Autor Thema: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation  (Gelesen 12969 mal)

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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #50 am: 20.11.2018 | 22:51 »
Tja... warum hat Van Helsing die Brosche verkauft?

Die Gruppe hat bei der Brosche kein gutes Gefühl gehabt. Sie hat herausbekommen, dass Lucy Westenra die Brosche in Whitby am Strand gefunden hat... an dem Ort, an dem sie auch krank gewoden ist. Da lag der Verdacht nahe, dass das ein Gegenstand ist, über den Dracula versucht auf die Trägerin Einfluss zu nehmen. Daher hat Van Helsing Lucy die Brosche auch sehr schnell abgenommen und in seinem Arztkoffer verwahrt. Mina hat sie einmal versucht zu stehlen, was den Verdacht der anderen Charaktere auf einen Einfluss Draculas über den Gegenstand noch vergrößerte.

Als die Gruppe im Orientexpress unterwegs war, befand sie sich zum ersten Mal weit weg von England. Van Helsing hat die Gelegenheit genutzt, den unbequemen Gegenstand hier loszuwerden und dafür auch noch zu kassieren.

Den Verkauf hat Van Helsing allein durchgeführt. Die anderen Charaktere waren teilweise auch im Speisewagen, im Gespräch mit Poitou (und bei dem in diesem Zusammenhang durchgeführten Verkauf der Brosche) war Van Helsing aber allein. Es sieht für mich danach aus, als hätten die anderen Charaktere davon noch gar nichts mitbekommen können. Sie gehen wahrscheinlich davon aus, dass die Brosche noch in Van Helsings Arztkoffer ist.

Ich glaube aber auch nicht, dass jemand allzu sehr meckern würde. Mein Eindruck ist, dass die Gruppe im Großen und Ganzen ganz froh sein dürfte, wenn sie sich eines solchen düsteren Gegenstandes auf so elegante Weise entledigen kann.

Dass Van Helsing den Erlös kurzerhand in die eigene Tasche gesteckt hat, ist natürlich eine andere Geschichte...
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #51 am: 18.12.2018 | 03:59 »
Against Dracula / 17. Sitzung
1894, Der Zerfall der Gemeinschaft

Beteiligte Agenten:
Dr. Abraham Van Helsing (niederländischer Mediziner und Universalgelehrter, 71 Jahre)
Wilhelmina „Mina“ Murray (Hilfslehrerin, 21 Jahre)
Dr. John „Jack“ Seward (Irrenarzt, 29 Jahre)
Arthur Holmwood (reicher Aristokrat, 27 Jahre)
Quincey Morris (texanischer Abenteurer, 30 Jahre)


Zigeunerlager bei Andreiașu de Jos

Nach einer kurzen Inspektion des Ortes nähert sich den Charakteren auf der staubigen Landstraße rumpelnd ein Ochsenkarren. Abraham Van Helsing unterhält sich mit dem Bauern, der auf dem Weg ins etwa 70 Kilometer entfernte Focșani ist, wo er seine Käselaibe verkaufen will. Van Helsing befragt den Mann nach verdächtigen Reisenden, bekommt aber keine zufriedenstellende Antwort. Dem Bauer sind keine zwielichtigen Gestalten begegnet. Dann wird er auf Graf Dracula und seine Burg angesprochen. Zunächst antwortet der Bauer erschrocken und erzählt stotternd ein paar folkloristische Geschichten. Als Van Helsing wissen will, wo sich Burg Bran befindet, stellt sich heraus, dass es wohl noch etliche Kilometer bis dorthin sein muss. Der Bauer kann gar nicht genau sagen, wo sie sich befindet und behauptet, sie sei irgendwo im Landesinneren. Da Van Helsing aber unbedingt Hinweise zu Graf Dracula suche, könne er ja stattdessen in Câmpineanca beginnen. Der Ort liege nur wenige Kilometer hinter Focșani und werde von der Burgruine Craciuna überragt. Diese Burg habe zu seinen Lebzeiten für Graf Dracula eine gewisse Bedeutung gehabt.

Da die Charaktere keine andere Spur haben, beschließen sie zunächst, mit dem Bauern nach Focșani zu fahren. Während ein paar Pfunde den Besitzer wechseln kann es sich Arthur Holmwood aber nicht nehmen lassen, mit einer Tasche voller Dynamit zurück in den Geheimgang zu klettern, eine Sprengladung anzubringen und Draculas Versorgungsrouten zu zerstören, wie er es ausdrückt. Der Bauer bekommt einen großen Schreck und will wissen, was los sei. Die genauen Gründe sind ihm aber relativ egal. Er gehört zur pragmatischen Sorte Mensch und fragt schnell, ob es den Charakteren unangenehm wäre, wenn er seinen Freunden und Bekannten von dieser Explosion berichten würde. Noch ein paar weitere Pfunde wechseln den Besitzer, dann setzt sich der Ochsenkarren ruckelnd in Bewegung.

