Autor Thema: Verschiedene Methoden um den Charakterhintergrund zu schreiben  (Gelesen 5430 mal)

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Offline Rauthorim

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Wie geht ihr beim Schreiben und Überlegen des Charakterhintergrundes vor?
Schreibt ihr einen zusammenhängenden Text, macht ihr euch nur ein paar Notizen oder geht ihr ganz anders vor? Was für Vor- und Nachteile haben die einzelnen Methoden und was hat sich als effektiv bzw. weniger effektiv erwiesen?


Bei dem Charakter, den ich momentan bastel, habe ich mindestens eine Woche überlegt mit was für einem Hintergrund ich ihn versehen soll... Nichts hat wirklich gepasst, bis ich damit anfing Zitate von anderen Personen, in denen sie über ihn sprechen, aufzuschreiben. So hat sich der Char Stück für Stück immer mehr manifestiert. Aber es sind noch genug graue Stellen vorhanden um diese beim Spielen flexibel füllen zu können.

Hier gehts zu dem Char: Charels Dexter Ward
« Letzte Änderung: 21.03.2004 | 12:49 von Rauthorim »
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Azaar

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ich schreib immer einen zusammenhängenden text, nachdem ich mir (meist über mehrere wochen) gedanken drüber gemacht hab.
da ich mir während dem rollenspiel auch immer notizen mache, was passiert ist und diese zuhause dann in eine "vernünftige" lesbare form bringe, entsteht so zu jedem meiner charaktere eine richtige story...

Cycronos

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Ich brauche für nen ordentlichen Char meist auch ne längere Zeit (ein bis zwei Wochen).
Meist fange ich mit ein par Fähigkeiten an, die ich schon immer mal haben wollte. Zu denen bastel ich dann Stichpunktartig nen groben Hintergrund. Dann probier ich den Chara meistens einmal im spiel aus und sehe, ob er mir gefällt. Daqnach runde ich den Backround dann ab. Wiederum erst mit Stichpunkten, und dann mit einem vollständigen Text, dessen Länge ja nach "Wichtigkeit" oder Spielhäufigkeit des Charas variiert.
Wenn mir ein Chara besonders am Herzen liegt, können mir da schon mal drei oder vier Seiten locker aus der Hand fließen.
Rein technisch tendiere ich meist zur auktorialen Perspektive und einem zeitlichen Abriss des Lebenswegs in Form eines Fließtextes. Je nach Chara schiebe ich dann detailiertere Passagen dazwischen, die gewisse Schlüsslesituationen recht genau und möglichst emotional beschreiben.

Offline Dash Bannon

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wenn ich nen Charhint6ergrund schreibe, dann als kompletten Text.
da werden zuerst mal ganz allgemeine Sache abgeklärt (wo kommt er her, was haben seine Eltern gemacht, etc..) und dann so langsam ne Vorgeschichte. Was ist wichtiges in seiner Vergangenheit passiert? Hat er Feinde/Konkurenten?Warum wurde er zu dem was er (zu Begin seiner 'Laufbahn') ist?

Allerdings schreibe ich nicht oft ne Hintergrundgeschichte, die meisten meiner Chars entwickeln sich im Laufe des Spielens. Mein alter-Ego Dorin hatte ne knappe Seite Hintergrund und war trotzdem einer meiner absoluten Lieblingschars. Genauso Jonas O'Toole, der hatte gar keinen geschriebenen Hintergrund und war trotzdem ein sehr 'stimmungsvoller', tiefgründiger Char, der mir viel bedeutet hat.
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

Offline Vale waan Takis

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Zu allererst entsteht irgendein Bild in meinem Kopf. Im Prinzip kann ich damit schon spielen ohne ein Wort Hintergrund geschrieben zu haben.
Ich tendiere eh ehr dazu beinahe unbeschriebene Blätter zu spielen.
Die brauchen nicht viel Hintergrund.

