Autor Thema: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung  (Gelesen 21752 mal)

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Achamanian

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #25 am: 19.06.2017 | 18:15 »
Im Großen und Ganzen bin ih geneigt, zuzustimmen - allerdings auch Bobas Randbemerkung: "Rollenspiel ist Zeitverschwendung!"

Was ich allerdings in dem Zusammenhang gar nicht nachhvollziehen kann, ist diese Behauptung:

Ebenfalls schlechter Stil: Darüber zu berichten, was du gerade denkst. Der "innere Monolog" ist kein Stück besser. Es ist dein Job als Spieler, deinen Konflikt zu externalisieren (oder, wenn du gerade in der passenden Lage bist, einem anderen Spieler dabei zu helfen). Mit "Externalisieren" meine ich, dass der Konflikt nach außen treten muss, damit er "beobachtbar ist".

Ich fordere inzwischen schon eher dazu auf, einfach mal zu sagen, was der eigene SC denkt und will, auch, wenn das gerade nicht explizit nach außen tritt. Sonst hat man nämlich immer wieder die krampfhaften, langwierigen Versuche, durch tolles Charakterspiel deutlich zu machen, was im SC vorgeht, die dann in 70% der Fälle eh scheitern ... Besser als: "Ich kann in dieser Situation nicht aussprechen, dass ich dem Gärtner nicht traue, und versuche jetzt irgendwie, dass durch Rollenspiel rüberzubringen" ist für mich allemal: "Liebe Mitspieler, mein Charakter traut dem Gärtner nicht, deshalb gibt er ihm den Schlüssel nicht."

Abgesehen davon finde ich innere Konflikte spannenden Geschichtenstoff und möchte als Mitspieler und SL gefälligst daran teilhaben.

Hellstorm

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #26 am: 19.06.2017 | 18:36 »
Ich stimme Blechpirat zu!

Offline Ludovico

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #27 am: 19.06.2017 | 18:43 »
Grundsätzlich stimme ich nicht zu.

Zum einen schreibst Du, dass Tavernenabende, bei denen die Charaktere sich Dinge erzählen, objektiv langweilig seien. Das ist objektiv falsch, weil es Spieler gibt, die gerade daran viel Spass haben,
Damit benötigt Charakterspiel generell keinen Konflikt, um nicht als Zeitverschwendung zu gelten.

Dennoch hat Charakterspiel auch einen Nutzen.
Du meinst, dass Konflikte externalisiert werden sollen.
Dies wird insbesondere gerne in Film und Fernsehen gemacht.
In Romanen werden die Beweggründe der Charaktere erklärt durch innere Monologe. Bei Filmen wird das nicht gemacht.
Somit sind manchmal in Buchverfilmungen die Beweggründe von Charakteren nicht ausreichend erklärt.

In Deinem Beispiel könnte in dieser einen Situation der SC 1 die böse Königin nicht erdolchen und ein anderer SC macht das.
Doch in einer anderen Situation mit einer unschuldigen Bauernmagd, die vor ihm am Boden liegt, tritt er erst zu und prügelt sie zu Tode.

Warum?

Die Beweggründe werden ja nicht dargestellt, weil Charakterspiel Zeitverschwendung ist.

Dementsprechend macht Charakterspiel die Charaktere berechenbarer für SL und Spieler.

Deshalb ist es für einige Spieler nicht bloss ein Spassfaktor, sondern bietet auch noch einen Nutzen durch Transparenz.

Offline tartex

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #28 am: 19.06.2017 | 18:58 »
Kann man das nicht eher folgend ausdrücken:

Zitat
Es sollte im Gruppenvertrag geklärt werden, ob Charakterspiel oder gar innerer Monolog Verwendung finden sollte, denn im Gegensatz zu manchen Fossilien aus den 90igern behauptet heute keiner mehr, dass das DIE hohe, immersive Rollenspielkunst wäre. Stattdessen ist er für manche Spielstile und folglich Gruppe ungeeignet.
 
