Autor Thema: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...  (Gelesen 53822 mal)

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Offline Issi

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #325 am: 3.08.2017 | 12:59 »
Wenn ich für eine Sache ein System ändern muss, war das System nicht gut für diese spezielle Sache in dieser Gruppenzusammensetzung. Vielleicht können wir uns darauf einigen und von da aus weiter differenzieren :)
So könnte ich mitgehen. :)


Offline Weltengeist

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #326 am: 3.08.2017 | 13:08 »
Der Tod ist sicher ein wichtiger Punkt. Aber sicher nicht der wichtigste, warum man ein bestimmtes System auswählt oder auch nicht.
(Setting, Fluff, Regeln etc sind oft sehr wichtig)

Setting lasse ich vielleicht noch durchgehen. Aber Regeln? Nein. Wenn du auf die Regeln von regellastigen Systemen stehst, dann trifft meine These voll zu: Du willst würfeln, du willst steigern, du willst Spannung, du willst Erfolgserlebnisse, du willst meinetwegen Realismus. Dir ist also alles mögliche wichtiger als ausgerechnet die Story oder die charakterliche Entwicklung. Also sollte man auch so ehrlich sein, sich am Ende nicht darauf rauszureden, dass man den Charaktertod jetzt wegen der Story und der charakterlichen Entwicklung doof findet.
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Offline Issi

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #327 am: 3.08.2017 | 13:19 »
Setting lasse ich vielleicht noch durchgehen. Aber Regeln? Nein. Wenn du auf die Regeln von regellastigen Systemen stehst, dann trifft meine These voll zu: Du willst würfeln, du willst steigern, du willst Spannung, du willst Erfolgserlebnisse, du willst meinetwegen Realismus. Dir ist also alles mögliche wichtiger als ausgerechnet die Story oder die charakterliche Entwicklung. Also sollte man auch so ehrlich sein, sich am Ende nicht darauf rauszureden, dass man den Charaktertod jetzt wegen der Story und der charakterlichen Entwicklung doof findet.
Klar, bzgl. vorgetäuschte Charakterentwicklung sind wir einer Meinung.
Aber was wenn Du lauter unterschiedlicher Spielertypen am Tisch sitzen hast, die Du alle magst und die alle auf ihre Art gut spielen.
Die mit den Regeln und dem Setting voll mitgehen, nur was die Regeln zum Tod betrifft gibt es unterschiedliche Vorstellungen.
Deshalb auf ein System wechseln, bei dem der Tod abgeschafft wurde, würde die "Ich spiele um zu gewinnen "Spieler vermutlich unzufrieden machen.
Auf ein System zu wechseln, in dem es weder Rettungsanker noch Todesvermeidungsstrategien gibt, vielleicht die "ich spiele um meine Figur weiterzuentwickeln" Spieler.
Was mache ich nun? Was ich auch tue ist verkehrt.
Man könnte in dieser Gruppenkonstellation mMn. nur spielen, wenn man einen Kompromiss findet, mit dem alle leben können.
Und hier spielt vermutlich auch das menschliche mitrein. Man möchte ja nicht die Spieler austauschen bzw. verlieren.
Da liegt es für viele sicherlich näher etwas am bestehenden System zu drehen,(mit dem alle leben können) statt komplett zu wechseln. :)
« Letzte Änderung: 3.08.2017 | 13:22 von Issi »

Offline Greifenklause

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #328 am: 3.08.2017 | 13:20 »
Zitat
Ich hätte in allen vier Runden wahrscheinlich den ungefähr gleichen Spaß bis dann halt am Zeitpunkt X, wo mir der Charaktertod ein Spaßminus bescheren würde (und anderen Forumisten halt ein Plus)
Und da ist noch ein Denkfehler. Das Plus ist eben nicht erst beim Eintreten des Charaktertodes, sondern schon vorher. Der mögliche Charaktertod ändert ja schon das Spielgefühl bevor ein Tod eingetreten ist. Das ist ja der Punkt, der hier immer wieder versucht wurde deutlich zu machen. Nicht erst der Charaktertod selber ist das gute Erlebnis, sondern schon die Gefahr als solche.
Jein. In sehr kampflastigen Plots mag das sein. In weniger kampflastigen Plots ist die "Bugwelle des Charaktertodfrage" viel geringer. Und selbst in kampflastigen Plots mag der Effekt gering sein, wenn die Spieler in der Lage sind hinreichend Spannung aus Verletzungen o.ä. zu generieren (statt aus dem drohenden Tod an sich).
Auch ein Punkt, der immer wieder versucht wurde deutlich zu machen.
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Ucalegon

