Ich tue mir relativ schwer mit der Unterscheidung, ob ein System nicht zu seinem Setting oder dem angepeilten Spielstil passt oder einfach insgesamt nicht wirklich gut ist.
In den allermeisten Fällen läuft nur das System nicht richtig rund und man könnte es genau so verbessern wie austauschen.
Mir fiele z.B. kein Setting ein, für welches das System von Shadowrun perfekt geeignet wäre. Das System bleibt ein unhandlicher Brocken, egal welches Setting ich damit bespiele - und wenn ich andersrum die offensichtlichsten Macken behebe, kann ich damit auch SR spielen.
Mage ist insofern ein gutes Beispiel, weil so eine starke, sehr spezifische Beziehung zwischen Setting und System so ziemlich die Königsklasse ist. Da kann man klar sagen: Dieses System passt hier nicht. Wirklich rund wird das nur mit Systemen laufen, die sehr schwammig sind und vieles in einen Topf werfen - FATE läge da auf der Hand.
Eclipse Phase weiß für mich zumindest spielmechanisch überhaupt nicht, wo es hin will. Das System ist einfach nur "Shadowrun in Space" und prägt damit auch das, was damit gespielt wird.
Das weicht für mich deutlich von dem ab, was das Setting sein soll und hergibt und angesichts der gesamten Aufmachung bin ich mir ziemlich sicher, dass das auch nicht so gewollt war.
Die Konvertierung auf FATE geht mir persönlich zu weit in die andere Richtung, ist aber immer noch näher an dem, was das Spiel reizvoll macht als das ursprüngliche System.
GURPS hat mMn ganz furchtbare Magieregeln und skaliert in niedrigen Schadensbereichen eher schlecht. Daraus folgend wäre ein typisches Fantasy-Setting mit viel Magie und Nahkampf etwas, was ich nur mit großen Bedenken mit RAW-GURPS spielen würde. Und im Umkehrschluss eignet sich GURPS für mich vor Allem für Settings mit wenig oder zumindest nicht regelseitig ausufernd behandelter Magie und eher moderner Technik.
Und noch ein schöner Mismatch: Scheibenwelt. Tolles Quellenbuch. Aber mal ehrlich, GURPS? Das leichtgewichtige GURPS, das sich dank seiner narrativistischen Beschwingtheit so sehr für den Humor der Scheibenwelt eignet?
Man kann GURPS immerhin so weit runterfahren, dass es nicht großartig stört - das ist dann ungefähr so, als würde man die Scheibenwelt mit DSA1 bespielen.
Kann man machen, aber dann ist das Regelwerk eben nur nicht im Weg. Damit es wirklich
hilft, muss man so viel mehr Arbeit reinstecken, dass man gleich was Anderes nehmen sollte.
Das ist ganz klar ein Problem, dass man bei Warhammer Fantasy 2nd merken kann, aber bei der Übertragung des Systems auf 40k wurde es schlimmer. Gleichfalls für das Toughness/Wundensystem.
Das d100-System finde ich da gar nicht so fehl am Platz, aber das Thema Schaden und Wunden fällt immer wieder auf. Allerdings muss ich auch hier wieder sagen: Für welches Setting wäre dieser Ansatz denn besser geeignet? Er skaliert einfach immer schlecht.
Letztlich sind das aber Regelfeinheiten, die man auch als Einzelmaßnahme umbauen kann.
Grund für einen kompletten Systemwechsel wäre das für mich nicht - jedenfalls nicht allein.
Es braucht schon eine recht spezifische Konstellation aus vielen kleinen, nervigen Einzelbaustellen und einer recht niedrigen Schaffenshöhe für eine Konvertierung, damit ich das System tatsächlich wechsle.
Eine GURPS-Konvertierung von Shadowrun schreibt sich praktisch von selbst bzw. ist zu 90% aus dem GRW machbar, das lasse ich mir durchaus gefallen.