Wie so oft hänbgt auch vieles vom System ab. Bei vielen ist der Hintergrund eh nur Fassade, der Charakter entwickelt sich erst beim Spiel (siehe die meisten Horror Spiele, der Hintergrund wird spätesten nach der ersten Begegnung von den neuen Erfahrungen in den "Hintergrund" ;) gedrängt).
Andererseits ist es oft nette wenn man schon was in der Hand hält. Besonders dann wenn zwischen den einzelnen Spiel Sessions eine gewisse Zeit liegt empfiehlt es sich zumindest ein paar Notizen zum Char zu haben.
Deswegen schriebe ich bei Chars, die ich doch vor habe länger zu spielen und bei denen der Hintergrund durchaus relevant sein könnte (und den vielleicht sogar der SL gebrauchen könnte) doch vor dem Spiel eine durchgängige kleine Hintergrundgeschichte.
Oft werden nur wichtige Staionen im Leben beschrieben, das Verhältnis zu bestimmten Personen, besondere Vorlieben und woher bestimmt Fähigkeiten kommen. das alles nett verpackt in nie mehr als 2 Seiten.
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Offline Nelly

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Es kommt ganz auf den Character an...

Einmal schreibe ich eine Geschichte, in der Vergangenheitsform, dann schreibe ich eine Geschichte, die von einem anderen Erzählt wird, allerdings dann mit Einleitung.
Dann schreibe ich die Vorgeschichte mal wieder in Tagebuchform, allerdings mit offenem Ende.

Wenn ich allerdings eine Vorgeschichte schreibe, dann baue ich in dem Moment auch eine Beziehung auf, ich schreibe am Anfang einen kurzen Steckbrief, wie ich mir den Character vorstelle, mit seinen Vorzügen und Macken, wie er ausschaut, baue familiäre Bindungen mit hinein, schreibe dazu wer noch am Leben ist, wie die Beziehung zu der Familie besteht...und wie er sich im laufe der Zeit eventuell entwickeln wird usw..
Meist suche ich mir dazu noch ein Characterbild, oder zeichne einfach eines, das ist am besten, so lässt sich der Character dazu auch schön beschreiben, oder setze die Vorgeschichte auf die Rückseite.

Der SL kann damit dann auch gut arbeiten, kann einiges vielleicht auch in seine Geschichte mit einbauen, aber zuviel ist auch nicht gut.
Einmal hatte ich einen Character, der durch die Vorgeschichte schon so belastet war, auch durch die Nachteile die man wählen musste, das er kaum noch spielbar war.

Man sollte wirklich abwägen was gut und was schlecht ist, und auch abwägen, ob es sich wirklich lohnt, wenn man weis das die Kampagne auf längere Zeit angesetzt ist, und man geht davon aus das man den Character über längere Zeit spielt, dann ist eine Vorgeschichte wirklich angebracht.

Wenn man nur für ein paar abende einen Character spielt, und weis das, dann reicht es wenn man sich ein paar Gedanken macht, wie der Char, sein soll, und woher er kommt, vielleicht noch wie die Eltern und Geschwister heissen.
« Letzte Änderung: 21.03.2004 | 14:03 von Nelly »
Nelly is one of the Megaverse most "unique" Goddesses, with perhaps the most unique Portfolio ever.
You see, she is the Patron Goddess of Hot Women Who Are Unaware Of Just How Hot They Are.
Statues erected in her honor frequently depict a buxom, lusty Goddess with an innocent looking face but a mischievous twinkle in her eye and a P.B. of at least 30, whose eyes are firmly affixed to the flagon of German Stout in her hand.

Ludovico

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Ich bevorzuge Charakterhintergründe aus der Ich-Perspektive.
Anfangs stell ich mir den Charakter auch erstmal einfach nur als Bild vor und stell mir vor, wie er so persönlich ist.
Dann folgt so nach und nach, ob er Familie hat,... der ganze Kleinkram.
In den Hintergrund schreib ich dann aber vor allem, auf diesem Bild basierend, eins seiner wichtigsten Erlebnisse, was ihn zum Abenteurer werden ließ.
Kindheit, Familie, etc. werden dabei kurz vorher angerissen.