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #329 am: 3.08.2017 | 13:20 »
Und damit sind wir eventuell bei einer anderen Art, Charaktertod und ähnliches Aus-der-Geschichte-Entfernen zu betrachten: will ich als Spieler sicher sein können, daß ich tatsächlich eine der "Hauptpersonen des Romans" spiele, dann sollte ein eventuelles Ableben (o.ä.) meines Charakters einigermaßen selten wirklich zur Debatte stehen und sich nach den entsprechenden Genreregeln richten. Ist mir das andererseits einigermaßen egal und bin ich damit zufrieden, das Spiel selbst entscheiden zu lassen, ob ich im Rückblick nun wirklich einen der Helden der Geschichte gespielt oder vielleicht doch nur eine Reihe von Gastauftritten in wechselnden Nebenrollen gehabt habe...na, dann können die Würfel auch landen, wie sie wollen.

Für wie viele Sessions muss eine Figur denn mindestens leben bzw. da sein, damit sie eine Hauptfigur und nicht nur eine Nebenrolle ist?

Offline Issi

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #330 am: 3.08.2017 | 13:34 »
Und da ist noch ein Denkfehler. Das Plus ist eben nicht erst beim Eintreten des Charaktertodes, sondern schon vorher. Der mögliche Charaktertod ändert ja schon das Spielgefühl bevor ein Tod eingetreten ist. Das ist ja der Punkt, der hier immer wieder versucht wurde deutlich zu machen. Nicht erst der Charaktertod selber ist das gute Erlebnis, sondern schon die Gefahr als solche.

Jein. In sehr kampflastigen Plots mag das sein. In weniger kampflastigen Plots ist die "Bugwelle des Charaktertodfrage" viel geringer. Und selbst in kampflastigen Plots mag der Effekt gering sein, wenn die Spieler in der Lage sind hinreichend Spannung aus Verletzungen o.ä. zu generieren (statt aus dem drohenden Tod an sich).
Auch ein Punkt, der immer wieder versucht wurde deutlich zu machen.

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Ok, und ich versuche es auch wirklich zu verstehen.
Was wäre denn das Schlimmste was einer Figur im Spiel passieren könnte?
Bzw. hast Du Beispiele was Figuren bereits (statt Tod) im Spiel passiert ist?

Offline bobibob bobsen

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #331 am: 3.08.2017 | 13:40 »
Zitat
Bzw. hast Du Beispiele was Figuren bereits (statt Tod) im Spiel passiert ist?

Auch wnn ich nicht aufgefordert wurde so gab es bei mir:

unter der Erde begraben werden (gut zusammen mit einer Sexgöttin), dauerhafte Verletzungen (blind, Zunge ab), Versklavung, Reputationsverlust etc.

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #332 am: 3.08.2017 | 13:44 »
Jein. In sehr kampflastigen Plots mag das sein. In weniger kampflastigen Plots ist die "Bugwelle des Charaktertodfrage" viel geringer.
Die Gefahr des Todes schwingt in wesentlich mehr Sachen mit, als nur in kampflastigen Plots. Eine Reise z.B. durch die Berge ist auch ohne Kämpfe sehr gefährlich. Intrigenabenteuer am Hofe des Königs können auch sehr schnell zum Tod eines oder mehrerer Charaktere führen.
Zitat
Und selbst in kampflastigen Plots mag der Effekt gering sein, wenn die Spieler in der Lage sind hinreichend Spannung aus Verletzungen o.ä. zu generieren (statt aus dem drohenden Tod an sich).
Wenn Du Spannung aus Verletzungen alleine ziehen kannst, dann more Power to You.
Wir beide redeten aber von denen die ein Erlebnisplus durch die Gefahr des Charaktertodes haben. Bleib doch einfach mal bei denen.
Und ja: Bei denen ist die Gefahr eines Charaktertodes Teil des Spiels und auch Teil dieses Erlebnisplusses.
Und der Satz:
Zitat
Auch ein Punkt, der immer wieder versucht wurde deutlich zu machen.
ist vollkommen am Thema vorbei. Es wurde besonders von Dir gefragt: "Wieso Charaktertod?". Das wurde mehrheitlich beantwortet das die Antwortenden ein Erlebnisplus durch die Gefahr des Charaktertodes haben. Nicht nur durch Verletzungen, sondern explizit durch die Gefahr des Charaktertodes.

