinne Realitätsverweigerung. Man kann auch "Mein Kampf" lesen, ohne Nationalsozialist zu sein.

Wenn man Gegenargumente entwickeln will, muss man schließlich erst einmal die Argumente der anderen Seite kennen.

Und ja, Vikernes ist komplett inakzeptabel. Aber ich finde manche Sachen von Burzum musikalisch gesehen hammermäßig. Ich schaffe es aber, mir das Zeug anzuhören, ohne rechtsradikal zu werden. Keine Ahnung, wie ich das hinkriege  :).

Interessant. Ich kann mich nicht erinnern das hier jemand schrieb, er beschäftige sich nicht mit einem Werk das eine andere Meinung vertritt ;)


Mein Argument war anders, hier mal an nem konkreten Beispiel: Wenn ich befürchte das der Autor das Geld aus meinem Kauf an den KKK fliessen lässt ist das ein guter Grund für mich, ihn nicht (durch meinen Kauf) finanziell zu unterstützen.

Wenn ich eine Gelegenheit habe das Buch des Autors ohne Kauf zu lesen (Bibliothek, Ausleihen von Freunden) werde ich es bei Interesse tun.


Immerhin höre ich auch Samsas Traum ohne zum militanten Veganer und Tierschützer zu werden ;)

Und bei "Mein Kampf" stimme ich dir zu, den sollten sogar sehr viel mehr Leute lesen. Dann würden sie merken was für einen Bullshit Hitler geschrieben hat. Das Buch ist in vielerlei Hinsicht furchtbar, angefangen beim Schreibstil bis zur wirren, widerlichen Botschaft.
Ich bin schriftlich meist ein kurzer und knapper Schreiber. Sollten Beiträge dadurch schroff oder unfreundlich wirken, weisst mich kurz darauf hin.
 
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Offline Irian

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Natürlich beeinflusst mich das, wenn ich es weiß.

Wenn jemand nun ein Buch schreiben, sagen wir mal, über Menschen vs. Ork-Horden. Erstmal sind das nur Orks, darin muß man keine Allegorie sehen, oft sind Orks einfach nur Orks.
Wenn ich nun aber feststelle, dass der Autor hardcore-Rassist ist, besteht durchaus die Möglichkeit, dass plötzlich die Frage aufkommt, ob der Autor da eine bewusste Allegorie bastelt, in der die Ork-Horden für Immigranten, o.ä. stehen, was deutlich unwahrscheinlicher wäre, wenn der Autor da völlig liberal wäre. Natürlich kann ein Werk auch von einem hardcore-Rassisten einfach nur trashige Fantasy ohne Hintergedanken sein, keine Frage. Aber die Frage ist ja, ob es was ändern kann. Kann es, ja.

Lovecraft, was ja als Beispiel auch schonmal kam, lese ich heute auch anders als früher, zwar immer noch gerne, aber eben auch mit einem deutlicheren Blick auf den Rassismus, den der Autor da reinbringt und die durchaus eben die Meinung des Autors widerspiegelt. Da wäre mein Lesevergnügen sicherlich deutlich ungetrübter, wenn ich sicher wüßte, dass der Autor absolut kein Rassist war, was ja bei Lovecraft leider nicht der Fall ist.

Dass meine Meinung von einem Autoren micht evtl. auch daran hindert, die Bücher überhaupt zu lesen, ist eh klar. Das kommt dann aber auf den Einzelfall an. Wobei man betonen sollte, dass "andere Meinung" nicht automatisch darunter fällt, wenn ich nur meine eigene Meinung bestätigt sehen will, streite ich einfach mit mir selbst ;-)
Hinweis: Nein, ich will dir nicht verbieten, X, Y oder Z in deinem Rollenspiel zu tun. Nein, ich habe dich keinen Rassisten genannt. Ja, du darfst X, Y oder Z auch weiterhin tun (außer es ist illegal, dann ist es aber auch nicht mein Problem). Wenn du denkst, es gibt eine einflussreiche oder auch nur mäßig große Gruppe hier im Forum oder in der dt. Szene, die dir dein Rollenspiel verbieten will, liegst du sehr wahrscheinlich falsch, insb. weil es idR keinen interessiert, was du so tust.

Offline Teylen

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    • Teylen's RPG Corner
Ich hatte das Thema in der Google Plus Community angeschnitten da es mich aktuell beschäftigt.
Das heißt für die Sammlung von Crowdfunding Projekten versuche ich mitunter durchaus mehr über einen Ersteller und sein Projekt zu erfahren. Aufgrund des Umstand das in den USA sex offender registriert und online veröffentlicht werden erfuhr ich dann das der Ersteller 2003 für ein schwerwiegendes Verbrechen (709,4 Sexual abuse 3rd degree 3 counts) an einem Kind (weiblich, 0-13 Jahre alt) verurteilt wurde.
 