Offline Raphael

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Ich hab die verschiedensten Ansätze: Stichworte, tabellarischer Lebenslauf, Geschichte in Ich-Perspektive, in medias res, reflektiver Traum - und als alter D&D-Hase auch das klassische "nur die Werte".  ~;D

... ein Möglichkeit, die ich noch nie durchgezogen hab ist das Interview, wo jemand den neuen SC interviewt.

Off Topic: Habe aber festgestellt, dass je nach Session ein griffiger Name oder ein gelungenes (d.h. in meinem Fall runtergeladenes) Charakterporträt wichtiger sein kann.
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Offline Wodisch

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Wenn ich zu einem Char einen Hintergrund aufschreibe, dann erstmal in Stichpunkten. An denen "hangele" ich mich dann im Spiel entlang und wenn sich passende Gelegenheiten ergeben, werden die dazu notiert und detailiert.

Aber jemand, der "Charles Dexter Ward" heisst, *kann* nur eine blasse Persoenlichkeit haben. ALLE Figuren waren bei diesem Autor blass, farblos, unscharf beschrieben...

Offline Rauthorim

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::) ::) Der Kerl hat meines Wissens nach nur den Namen mit ihm gemeinsam...
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Offline 8t88

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Da ich meistens leite, muss ich meine Chars immer an die Gruppe anpassen.
Mein Hintergrund wird dann in den Meta-Plot des Spielleiters integriert, um ggf. die nötigen Hooks zu liefern...
Aber mir ausgefeilte Storys zu überlegen... nein... die Persönlichkeit ist mein schwerpunkt, und dass die sich im spiel entwickelt.
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Offline Bad Horse

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Hängt auch bei mir stark von Runde, Gruppe etc. ab.
Meistens entwickelt sich bei mir der Hintergrund ohnehin im Spiel, wenn ich mir Gedanken mache, wie mein Char auf etwas reagiert. Hintergründe lege ich ungern vorher schon fest.

Der letzte Hintergrund, den ich geschrieben habe, war eine Lebensbeichte am Krankenbett eines Freundes. Die ganzen Infos, die da drin standen, hatte ich auch erst in der vorigen Sitzung im Gespräch mit einem anderen Char erfunden...

Übrigens finde ich die Idee mit den Zitaten genial!   :d
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

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Nun, ich denke lange und intensiv nach, mache mir eine gedankliche Skizze. Ein kurzes Ein-Satz-Konzept wie "schwuler, schwarzer, jüdischer Übermensch" (mein letzter Charakter).
Dann überlege ich mir einen Soudtrack. Eine Playlist, die zu dem Charakter passt und die ich während der restlichen Zeit höre (wenn ich Schrabbelpunk im Hintergrund höre werden die Charaktere anders als bei Beethoven- ich finde die Musilauswahl meistens recht wichtig.
Dann beginne ich bei Adam und Eva, bzw. Papa und Mama, den Eltern des Charakters und schreibe dann den Lebenslauf runter, wobei ich meist erst ein Stichwortartiges Skelett erstelle.
Dann erstelle ich ein Charakterzusammenfassung und suche  mir ein Bild raus oder versuche, zu zeichnen. Um das Bild herum schreibe ich eine äussere Beschreibung.
Normalerweise werden das dann zwischen 6 und 15 Seiten und oft eine CD mit dem Soundtrack.

Wichtig finde ich  vor allem, dass man die Story gut lesen kann und spannend ist, bzw.  sie spannende Ansätze für Abenteuer in die Charaktergeschichten in zu flechten.

 Ausserdem habe ich meine tollen 32 Fragen, die ich gerne abarbeite. Das ist ein Fragenkatalog, den man ganz allgememein für jedes Rollenspiel verwenden kann. Wenn gewünscht, kann ich die hier rein stellen.