Und jetzt setzt Du Dich wieder hin und schreibst: "Ja, aber ich kenne Leute denen reichen Verletzungen als Spannung".

Raffste wo da Dein Denkfehler ist?
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
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Offline Issi

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #333 am: 3.08.2017 | 13:49 »
Auch wnn ich nicht aufgefordert wurde so gab es bei mir:

unter der Erde begraben werden (gut zusammen mit einer Sexgöttin), dauerhafte Verletzungen (blind, Zunge ab), Versklavung, Reputationsverlust etc.
Wurden die Figuren danach weitergespielt (mit Verstümmelung und Co). Ich meine, über einen längeren Zeitraum?

Offline nobody@home

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #334 am: 3.08.2017 | 13:55 »
Für wie viele Sessions muss eine Figur denn mindestens leben bzw. da sein, damit sie eine Hauptfigur und nicht nur eine Nebenrolle ist?

Das ist eine Frage des relativen Anteils, d.h., es kommt darauf an, wie lange die ganze Chose denn insgesamt läuft. Rein vom Bauchgefühl her würde ich sagen: so etwa von zwei Dritteln der Gesamtlänge an aufwärts, denn bei weniger (z.B. nur etwa der Hälfte) wird's allmählich schon kritisch.

Ausgesprochene Endlosveranstaltungen kann man dabei, wenn man möchte, analog zu anderweitig bekannten Serienformaten in Abschnitte a la Staffeln oder Zyklen unterteilen und den Hauptfigurenstatus mit Bezug auf diese definieren. D.h., wenn die Befreiung von Plotstadt von der Tyrannei des Statthalters des Obermotzes am Ende zehn Sitzungen dauert, dann war der Charakter, der in der dritten davon ins Gras gebissen hat, im Nachhinein wohl doch keine Hauptfigur, auch wenn er bis dahin von Anfang an dabei war; umgekehrt würde ich jemanden, der für die meisten dieser zehn Sitzungen präsent und für die Handlung wichtig war, schon als Hauptfigur für zumindest diesen Handlungsbogen betrachten, auch wenn er dann vielleicht im nächsten Abschnitt auf der Suche nach Verbündeten gegen den Obermotz in anderen Teilen des Settings keine aktive Rolle mehr spielt.

Offline Chiarina

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #335 am: 3.08.2017 | 14:25 »
Wir hatten ´mal einen Midgard-Barbaren, der seinen rechten Arm verloren hatte. Er konnte kein Schild mehr benutzen und bekam auf alle Angriffe mit der linken Hand -6. Der Spieler hat den Charakter tapfer noch etwa ein Jahr (vierzehntägig) weiter gespielt, dann ist der Barbar gestorben. Man muss allerdings sagen, dass dem Spieler das nicht so wirklich Freude gemacht hat.
Heute würde ich sagen: Unter normalen Umständen lieber neuen Charakter machen (es sei denn natürlich, das Thema der Kampagne lautet: "die a slow and painful death" - gibt´s ja vielleicht auch).
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

Offline Feuersänger

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #336 am: 3.08.2017 | 14:27 »
Dazu wollte ich auch noch was sagen:
ich habe schon einige Charaktertode erlebt und miterlebt, aber davon war die Todesszene genau _keinmal_ besonders dramatisch, storytechnisch passend, rollenspielerisch wertvoll oder bot sonstwie einen Mehrwert fürs Spiel, oder ein "Erlebnisplus" wie 6 es nennt. Entweder der betroffene Spieler war traurig, dass er seinen Charakter verloren hatte, oder er hat mit den Schultern gezuckt und mit der Planung des nächsten Charakters begonnen.

