Autor Thema: Ich probier jetzt UA  (Gelesen 16214 mal)

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #50 am: 1.06.2004 | 16:20 »
Weiter geht's, wir haben allerdings viel Zeit verquasselt und noch mehr damit verbracht herauszufinden, ob es auch Frauen unter den Freimaurern gibt (Antwort: höchst selten).

Douglas fragt noch Freitag Abend bei seiner Bekannten, die ein Geschäft für Voodoo-Utensilien hat, nach - sie kennt weder Nicholas Creux noch hält sie das Ritual, das die SC beobachtet haben, für echt oder gar wirkungsvoll. Auch der andere Kontakt aus der Videothek meldet sich, er erinnert sich an ein Gespräch mit Creux, der einmal Videos bei ihm ausgeliehen hat; er hält ihn für einen Spinner. Damit sind die SC jetzt davon überzeugt, dass jegliches weitere Interesse für Creux Verschwendung wäre.

Aber am Samstag erwacht Justin aus seinem Koma und ist sogar schon ansprechbar. Die Ärzte sind weiterhin über diese schnelle Heilung verwundert. Joana besucht ihn im Krankenhaus, wo sie beobachtte, wie seine Mutter mit Gabrielle streitet, die ihn besuchen wollte. Gabrielle stürmt aus dem Krankenhaus.

Joana bringt Justin dazu, ihr etwas über den Abend zu erzählen. Er behauptet, mit Gabrielle und dem okkulten Zeug fertig zu sein und erwähnt auch, dass jemand ihn verfolgt habe, weshalb er überhaupt geflohen und in die Fänge der Gang geraten sei, die ihn zusammengeschlagen hat... Dann erwähnt er, dass eine ältere Dame ihn gefunden habe und ihm mit den Worten 'Alles wird gut' eine Cola eingeflößt habe...

Und fertig ist der Tie-In zu GGG. Dementsprechend hier schon mal die Spoiler-Warnung für alle folgenden Zusammenfassungen...

Robin
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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #51 am: 16.09.2004 | 15:07 »
Ich habe die Zusammenfassungen der Kampagne primär deshalb abgebrochen, weil es Blödsinn wäre, GGG hier zusammenzufassen - vielleicht will es der eine oder andere ja noch spielen. Außerdem merke ich zunehmend, dass mir das Setting von UA nicht liegt - ich konsumiere sowas zwar gerne als Film oder Buch, aber für eigene Stories fehlt mir da der Draht. Ich bin wohl doch besser bei Kult aufgehoben.

Aber den Tie-In zu GGG möchte ich doch eben vorstellen (Vorsicht, Spoiler sind nicht zu vermeiden!): zunächst habe ich die SC viel früher in die Handlung eingebracht als vorgesehen, die SC haben den 'Engel' gesucht, nachdem sie Justins Geschichte gehört haben. Unser Avatar des Tricksters hat sich sogar als vermeintliches Verkehrsopfer ausgegeben, das von ihr wiederbelebt wurde, um das Interesse der Presse und aller anderen Beteiligten auf sich zu lenken. Genau zu diesem Zeitpunkt habe ich Vera Leitwinders Leiche am anderen Ende der Stadt entdecken lassen. Creux war in der Zwischenzeit ebenfalls bei Justin - ihn habe ich zu meinem Phantom gemacht.

Die SC haben VLs Wohnung durchsucht, Nachbarn und ihren Pastor befragt, usw. Bei Creux (in dessen Haus sie nun schon fast regelmäßig einbrechen) haben sie weitere Hinweise auf den Gral gefunden. Bei der Observation von Creux haben sie auch dessen Treffen mit Jenkins vor dem Dreamshop beobachtet, Creux hat Jenkins in ein Taxi bugsiert und zu Hause mit vergiftetem Wein betäubt (ich weiß, da habe ich gepatzt und Jenkins' Charakterbeschreibung nicht entsprochen, aber ich kann es notfalls mit den Madi-Kräften erklären...), dann das Ritual durchgeführt, anschließend die Leiche verschwinden lassen...

Die SC haben das mitgekriegt und die Polizei verständigt, so dass sie nun wissen, wer das Phantom ist, und es auch von der Polizei gejagt wird. Ich rechne nicht damit, dass ich irgendwelche der in GGG genannten NSCs außer Fitzhugh noch einbauen können werde, weil die Motivationen für sie viel zu eng mit dem okkulten Untergrund verknüpft sind. Die SC müssen schon key players im OU sein, um auch nur in ihre Nähe zu gelangen, und das sind meine SC nicht. Außer einem zufälligen Zusammentreffen sehe ich also keine Chance, dass die weitere Handlung irgendwie nahe den in GGG genannten Optionen verläuft. Aber das macht nichts, denn erst seit ich mich von der Vorlage weitgehend getrennt habe, macht mir selbst das Spiel wieder etwas Spaß...

Robin
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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #52 am: 16.09.2004 | 21:51 »
Zitat
Außerdem merke ich zunehmend, dass mir das Setting von UA nicht liegt - ich konsumiere sowas zwar gerne als Film oder Buch, aber für eigene Stories fehlt mir da der Draht. Ich bin wohl doch besser bei Kult aufgehoben.

Das interessiert mich. Kannst du ein bisschen was dazu sagen, was dir an UA gefällt und was nicht, und wleche Elemente du eher bei KULT findest, die du bei UA vermisst?

