Noch mal zur klärenden Einleitung:
Nachdem ich die letzten Monate immer wieder feststellen musste, dass ich zu viel um meine formschönen Öhrchen habe, um an interaktiven Diskussionen teilzunehmen, schreibe ich hier mal ein Manifest, das (hoffentlich) ohne meine Rückmeldung für sich stehen kann.
Solltet ihr wider Erwarten eine Klärung oder Stellungnahme von mir brauchen, dann schreibt die bitte nicht nur in den Beitrag, sondern schickt mir eine Kopie als PM.
Zur Sache:
Der Spaß ist nicht genug!
Ich brachte dieses Thema schon öfter auf, aber die letzten Wochen wurde es für mich wieder akut.
Wenn ich Rollenspielratgeber lese oder Podcasts zum Rollenspiel höre, dann gibt es einen Satz, die geradezu wie ein Mantra wiederholt wird: "Rollenspiel muss Spaß machen." Das müsse die Zielsetzung sein.
Dieser Aussage möchte ich hier in jeder Form widersprechen.
Versteht mich nicht falsch. Ich bin kein Feind des Spielspaßes. Rollenspiel darf gerne Spaß machen und sollte es vermutlich in den meisten Fällen auch. Aber ich will mehr als nur Spaß. Lohnenswertes Rollenspiel muss nicht immer spaßig sein. Und wenn wir uns nur auf den Spaß konzentrieren, verpassen wir wertvolle Gelegenheiten. Spaß ist mir nicht genug.
Denn ich bin immer daran interessiert, das Rollenspiel auch als Medium wächst und sich entwickelt. Und wenn man sich andere Medien anguckt, dann stellt man schnell fest, dass bei diesen Spaß oft, aber eben nicht immer die Zielsetzung ist.
Die Känguru-Chroniken sind ein großartiges Buch, das richtig Spaß beim Lesen bringt.
Die Harry-Potter-Romane sind spannende Texte, die ebenfalls viel Spaß machen.
Im Westen nichts Neues macht keinen Spaß und ist trotzdem ein bewegendes Werk.
Star Wars ist ein toller Film, der auch wirklich Spaß macht.
Die Feuerzangenbowle ist auch ein toller Film mit großem Spaßfaktor.
Aber auch Schindlers Liste ist ein großartiger Film. Und Schindlers Liste macht keinen Spaß. Trotzdem empfände ich es als Verlust, wenn es diesen Film nicht gäbe. Er hat mein Leben bereichert. Er brachte mir eine Form von Erfüllung, die man vielleicht als "Freude" bezeichnen könnte.
Ich finde, diese Option sollten wir beim Rollenspiel nicht ausschließen. Einiger der ergreifendsten Szenen, die ich beim Spiel je erlebte, thematisierten Dinge wie Vergewaltigung, Drogensucht, Sinnkrise, Selbstmord oder Hoffnungslosigkeit.
Sollten dieses freudige, aber spaßfreie Rollenspiel die Norm darstellen? Vermutlich nicht. Wenn jeder Film wäre wie Schindlers Liste, dann hätte sich der Effekt längst abgenutzt. Die meisten Spielabende sollte durchaus Spaß machen.
Aber gerade diese Spaßbasis schafft das Fundament, auf dem man ab und zu auch ernstere Themen bespielen kann. Damit kann man erweitern, welche Verlangen das Rollenspiel als Medium ansprechen kann.
Und das will ich ebenso wenig missen wie das Drama in Film und Buch.