Offline Rauthorim

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Ausserdem habe ich meine tollen 32 Fragen, die ich gerne abarbeite. Das ist ein Fragenkatalog, den man ganz allgememein für jedes Rollenspiel verwenden kann. Wenn gewünscht, kann ich die hier rein stellen.


Ja, mach das doch bei Gelegenheit mal.
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Your Wish is my demand...

Zitat
Fragenkatalog zur Charaktererschaffung
1.: Wie lautet der Name deines Charakters?
2.: Wie alt ist dein Charakter?
3.: Wie ist dein Charakter gebaut? (Größe, Körperbau, etc.)
4. Wie steht es mit sonstigen Merkmalen (Haarfarbe, Augen, Haut, etc.)
5.: Wie würdest Du den Kleidungsstil deines Charakters beschreiben?
6.: Wie tritt er normalerweise auf?
7: Nenne mindestens drei Dinge die dein Charakter wirklich mag, und warum!
8.: Nenne mindestens drei Dinge die dein Charakter nicht mag, und warum!
9.: Was sieht dein Charakter als seine besten oder schlechtesten Charakterzüge an?
10.: Ws sind seiner Meinung nach seine größten Stärken und Schwächen?
11.: Aus was für einer Familie und welchem sozialen Umfeld stammt der Charakter? (Beziehungen,, Geschwister, Beruf der Eltern... etc.)
12.: Wie steht dein Charakter zu seiner Familie?
13.: Hat dein Charkter mommentan eine Beziehung, bzw. hat er eine eigene Familie gegründet? (Hat er Kinder ? Möchte er welche haben?)
14.: Hat er noch Kontakt zu seiner Familie und wie gestaltet sich dieser?
15.: Wo und wie wurde dein Charakter erzogen? (High School, College, das Leben als Lehrer... etc.)
16.: Hat dein Charakter seinen Lebensunterhalt je selbst bestritten und wenn ja, wie?
17. Was ist das wichtigste Ereignis der Kindheit deines Charakters? Warum?
18.: Welche politischen und religiösen Überzeugungen oder besondere Ansichten über das Leben besitzt dein Charakter ? Wie sind diese begründet bzw. aus welchen Erfahrungen sind diese erwachsen?
19.: Wäre dein Charakter bereit sein Leben zu opfern und wenn ja, unter welchen Umständen?
20.:Auf welche Tat in seinem Leben ist dein Charakter besonders Stolz und warum?
21.:Was ist das Schlimmste, dass dein Charakter je getan hat und welche Umstände führten dazu?
22.:Wissen andere von diesem Vorfall und wenn ja, wer?
23.: Gibt es noch andere dunkle Geschehnisse in der Vergangenheit deines Charakters?
24.: Wie steht Dein Charakter zu seiner Vergangenheit?
25.:Würde dein Charakter seine Freunde verraten und wenn ja, unter welchen Umständen?
26.:Vor was fürchtet sich dein Charakter am Meisten?
27.:Verfolgt dein Charakter irgendwelche weitergehenden Ziele und wenn ja, welche?
28.: Hat dein Charakter irgendwelche Feinde? Wie hat er sie sich gemacht?
29.: Wie sieht es mit Freunden aus?
30.: Gab es irgendwelche mystische Ereignisse im Leben deines Charakters?
31.: Mit welcher Figur aus Medien, Literatur, Mythologie oder Weltgeschichte kann sich dein Charakter am ehesten identifizieren? Warum?
32.: Gibt es noch irgendetwas wichtiges über deinen Charakter, dass noch nicht genannt wurde? Was?

Für Fantasy-Krams muß man sie etwas umformulieren, schätze ich.

Offline Raphael

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... command ...   ;)
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errr... richtig.
(Klugscheisser)  ;)

Offline Raphael

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Äh ... auch richtig ... Frieden? :)
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klar. War nur zu bresig, dass Zitat richtig wieder zu geben und zu ehrlich für'n Edit.