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #53 am: 17.09.2004 | 22:50 »
Tja, ich wünschte, ich könnte es genauer definieren. Ich habe diese Mail schon drei Mal angefangen und immer wieder gelöscht. Mir fällt für UA einfach nichts Brauchbares ein. Diese Art von Abgedrehtheit kann ich nicht. Ich kann mit den meisten veröffentlichten Abenteuern, Organisationen usw. nicht das geringste anfangen. Vielleicht hängt es mit der Amerika-Zentriertheit zusammen. UA macht auf mich den Eindruck eines Produktes, das ausschließlich auf dem amerikanischen Hier und Jetzt beruht, ohne Rücksicht darauf, dass es außerhalb der USA noch was gibt. Typisch postmodern, hat es keine ordentlichen Wurzeln und stammt von nichts wirklich ab, und deshalb funktioniert es nicht. In Bezug auf 'Suspension of Disbelief' kann ich mit CoC, WoD und eben Kult viel mehr anfangen. UA hat keine stimmige Historie, womit es fast in gleicher Weise krankt wie die meisten Fantasy-Spiele, die nur ein Sammelsurium an coolen Settings und Gegnern darstellen, ohne dabei wie organisch gewachsen zu erscheinen. Deshalb ziehe ich eigentlich Spiele mit Realbezug vor, aber die Weltgeschichte spielt in UA praktisch keine Rolle - es ist, als hätte jemand einen Weirdness-Schalter umgelegt, und seitdem gelten auf der Welt andere Regeln. Das ist nicht mein Ding.

Ich kann UA auch kaum Horror entlocken. In Kult beziehe ich Horror aus der Erschütterung der bekannten Realität, indem ich Raum und Zeit manipuliere; in UA kann man die Realität zwar auch erschüttern, aber es gibt einfach kein stimmiges Bild dessen, was jenseits der Illusion der Realität liegt. Kult fußt auf Gnosis und Kabbala, Mythen der Realwelt, und daraus kann man archetypische Bilder entnehmen, die etwas in den Leuten ansprechen; bei UA gibt es irgendwie nur Popkultur, so, als hätte man alle möglichen Gewürze in die Suppe geschmissen und wundere sich nun, warum sie nicht verdaulich ist.

Ich bin mit dem Obigen noch immer nicht zufrieden, aber ich lass es mal so.

Robin
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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #54 am: 18.09.2004 | 12:22 »
Zitat
Typisch postmodern, hat es keine ordentlichen Wurzeln und stammt von nichts wirklich ab, und deshalb funktioniert es nicht. In Bezug auf 'Suspension of Disbelief' kann ich mit CoC, WoD und eben Kult viel mehr anfangen.


O.k., das kann ich verstehen, weil das genau das ist, was ich an UA toll finde. Ich denke gerne "postmodern" (wobei ich deine Einschätzung der Postmoderne nicht teile, aber gut, was ist schon "die" Postmoderne), und ich spiele grade mit Vorliebe in Amerika, weil meine Spieler Amerika nur als einen Haufen Klischees kennen, und man bei UA ja ständig in Klischees denken muss. Suspension of disbelief ist überhaupt nicht mein Ziel. Ich spiele mit Absicht nicht in Deutschland, weil ich mir dachte, dass meine Spieler dann zu sehr realistisch denken, und zu wenig in Bildern. Rollenspiel, das versucht möglichst kohärent die Realität zu übernehmen, finde ich meist eher ätzend. Ich leibe UA, weil da halt nicht die Illuminaten, Weihrauch und Madame Blavatsky auftauchen, sondern Plastiktüten, Grunge und Walmart.

Aber wenn man deine Vorlieben hat, kann ich mir vorstellen, dass man bei UA auf Probleme stösst. Hast Du es denn schon mal mit UA in Deutschland probiert? Oder den weirdness-level etwas runtergeschraubt? Die grundsätzlichen Ideen, wie Magie durch paradoxes Verhalten und die Avatare gehen auch mit viel weniger Abgedrehtheit. In meiner gegenwärtigen Kampagne kommt eigentlich nur ein Avatar vor, darum dreht sich alles. Die Spieler sind ganz normale (Film- und Fernseh-) Amerikaner, und das ganze fühlt sich an wie ein Tarantinio-Film mit ein paar verdrehten Elementen, so als wäre immer mal David Lynch für 5 Minuten eingesprungen, wenn Tarantino aus Klo musste.

Es spricht ja nichts dagegen, auch ein organisch gewachsenes Setting incl. "realem" okkulten Bezug zu nehmen, und das zu UA-nisieren.

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #55 am: 18.09.2004 | 15:04 »
Nee, diese Kurve kriege ich irgendwie nicht (auch wenn die hier geschilderte Kampagne sich wieder eingermaßen gefangen hat). Wenn man das Weirdness-Level zurückdreht, bleibt nach meinem Gefühl fast nichts übrig. Jedenfalls nichts, was die anderen Spiele nicht besser machen.

Wenn wir diese Kampagne hinter uns haben, werde ich es mal mit Chroniken der Engel versuchen (mal ganz was anderes), und meine andere Gruppe kriegt eine historische Werwolf-Kampagne.

Ein weiteres Problem ist übrigens, dass man meine Spieler zwingen muss, in bestimmten Paradigmen zu denken (weshalb ich nie Mage mit ihnen gespielt habe). Nun ist einer ein Necessary Servant, was nur wenig Gelegenheit zur sinnvollen Verwendung im Spiel bietet, und der ist gerade am ehesten dazu fähig. Die Kleptomantin klaut halt hier und da was, aber wir kriegen einfach nicht die Kurve zu einer interessanten Motivation für eine Szene oder gar ein Abenteuer; und der Avatar des Tricksters bekommt praktisch von den anderen gesagt, was er tun soll. Echtes Charakterspiel ist in dieser Gruppe fast unmöglich. Da für Engel aber noch zwei hinzustoßen werden, die früher sehr gute Charakterspieler waren, habe ich für die Zukunft Hoffnung...

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #56 am: 19.09.2004 | 11:26 »
Naja, vielleicht macht das Setting euch einfach keinen Spass, soll ja vorkommen  ;). Man soll ja den Hund nicht zum Jagen tragen und so. Trotzdem grübele ich da noch etwas drüber nach, weil dir ja irgend etwas an UA gefallen haben muss, wenn du dir überhaupt die Mühe gemacht hast, eine Kampagne zu starten. Da überlege ich jetzt (eigentlich eher aus eigenem Interesse, als um dir zu helfen, muss ich zugeben), was da schief läuft - ausser der einfachen Antwort "Ja, die haben da halt keine Lust drauf".

