Eine Rarität ist letztlich ein Produkt, dass stärker nachgefragt als angeboten wird.
Ein Sammler ist eine Person, die eine bestimmte Gattung Produkte zur Vollständigkeit hin gerne besitzen möchte.
Da Sammler i.d.R. keinen Ölscheich als Vater haben, sind sie zwar sicher gewillt bei bestimmten Produkten Preise zu akzeptieren, die bei "normalen" Nutzer durchaus ein Gefühl wie beim Abgehen eines Nierensteines auslösen können, aber i.d.R. eben keine Mondpreise, die per Defintion ja bereits deutlich jenseits des Vorstellbaren - und damit erst recht jenseits des realen Wertes eines Produktes liegen.
Oder mal im konkreten Beispiel: ich ´habe die D&D-Miniaturen DDM gesammelt. Zuletzt fehlte mir - wie auch sonst - noch eine Figur aus Harbinger, eine Rare, die einen Marktwert von (damals) ca. 65€ hatte. Die Suche nach dieser Figur, zu einem für mich angemessenen Preis, dauerte etwa 3 Monate. Ich sah nach ca. 6 Wochen ein Angebot in Höhe von 250€ für die Figur, was damals den Wert der teuersten Figur überhaupt (Drizzt) bereits deutlich überstieg. Da dies ein "Mondpreis" war habe ich natürlich nicht zugeschlagen, sondern den Anbieter über seine Fehleinschätzung informiert. Dieser konnte meinen Ausführungen nicht folgen und unterstellte mir, ich wolle ihn über den Tisch ziehen. Ich gab ihm ein paar wertvolle Links zu dem Thema und wünschte ihm ein schönes Leben. Etwa sechs Wochen später wurde ich von ihm angeschrieben und er erkundigte sich, ob ich die gesuchte Figur mittlerweile gefunden hätte, was ich verneinte. Er gab an seine Figur auch noch zu haben, nun aber meiner Überzeugung vom wahren Wert der Miniatur eher Glauben zu schenken. Ich verwies auf einen Händler, zu dem ich nun vorhatte das gesuchte Objekt der Begierde zu erwerben, zum Preis von 112€ - was zwar den Wert nahezu verdoppelte, aber ich war es Leid noch zu warten. Er sah sich das Angebot an und erbot sich mir die gesuchte Figur für 100€ incl. Versand zu überlassen. Auch dieser Wert war höher als der bis dato Marktübliche, aber ich schlug ein. Beide waren zufrieden bis glücklich.
100€ für eine mäßig bemalte Plastikminiatur ist sicher ... seltsam. Aber so ist das mit dem Sammeln eben
. Nun kann man aus diesem (echten) Beispiel erkennen, dass ein Sammler - und ich kenne da einige - in der Regel sehr gut über die Objekte ihrer Begierde informiert sind und auch deren Marktwert kennen, aber eben in bestimmten Situationen durchaus auch bereit ist, die Wertgrenze deutlich zu übersteigen - bis zum Doppelten halte ich da durchaus für realistisch. Womit wir wieder beim Mondpreis wären:
Meines Erachtens ist ein Mondpreis ein Preis, der das Doppelte dessen, was ein Sammler normalerweiße zu zahlen bereit wäre, übersteigt, da ein solcher Preis entweder aus völliger Unkenntnis über den Wert des Produktes entsteht, oder eben mit "betrügerischer" Absicht benannt wird - also der Absicht sich selbst entweder anzumaßen viel besser als der Markt einzuschätzen zu können, wo der wahre Wert eines Produktes liegt, oder aber der Absicht einen bewusst ilusorischen Preis von einem "armen Deppen" zu erzielen, der sich eben nicht auskennt. Solche Angebote erkennt der Kundige oft an den Zusatzinformationen, die solch hilfreiche Floskeln wie "Hammer-Angebot" und "äußerst seltene Rarität" enthalten; ein "seriöser" Anbieter bedarf solcher Floskeln nicht, da er a) den Wert des Objektes ziemlich genau kennt und b) davon ausgehen darf, dass seine potentiellen Käufer (denn wir reden hier natürlich auch schon von Preisen, die nicht-Sammlern i.d.R. astronomisch erscheinen) auch ziemlich genau wissen um was es sich da handelt.
Und einmal mehr: Menschen, die andere preislich betrügen möchten kann man durchaus mit unangenehmen Körperöffnungen vergleichen, wenn man ein wenigstens durchschnittliches Moralempfinden hat. Kann man - muss man natürlich nicht.