Für mich stellt sich dann die Frage wie ich mit der Information umgehe.
Das heißt für mich beeinflusst das Wissen um die Vergangenheit stark. Weniger noch ob das Werk Zeichen der Vergangenheit hat, nach der Präsentation zu urteilen sollte dies nicht der Fall sein. Mehr in wie weit ich den Mensch als Person hinsichtlich eines Projekt unterstützen kann bzw. möchte.
Es kann hierbei helfen das sein Projekt allgemein für mich nicht wirklich interessant ist. Wobei es die Frage aufwirft was bei einem Projekt passiert für das ich begeistert bin. Ebenso wie für mich im Raum steht das der Mann als Mensch tatsächlich auf Einnahmen respektive Spenden angewiesen ist. Sowohl den eigenen Aussagen nach, als auch dahingehend was die Internet Akte an weiteren Informationen gibt. Das heißt ich betrachte es mit einer Mischung aus einem gewissen Schock hinsichtlich der Vergangenheit sowie Empathie hinsichtlich der persönlichen Situation [Die Informationspflicht in Amerika führt dazu das man idR. nur schwer, wenn überhaupt, Arbeit oder Unterkunft findet].

Das ganze wird dadurch verkompliziert das die Crowdfunding Kurzübersichten vollständig waren und sind.
Das heißt ich nehme für gewöhnlich jedes Rollenspiel-Projekt auf. Unabhängig davon was ich über das Werk oder den Autor respektive Verleger denke. Hierbei versuche ich Projekte normalerweise auch positiv darzustellen, einen netten Pitch zu bringen. Zumindest solange ich glaube dass das Projekt erfüllt wird und das Werk selbst auch nur halbwegs in Ordnung ist.
Ein entfernen des Projekts erschien mir zu sehr dem Vollständigkeitsanspruch entgegen zu laufen.
Ein direktes erwähnen respektive den Verweis auf die Akte oder Google wiederum erschien mir effektiv betrachtet eine Beteiligung an dem Informationskonzept der USA. Dahingehend sehe ich das Problem das es einer Integration in die Gesellschaft massiv entgegen steht und effektiv gesehen einen Pranger darstellt. Das heißt wenn eine Person ihre Gefängnisstrafe verbüßt hat, sollte man ihr das Leben danach nicht unbedingt zur Hölle machen. Letztlich ist mein Blog auch kein Platz dafür. Dann wiederum sorgt das Wissen um den Umstand das ich persönlich dort eher Abstand wünsche.
Unter dem strich entschied ich mich das Projekt, recht neutral beschrieben, ohne Empfehlung oder Warnung, zu erwähnen. Wobei es mich durchaus noch beschäftigt.


Die anderen Aspekte beschäftigen mich nicht ganz so sehr.
Hinsichtlich Einstellungen hatte ich das Problem noch nicht. Einerseits weil ich halbwegs tolerant bin, andererseits weil es schon sehr dominant durchscheinen müsste. Das geschieht im Rollenspielbereich, bisher, allenfalls bei Themen rund um die aus der Gamer Gate Affäre entstandenen Gräben. Hierbei würde ich ggf. nur hervor heben das ich den Umgang mit dem entsprechenden Thema nicht in Ordnung finde und es dabei belassen.
Hinsichtlich der Eigenheiten erwähne ich durchaus positiv wenn ich Leute für nett, zuvorkommend oder was anderes positives halte. Bei negativen Eigenheiten versuche ich das lästern zu vermeiden und wenn ich es erwähne, es zu kennzeichnen.

Wie sehr ich Projekt-Ersteller oder Rollenspieldesigner mag oder nicht beeinflusst durchaus wie viel Geld ich denen gebe. Mitunter auch wie gerne ich deren Werke habe.
Meine Blogs:
Teylen's RPG Corner
WoD News & Artikel

Auch im RL gebe ich mich nicht mit Axxxxxxxxxx ab #RealLifeFilterBlase

Deep_Impact

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Ich habe die Aussage von Evil Batwolf erstmal nicht als Vorwurf gesehen. Natürlich beschäftige ich mich generell mit "Großen Werken" mir nicht passender Ideologien. Jeder "Mein Kampf" aus Überzeugung ließt hat mein ehrliches Beileid. Ich hab aber auch "Das grüne Buch" oder "Das Kapital" gelesen. Beide etwa gleich unspannend.

Das war für mich aber eine Frage meiner persönlichen Bildung und kein Akt der Hobbygestaltung, so wie es bei Trivialliteratur, Filmen oder Rollenspielen ist.

Offline felixs

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In gewisser Weise gilt das auch für alles, was mit Lovecraft zu tun hat. Ich habe ein paar Sachen über ihn gelesen, die mir den Spaß verdorben haben. Ich spiele jetzt lieber andere Sachen.

Was denn? Mir schien Lovecraft eher nicht sooo problematisch zu sein. Ein bißchen rassistisch - aber das ist für seine Zeit nicht unnormal. Außerdem hat er sich von diesen Positionen später doch zumindest teilweise entfernt.
Oder war da noch was anderes?

(Da waren zwischendurch ein paar andere Postings zum Thema...)
« Letzte Änderung: 18.01.2017 | 14:10 von felixs »
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