Warum du UA keinen Horror entlocken kannst, kann ich schon verstehen, wenn der für dich aus der Erschütterung des Bekannten entsteht (was dann ja möglichst weitgehende Immersion vorher nötig macht) - dafür ist es dir zu abgedreht und zu inkohärent.

Meine Frage wäre jetzt noch, wie das mit den Spielern und den Paradigmen läuft. Warum haben sie sich denn genau diese Muster ausgesucht, wenn sie so offenischtlich nix damit anfangen können? Wie ist denn das bei der Charaktererschaffung gelaufen?

Und wie funktioniert das beim Spielen? Aus deiner knappen Beschreibung entsteht bei mir das Bild, dass die Spieler ihre Obsessionen quasi nebenbei ausleben, der Plot aber um was ganz anderes geht. Meinem Empfinden nach ist das bei UA aber so nicht gedacht: eine Kleptomantin, die nur mal so nebenbei was klaut, sollte keine Ladungen bekommen.

Dann ist deine Grupope auch noch sehr "voll": schon Adepten der gleichen Schule sind sich ja spinnenfeind, und eine Gruppe mit Adepten, Avataren und anderweitig belasteten MUSS ja fast schon schiefgehen: ingame, weil die Weltsichten und Manien dazu führen müssten, dass die Gruppe sich gegenseitig an die Grugel geht, outgame, weil so unterschiedliche, völlig extreme Charaktere nie genug spotlight time kriegen können.

Bei UA ist es glaube ich sehr sinnvoll, eine Gruppe zu entwerfen, die aufeinander abgestimmt ist, und ein starkes verbindendes Band hat. Die Adepten und Avatre sind nämlich KEINE Charakterklassen oder Templates, die man einfach so zusammenwürfeln kann, sondern Aufhänger für ganz unterschiedliche Geschichten - wenn man da mischt, muss der Gruppenkonflikt dann (mit) Teil der Story sein. Dass die anderen Adepten mal eine rauchen, während die Kleptomantin sich eine Ladung "holt", würde ich so nicht spielen.

Hast du schon mal überlegt, street level zu spielen? Oder wenn höher, eine von den Gruppenvorschlägen aus dem Regellbuch (alle Chars sind bei der selben Verschwörung, in einer Avatarcabal, hinter dem gleichen Artefakt her, vor den gleichen Leuten auf der Flucht) zu nehmen?

Also kurz und gut, ich würde weniger plot - und mehr charakterorientiert spielen, so dass sich die Geschichte zum grössten Teil aus der Motivation der Charaktere ergibt.

(Falls dich das überhaupt interessiert; wie gesagt, ich doktore jetzt hier auch zu meinem eigenen Vergnügen rum, um UA besser zu verstehen).

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #57 am: 19.09.2004 | 19:42 »
Also, zunächst einmal finde ich, dass wir bereits street level spielen - wenn man davon absieht, dass die Herrschaften eben Avatare und eine Magierin sind. Der Inhalt ist so street wie's nur geht. Das liegt daran, dass ich den Spielern nichts Tiefgehendes vorab erzähle und sie niemals die Regelwerke lesen. Die Entdeckung des Settings ist einer der Hauptanreize im Spiel, da gebe ich vorher keine Details preis. Das wollen meine Spieler auch gar nicht, sie unterbrechen mich sogar, wenn ich bei Beschreibungen neuer Spiele ins Schwärmen gerate...

Dass die Charaktere sind, was sie sind, liegt hauptsächlich daran, dass es halt möglich war, einen Avatar oder Magier zu spielen. Vielleicht hätte ich das unterbinden sollen; aber irgendwie scheint es, als wäre es damit noch schwieriger, die SC (nicht die Spieler) inrgendwie glaubwürdig in eine Handlung zu bringen. Ich hatte bei einem früheren Versuch den Ansatz, dass die Gruppe aus (mit einer Ausnahme andere Spieler) FBI-Agenten einer Abteilung für unerklärliche Phänomene bestand. Auch das klappte nicht besonders gut, weil es in dem Setting kaum einen roten Faden gibt, der sich herausarbeiten lässt. Es gibt ja den Hintergrund der IC, aber die erklärt nur ganz wenige Phänomene. Von außerhalb kann man kaum den Eindruck gewinnen, es gäbe eine eindeutige Grundlage für alles, es bleibt bei einem Flickenwerk wie eben bei X-Files oder anderen typischen Fernsehserien.

Meine Spieler sind aber keine großen Charakterspieler, ein Spiel ausschließlich auf der Basis von Charaktermotivation kommt erfahrungsgemäß nicht zustande - ich bin zudem kein toller Improvisator, sondern brauche für ein Abenteuer einen geplanten roten Faden vorab, von dem ich abweichen kann. Ganz improvisiert wird alles nur Kuddelmuddel.

Der Zusammenhalt der Gruppe ist motiviert dadurch, dass Trickster und Kleptomanin Geschwister sind und der Necessary Servant für sie das Familienimperium managt. Die Charaktere haben außerhalb ihrer begrenzten Ecke noch keinerlei Ahnung vom okkulten Untergrund. Das Spielmotiv ist daher offensichtlich Entdeckung des Settings. Ich denke, dass es insbesondere ohne tiefgehende Setting-Kenntnisse ziemlich schwierig ist, eine Gruppe zu kreieren, deren unterschiedliche Obsessionen trotzdem homogen genug sind, dass sie ein gemeinsames Spiel und einen gemeinsamen Plot ermöglichen.