Ein Tag später machen die Charaktere in einem winzigen Bauerndorf einen Zwischenstopp. Der Bauer hat hier Bekannte, die die Reisenden in der Scheune übernachten lassen. Noch ein Tag später erreichen sie Focșani. Hier sucht Abraham Van Helsing einen Arzt auf. Er hofft von einheimischen Medizinern ein paar Insidertipps zur Behandlung von Vampirkrankheiten zu bekommen. Das einzige Mittel, dass ihm der ansässige Doktor geben kann, ist aber eine große Flasche üppig-süßlichen Rotweins. Nach einer Übernachtung in einer Herberge mieten sich die Charaktere einen Eselskarren und ziehen mit ihm zur nahe gelegenen Burg Craciuna. Sie liegt in 300 Meter Höhe auf einem Bergrücken. Aus herumliegendem Geröll ragen hier noch weitgehend intakte Burgmauern und ein Hauptgebäude mit eingestürztem Dach heraus. Die Nebengebäude sind weitgehend zerstört. Die Ruine grenzt an drei Seiten direkt an den Abgrund, an einer Stelle ist ein Teil der Burgmauer und ein Turm durch Erdabsenkungen abgetragen worden und liegen als Steinhaufen verstreut den Abhang hinab. Die Charaktere machen sich über die einzig passierbare Bergseite auf, den Hügel zu besteigen. Mina hat einen Moment lang das Gefühl, beobachtet zu werden, sie spürt, wie sich scheinbar mehr oder weniger menschliche Blicke in ihren Rücken bohren. Zu sehen ist niemand, als aber ihre Mitreisenden daraufhin die Umgebung genauer in Augenschein nehmen, fällt ihnen erst auf, wie tückisch der Hang eigentlich ist: an einigen Stellen tun sich inmitten des Gerölls vor den Füßen plötzlich Kaninchenlöcher und irgendwelche Luftschächte  auf. Der Aufstieg ist zeitaufwändig und gefährlich, das vorsichtige Vorgehen der Charaktere verhindert aber verstauchte Knöchel und gebrochene Beine.

Am Burgtor angelangt erblickt die Gruppe eine schläfrige Wache, neben der ein Gewehr an der Mauer lehnt. Als die Charaktere näher kommen wird der Mann etwas munterer, informiert sie darüber, dass sie aus der Ruine nichts mitnehmen dürfen und rät ihnen außerdem, den eingestürzten Stellen nicht zu nahe zu kommen. Van Helsing will wissen, ob sich noch jemand in der Burg befindet, worauf die Wache behauptet, ein verrückter Wissenschaftler turne irgendwo in den Wehrgängen herum, sonst sei niemand hier.

Schließlich betreten die Charaktere den alten Burghof, von dem aus etliche Tore und Torbögen in benachbarte Räume und Höfe führen. In der Mitte steht ein ausgetrockneter Brunnen, die Ketten der Tormechanik sind verrostet. Irgendetwas stimmt nicht. Es scheint, als neigten sich die steinernen Wände der Festung nach innen und ein Blick nach oben enthüllt nur einen kleinen Flecken grauen Himmels.

Zunächst begibt sich die Gruppe auf die glitschigen und unebenen Wehrgänge der Ruine und bewundert eine phantastische Aussicht. Die tieferliegenden Burggebäude sehen klein und unbedeutend aus, dahinter erstrecken sich die schwarzen Karpathen über den gesamten Horizont hinweg. Etwas später bemerken die Charaktere einen Mann Ende 30, der auf sie zukommt. Er stellt sich ihnen als der rumänische Historiker Dimitrie Onciul vor, der vor zwei Jahren seine Schrift „Radu Negru şi originile principatului Ţării Româneşti“ (Radu Negru und die Anfänge des Fürstentums der Walachei) veröffentlicht hat und nun aufgrund eines Hinweises überprüft, ob seine Thesen weiterhin Bestand haben können. Er überprüft die Verteidigungstüchtigkeit der Wehrgänge zu unterschiedlichen Seiten. Nach ein paar freundlichen Worten berichtet er vom Bergfried, in dem sich ein Verlies und eine Krypta befinden soll, woraufhin sich die Charaktere verabschieden und an ebendiesem Ort nach dem Rechten sehen.