Gleichzeitig wäre es genauso unreflektiert, Charakterspiel oder inneren Monolog als prinzipiell schlechten oder dysfunktionalen Spielstil zu verurteilen.
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Offline Hewisa (gone for good)

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #29 am: 19.06.2017 | 18:59 »

Ich fordere inzwischen schon eher dazu auf, einfach mal zu sagen, was der eigene SC denkt und will, auch, wenn das gerade nicht explizit nach außen tritt. Sonst hat man nämlich immer wieder die krampfhaften, langwierigen Versuche, durch tolles Charakterspiel deutlich zu machen, was im SC vorgeht, die dann in 70% der Fälle eh scheitern ... Besser als: "Ich kann in dieser Situation nicht aussprechen, dass ich dem Gärtner nicht traue, und versuche jetzt irgendwie, dass durch Rollenspiel rüberzubringen" ist für mich allemal: "Liebe Mitspieler, mein Charakter traut dem Gärtner nicht, deshalb gibt er ihm den Schlüssel nicht."

Abgesehen davon finde ich innere Konflikte spannenden Geschichtenstoff und möchte als Mitspieler und SL gefälligst daran teilhaben.
+1
Zumal die meisten Leute, die glauben, diesen inneren Zwiespalt komplett nonverbal schauspielern zu können ihr Schauspielkünste zumeist maßlos überschätzen. Feine Nuancen können die wenigstens rüberbringen. Wenn das leicht wäre, müsste niemand Schauspielunterricht nehmen. Ich halte mich tatsächlich für einen brauchbaren Darsteller (nur Rollenspiel, kein Theater und aauch sonst keine atrverwandten Hobbies), aber wenn mir wichtig ist, dass eine Gefühlsregung meines Charakters rüberkommt, dann weise ich explizit darauf hin: "Man merkt mir [oder ihm, manchmal verwende ich dann auch die dritte Person, wenn ich von meinem Charakter spreche] an, dass er sich mit der Situation nicht wohlfühlt."
Find ich auch gar nichts verwerfliches dran. Im Gegenteil.

Und kurz einhaken möchte ich auch noch hier, auch wenn's nicht wirklich zum Thema passt:
Ich stell mal eine böse These in den Raum:

Beschreibendes Charakterspiel legitimiert "Mein Charakter ist halt so!" ;)
Nein, tut's nicht.
Ich gehe jetzt mal davon aus, dass du Dich hier auf Leute beziehst, die den Spielfluss blockieren, gegen die Gruppe arbeiten, sich bewusst der Story verweigern und auf mannigfaltige andere Art und Weise den Mitspielern und dem SL in die Suppe spucken und diesen den Spaß verderben, und die das dann mit "mein Charakter ist halt so" begründen.
Das Ding ist: Dieses Verhalten wird *nicht* durch Charakterspiel legitimiert. Es mag sein, dass diese Leute das *glauben*, aber das ist etwas völlig andees und damit sind sie schief gewickelt.
Denn diese Art von Spaßverderberei ist schlicht arschig, und es ist immer noch der Spieler, der über die Handlungen und Aktionen des Charakters entscheidet. Wenn also Charakter A sagen wir mal Charakter B niederschießt (immer unter der Prämisse, dass der Spieler von B davon echt angefressen ist, und das nicht als spannenden Konflikt betrachtet), dann hat der Spieler von A das entschieden, und nicht der Charakter. Und wenn damit anderen der Spaß verdorben wurde, dann war es auch der Spieler, nicht der Charakter.

"Mein Charakter ist halt so" ist dann ne lahme Ausrede für dieses Verhalten, aber es wird dadurch nicht legitimiert. Vielleicht in den Augen des betreffenden Spielers, aber das heißt wie gesagt nichts. Tausende andere Spieler betreiben beschreibendes Charakterspiel, ohne asoziale Arschpratzen zu sein.