Bei KULT ist das viel einfacher: die SC teilen ein gemeinsames Schicksal (sie werden von denselben Liktoren verfolgt / sind alle tot, ohne es zu wissen, was meine letzen beiden Kampagnen-Voraussetzungen zusammenfasst). Da mir für UA aber kaum Plots einfallen wollen und die veröffentlichten Abenteuer sich kaum für generellen Einsatz eignen, insbesondere nicht für eine Anfängergruppe, kriege ich nichts Vergleichbares hin.

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #58 am: 20.09.2004 | 12:45 »
Die Prämisse von UA lautet für mich: "Was würdest DU tun, um die Welt nach Deinen Wünschen zu gestalten?", und das impliziert, dass die Welt formbar ist, und sich nach unseren Begierden richtet. Deshalb ist in UA auch keine Kosmologie vorgeschrieben: es geht ja grade darum, was werden soll. Und deshalb fixiere ich mich auch so stark auf die Charaktere, denn wie die Welt aussieht, hängt ja entscheidend davon ab, wie sie WOLLEN, dass sie aussieht.

Keine Metahistories mehr halt  ;). Dieser Punkt wird schon mal schwer für euch. Die Spieler werden nie rausfinden, "worum es geht", wenn sie nicht bei sich selbst nachschauen.

Obwohl es ja in UA einen "modernen Rest" an grosser Erzählung gibt, nämlich die Avatare, bei denen davon ausgegangen wird, dass sie zeit- und kulturübergreifend immer gleich bleiben - völlig un-postmodern, pfui  :). Und die Strukturen bleiben auch immer gleich: Die clergy, die Avatare, die Adepten, und die Prinzipien von Arbeit gegen das Universum und mit dem Universum. Nur, womit die Struktur gefüllt wird, das liegt an uns.  Eher strukturalistisch als poststrukturalistisch also. Und, was hilft dir das?

Naja. Einmal könnte man das den Spielern als Sinnangebot anbieten - diese Struktur erkennen, wie man vielleicht bei KULT den gnostischen Weltaufbau erkennt, und sich dann freuen.

Ein nächster Schritt könnte sein, diese Struktur von einem Standpunkt aus zu bekämpfen, der auf einer grossen Sinnerzählung beharrt. Einen Avatarverschwörung gründen, und möglichst viele Avatare einschleusen, die dafür sorgen, dass die nächste Welt garantiert nur EINEM Sinn folgt. Kann man das System mit seinen eigenen Mitteln schlagen? Oder die Spieler finden raus, dass dieser ganze postmoderne Quatsch nur der neueste Trick des Demiurgen ist, und müssen möglichst viele Mitglieder des okkulten Untergrunds davon überzeugen, dass sie falsch liegen. Oder sie sind Mitglieder des Orden von St. Cecil, und fangen erzkatholisch mit der Teufelsbekämpfung an...aber wie weit kann man sich auf den Untergrund einlassen, ohne darin umzukommen?

Vielleciht spielt ihr doch lieber nicht street level, sondern hyper-cosmic: ihr seid diejenigen, die den ganzen Mechanismus um die clergy in Gang gesetzt haben, und St. Germain, die Schlange aus dem Paradies, muss endlich mal zur Ordnung gerufen werden.

Oder natürlich, du sparts dir die Mühe, und spielst gleich ein Spiel, dass dir und deiner Gruppe ohne grosse Veränderungen Spass macht  ;).

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #59 am: 20.09.2004 | 15:02 »
Letzteres wahrscheinlich :)

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #60 am: 20.09.2004 | 15:02 »
Na denn :).

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #61 am: 21.09.2004 | 16:26 »
Gestern haben wir weiter gespielt, und es zeichnet sich ab, dass von dem eigentlichen Abenteuer GGG nicht viel übrig bleiben wird. Die SC wissen, wer das Phantom ist (können ihn aber nicht mehr finden), der Trickster hat sich gegenüber Mike Fitzhugh als FBI-Agent ausgegeben und damit nur einen oberflächlichen Kontakt herstellen können, vermutlich werde ich statt der Mak Attax-Gruppe Derek Jackson (heißt der so? Der Mak Chef) selbst auftauchen lassen; vielleicht rekrutiert er Mike oder aber die SC, um mehr herauszufinden. Mein Phantom wird vermutlich bald Justin, den Enkel der Haushälterin der SC, entführen (oder es versuchen). Mal sehen, was kommt.

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #62 am: 19.10.2004 | 14:19 »
So, gestern ging's weiter.

Die SC haben die bisherigen Informationen bzgl. des Rituals ins Internet gestellt. Dabei ist Derek Jackson auf sie aufmerksam geworden und hat sich bei ihnen gemeldet; er hat ihnen Infos über Vince und seine Nachforschungen übergeben, dafür hat er die Fragmente des Rituals erhalten; die SC haben ihm außerdem zugesagt, die Pfannen zu klauen. Währenddessen hat das Phantom Justin entführt. Wenn die SC schnell sind, können sie die Pfannen noch vor dem Phantom erreichen...

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #63 am: 19.10.2004 | 19:05 »
*ähem* Doch noch bei der Stange ?  ;) Löblich, löblich. Klingt doch alles sehr gut.


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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #64 am: 2.11.2004 | 10:54 »
So, wir haben mit GGG abgeschlossen. Folgendes ist passiert:

Nachdem Creux / das Street Phantom Justin entführt hat, um von ihm etwas über den Verbleib des Grals zu erfahren, haben die SC Justins Zimmer durchsucht. Dabei hat Joana mittels eines kleptomantischen Zaubers, angewendet auf Justins Teddy aus Kindertagen, erfahren, dass eine schattenhafte Gestalt Justin am Vorabend auf dessen Handy angerufen und aufgefordert hat, herunter auf die Straße zu kommen. Das Handy liegt noch da, und aus der Liste der eingegangenen Anrufe ermitteln die SC die Nummer des Anrufers.