In der Mehrheit der Fälle war es einfach "blöd gelaufen" weil der SL die Gegner stärker gemacht hatte als beabsichtigt war und/oder die Spieler arges Würfelpech hatten.
Nur in Einzelfällen waren die Spieler "selber Schuld", weil sie Gegner trotz Warnung des SLs unter- bzw sich überschätzt hatten. (Ad hoc kann ich mich nur an ein einziges solches Ereignis erinnern.)
In den meisten Fällen waren die jeweiligen SCs außerdem irgendeiner plottechnisch völlig unbedeutenden Szene erlegen, sei es ein Abnutzungs/Ressourcenzieh-Encounter auf dem Weg zum Dungeonboss  oder einer komplett zufälligen Begegnung.
Oder wenn es schon sowas wie ein Bossgegner war, hat der halt seine "Ulti" auf einen zufällig ausgewählten SC in Reichweite geknallt, der hat seinen Save vergeigt, Ende. Spannungsbogen: 6 Sekunden.
Oder es war überhaupt keine Kampfszene, sondern irgendein verkackter Skillwurf führte zum Tod. So das klassische "Über die Schlucht springen" in etwa. Da erinnere ich mich auch an eine Anekdote hier aus dem Forum, wo sich die Spieler "keine zufälligen, sinnlosen Tode" gewünscht hatten, der SL aber an einer Stelle darauf bestand, dass jetzt diese vergeigte Springen-Probe zum Tod führen müsse, und er dann um dem ganzen einen "Sinn" zu geben sich eine höchst hanebüchene Ereigniskette aus den Fingern sog, damit der zu liquidierende Held noch ein NSC-Leben retten konnte ehe er "mit seligem Lächeln in die Tiefe rauschte". Sorry für den Bandwurmsatz.

Der vielbeschworene "Stoff aus dem die Legenden sind" jedoch, etwa vom tragischen Helden der sich heroisch opfert um seine Gefährten zu retten oder dergleichen, eben ein so epischer Charaktertod dass sich die Spieler noch Jahre später mit glänzenden Augen davon erzählen, den hab ich im Rollenspiel schlicht noch NIE erlebt. Nicht ansatzweise. In egal welchem System.

Von daher kaufe ich diesen Mythos vom "epischen Charaktertod" inzwischen nicht mehr.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Chiarina

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #337 am: 3.08.2017 | 14:31 »
Zitat von: Feuersänger
Der vielbeschworene "Stoff aus dem die Legenden sind" jedoch, etwa vom tragischen Helden der sich heroisch opfert um seine Gefährten zu retten oder dergleichen, eben ein so epischer Charaktertod dass sich die Spieler noch Jahre später mit glänzenden Augen davon erzählen, den hab ich im Rollenspiel schlicht noch NIE erlebt.

Gibt´s in Storygames häufiger. Ist dann vielleicht vom Spielgefühl her nicht ganz so episch. Von der Sache her habe ich das in solchen Spielen aber schon öfter erlebt.
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Offline Greifenklause

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #338 am: 3.08.2017 | 14:32 »
Die Gefahr des Todes schwingt in wesentlich mehr Sachen mit, als nur in kampflastigen Plots. Eine Reise z.B. durch die Berge ist auch ohne Kämpfe sehr gefährlich. Intrigenabenteuer am Hofe des Königs können auch sehr schnell zum Tod eines oder mehrerer Charaktere führen.Wenn Du Spannung aus Verletzungen alleine ziehen kannst, dann more Power to You.
Wir beide redeten aber von denen die ein Erlebnisplus durch die Gefahr des Charaktertodes haben. Bleib doch einfach mal bei denen.
Und ja: Bei denen ist die Gefahr eines Charaktertodes Teil des Spiels und auch Teil dieses Erlebnisplusses.
...
Und jetzt setzt Du Dich wieder hin und schreibst: "Ja, aber ich kenne Leute denen reichen Verletzungen als Spannung".

Raffste wo da Dein Denkfehler ist?

Die Argumentation funktioniert doch nicht, wenn wir uns nur auf Leute konzentrieren, denen der Charaktertod per se ein oder gar das wesentliche Spannungsmerkmal ist. Ich bezweifel nicht, dass es diese Leute gibt. Ich bezweifel nur, dass sie ein gutes System ohne Charaktertod zu Gunsten eines schlechten Systems mit Charaktertod ablehnen würden.
Umgekehrt gilt für uns Ablehner ja das Gleiche.
Aber wahrscheinlich würden beide Gruppen das System jeweils anpassen an ihre Bedürfnisse.