Leute, die dieses Form von "mein Charakter ist halt so" betreiben und auch nach freundlichen und weniger freundlichen Hinweisen nicht abstellen, würde ich aus meiner Runde entfernen. Oder mich aus deren Runde entfernen, je nachdem. Jedenfalls greift da Regel 0.
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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #30 am: 19.06.2017 | 19:03 »
Ich kann ads Ganze nur bedingt nachvollziehen, da ich zum einen gerade nicht "nur" ein Buch oder einen Film nachspielen möchte, sondern die Geschichten um eine Dimension erweitern. Im Gegensatz zu einem Medium was ich rein konsumiere möchte ich bei einem Mitmachmedium wie Rollenspiel die Entwicklung meiner Spielfigur nachvollziehen können.
Ein schnelles Pacing mit vielen Brüchen und schnellem Szenewechseln fühlt sich für mich zumeist ehre wie ein Brettspiel oder quasi "Fast-Food-Rollenspiel" an. Das ist nicht unbedingt was schlechtes und mag diese Spielart auch von Zeit zu Zeit aber wenn ich tatsächlich Rollenspiel möchte, dann will ich auch Rollen spielen.
Ich find, ich nenne es mal einfach taktische Rollenspiele wie Hardcore D&D mit Groundmaps und so auch unterhaltsam, aber das ist erstmal nicht das was ich persönlich erwarte wenn ich zum Rollenspiel gehe.
Auch als SL mag ich es NSC auf SC treffen zu lassen und die Situation durch spielen und nicht (nur) durch würfeln zu erleben.
Klar soll es auch eine Geschichte geben und ewiges in der Kneipe sitzen und labern bringt halt die Geschichte nicht weiter, finde ich aber im richtigen Maß ganz nett um Charaktere kennzulernen und zu vertiefen.
Das richtige  Gleichgewicht macht (meiner Erfahrung nach) die besten Spielerlebnisse aus. Wie das Gleichgewicht zu werten ist kommt dann halt auf die individuelle Gruppe an...
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen.

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Pyromancer

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #31 am: 19.06.2017 | 19:04 »
+1
Zumal die meisten Leute, die glauben, diesen inneren Zwiespalt komplett nonverbal schauspielern zu können ihr Schauspielkünste zumeist maßlos überschätzen. Feine Nuancen können die wenigstens rüberbringen. Wenn das leicht wäre, müsste niemand Schauspielunterricht nehmen. Ich halte mich tatsächlich für einen brauchbaren Darsteller (nur Rollenspiel, kein Theater und aauch sonst keine atrverwandten Hobbies), aber wenn mir wichtig ist, dass eine Gefühlsregung meines Charakters rüberkommt, dann weise ich explizit darauf hin: "Man merkt mir [oder ihm, manchmal verwende ich dann auch die dritte Person, wenn ich von meinem Charakter spreche] an, dass er sich mit der Situation nicht wohlfühlt."
Find ich auch gar nichts verwerfliches dran. Im Gegenteil.

Das mach ich genauso und finde das richtig und wichtig.

Offline Feuersänger

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #32 am: 19.06.2017 | 19:09 »
Den Spruch habe ich glücklicherweise schon lange nicht mehr in meinen Runden gehört.

Ist ja auch wirklich zum Kotzen. Wir durften uns den Satz demletzt erst wieder von einem Mitspieler anhören -- der dann auch bald zu gesamter Hand aus der Gruppe entfernt wurde. Der "Spieler würgen" Thread berichtete.

In diesem Zusammenhang und in Anknüpfung an trollstime's Forderung von Seite 1 ("Es ist deine Verantwortung zu begründen, warum dein Charakter sich anschließen will") erweitere ich um "Es ist ferner deine Verantwortung dir zu überlegen, warum die anderen dich mitnehmen _wollen_".
Charakterspiel hin, Rollenspiel her, wenn dein Charakter ein Arsch ist, dann spiel ihn woanders.

Weiters natürlich noch ein dickes +1 zu Blechpirats Albtraumszenario -- von wegen, "Alle sitzen ums Lagerfeuer / in der Taverne und erzählen sich gegenseitig ihre Hintergrundgeschichte" -- das weckt üüüüüüble Erinnerungen.

Ansonsten kann Charakterspiel natürlich toll sein, insbesondere wenn sich zwischen zwei (oder mehr) SCs eine gewisse Dynamik ergibt.
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Offline Ralf

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"Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #33 am: 19.06.2017 | 19:34 »
Netter Rant, schöne um Sachlichkeit bemühte Beiträge.

Aber Sorry, "Charakterspiel kommt in Filmen nicht vor"?
(Vermutlich absichtlich übertrieben zugespitzter) Mumpitz!
90% von Game of Thrones ist "Charakterspiel". Sicher 50% des MCU. Das *gesamte Genre der Romantikkomödie*.