Offline Lord Verminaard

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Wie gehe ich vor? Ich beginne mit einem starken Leitmotiv, einer Grundidee. Die kann entweder den Hintergrund des Charakters betreffen (seine Herkunft, bestimmte einschneidende Ereignisse in seinem Leben), oder seine Persönlichkeit, oder beides. Das ist dann mein roter Faden, um den herum ich den Charakter arrangiere. Ich beginne wahlweise mit der Gegenwart oder der Vergangenheit und setzte mir einen groben Lebenslauf im Kopf zusammen. Dann überlege ich mir die Grundzüge der Persönlichkeit des Charakters, Wertvorstellungen, Motive, Ziele. Schließlich folgen Aussehen und Auftreten des Charakters (machmal steht das aber auch am Anfang).

Diese Dinge wälze ich ein paarmal in meinem Kopf, bis sie sich etwas abgeschliffen haben. Möglicherweise konsultiere ich Quellentexte oder meinen SL, um meine Ideen mit dem Setting abzustimmen oder mir weitere Ideen zu holen. Dann mache ich die Werte des Charakters. Je nachdem, was sich mit dem Spielsystem umsetzen lässt, bleibt mein Charakter so wie er ist oder verändert sich noch ein bisschen. Vielleicht bieten mir die Regeln für die Charaktererschaffung auch Inspiration, die ich aufgreife.

Ganz zum Schluss gehe ich daran, den Charakterhintergrund aufzuschreiben. Dabei habe ich schon die verschiedensten Darstellungen gewählt, habe den Charakter aus seiner eigenen Sicht oder aus der Sicht Dritter beschrieben, einzelne Szenen dargestellt, in denen man den Charakter in Aktion erleben kann, oder wichtige Stationen seines Lebens genauer ausgeschmückt.

Na ja, und dann kommt Sun Tzu: Kein Charakterkonzept übersteht die erste Spielrunde. (Ja, das hat er genau so gesagt! ;D ) Meistens spiele ich die Charaktere dann doch etwas anders als geplant, ändere vielleicht sogar in den ersten Sitzungen Kleinigkeiten an Hintergrund und Werten.

Für Cons und andere One-Shots empfehle ich allerdings eine einfachere Methode: Pick a clichee and go with it all the way down the line. Das macht die Sache schnell und einfach, und hat diverse Vorteile, die aber wohl nicht in diesen Thread gehören.
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Danger Zone Blog - Vermi bloggt über Rollenspiel und Blood Bowl

Preacher

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Ich klaue zumindest den Aufmacher des Chars (und meistens auch den Namen, weil ich in sowas gräßlich unkreativ bin) ganz hemmungslos aus Büchern, Filmen oder sonstigen Quellen.
Meistens spukt mir dann eine Szene im Kopf herum, die der Charakter in der Runde haben könnte.

Das wälze ich dann eine Zeitlang in meinem Kopf hin und her, setze mich an die Tastatur und fange an zu tippen. Den Anfang mache ich oft (aber nicht immer) mit etwas, was die Ideengebende Figur auch erlebt hat, der Rest entwickelt sich dann beim Schreiben. Die Geschichte wird von mir grundsätzlich aus der Ich-Perspektive geschrieben. Ich finde, damit bekommt man einfach einen direkteren Bezug zum Char, seinen Zielen und Motivationen und seiner Psyche.

Das Schreiben (und gleichzeitige Entwickeln der Geschichte) geschieht meist aus einem Rutsch und wird dann, wie auch bei Vermi gegebenenfalls im Verlauf der ersten Spielsitzung angepasst.