Unser Trickster Douglas forscht ein wenig nach, um das korrekte Prozedere herauszufinden, mit dem er die Telefongesellschaft dazu bringen kann, das Handy für ihn zu lokalisieren. Er gibt sich erfolgreich als FBI-Agent mit einer gerichtlichen Verfügung aus und erhält die Position des Handys: das in GGG erwähnte aufgegebene Ladenlokal.

Währenddessen bricht Joana wieder einmal in Creux' Haus ein und stiehlt die Pfannen, die die SC Derek Jackson versprochen haben. Dann bringen Joana und Phillip die Pfannen zu Jackson ins Motel. Dort erreicht sie der Anruf von Douglas, der mittlerweile vor dem Ladenlokal steht. Zusammen mit Derek und seinem 'Großonkel' Hermann fahren sie dorthin und dringen gemeinsam ein. Justin sitzt dort mit Handschellen an einen Klappstuhl gefesselt, Creux sitzt ihm in einem Ohrensessel gegenüber und stellt ihm gerade wirre Fragen, als die SC hereinkommen. Creux springt auf, doch Joana nimmt ihm mit einem kleinen kleptomantischen Blast den Atem, woraufhin Hermann sich Creux schnappt und ihn an einem Arm hochhält. Die Ladung geht ja dank der Madi-Kräfte auf Creux über und tropft sofort wieder von ihm ab, was dazu führt, dass sich aus Hermanns Schulter mit einem lauten Sproing eine Art Matratzen-Feder durch den Trenchcoat bohrt. Der Arm wird zwar unbrauchbar, aber das hält Hermann nicht auf. Creux schnappt nun gänzlich über (er sieht völlig verwahrlost aus und längst endgültig gaga) und faselt nur noch zusammenhangloses Zeug über Verschwörungen, den Gral, Atlantis und Freimaurer.

Justin braucht einigen guten Zuspruch, bis er vernehmungsfähig ist, und er erzählt von dem völlig abgedrehten Verhör, das er hinter sich hat, und erwähnt dabei auch, dass in einem besonders angespannten Moment ein lautes Geklirr aus dem Keller ertönt sei, das Creux wirklich wütend gemacht habe; er sei für einige Minuten im Keller verschwunden, habe dann Justin angeschrien, dabei habe sogar die Erde gebebt. Beides sind Effekte der Madi-Kräfte und der übernatürlichen Ereignisse um Justin, der ja quasi von den Toten zurückgeholt wurde und um den nun seltsame Dinge geschehen.

Die SC sehen sich den Keller an, in dem alles Glas außer der Neonröhre unter der Decke zersprungen ist. Hier finden sie auch eine Tafel mit einem weiteren wirren Beziehungsgeflecht rund um den Gral, ganz am Rand tauchen auch ihre Namen auf.

Derek sieht nach der Schulter seines Großonkels (Check für Übernatürliches für Phillip, der das mit ansieht) und erhält kurz darauf einen Anruf, dass der Gral in Chicago aufgetaucht sei. Er lässt sich von Joana ins Motel zurückfahren und verspricht, sich bei den SC zu melden, wenn er etwas über das Ritual herausgefunden hat, was er Wochen später auch tut.

Mittlerweile überlegen Phillip und Douglas, ob sie Creux, der wimmernd und gefesselt in dem Klappstuhl sitzt, töten sollen, denn sie fürchten seine anscheinend im Übermaß vorhandenen Kräfte, die er vielleicht nutzen könnte, um freizukommen und sich zu rächen, wenn sie ihn bloß der Polizei übergeben. Joana ist gänzlich dagegen, das zu tun, und schließlich einigen sdie SC sich darauf, ihn der Polizei zu übergeben - die im Anschluss tatsächlich endlich in der Lage ist, Zwei und Zwei zusammenzuzählen und Creux mit den Morden in Verbindung zu bringen. Weil Creux offensichtlich weder verhandlungs- noch straffähig ist, landet er in einer geschlossenen Anstalt. Joana plant, sich signifikante Landungen zu beschaffen, mit denen sie Creux irgendwann zur Sicherheit die Erinnerung an die SC nehmen kann.

Der Gral bleibt vorerst verschwunden.

So, das war's. Die Spieler fanden das Abetneuer tatsächlich 'cool' und würden gerne weiterspielen, also muss ich mir jetzt was Neues für sie ausdenken. Vermutlich werden Diebestouren von Joana auf der Suche nach signifikanten Ladungen im Vordergrund stehen, vielleicht auch eine verspätete Begegnung mit Deena Kustoris von TNI. Falls jemand noch weitere Vorschläge und Ideen hat, wäre ich dankbar...

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #65 am: 20.11.2004 | 13:25 »
So, kommenden Montag wird's voraussichtlich weitergehen. Ich habe mich dazu entschieden, den Spiel-Ansatz zu verändern, indem ich nicht ein festes Szenario für alle vorgebe, sondern den Spielern jeweils Aufhänger anbiete, denen sie folgen können oder nicht. Das Grundthema ist ja die Entdeckung des okkulten Untergrundes, da ist Eigeninitiative gefragt.

Da Joana viel Mojo braucht, um bei Creux den gewünschten Erinnerungs-Eingriff durchzuführen, plant sie, das Faberge-Ei aus dem Museum of Art zu stehlen...

Ein Kontakt von Douglas wird ihm eine xte Kopie des Aufstiegs der nackten Göttin vorspielen.

Philipp wird von einem Unbekannten zu einer Tagung eingeladen, die von Avataren des Händlers organisiert wurde und sich mit dem Freiwerk beschäftigt (siehe meinen Archetyp-Thread im Verzeichnis 'der okkulte Untergrund'). Der Unbekannte ist wahrscheinlich ein mächtiger Händler, der sich eines günstig wohnenden Notwendigen Dieners bemächtigen will...

Weiterhin sind Deena Kustoris und die Gamma Crew als mögliche Kontakte eingeplant.