Jetzt gibt es noch die Glücklichen, die haben ein gutes System MIT Charaktertod (bzw OHNE bei den Ablehnern) oder wenn sie so eines entdecken, können sie adhoc wechseln.
Das ist aber  nicht der Standard.
Meist hat man ein "Kompromisssystem" oder einen "Kompromiss zum System".
Wenn man diesen Kompromiss nicht eingeht, kann einem der Tod  die gesamte Kampagne vermiesen.
Ja, ich verstehe: Das gilt auch für die gegenteilige Fraktion bei einer Ablehnung desselben.
Aber eben erst im Nachhinein. Bzw, wenn es als unnötig empfunden wird.
Ich gehe soweit zu sagen, dass der Charaktertod fast immer unnötig sei, zumindest aber einen "wesentlichen Teil an Willkürlichkeit" beinhaltet und lehne ihn deswegen ab. Check.
Die Befürworter des Todes wichten da ganz anders und kommen natürlich dann zu einem anderen Ergebnis. Auch check.

Ich bezweifel nur, dass sich die Todesgefahr (bzw ihre Abwesenheit) im Großteil der Kampagne überhaupt wesentlich (!) auswirkt. Das ist oft nur in bestimmten Subbereichen der Fall.
Und ganz klar kommt es auch darauf an, ob die Todesgefahr überhaupt authentisch ist bzw als solche wahrgenommen wurde.
Wenn jede missglückte Kletterprobe den Tod bedeuten würde auf dem Papier, ist das System an der Stelle so oder so für die Katz.
Darauf will ich hinaus: Man braucht erstmal ein gutes System und DANN kann man sich Gedanken darüber machen, ob man den Charaktertod haben will oder nicht.
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Offline KhornedBeef

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #339 am: 3.08.2017 | 14:51 »
So könnte ich mitgehen. :)
Dude, jetzt willst du nur das letzte Wort haben. Du hast buchstäblich meiner Aussage nicht widersprochen, sondern einen Teil davon differenziert (habe ich Gruppenzusammensetzungen ausgeklammert??) und ein Füllwort eingefügt ("spezielle"?? was genau ist denn dadurch an Bedeutung dazugekommen was "diese" nicht umfasst?). Grmbl.
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Ucalegon

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #340 am: 3.08.2017 | 15:13 »
Das ist eine Frage des relativen Anteils, d.h., es kommt darauf an, wie lange die ganze Chose denn insgesamt läuft. Rein vom Bauchgefühl her würde ich sagen: so etwa von zwei Dritteln der Gesamtlänge an aufwärts, denn bei weniger (z.B. nur etwa der Hälfte) wird's allmählich schon kritisch.

Ausgesprochene Endlosveranstaltungen kann man dabei, wenn man möchte, analog zu anderweitig bekannten Serienformaten in Abschnitte a la Staffeln oder Zyklen unterteilen und den Hauptfigurenstatus mit Bezug auf diese definieren.

Letzteres finde ich wichtig. Denn die Möglichkeit der Unterteilung steht mir ja nicht nur bei "ausgesprochene Endlosveranstaltungen" zur Verfügung, sondern eigentlich immer. Wenn ich dementsprechend den Tod oder das Verschwinden einer Hauptfigur, nachdem es eingetreten ist, als echten Einschnitt markiere, vielleicht durch deutliche Konsequenzen, einen Zeitsprung oder Ähnliches, dann sollte der Handlungsbogen der Figur weniger abgewürgt erscheinen (ihr Status als Hauptfigur in dem markierten Abschnitt also erhalten bleiben) und sogar die Gesamthandlung strukturieren. Das darf ich natürlich nicht machen, wenn das Abwürgen gerade gewollt ist wie in Delta Green oder Night Witches. Nicht nötig wiederum ist es bei Rollenspielen wie Fiasco oder Remember Tomorrow, die das Problem mit dem Tod wie gesagt gar nicht erst haben.