Ein (wie ich finde gelungenes) Beispiel für die Vorgehensweise ist mein Ki-Adept für Shadowrun. Die Kindheitsgeschichte ist 1 zu 1 aus den "Preacher"-Comics von Garth Ennis und Steve Dillion übernommen, ebenso wie die Tatsache, daß der Mann bei der GSG9 war.
Alles andere ist in einem Rutsch aus meiner Feder entstanden:




Es war einmal ein kleiner Junge. Sein Vater war ein deutscher Colonel der MET2000. Seine Mutter, eine Britin, starb, als er noch sehr jung war. Er sah seinen Vater selten und hatte keine Freunde, die der Rede wert gewesen wären.
Kinder sind wilde kleine Geschöpfe. Der Dschungel ist in ihnen, und die Wildnis. Gelegentlich erscheint eines, in dem der Dschungel kocht und tobt, und mit diesem einen kommt Chaos.
Und unter Kindern ist Chaos eine Sache von Steinen und Blut.
Es gab solch einen Jungen der zur gleichen Schule ging, wie unser kleiner Junge, mit blitzenden Augen und einem Reißzahnlächeln, und er scharte Anhänger um sich, die so sehr wie er sein wollten...
Und der Tyrann und seine Meute sahen den kleinen Jungen, der ruhig und unauffällig war weil er dachte, dadurch würde er in Ruhe gelassen werden – was er mochte, denn er hatte gelernt, auf diese Art zu leben...
Und sie hassten ihn dafür.
Sie brachten den Dschungel in seine geordnete kleine Welt.
Sie erwischten ihn, als er allein war, und die Meute hielt ihn fest, und der Anführer nahm eine Glasscherbe und sagte „Ein Stern für Stern“.
Die Meute sah das Feuer in den Augen ihres Meisters, und einige waren erschrocken und andere erregt, aber wie auch immer – sie hielten den kleinen Jungen fest.
Und er wurde fünf mal geschnitten; und sein Auge wurde herausgerissen; und er schrie so laut, dass seine Stimme von diesem Tag an ein hässliches, kratziges Ding wurde; und in der fiebrigen Nacht die folgte, fiel sein Haar fiel büschelweise aus und wuchs nie wieder nach.

Er war fünf.

Aber:
Er sagte kein Wort, der kleine Junge. Weigerte sich, Namen zu nennen, anzuklagen, überhaupt über die Angelegenheit zu sprechen. „Er muss traumatisiert sein“ sagte sein Vater.
Aber vielleicht hatte er auch das Feuer in den Augen seines Peinigers gesehen. Vielleicht hatte er etwas von der Natur des Chaos verstanden. Hatte gesehen, dass es nicht gezähmt werden konnte. Vielleicht hatte er seine eigenen Vorstellungen von Vergeltung.
Vielleicht wollte er sichergehen, dass nichts diese Jungen miteinander in Verbindung bringen würde außer der Tatsache, dass sie alle das Opfer von Tragödien werden würden.
Kindheitstode. Mindestens ein Jahr auseinander liegend.
Einer ertrank in einem Fluss.
Einer wurde unter einem Auto zerschmettert.
Zwei waren nützlicher weise Brüder und verbrannten zu Tode, als ihr Heim in Flammen aufging.
Der Führer der Meute trank Unkrautvernichtungsmittel. Als man ihn fand, war sein Rückgrat derart nach hinten verbogen, dass seine Füße seinen Hals berührten.
Dieser Letzte am zehnten Geburtstag des kleinen Jungen.

Geduld.
Entschlossenheit.
Geschick.
...und Hass.