Jetzt höre ich dich sagen "Aber da gehts doch um was! Da sind doch Konflikte! Das ist doch nicht einfach so sinnloses Gelaber." Aber wer nimmt diese Wertung vor? Woher weißt du dass das Gespräch nicht zu einem Konflikt hinführt? Der Monolog offenbart evtl. neue unbekannte Informationen die das Spiel spannender machen.
Reden wir nur über solches "Charakterspiel" das all das nicht erfüllt?
Dann kann man deinen Rant auch problemlos zusammenkürzen auf "Sinnloses Charakterspiel ist sinnlos." Da denke ich stimmen dir alle zu und man kann dann auch gleich noch erweitern auf "Sinnloses Rollenspiel ist sinnlos.", weil gibt ja auch genug langweilige konfliktfreie Kampf-, Fahr- oder Sexzenen.
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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #34 am: 19.06.2017 | 19:36 »
Aber Sorry, "Charakterspiel kommt in Filmen nicht vor"?
(Vermutlich absichtlich übertrieben zugespitzter) Mumpitz!

Das hat er nicht gesagt. Er sagt, dass "Die Personen setzen sich hin und erzählen einander ihre Lebensgeschichte" in Filmen nicht vorkommt. Mit Recht.
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Achamanian

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #35 am: 19.06.2017 | 19:40 »
Hm.
These: Es geht vielleicht gar nicht im Charakterspiel, sondern eher um die Forderung: "Spiel mit den anderen, nicht nur mit dir selbst." Wenn du irgendwie eine Interaktion hinkriegst, an dem der Rest der Runde halbwegs leidenschaftlich oder zumindest interessiert beteiligt ist, dann ist alles super, sei es nun dein innerer Monolog oder eine Attacke +drölfzig auf den siebenköpfigen Troll. Wenn du irgendwas machst, was keinen sonst interessiert - sei es dein innerer Monolog oder eine Attacke +drölfzig auf den siebenköpfigen Troll, den man eigentlich schon erfolgreich umgangen hatte, aber du willst jetzt verdammt noch mal deinen Kampf - dann läuft was falsch.

Offline Feuersänger

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #36 am: 19.06.2017 | 19:47 »
"Spiel mit den anderen, nicht nur mit dir selbst."

Ich such schon die ganze Zeit nach einem griffigen Begriff dafür. Charaktergewichse?
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Offline Isegrim

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #37 am: 19.06.2017 | 19:52 »
Das hat er nicht gesagt. Er sagt, dass "Die Personen setzen sich hin und erzählen einander ihre Lebensgeschichte" in Filmen nicht vorkommt. Mit Recht.

Natürlich kommt das vor, in GoT gibts haufenweise solcher Szenen. Gut, Filmkritiker rüffeln das dann oft als "Exposition" oä...
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

Achamanian

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #38 am: 19.06.2017 | 19:55 »
Ich such schon die ganze Zeit nach einem griffigen Begriff dafür. Charaktergewichse?

Hatte ich als Bild schon im Hinterkopf, wollte es mir aber verkneifen  ;D

Hat aber bei näherer Überlegung m.E. tatsächlich nichts spezifisches mit Charakterspiel zu tun. Man könnte auch schreiben: "Kämpfe sind Zeitverschwendung", oder vielleicht weniger provokativ: "Aufwärmkämpfe sind Zeitverschwendung" - wenn man eigentlich Kämpfe meint, in denen es auf der Konfliktebene um nichts geht und in denen nichts auf dem Spiel steht (die gibt es ja in vielen Systemen leicht mal). Oft sind die ja auch in erster LInie dazu da, die SC zur Darstellung zu bringen, z.B. den Umstand, dass jemand zwei Attacken hat oder genug Schaden macht, um eine Felsenechse auf einen Schlag zu töten. Ist auch okay, aber sterbend langweilig, wenn es dabei wirklich um nichts anderes geht.

Habe ich ehrlich gesagt sogar schon öfter erlebt als langweiliges Charakterspiel. Zumindest in den letzten Jahren, in meiner "Jugend" hielten langweiliges Charakterspiel und langweilige Kämpfe sich wohl etwa die Waage ...