Mittel- bis langfristig möchte ich die Geschichte des Freiwerks ausdehnen und weiter einbringen, außerdem schwebt mir, ausgelöst durch einen Beitrag in der englischen UA-Mailingliste, eine Magieform namens Fantasmancy vor, die nur Kinder ausüben können, und mit deren Hilfe eine Gruppe Kinder tote und begrabene Personen wiedererweckt, um sich von ihnen die Hausaufgaben machen zu lassen...

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #66 am: 11.01.2005 | 15:56 »
So, totgesagte Kampagnen leben länger. Es kommen sogar zwei neue Spieler hinzu.

Philip hat auf der Tagung etwas über das Freiwerk erfahren, ist aber völlig ratlos in Bezug auf einige der verwendeten Begriffe, insbesondere 'Statosphäre'. Er folgt seinem Avatar nicht in vollem Bewusstsein der tatsächlichen Natur derselben und des Unsichtbaren Rates.

Douglas hat eine x-te Kopie des Naked Goddess-Tapes gesehen und ist nun dabei, mehr darüber zu erfahren. Sein Freund Ned Williams, ein in einer Videothek beschäftigter Hippie, der das Tape entdeckt hat, ist ebenfalls dabei (neuer SC).

Adele Cox aus GGG ist der zweite neue SC. Sie soll die anderen SC im Auftrag von Mak Attax behutsam rekrutieren.

Joana plant den Diebstahl des Faberge-Eis und weiß bisher noch nicht, dass ihr ein kleines Mädchen bald zuvorkommen wird.

Heute Abend geht es wahrscheinlich weiter, wenn alle kommen.

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #67 am: 1.02.2005 | 23:21 »
So, heute habe ich der Kampagne endgültig den Stecker rausgezogen. Ich kann's einfach nicht. Ich komm in das Setting nicht rein, meine Spieler auch nicht... Ich habe immer nur so Ideen wie die hier publizierten (Avatar des Freiwerkers, Fantasmantie), aber ich kriege einfach keine Story zustande, mit der man was anfangen kann. Ich weiß nicht, ob ich generell das Leiten verlernt habe, weil ich durch meine Familie einfach nicht mehr die Zeit mit Vorbereitungen verbringen kann wie früher, aber ich werde jetzt erst mal wieder auf was Normaleres umsteigen: CoC. Das kann ich wahrscheinlich immer noch im Schlaf.

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #68 am: 2.02.2005 | 12:13 »
Mann, Schade. Deine Ideen fand ich immer echt gut...naja, du hast wahrscheinlich jetzt auch keinen Bock, endlos zu diskutieren, woran es liegt. Manchmal funkt's einfach nicht. Ich hoffe, du bleibst uns gewogen, hier im Channel und auch sonst. Und vielleicht krieg ich dich ja mal in eine Runde von mir, da hätt ich Bock drauf  :)

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #69 am: 2.02.2005 | 12:57 »
Ideen kann ich immer einbringen, das ist kein Problem. Mein Problem ist, daraus eine brauchbare Story zu spinnen, die irgendwen (vor allem mich) überzeugt. Die Situation war bei diesem Spiel alles andere als ideal, weil die zwei Neuzugänge bis auf ein paar Abende Changeling vor einigen Jahren keinerlei Rollenspielerfahrung hatten und die NSCs, die ich ihnen überlassen habe, dann doch nicht optimal waren.

Mir fehlt einfach die Zeit, um etwas vorzubereiten, was Hand und Fuß hat, und wenn mir dann noch nichts Vernünftiges einfällt, kommt nichts dabei rum. Ich habe z. B. statische Ideen (Kind klaut mittels Fantasmantie eines der Fabergé-Eier), aber wenn die SC dann die Kinder erst mal ignorieren, kriege ich sie nicht in die Story zurück, weil es ja außer diesem Moment keinerlei Berührungspunkte gibt. Meine Spieler sind wahre Meister darin, die Storyhaken weiträumig zu umgehen.

Aber wer weiß, vielleicht geht's irgendwann besser. Bei Kult hatte ich anfangs auch immense Probleme, weil ich nichts hingekriegt habe außer One-Shots, die zwangsläufig mit dem Tod der Charaktere endeten. Aber meine beiden letzten Kult-Kampagnen waren ziemlich gut und umfangreich.

Jetzt gibt es erst mal ein wenig Standard-Cthulhu, nicht zuletzt auch, damit sich die beiden Neuen ans Rollenspiel gewöhnen können. Ich nehme ein Abenteuer aus dem Grundregelwerk 5th Edition (das mit dem Monster auf dem Dachboden) und im weiteren Verlauf will ich die Handlung Richtung Kingsport und Dreamlands verlagern, weil das auch für meine alten Hasen Neuland ist.

Robin
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Illuminatus

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #70 am: 6.02.2005 | 11:39 »
Hi!
Jetzt gibt es erst mal ein wenig Standard-Cthulhu, nicht zuletzt auch, damit sich die beiden Neuen ans Rollenspiel gewöhnen können. Ich nehme ein Abenteuer aus dem Grundregelwerk 5th Edition (das mit dem Monster auf dem Dachboden) und im weiteren Verlauf will ich die Handlung Richtung Kingsport und Dreamlands verlagern, [...]
Ich finde es extrem schade und traurig, keine UA-Spieleberichte mehr von dir lesen zu dürfen. Ich fand die Ideen darin und deren Ausformulierung eigentlich fast immer "from scratch" spielbar, und einige andere Spielleiter haben sie bestimmt auch als Arbeitserleichterung genutzt.

Warum aber vergleichtst du publizierte (und fertig ausformulierte) Szenarien mit deinen eigenen Kampagnenideen? Wenn es dir (so deine Meinung, die ich nach dem hier gelesenen keinesfalls teilen kann) so schwer fällt frei zu erfinden, warum verwendest du nicht auch bei UA all die vorgefertigten Szenarien und läßt deine Spieler diesen Spaß genießen?

