Klar, trve dysterdark ist dein RPG nur, wenn im Grundregelwerk nackte Frauen zu sehen sind, die von ekligen Monstern begrapscht werden. Damit kennt sich Raggi bestens aus.
[...] https://x.com/LotFP/status/1501305289982754817
P.S. Bitte nur klicken, wenn man sehen will, wie eine Frau von Zombies u.a. durch ihre Vulva zerrissen wird.
Ich verstehe was du meinst, aber in dem Bild ist nur Horror und Gore abgebildet. Meiner Ansicht nach passt es nicht von "nackten Frauen" zu reden, die "begrapscht" werden. Das würde irgend eine sexuelle Komponente erfordern. Im Bild wird eine Abenteurerin ziemlich ekelhaft von Untoten zerrissen. Diese trägt sogar noch die Fetzen von Kleidung und einem Kettenhemd(?), sie war also nicht "nackt". "Begrapscht" wird sie auch nicht, sondern zerrissen. Das der eine Arm des Untoten durch die Vulva geht hat hier nicht sexuelles, sondern ist als weiterer Schock im Schock zu verstehen. Dieser fällt auch nicht gleich auf, man muss schon genauer hinsehen um das zu erkennen. Horror im Horror, Schock im Schock. Das ist das um was es Jim Raggi geht. Nach seiner Definition kann Kunst erst in diesen Bereichen überhaupt entstehen. Ghoul hat recht, wenn er schreibt dass Raggi unsere Komfortzonen angreifen will. Das hat Raggi selber schon geschrieben und in Videos gesagt. Ob man diese Ansicht teilt, bleibt einem natürlich selbst überlassen.
Sehe da das Video dezidiert anders. Im Speziellen sein Herumreiten darauf, dass er SEINE Abenteuer veröffentlichen will (und das speziell in der OSR-Szene), aber keinen Bock hat sich in ein anderes Oldschool-Regelwerk einzuarbeiten. Das spricht Bände!
Warum spricht das Bände? Das machen andere Verleger doch auch so. Und was ist daran verwerflich wenn Raggi sagt, dass er das als Marketing macht, um "SEINE" Abenteuer zu veröffentlichen? Der Mann ist Verleger. Was soll denn sonst sein Ziel sein, außer sein Material für sein Spiel verlegen zu wollen. Wieso sollte er das für ein anderes OSR-Werk tun?
Er spricht im Video immer wieder vom Regelwerk als Vehikel für seine Module, nur sind die Module von Raggi weder besonders gut, noch funktionieren ihre Setzungen so wirklich im Regelwerk, für welches sie geschrieben wurden.
Da möchte ich beide Punkte kontern. Raggis Module machen Spaß. Dir oder anderen vielleicht nicht, aber das ist halt Geschmackssache. Zum Beispiel leite ich "Fuck for Satan" standardmäßig für Leute die LotFP noch nicht kennen. Und da war noch niemand unzufrieden. Im Gegenteil, danach kommt die Frage ob es noch mehr davon gibt.
Ich habe schon viele LotFP-Abenteuer geleitet und ich kann dir versichern: Die Abenteuer funktionieren mit dem Regelwerk problemlos. Was General Kong weiter oben geschrieben hat, stimmt aber auch. LotFP könnte für das 17. Jahrhundert mehr Unterstützung liefern. Im Buch selber sind relativ ausführliche Regeln zu verschiedenen Pulverschusswaffen, aber da könnte wirklich mehr sein. Auch würde dem Spiel eine "horror wounds" Tabelle gut tun. Aber Regeln dazu bieten die Abenteuer manchmal auch selbst.
Wären die Module für LL oder OSRIC rausgekommen, ich bin sicher sie wären weniger positiv vaufgenommen worden.
Das ist Spekulation, aber mich interessiert wie du zu diesem Ergebnis kommst.
Wenn Raggi die Module, ebenso hochwertig aufgearbeitet, für LL oder ORISC gemacht hätte (man kann diese ja jetzt schon mit beiden Systemen spielen, das ist ein großer Vorteil der OSR), dann wären die auch Kassenschlager gewesen, weil sie gut gemacht und wesentlich innovativer sind als so macher 5E Schwampf oder sonstiger Kram.
Der Markencharakter von LotFP wäre dann aber nicht da, weil Jim Raggi dann nur ein bekannter Abenteuerautor wäre und ohne eigene Marke schreiben andere Autoren nicht für dich.
Und natürlich gilt auch hier die meine obige Frage, warum er denn überhaupt für andere Systeme schreiben sollte.
Aber die Andeutungen einer größeren Welt, eines Konzeptes einer Welt welche sich von 08/15-Fantasy (unabhängig davon, ob diese in mehr als nur Andeutungen existiert) war offensichtlich ausreichend, um einen Personenkult um die Raggi-Abenteuer aufzubauen, welcher nicht bei LotFP-Modulen anderer Autoren (obwohl handwerklich in allen Fällen besser) aufgetreten ist.
Das stimmt doch nun vorn und hinten nicht. Was ist mit Autoren wie Zack S., Patrick Stuart, Jeff Rients oder Zzarchov Kowlowski? Für viele Spieler waren diese Namen vor LotFP nicht so bekannt. Auch Kiel Chenier ist durch sein "Blood in the Chocolate" bekannter geworden.
Im Video geht es dann einen Großteil der Zeit darum, dass die Leute einfach nicht verstehen, wo er [Raggi] mit seinem Spiel und seinen Modulen hin will, und wie toll sein Konzept doch wäre. Und natürlich gebashe gegen Spiele, welche ihr Konzept besser transportieren, und ihre Spielenden dort abholen wo sie stehen, statt ihre Enshittification als fehlende Transferleistung zu tarnen.
Raggi kann halt weder PR noch Marketing, noch mag er das. Das sagt er auch und das merkt man auch. Dafür dürften seine Worte ehrlicher sein, als so manches für Social Media aufbereitetes Statement von anderen Verlagsrepräsentaten oder RPG-, pardon, D&D-Influencern.
Das eine Enshittification von LotPF tatsächlich stattfindet, musst du erst einmal belegen.
Generell:
Ich sehe keinen Grund darin, Raggi ständig als "das Böse" hinzustellen. Der Typ machte OSR bevor es generell cool wurde. Er hat seinen Beitrag geleistet und verlegt weiter hochwertiges Material. Das kann man von WotC nicht gerade sagen. Raggis Nische ist Horror, Gore, Ekel, Provokation usw. und er hat auch erklärt warum er das macht. Das ist nicht jedermanns Ding, muss ja aber auch nicht sein.
Er behandelt seine Vertragspartner fair und bezahlt seine Künstler und Autoren anständig,
ganz anders als das was z.B. über WotC oder so manchen D&D-Influencer berichtet wurde.
Er hat andere / schräge / doofe Ansichten. Na und, die hat doch jeder.