Nun, wie Sie sich sicherlich vorstellen können war hatte mein Vater durchaus recht: Ich war durch dieses kleine Erlebnis in der Tat traumatisiert worden – nur nicht in der Art, wie er sich das vorstellte. Was dadurch in mir erzeugt wurde war keine Furcht und mein Unterbewusstsein hatte es auch nicht verdrängt – im Gegenteil: Ich erinnere mich bis heute an jede Millisekunde, an jedes kleine Detail dieses Tages.
Natürlich hatte ich Angst, als es geschah – aber diese Furcht verwandelte sich in eiskalt brennenden Hass und einen beinahe überwältigenden Drang nach Rache. Ich fasste noch in der gleichen Nacht zwei Beschlüsse, die meinen zukünftigen Werdegang auf ewig prägen sollten:
Einerseits, dass mir so etwas nie wieder geschehen würde – koste es was es wolle. Ich lernte, mich zu verteidigen, trainierte verbissen verschiedene Kampftechniken, überredete meinen Vater, mich auf den Schießstand seiner Einheit mitzunehmen und übte mich im Ertragen von Schmerzen. Da ich allen Grund hatte, mich zu konzentrieren war ich ein hervorragender Schüler der schon bald von seinem Sensei eine gezielte Förderung erhielt – so wurde auch in meinem 11. Lebensjahr meine magische Begabung entdeckt.
Der zweite Entschluss war, dass ich das Chaos, die Wildnis, das sinnlose Zerstören und verletzen allein aus Freude daran mit allen Mitteln bekämpfen würde – koste es, was es wolle.
Mir war schon recht früh klar, dass das eine Lebensaufgabe werden würde, jedoch glaubte ich damals noch, dass ich das auf direktem Wege erreichen konnte, indem ich Schwächeren beistand und das Chaos im Kleinen bekämpfte, wo ich ihm begegnete.
Aus diesem Grund bewarb ich mich mit 18 Jahren gleich nach meinem Abitur bei der Polizei, wo ich dank meiner hervorragenden Noten und meiner magischen Begabung auch angenommen wurde. Von Anfang an richtete ich all meine Energie und meine nicht unbeträchtliche Willenskraft und Entschlossenheit darauf, zur GSG9 versetzt zu werden, was mir auch mit 21 Jahren gelang.
Anfangs machte ich eine steile Karriere. Natürlich eckte ich an und meine manchmal „antidemokratischen“ Ansichten waren auch oft Grund für Rügen seitens meiner Vorgesetzten, andererseits waren meine Fähigkeiten und meine Erfolgsquote immer ausreichend, solche kleinen Mängel mehr als auszugleichen. Mit der Zeit begann ich jedoch, mehr und mehr unzufrieden zu werden. All meine Bemühungen schienen nicht ausreichend, das Chaos einzudämmen, im Gegenteil: Die Situation schien sich kontinuierlich zu verschlimmern.
Meine Hinweise darauf, meine Briefe an Abgeordnete und meine Vorgesetzten, die Finanzmittel für die Polizei sowie deren Befugnisse drastisch zu erhöhen wurden ignoriert. Nach und nach gelangte ich zu der Erkenntnis, dass ich mein Ziel nicht auf dem eingeschlagenen Weg würde erreichen können. Ich befand mich in einem Krieg, einem Krieg gegen das Chaos. Und im Krieg kann nicht auf jedes Individuum Rücksicht genommen werden. Ich erkannte, dass ich diesen Krieg nicht gewinnen würde, indem ich Schwächeren direkt beistand. Nein, die Welt, die gesamte Struktur der Gesellschaft musste zerstört werden um ein Utopia zu schaffen, in dem solche Dinge wie sie mir widerfahren waren nicht mehr vorkommen konnten.
Natürlich kam ich nicht über Nacht zu dieser Erkenntnis, das war ein langsamer Prozess. In meinen 5 Jahren bei der GSG9 wurde ich immer unzufriedener, und das mangelnde Verständnis meiner idiotischen Vorgesetzten für die Lage der Welt und der fehlende Weitblick wurde immer störender. Immer häufiger kam es zu Disziplinarverfahren wegen „unangemessener Brutalität“, „mangelndem Feingefühl“ und ähnlichem Schwachsinn. Als könnte man einen Krieg gewinnen, indem man mit dem Finger droht – diese Schwachsinnigen!!! Meine Karriere kam zum Stillstand, als ich den Rang eines Hauptmanns erreicht hatte.
Eines Tages hatte kam es zu einem Einsatz, bei dem 9 mit automatischen Waffen und Sprengstoff bewaffnete Terroristen eine Schule besetzt hatten. 57 Geiseln, davon 51 Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren. Die Terroristen hatten noch nicht einmal Forderungen gestellt, es war nur eine Frage der Zeit, bis sie Das ganze Gebäude inklusive sich selbst in die Luft sprengen, und die Arschlöcher in den Chefetagen hatten nicht einmal die Eier, sich das einzugestehen.
2 GSG9-Einsatzteams waren vor Ort, ich war der ranghöchste Offizier. Ich sagte den anderen Männern, wir hätten Befehl zum Sturm erhalten. Dem war nicht so, aber man glaubte mir. Es gab 4 Opfer unter den Geiseln, davon ein Lehrer und eine Schusswunde bei einem Polizisten. Ein Nachtangriff mit 2 Teams, 57 Geiseln, 9 bis an die Zähne bewaffnete und zu allem entschlossene Terroristen und nur 4 Todesopfer, objektiv betrachtet eine Meisterleistung – zumal wenn man bedenkt, was passiert wäre, bis die Wichser in Bonn den Finger aus dem Arsch gezogen hätten und zu dem gleichen Schluss gekommen wären wie ich, nämlich dass stürmen die einzige Möglichkeit war.
Im Nachhinein wurde festgestellt, dass ich recht hatte: die Sprengladungen im Gebäude (insgesamt 17 kg C12) hatten keinen Funk- sondern einen Zeitzünder. 4 Todesopfer – 94 Minuten später wären es 57 gewesen. Aus diesem Grunde kam ich um eine Gefängnisstrafe herum, aber trotzdem konnte man diese Befehlsverweigerung nicht hinnehmen – ich wurde unehrenhaft entlassen. Das störte mich aber recht wenig, denn ich hatte schon zum Zeitpunkt des Sturmbefehls beschlossen, dass ich meine Befehle nicht länger von Idioten entgegennehmen wollte, deren einziges Verdienst es war, dass eine Herde Schafe sie attraktiver fand als andere Idioten. Also schiss ich dem Polizeipräsidenten zum Abschied noch einen großen Haufen vor die Bürotür, und ging, um den Krieg auf meine Weise führen zu können.
Ich forderte ein paar Gefallen ein, um meine SIN mit allen Einträgen vollständig zu löschen und mir Ausrüstung zu besorgen und tauchte in Berlin unter, um mich auf den Kampf vorzubereiten. In Berlin herrscht Chaos und Anarchie – also genau das, was ich bekämpfen will. Und gibt es einen besseren Weg, seinen Feind zu bekämpfen, als ihn genau zu kennen?