Vielleicht ist das Problem, daß du UA als Horror-Spiel spielst, bei dem die Charaktere von schrecklichen Dingen erfahren, die ihren Verstand permanent übersteigen. Wenn du das (ausschließlich) tun willst, solltest du vielleicht tatsächlich besser detektivische Geschichten im Rahmen von Cthulhu spielen, denn solche Szenarien findet man dort wie Sand am Meer. Nur wenn man es einmal satt hatt, immer wieder aufs neue zu entdecken, welche unaussprechlichen Schrecken unter uns weilen, und sich jedesmal neu als Spieler doof zu stellen, oder man endlich die Mittel in der Hand haben will tatsächlich etwas zu verändern, dann ist die Zeit reif für Unknown Armies.

Ich selber spiele UA als Mystic-Ascension-Kampagne und durchschreite mit meinen Mages im Eilschritt alle Level von "street" bis "cosmic". Im Vordergrund stehen hier hauptsächlich als Patchwork der Postmoderne dargestellte philosophiosche Fragestellungen, und für uns alle in der Gruppe ist dies ein neues einmaliges Happening, welches wir beim Rollenspiel noch nie hatten. Hierbei werden schätzungsweise alle brauchbaren veröffentlichten Szenarien verbraten, denn wir leben für den Moment, und wollen das Spielerlebnis maximieren.

Ich wünsche dir und uns allen, daß du die Gelegenheit hast noch einen ähnlichen "Aha"-Effekt zu erleben, und uns schreibender Weise erhalten bleibst.

wjassula

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #71 am: 6.02.2005 | 12:17 »
Zitat
Im Vordergrund stehen hier hauptsächlich als Patchwork der Postmoderne dargestellte philosophiosche Fragestellungen, und für uns alle in der Gruppe ist dies ein neues einmaliges Happening, welches wir beim Rollenspiel noch nie hatten. Hierbei werden schätzungsweise alle brauchbaren veröffentlichten Szenarien verbraten, denn wir leben für den Moment, und wollen das Spielerlebnis maximieren.

Genau so ist es auch bei mir. Kann dem Posting im Ganzen nur zustimmen.

Vielleicht auch die vorsichtige Vermutung, dass sich UA generll nicht so gut für das ganz klassische spielleitungszentrierte Spiel eignet. Die starke Betonung auf die Motivation der Charaktere und Regelmechanismen wie die Stresswürfe, die ein ganzes Abenteuer umdrehen können, stärken eigentlich eher "player driven campaigns", wo man als Spielleitung mit Beziehungsgeflechten arbeitet, die man spontan den Handlungen der Charaktere anpasst, anstatt einen Plot vorzuplanen.

Offline Bitpicker

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #72 am: 8.02.2005 | 14:42 »

Warum aber vergleichtst du publizierte (und fertig ausformulierte) Szenarien mit deinen eigenen Kampagnenideen? Wenn es dir (so deine Meinung, die ich nach dem hier gelesenen keinesfalls teilen kann) so schwer fällt frei zu erfinden, warum verwendest du nicht auch bei UA all die vorgefertigten Szenarien und läßt deine Spieler diesen Spaß genießen?

Ich vergleiche doch gar nicht. Das Problem ist, dass ich wenig Zeit zum Vorbereiten habe, daher ist ein publiziertes Abenteuer weniger Arbeit - wenn es schnell anpassbar ist. Die UA-Abenteuer sind aber durchweg unbrauchbar, mit ganz wenigen Ausnahmen. In One Shots ist nichts, was ohne gewaltige Modifikationen einen Sinn für eine Gruppe macht, die schon besteht, und in Weep gibt es vielleicht zwei Abenteuer, die man für den Einstieg brauchen kann - und GGG habe ich ja verwendet. Das zweite wäre Garden full of Weeds, alles andere ist für mich völliger Mist (ok, Swap Meet ist auch brauchbar, aber das kann man kaum als Abenteuer bezeichnen).

Zitat
Vielleicht ist das Problem, daß du UA als Horror-Spiel spielst, bei dem die Charaktere von schrecklichen Dingen erfahren, die ihren Verstand permanent übersteigen.

Eigentlich hatte ich das nicht vor - liest sich meine Beschreibung so? Sicher, von Kult und CoC her bin ich diese Herangehensweise gewöhnt, aber bei UA habe ich eigentlich eher Schwierigkeiten, den Horror überhaupt zu sehen.

Es ging nicht darum, die Spieler zu schockieren. Aber es ging darum, sie die Welt von UA entdecken zu lassen. Natürlich haben sie sich an der einen Sache festgebissen, für die es per definitionem keine Lösung gibt, nämlich die Nackte Göttin. Aber auch da fehlten den Spielern fruchtbare Ideen (wie z.B. andere Darsteller aus dem NG-Tape aufzutreiben und zu befragen).

Zitat
Wenn du das (ausschließlich) tun willst, solltest du vielleicht tatsächlich besser detektivische Geschichten im Rahmen von Cthulhu spielen, denn solche Szenarien findet man dort wie Sand am Meer. Nur wenn man es einmal satt hatt, immer wieder aufs neue zu entdecken, welche unaussprechlichen Schrecken unter uns weilen, und sich jedesmal neu als Spieler doof zu stellen, oder man endlich die Mittel in der Hand haben will tatsächlich etwas zu verändern, dann ist die Zeit reif für Unknown Armies.

Wie gesagt, es geht nicht ausschließlich darum - aber meine Spieler mussten sich noch nie doof stellen. Ich bin ziemlich gut darin, das Gesamtbild verschleiert zu halten. Meine Spieler lesen aber auch kein Hintergrundmaterial.

Zitat
Im Vordergrund stehen hier hauptsächlich als Patchwork der Postmoderne dargestellte philosophiosche Fragestellungen, und für uns alle in der Gruppe ist dies ein neues einmaliges Happening, welches wir beim Rollenspiel noch nie hatten.

