Der Dungeonherr in der Großen Sandwüste wusste, dass es dort einmal alle tausend Jahre regnet. Er fürchtete, dass sein Dungeon einstürzen würde, denn der war in den losen Sand gebaut und nur mit Holzverbau gesichert. Also beauftragte er für viel Geld eine Zwergensippe, die jeden Raum und jeden Gang mit zwei Lagen Klinkern ausmauerte. Außerdem zog sie eine Dichtung ein, die das Einsickern von Wasser verhindert. An jedem Eingang brachte sie ein robustes Bronzetor an, das den Dungeon hermetisch abdichtete. Zusätzlich wurde ein Luftdschinn beauftragt, die Qualität der Luft zu überwachen und sie bei Bedarf auf magische Weise aufzufrischen. So, glaubte der Dungeonherr, würde sein Dungeon jedem Wolkenbruch trotzen.
Als der Himmel schließlich seine Schleusen öffnete und den Sandboden hundert Klafter tief mit Wasser durchtränkte, blieb es im Inneren des Dungeons zunächst trocken. Die Zwerge hatten ganze Arbeit geleistet. Doch eines hatte der Dungeonherr nicht berücksichtigt: Die luftgefüllten Tunnels hatten eine geringere Dichte als das Wasser-Sand-Gemisch um sie herum. Schließlich geriet der Sand in Bewegung und der gesamte Dungeon schoss wie ein auftauchender Leviathan an die Oberfläche. Dort zerbrach das Mauerwerk, das nie für diese Belastung ausgelegt war.
Die Abenteurer finden schnell heraus, dass die herumliegenden Trümmer für vielfältige Zwecke benutzt werden: In einer großen Röhre hat sich eine Karawanserei eingerichtet, unter einem Bruchstück haust ein Einsiedler, ein nun senkrecht stehender Gang dient als Kamin und ein anderer als Brunnenschacht, denn er reicht bis zum Grundwasser. Für Karawanen, die die Große Sandwüste durchqueren, ist die Dungeonruine daher ein wichtiger Zwischenhalt, denn nirgendwo sonst im Umkreis vieler Tagesmärsche gibt es frisches Wasser. Ein vorausschauender Stammesfürst investierte daher schon vor Jahren in ein paar hundert Sklaven, welche aus weiteren Trümmern eine Festung errichteten. Zwar starben die meisten an den Strapazen, aber es hat sich rentiert, denn nun profitiert der Stamm von seinem Quasimonopol und genießt großen Wohlstand. Es fehlte den Fürsten seither nie an Zedernholz, Weihrauch, Gold, Myrrhe, Pfeffer, Salz, Wein und Sklaven.
Freilich gibt es noch die Gerüchte von den Schätzen und von den Monstern, die im eigentlichen, tieferen Teil der Ruine hausen. Einen Eingang soll es in der Festung geben, einen anderen in einer Monsterhöhle einen halben Tagesmarsch von hier. Allerdings sieht es der aktuelle Stammesfürst nicht gerne, wenn Fremde hier Nachforschungen anstellen ...