Offline Ralf

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #39 am: 19.06.2017 | 19:59 »
Er sagt, dass "Die Personen setzen sich hin und erzählen einander ihre Lebensgeschichte" in Filmen nicht vorkommt. Mit Recht.
Doch tut es, häufig.
"Before Sunset" wäre da ein besonders gelungenes Beispiel.

Allerdings hatte ich auch Blechi so verstanden dass die beschriebene Tavernenszene nur sein schlimmstes Extrembeispiel sein soll.

So oder so. Sinnlos spielen ist sinnlos. Cool. Sonst noch was neues?
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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #40 am: 19.06.2017 | 20:01 »
Ich such schon die ganze Zeit nach einem griffigen Begriff dafür. Charaktergewichse?
Jau. "Don't tell me about your character!" hat sich ja nicht umsonst zum geflügelten Wort entwickelt. Das gemeinsame Charakterspiel dient aber dem Verdichten der Spielwelt und Charaktere. Neben den Konflikten können Emotionen und Erlebnisse gemeinsam verbalisiert werden und gehen dadurch in den Shared Imaginary Space über. Ist doch total normal. Klar gibts auch da Grenzen und sinnvolles Pacing durch den SL. Aber so pauschal, wie es im - bewusst rantigen - OP dargestellt wird, sollte man Charakterspiel nicht verdammen. Nach meiner Erfahrung braucht sowas wie die Konstruktion von gemeinsam geteilten Normen und Wahrnehmungen der Charaktere  (nicht Spieler) schlicht Zeit und die muss man sich bei Gelegenheit nehmen. Bei brettspieligeren oder simulativen Stilen vermutlich weniger als bei erzählerischen. Aber selbst da gibts vermutlich große Unterschiede zwischen den Präferenzen von Gruppen.

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #41 am: 19.06.2017 | 20:24 »
Jau. "Don't tell me about your character!" hat sich ja nicht umsonst zum geflügelten Wort entwickelt.
Das bezieht sich dann eher auf die doofen Gespräche auf diversen Cons, wo Du im normalen Gespräch stundenlang diese niemand interessierenden Biographien langweiliger Charaktere aufs Auge gedrückt bekommst.
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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #42 am: 19.06.2017 | 20:33 »
Ich will ja generell, dass jede Szene, die wir spielen, Relevanz für den Handlungsverlauf hat. Ich bin kein Student mehr, sondern berufstätiger Familienvater, und habe dementsprechend nicht beliebig viel Zeit, um den Spielabend mit Szenen zu verbringen, die ausschließlich der Atmosphäre und dem Charakterspiel dienen. Jede Szene sollte bitte die Handlung voran treiben. Das muss kein Konflikt sein, Exposition ist auch bestens geeignet. Innerhalb solcher Szenen ist es natürlich super, wenn man durch das Ausspielen seines Charakters die Handlung voran treibt oder Athmosphäre mit aufbaut. Tatsächlich stimme ich aber mit dem Threadersteller darin überein, dass die beste Methode, etwas über den eigenen Charakter zu sagen, Konflikte sind, die die inneren Werte des Charakters in Frage stellen. Wir erfahren deutlich mehr über einen Charakter, wenn er ein Schlüsselstatement zu einem Aspekt seiner Umgebung abgibt, als wenn er mit seiner Umgebung in trivialem Austausch steht.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #43 am: 19.06.2017 | 20:44 »
Doch tut es, häufig.
"Before Sunset" wäre da ein besonders gelungenes Beispiel.

Den kenn ich nicht. Klingt auch nicht nach was, was ich gerne sehen würde. Aber ich würde dennoch mal raten, dass dann hauptsächlich in Rückblenden erzählt wird, nicht wahr? So wie meinetwegen Grüne Tomaten oder Big Fish oder Forrest Gump. Da ist aber die Erzählsituation nur eine Rahmenhandlung, ein Stilmittel. Es _geht_ eigentlich um das, was in diesen Rückblenden erzählt wird; die Gegenwarthandlung hingegen ist nicht existent.
Einen Film, in dem über einen signifikanten Teil der Laufzeit wirklich jemand ohne Rückblende _erzählt_ was er alles so erlebt hat (Kamera zeigt den Erzählenden beim Akt des Erzählens und/oder seine Zuhörer), sowas kann ich mir nicht vorstellen dass das jemand sehen will.
Und genau so eine Situation versucht der Charakterwichser zu erzwingen, das wird aber nicht der Grund sein warum die anderen Rundenmitglieder zum Spieltermin gekommen sind.
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Zitat von: ErikErikson
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Offline Isegrim

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #44 am: 19.06.2017 | 20:46 »
Guckst du echt keine Game of Thrones? Respekt, kenn nur wenige, die sich dem Hype entziehen.
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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #45 am: 19.06.2017 | 20:48 »
@OP
Ach Blechi, wir spielen einfach zu wenig zusammen...