Und hier liegt eines der Probleme. Ich kann mit dem postmodernen Ansatz nichts anfangen, denn eigentlich bedeutet er 'mach irgendwas ohne Hand und Fuß, denn es ist alles eh bloß Schein'. Dadurch kommen so unlogische und inkohärente Sachen zustande wie David-Lynch-Filme, bei denen sich immer irgendwas dagegen stemmt, mit den anderen Dingen in einen stimmigen Zusammenhang gebracht zu werden. Das finde ich vollkommen unbefriedigend. Ich kann nicht aus heiterem Himmel all die Abenteuer aus Weep derselben Gruppe auftischen, weil das schon für mich selbst total unglaubwürdig ist.

Ein Beispiel aus CoC: selbst da vermeide ich es, mit der Gruppe von Mythos-Element zu Mythos-Element zu springen. Ich mache eher eine Serie von zehn Abenteuern, die ausschließlich mit Innsmouth und Tiefen Wesen zu tun haben, als dass ich z. B. von Cthulhu zu Yog-Sothoth springe. Ich brauche einen realistischen inneren Zusammenhang. Wenn der fehlt, entstehen solche Serien wie die Highlander-Filme, bei denen praktisch nichts zusammenpasst und irgendwelcher Quatsch, der mit dem Bisherigen nicht zusammenpasst, einfach reingewürfelt wird.

Vielleicht ist es deshalb der offene 'Alles kann passieren und nicht alles ist erklärbar'-Ansatz, den UA verfolgt, der mir schwer im Magen liegt. Bei Kult kann ich mit Zeit und Raum und der Realität alles anstellen, was ich will, aber es gibt dafür einen definierten Grund. Bei UA kann ich mit der Statosphere und der Invisible Clergy allein nicht alles erklären, was geschieht - aber mehr metaphysischen Hintergrund gibt es nicht. Das bereitet mir massive Probleme.

Zitat
Ich wünsche dir und uns allen, daß du die Gelegenheit hast noch einen ähnlichen "Aha"-Effekt zu erleben, und uns schreibender Weise erhalten bleibst.

Man weiß ja nie, möglich ist es.

Zitat
Wjassula:
Die starke Betonung auf die Motivation der Charaktere und Regelmechanismen wie die Stresswürfe, die ein ganzes Abenteuer umdrehen können, stärken eigentlich eher "player driven campaigns", wo man als Spielleitung mit Beziehungsgeflechten arbeitet, die man spontan den Handlungen der Charaktere anpasst, anstatt einen Plot vorzuplanen.

Das ist auch Teil des Problems - meine Spieler haben noch nie dazu geneigt, ihre Charaktere mit eigenen Motivationen zu versehen und diese auch konkret auszuspielen, selbst dann nicht, wenn das vorher so besprochen war. Das liegt zum Teil natürlich daran, dass viele meiner früheren Abenteuer sich den Charakteren quasi aufdrängten - es hieß, das vorliegende Problem zu lösen oder ihm zum Opfer zu fallen.

Auf der anderen Seite bin ich selbst aber auch kaum in der Lage, komplexe Dinge zu improvisieren. Als z. B. der Diebstahl des Fabergé-Eis zur Sprache kam, habe ich erst mal Sicherheitsmaßnahmen von Museen und den Hintergrund der Eier und des Museums recherchiert, um ein realistisches Bild zeichnen zu können. Sowas kann ich nicht aus der Luft greifen und ich kann auch nicht gut Fünfe gerade sein lassen. Ein Rollenspiel-Setting ist bei mir fast immer eine Erweiterung der Realität, z. B. um den Cthulhu-Mythos, um den Kult-Mythos oder eben den UA-Mythos, ein 'Was wäre, wenn Mythos X hier und jetzt wahr wäre'. Aber dabei brauche ich möglichst genaue Infos über das Hier und Jetzt (auch wenn es z. B. ein historischer Hintergrund ist), wie es wirklich ist, sonst kommt mir alles falsch und flach vor. Ist vielleicht eine Realismus-Neurose...

Robin
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Offline Transmission King

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #73 am: 8.02.2005 | 15:27 »
hey

nur meine kleine bescheidene meinung dazu :

ich finde UA ist gerade weil alles ohne backround und ohne erklärung oder sinn passieren kann ein genaues abbild der realität .
klar hätte mans gerne auch im echten leben , dass alles ganz logisch erklärbar ist und zusammenpasst , weil auf die art und weise probleme leichter zu lösen wären , aber so ist es ja nicht .

meine erfahrung mit der echten welt ist jedenfalls nicht , dass alles erklärbar , logisch und zusammenhängend passend ist . ganz im gegenteil , es herrscht permanent totales chaos , widersprüchlichkeiten und mit logik komm ich nicht besonders weit .

möglicherweise ist das aber ein großstadtphänomen .

inbsofern hab ich keine schwierigkeiten mit UA . kann mir aber vorstellen , wenn man eh probleme mit chaos und sich treiben lassen hat , dass man dieses spielsystem eher als unangenhem empfindet , dann quäl dich doch einfach nicht weiter und beschäftige dich nur noch theoretisch damit ( kannst gerne noch ein paar magieschulen entwerfen oder sowas ;-) ) und spiel was anderes .


TMK
Bei Rechnungen, die sich auf die Zukunft beziehen, sind die meisten Daten wegen mangelnder Information über die Zukunft nicht eindeutig bestimmbar.

wjassula

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Re: Ich probier jetzt UA
« Antwort #74 am: 8.02.2005 | 16:16 »
Es hat ja auch keinen Sinn, dich auf Krampf von UA zu überzeugen. Eine Anemrkung noch: Man kann UA schon traditioneller spielen, nämlich als Verschwörungs- und Intrigenspiel zwischen den verschiedenen Gruppierungen wie TNI, Sleepers, MakAttax usw. Dann hast Du "Occult Underground: The Masquerade".