Offline Issi

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #341 am: 3.08.2017 | 15:19 »
Dude, jetzt willst du nur das letzte Wort haben. Du hast buchstäblich meiner Aussage nicht widersprochen, sondern einen Teil davon differenziert (habe ich Gruppenzusammensetzungen ausgeklammert??) und ein Füllwort eingefügt ("spezielle"?? was genau ist denn dadurch an Bedeutung dazugekommen was "diese" nicht umfasst?). Grmbl.
Ich wollte nur sicher gehen, dass wir das Gleiche meinen, mehr nicht. :)
Edit. Und ja, die Gruppenzusammensetzung hielt ich für wichtig. Ohne die kann man "Systemwechsel macht Sinn ja oder nein"mMn. schwer beurteilen.

Es gibt ja nicht nur Gruppen wo alle Spieler genau gleich ticken.

Edit 2.
Zur Diskussion allgem.
In jedem Fall fand ich das was von unterschiedlichen Leuten bis jetzt gesagt wurde, ebenso wie das was nicht gesagt wurde, sehr aufschlussreich.
Kann auf jeden Fall etwas mitnehmen. :)
« Letzte Änderung: 3.08.2017 | 15:32 von Issi »

Offline Greifenklause

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #342 am: 3.08.2017 | 15:46 »
Mal so subjektive einzelne Erfahrungen:
SF-Games: Der Hauptspielleiter war bekannt für regelmäßige Charaktertode und TPK waren nichts ungewöhnliches. Jeder Abend im Durchschnitt ein Toter. Ich wusste, worauf ich mich einließ. Die Gruppe kam mit den Toden und TPK auch zurecht.
Wer bin ich, da zu meckern? Ich mag Charaktertode nicht, echt nicht. Aber wenn der Rest passt, ist das für mich zweitrangig.

Ich war der Zweitspielleiter und bei mir starb nie jemand. Hat den Spielern (inkl des Hauptsl) auch gefallen. War das ungewohnt? Sicherlich!
War es wichtig? Nein!

Am Spielgefühl änderte sich eben nicht viel.
Deshalb versteh ich nicht, warum Charaktertode sooo wichtig sein sollten.
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Offline Weltengeist

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #343 am: 3.08.2017 | 16:55 »
Man braucht erstmal ein gutes System und DANN kann man sich Gedanken darüber machen, ob man den Charaktertod haben will oder nicht.

Und genau da würde ich dir widersprechen.

Bevor man nämlich überhaupt sagen kann, was ein "gutes System" ist, muss man wissen, was für einen Spielstil man spielen will. Das diskutiert man idealerweise vorher in der Gruppe. Und da gehört die Frage nach dem SC-Tod eben auch mit angesprochen.
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Noir

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #344 am: 3.08.2017 | 17:11 »
Am Spielgefühl änderte sich eben nicht viel.
Deshalb versteh ich nicht, warum Charaktertode sooo wichtig sein sollten.

Für mich würde sich am Spielgefühl einiges - wenn nicht sogar alles - ändern.

Offline Koronus

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #345 am: 3.08.2017 | 18:32 »
Für mich auch. In D&D und Only War würde ich da eher generische Charaktere erschaffen, wozu bitte sie im Detail wie bei Dragon Age erschaffen, wenn sie kurz darauf Tod sein können. In anderen Spielen wo es den nicht gibt, kann ich mich richtig schön vertiefen und falls ich mich dann entscheide freiwillig als Held zu opfern, tut es auch nicht weh. Aber sonst so einfach so den Charakter zu verlieren halte ich emotional nicht aus. Ich habe aber nichts dagegen, wenn andere Sagen, von mir aus kann der Charakter ruhig sterben auch wenn ich um ihn zu retten durch die Hölle gehen würde.
"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Offline Nebula

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #346 am: 3.08.2017 | 18:38 »
Für mich würde sich am Spielgefühl einiges - wenn nicht sogar alles - ändern.

hier wären wir wieder bei der Unterscheidung: muss das Spiel gefährlich (Kämpfe kosten Resourcen und sind knapp) sein oder tödlich (also jede Begegnung fordert 1-2 tote Chars)

Offline Weltengeist

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #347 am: 3.08.2017 | 18:41 »
tödlich (also jede Begegnung fordert 1-2 tote Chars)

Tödlich heißt doch nicht, dass ständig jemand stirbt. Tödlich (als Spannungsfaktor) bedeutet lediglich, dass die reale Möglichkeit besteht, dass der SC sterben kann.
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Offline Nebula