Ich ärgere mich in schöner Regelmäßigkeit über dieses: Erzähl den anderen mal deine Charaktergeschichte. Allerdings... wenn ich es recht überlege ist das immer noch besser als "Ich verrate den anderen niemals was über meinen Charakter". Das führt in der Regel zu "Mein Charakter ist halt so, Überraschung."

Natürlich kommt das vor, in GoT gibts haufenweise solcher Szenen. Gut, Filmkritiker rüffeln das dann oft als "Exposition" oä...

Und selbst das nicht immer. Einige der gelungensten Sprechpassagen der Filmgeschichte sind "Exposition"...

Bzw. Moment!
Einen Schritt zurück!

Kommt es nicht auch in hohem Maße auf die Länge bzw. Masse der Exposition an... und wohl auch die Situation. Ich muss gerade an Robin Williams genial improvisierte Szene in "Good Will Hunting" denken (She used to fart in her sleep). Das ist ja im Grunde auch ein Erzählen von Charaktergeschichte: Williams erzählt dem guten Will, was so Sache war, mit seiner Frau. Eigentlich doch genau sowas, was Blechpirat ablehnen müsste.

Aber ich glaube: Es ist nicht so, dass die Offenbarung der Charaktergeschichte Teil eines Konflikts sein muss: Jeder Film und jede Serie braucht Exposition und manchmal muss sie eben einfach erzählt werden (SLs machen das ständig). Aber: Sie muss etwas bedeuten. Für die involvierten Charaktere. Sie muss also in welcher Form auch immer den anderen Charakter (und am Besten auch dessen Spieler) nachdenklich stimmen. Oder emotionale Distanz überwinden. Ja, das kann auch heißen, dass sie einfach nur lustig ist und alle sich kullern, aber sie bedeutet in diesem Moment etwas. Heißt: Sie ist nicht die reine Information, sondern der Charakter bezweckt eine Reaktion in seinen Gegenübern jenseits von: Ich will dich nur kurz informieren. Und wenn sie kurz und einsilbig sind, stören sie auch nicht, solange sie an der Stelle, wo sie platziert sind etwas für die emotionale Beteiligung mindestens eines weiteren Charakters leisten. So fände ich sie zumindest vertretbar.

Geht das in deine Richtung, Blechpirat? 

Edit: Ich glaube ich meine, was Crimson King schon geschrieben hat.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Feuersänger

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #46 am: 19.06.2017 | 20:53 »
Guckst du echt keine Game of Thrones? Respekt, kenn nur wenige, die sich dem Hype entziehen.

Ich hab davon ungefähr die ersten 4 Staffeln angeschaut. Aber diese Konstellation habe ich dort nicht wahrgenommen. Man beachte, ich schrieb weiter oben über einen _signifikanten_ Teil der Laufzeit. Wenn man hin und wieder einer 30 Sekunden auf Nachfrage von seinem Hintergrund erzählt, gilt das nicht.
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Zitat von: ErikErikson
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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #47 am: 19.06.2017 | 20:55 »
Im Rollenspiel sind 30 Sekunden eine ganze Menge.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #48 am: 19.06.2017 | 20:56 »
Sorry, ich meinte übrigens "Before Sunrise". "Before Sunset" ist die erste von insgesamt zwei Fortsetzungen. Alle mehrfach für Preise zumindest nominiert und wirtschaftliche Erfolge.
Und nein, keine Rückblenden. Nur zwei Leute die reden.
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Re: "Charakterspiel" ist Zeitverschwendung
« Antwort #49 am: 19.06.2017 | 20:59 »
Klingt grauenhaft.
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