Ich führe einen Krieg.
Und ich würde eine Million Kinder töten, um ihn zu gewinnen.

Offline Boba Fett

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Meine Spieler entwickeln meist ein grobes Konzept bei der Charaktererschaffung und verfeinern dies während der Abenteuer.
Das hat den Vorteil, das das Konzept der Kampagne nicht im Weg steht und man oft auch gar nicht weiss, in welche Richtung sich ein Charakter entwickeln wird.
Mit dieser Methode hab ich nur gute Erfahrungen gemacht, vor allem, weil die Spieler auch weniger Arbeit am Anfang haben.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

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Ich hab neulich ein bißchen an dem Hintergrund eines Chars herumgebaut (wie gesagt, daß geht bei mir selten auf einen Rutsch) und die Methode mit den Zitaten verwendet, besser gesagt: Ein fiktives Polizeiverhör mit zwei Bekannten meines Chars. Alles nur Dialoge. War sehr lustig, ist mir richtig von der Hand geflutscht (ehe ich mich versah, waren´s plötzlich 4 Seiten...).

Jedenfalls: Danke für die Inspiration.  :)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Lady of Darkness

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Wenn ich mir ganz besonders viel Arbeit mache schreibe ich noch ein Tagebuch für den Char, mit all seinen persönlichen Empfindungen und Gedanken zu den Abenteuern.