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #348 am: 3.08.2017 | 18:44 »
jep aber ihr tut ja immer so, als würden die Kommentatoren die gegen Chartot sind, unsterbliche Chars fordern, denen niemals nie nicht was passieren darf sonst stirbt irgendwo ein Einhorn  ~;D

und wir haben ja schon alle festgestellt, daß der wirklich passierende Char Tot bei jedem sehr überschaubar ist

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #349 am: 3.08.2017 | 18:49 »
Die Argumentation funktioniert doch nicht, wenn wir uns nur auf Leute konzentrieren, denen der Charaktertod per se ein oder gar das wesentliche Spannungsmerkmal ist. Ich bezweifel nicht, dass es diese Leute gibt. Ich bezweifel nur, dass sie ein gutes System ohne Charaktertod zu Gunsten eines schlechten Systems mit Charaktertod ablehnen würden.
Hier ging es darum, ob ein System durch die Gefahr des Charaktertodes schlecht ist oder nicht. Wenn Du diese Gefahr streichst, bedeutet das automatisch, dass dieses System in der Fassung mit der Gefahr des Charaktertodes schlecht ist. Sprich: Du selber siehst in der Gefahr des Charaktertodes einen Makel des Systems an, den Du streichen willst.
Ob es noch weitere Kriterien für gute oder schlechte Systeme gibt (die gibt es logischerweise, hängen aber genauso teilweise vom Spielstil ab), ist doch dafür vollkommen irrelevant.
Ich dachte eigentlich das hätten wir schon oben geklärt, als wir über den Punkt Systemänderung gesprochen hätten.
Zitat
Aber wahrscheinlich würden beide Gruppen das System jeweils anpassen an ihre Bedürfnisse.
Logo. Systemänderung halt. Das was aus subjektiver Sicht schrottig ist, wird rausgeworfen. Endresultat: Das eigene Spielsystem.
Zitat
Jetzt gibt es noch die Glücklichen, die haben ein gutes System MIT Charaktertod (bzw OHNE bei den Ablehnern) oder wenn sie so eines entdecken, können sie adhoc wechseln.
Etwas Anders: Es gibt Leute, die je nach Genre oder Setting andere Bedürfnisse an das System haben. Es kann also durchaus sein (und wurde hier sogar schon angesprochen), dass in einer Runde die Gefahr des Charaktertodes im System ist, während in einer anderen Runde mit den gleichen Spielern der Charaktertod vom System ausgeschlossen wird und alle Spieler damit glücklich sind.
Zitat
Meist hat man ein "Kompromisssystem" oder einen "Kompromiss zum System".
Wenn man diesen Kompromiss nicht eingeht, kann einem der Tod  die gesamte Kampagne vermiesen.
Und genau deshalb sollten alle wichtigen Eckdaten zum System vor dem Spiel abgeklärt und kommuniziert werden. Darunter fällt natürlich ob es Charaktertode geben kann oder nicht.
Zitat
Ich bezweifel nur, dass sich die Todesgefahr (bzw ihre Abwesenheit) im Großteil der Kampagne überhaupt wesentlich (!) auswirkt.
Siehste. Und genau das ist immer wieder der gleiche Punkt.
Viele Befürworter der Gefahr eines Charaktertodes schreiben hier, dass es für sie einen enormen Unterschied im allgemeinen Spielgefühl ausmacht und Du antwortest immer wieder: "Nee. Glaub ich Euch nicht!"
Geh doch einfach mal davon aus, dass die Leute selber besser wissen was ihnen am Spiel Spass macht, als Du.
Zitat
Wenn jede missglückte Kletterprobe den Tod bedeuten würde auf dem Papier, ist das System an der Stelle so oder so für die Katz.
Darauf will ich hinaus: Man braucht erstmal ein gutes System und DANN kann man sich Gedanken darüber machen, ob man den Charaktertod haben will oder nicht.

Und auch darauf wurde jetzt mehrmals geantwortet.
Ich zitier mal YY:
Nur das eine ist eine Forderung, das zweite lediglich eine Absichtserklärung - denn man wird natürlich zu verhindern suchen, dass der Charaktertod eintritt.
Und genau genommen ist so ein Verhalten ja auch nur dann sinnvoll, wenn das Risiko tatsächlich besteht.

Wie oben gesagt wurde: Ob das Risiko echt ist, hängt nicht davon ab, ob der Schadensfall tatsächlich eintritt.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
Gewinn.

Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist