Ja, und genau das führt eben dazu, dass Overwatch in den Systemen nicht funktioniert, weil es eben keinen Sinn ergibt, mit meinem Angriff zu warten bis der Gegner schießt - regeltechnisch ist er dann auch nicht leichter zu treffen.
Natürlich ergibt es keinen Sinn, nicht zu schießen, wenn ich ein brauchbar zu beschießendes Ziel habe.
Man wartet doch gerade, weil man den Gegner noch gar nicht sieht, solange er sich nicht zeigt, um selbst zu schießen.
In einem sehr kleinteiligen System wie GURPS kann ich diesen Zeitpunkt ganz genau beleuchten.
Andere Systeme machen es sich leichter und sagen: Wer sich irgendwann in der Runde zeigt, um zu schießen, der setzt sich auch dem Gegenbeschuss aus. Will man möglichst sicher sein, schießt man eben nicht und bleibt ganz in Deckung.
Die kleinteilige Vorgehensweise kommt vielen besser vorstellbar/genauer/plausibler vor, aber sobald die Kampfrunden etwas länger sind und Dinge pauschal zusammenfassen, kommt es unterm Strich aufs Selbe raus.
Wieso sollte das “daneben“ sein?
Weil Deckung das Schießen nun mal nicht erschwert.
Nutze ich Deckung optimal, dann bin ich genau so weit davon weg, dass sie mich nicht stört und ich schieße wie frei stehend/kniend/liegend/exotische Anschlagsart nutzend auch.
Oder ich will die Deckung zur Stabilisierung nutzen, indem ich die Waffe auflege oder anstreiche - dann
hilft sie mir sogar.
Wie ich sagte: Für das reine Schießen ist Deckung nicht von Nachteil.
Was Ziel- und Umfeldbeobachtung angeht - dazu gleich mehr.
Wenn das System selbst feststellt, dass es die Regeln so schlecht umsetzt, dass es eine andere Vorgehensweise spielmechanisch sinnvoller ist, dann macht es sicher nicht das, wonach ich gefragt habe. Oder was meinst du mit deiner Formulierung
Für GURPS:
A schießt auf B, indem er immer wieder mittels "pop-up attack" kurz aus seiner Deckung kommt, schießt und noch in seiner Handlung wieder dahinter verschwindet. Als Gegenmaßnahme kann B seine Handlung hinauszögern und ansagen, dass er auf den A schießt, wenn sich dieser wieder zeigt.
Diese Ansage bezieht sich aber auf eine bestimmte Stelle und wenn die Deckung genug Raum bietet, kann A sich an eine andere Stelle bewegen und in der folgenden Kampfrunde wieder eine Pop-up attack gegen B durchführen, auf die dieser dann nicht reagieren kann, wenn er sich genau auf die "alte" Stelle konzentriert.
B kann auch ansagen, einen größeren Bereich im Blick zu behalten, aber das erschwert wiederum seinen eigenen Angriff.
Das ist genau die von dir beschriebene Konstellation.
A kann das zwar so machen, es ist aber nicht die sinnvollste Vorgehensweise. Pop-up attacks kann man nämlich nicht zielen und sie erliegen einer weiteren Erschwernis, weil man das Ziel in sehr kurzer Zeit erfassen muss.
Besser wäre es für ihn i.d.R., hinter der Deckung erst mal eine saubere Schießplattform aufzubauen und sich dann genau so weit zu exponieren, dass er B sieht und beschießen kann. Dann hat er nämlich wesentlich bessere Chancen, den B zu treffen - und selbst wenn B nicht getroffen wird und sich stattdessen in Deckung wirft, hat dieser dann das gleiche Problem wie gerade noch A: mit pop-up attacks hat er deutlich schlechtere Erfolgschancen als der ordentlich positionierte A, der sinnvollerweise den von B "eroberten" Raum nicht einfach aufgibt, indem er sich wieder komplett hinter seine Deckung zurück zieht. Und jetzt erst mal mit A gleichzuziehen und eine ordentliche Position herzustellen, gibt A Zeit zu manövrieren oder seinerseits abzuwarten, bis B sich zeigt und B wird wieder zuerst beschossen.
Aus der anderen Perspektive kann B zwar abwarten und auf A schießen, wenn dieser seine pop-up attack macht, aber das ist nur dann wirklich zielführend, wenn die Entfernung so groß ist, dass A damit wahrscheinlich eh nichts trifft und B neben der nötigen Schießfertigkeit eine Waffe hat, die einen Treffer trotz Deckung hergibt (durch ausreichende Präzision, um die exponierten Körperteile zu treffen oder ausreichend Leistung, um durch die Deckung zu schießen - am Besten beides).
Auf kurze Entfernung fährt B besser damit, den A in seiner Deckung komplett zu umgehen. Dann verschenkt A eine Aktion für eine pop-up attack, die kein Ziel mehr findet und kann im besten Fall für B noch nicht mal reagieren, wenn B spätestens in seiner nächsten Handlung die Deckung umrundet (und dabei selbst noch nutzt...) und dem A ohne Deckungsabzüge auf verkürzte Entfernung einschenken kann.
Daher meine obige Formulierung:
Es geht regeltechnisch genau so, wie du angefragt hast, aber es ist für beide Seiten i.d.R. nicht die beste Vorgehensweise und auch die besseren Ansätze sind regelseitig abgedeckt.
Die RL-Vorgehensweisen waren zuerst da und die Regeln folgen ihnen; sie ergeben sich nicht aus den Regeln
In Savage Worlds hat man hinter einer Mauer (wenn sie den ganzen Körper verdecken kann) -4 Deckung oder ist nicht zu sehen (-6 für Blindes Feuern), da angenommen wird, dass man sich nur zum schießen kurz so weit wie nötig aus der Deckung bewegt. Weswegen man gegen jemanden in solcher Deckung auf Abwarten/Hold geht, und dann versucht den Schützen in seiner Handlung zu unterbrechen, sobald er zum feuern teilweise aus der Deckung kommt (und dann nur noch z.B. -2 Deckung hat).
Wie oben von mir für GURPS und vom Narr geschrieben:
Man wartet doch ab, weil der Gegner komplett verdeckt ist und man entweder gar nicht schießen kann oder nur mit -6 für Blindes Feuern.
Aber aus einer -4 Deckung kann man einwandfrei schießen und muss nicht auf -2 raus kommen.
Blindes Feuern ist in SW doch, wenn ein Blinder schießt (-6 auf alles Visuelle) und hat nichts mit Deckung zu tun?!?
Blindes Feuer umfasst alles, wo der Schütze das Ziel nicht genau lokalisiert hat, aber grundsätzlich treffen kann und eine ungefähre Vorstellung davon hat, wo es ist.
Also z.B. komplett verdeckt hinter einer Hecke oder einer Mauer, durch die man mit der jeweiligen Waffe auch durch kommt.