Das Verlies ist ein bedrückender, hoher Raum mit wenigen Fensterschlitzen in höchster Höhe. Von der Decke hängt ein schräg angebrachtes, rostiges Kreuz. Arthur Holmwood erkennt, dass es einst verspiegelt war. Inzwischen sind allerdings die meisten Spiegel abgefallen und auf dem Gestein zerbrochen. Die Gruppe überlegt, ob über die Spiegel Sonnenlicht in den Kerker geworfen wurde. Dann entdeckt Abraham Van Helsing an einer Seite ein paar in die Wand eingeritzte Worte. Auf Rumänisch steht dort: „Vlad wird mich rächen.“ Van Helsing erklärt, dass das der Vorname Draculas war.

Schließlich betritt die Gruppe über eine ebenerdig gelegene Kapelle eine dunkle und kalte Krypta. An den Wänden befinden sich hier viele geschnitzte Figuren, die so abgenutzt sind, dass sie nur noch vage menschlich scheinen. Einige von ihnen sind seltsam verzogen und machen einen unheimlichen Eindruck. In einigen Nischen scheinen Schatten zu lauern, die sich bei genauerer Betrachtung als geschwärzte Heiligenfiguren entpuppen. Mina Harker entdeckt frische Fußspuren, die zu einer Wand führen. Sie macht sich gemeinsam mit Arthur Holmwood auf die Suche nach Geheimtüren oder ähnlichen Mechanismen. Abraham Van Helsing, Dr. Seward und Quincey Morris begutachten inzwischen die Särge, die in der Krypta aufgebahrt sind. Einer von ihnen trägt ein Messingschild mit der Gravur „Radu cel Frumos“ [Radu der Schöne] 1437 – 1475. Die Männer heben neugierig den Deckel ab, stoßen aber lediglich auf ein Skelett.

In dem Moment, wo Arthur Holmwood und Mina Harker einen geheimen Ausgang aus der Krypta entdeckt haben und sich am Öffnungsmechanismus zu schaffen machen, fällt plötzlich der Deckel eines Sarges zu Boden. Seinem Inneren entsteigt ein abgerissener Mann mit irrem Gesichtsausdruck. Er ruft „Nein, ihr werdet dem Meister nicht folgen!“ Dann greift er ins Sarginnere, holt einen großen Schenkelknochen hervor, zerbricht ihn über seinem Knie und geht dann mit zwei improvisierten Knochendolchen auf Abraham Van Helsing los. Nach einem Dolchstoß Quincey Morris´ und einem Schuss Arthur Holmwoods stürzt der Mann zu Boden. Van Helsing ist allerdings verwundet und muss verarztet werden.

Schließlich öffnen die Charaktere die Geheimtür, folgen einem weiteren langen Gang und gelangen schließlich an einer Bergflanke ins Freie. Ein paar hundert Meter entfernt befindet sich ein kleines Dorf. Hier befragt Van Helsing erneut die Dorfbewohner nach verdächtigen Reisenden und erfährt von ihnen schließlich, dass am vorangegangenen Tag eine Gruppe Zigeuner in ihren Wägen durchs Dorf gekommen sei. Van Helsing erfragt die Richtung, will dann wissen, ob das auch die Richtung sei, in der Burg Bran liege und als die Dorfbewohner dies bejahen, beschließen die Reisenden in der Richtung fortzufahren.

In der Abenddämmerung erreichen die Charaktere ein weiteres kleines Dorf namens Andreiașu de Jos. Hinter den Häusern sehen die Reisenden auf einer Wiese acht Wohnwagen stehen. Aus dem Boden steigen dort seltsame Erdfeuer auf, auch ein Lagerfeuer brennt und zwischen den Wagen sind einige Zigeuner zu sehen. Abraham Van Helsing glaubt sich am Ziel und sagt seinen Gefährten, er wolle zunächst allein mit den Leuten reden. Einem alten Mann werden sie schon nichts tun. Seine Gefährten verstecken sich hinter einem nahe gelegenen Haus, dann nähert sich Van Helsing den Zigeunern.

Offen verkündet er, dass er mit Dracula sprechen wolle. Die Zigeuner versuchen ihn zunächst abzuwimmeln, Kinder rennen johlend um Van Helsing herum und zerren ihm am Rockschoß, woraufhin Van Helsing allerdings ins dramatische Fach wechselt. Er erzählt den Leuten, wie er es auf seinen Reisen zu schätzen gelernt hat, unterwegs zu sein, er hege daher große Sympathie für den Lebensstil der Zigeuner, ja, im Prinzip sei er einer von ihnen. Nun habe er sie endlich gefunden und wolle ihrem Herrn, dem Grafen Dracula, ein Angebot machen. Graf Dracula ist nicht weit, hört den Aufruhr und nimmt mentalen Kontakt zu Mina Harker auf. Er erkennt, dass Mina und ihre Begleiter in der Nähe sind und beauftragt Mina, die Pläne seiner Verfolger zu sabotieren, wo sie nur kann. Die Zigeuner fühlen sich von Van Helsings Worten allerdings geschmeichelt, werden unsicher und bringen den Doktor schließlich zum einzigen Wohnwagen, dessen Fenster mit Holzläden verriegelt ist. Die Zigeuner klopfen an und künden dem Bewohner des Wagens den Besucher Van Helsing an. Ein Riegel wird beiseite geschoben, die Tür öffnet sich und eine Stimme erklingt von innen: „Tritt ein, Van Helsing!“

Van Helsing betritt den Wagen und steht vor Graf Dracula. Hier macht er dem Vampirfürsten ein Angebot, das eines deutschen Spions würdig ist: Da sich England als wenig gastfreundlich erwiesen habe, biete Van Helsing dem Grafen zu den gleichen Konditionen ein Haus im deutschen Kaiserreich an. Dracula überlegt einen Moment und stellt eine Bedingung: Van Helsing möge das Abkommen doch durch ein Schluck roten Weines besiegeln! Er sticht sich in seinen Finger und lässt ein paar Tropfen Vampirblut in ein nahestehendes Glas tropfen. Van Helsing weiß, was ihm bevorsteht, hat aber keine Ahnung, wie er sich aus dieser Falle herauswinden soll. Daher trinkt er schließlich und gibt sich geschlagen. Im Folgenden besprechen Dracula und Van Helsing das weitere Vorgehen. Van Helsing soll Dr. Seward, Quincey Morris und Arthur Holmwood daran hindern, dass sie Dracula weiter verfolgen. Wie er das anstellt ist seine Sache. Dann soll er Mina Harker mitnehmen und in Varna auf den Vampirfürsten warten. Dracula werde ihm in etwa drei Wochen folgen und dann mit Van Helsing und Mina Harker im Orientexpress nach München fahren.

Schließlich kehrt Abraham Van Helsing zu Arthur Holmwood, Quincey Morris, Dr. Sewart und Mina Harker zurück. Er erzählt seinen Gefährten, dass sie in Rumänien von Anfang an einer falschen Spur gefolgt seien. Er habe gesehen, dass Dracula sich hier gar nicht aufhalte. Er sei wahrscheinlich längst in seiner Burg und habe sich dort verschanzt. Er, Dr. Van Helsing, verspüre jedenfalls keinen Bedarf mehr nach ziellosen Verfolgungsjagden und werde nach England oder Deutschland zurückkehren. Wenn Holmwood, Morris und Sewart unbedingt wollten, könnten sie aber gern noch Burg Bran suchen und in die Luft sprengen. Mina Harker pflichtet Van Helsings Worten bei und äußert ebenfalls den Wunsch, die Verfolgung aufzugeben. Auf ihren ungesunden Hang zu Dracula angesprochen, behauptet sie, noch einmal Dr. Freud in Wien aufsuchen zu wollen. Außerdem sei sie überzeugt, dass genügend Zeit und Entfernung ihre Heilung beschleunigen werde.

Das Erstaunliche geschieht: Holmwood, Morris und Dr. Seward geben auf. Sie kehren in den nahen Gasthof „Der Kupferkessel“ ein und wollen zum Abschluss ihres Abenteuers noch eine Runde zechen. Holmwood betrachtet beim Austreten vor der Tür, wie sich auf dem nahen Feld die Wohnwagen in Bewegung setzen. Einer der Wohnwagen, das sieht er genau, ist mit hölzernen Fensterläden verriegelt. Er kehrt in das Gasthaus zurück, berichtet von seiner Beobachtung und spielt mit dem Gedanken, doch noch diesen einen Wohnwagen sicherheitshalber in die Luft zu sprengen. Aber Van Helsing und Mina Harker haben bereits Dr. Sewart und Quincey Morris davon überzeugt, dass der zunehmend paranoide Arthur Holmwood zu einem untragbaren Sicherheitsrisiko geworden ist. Die vier Gefährten haben daher Holmwoods Dynamitvorräte während seiner Abwesenheit gewässert und damit unbrauchbar gemacht. Holmwood entdeckt den Verrat kurz nach seiner Rückkehr. Er verkündet mit keinem der Anwesenden mehr etwas zu tun haben zu wollen und zieht sich in sein Zimmer zurück. Mit dem adligen Holmwood sind den Reisenden soeben auch die finanziellen Mittel zur Rückreise entglitten.

Ratlos beschließen die übrigen Gefährten, zu Bett zu gehen und am nächsten Morgen weiterzusehen.

-
Eins nach dem anderen: Die Verfolgungsjagd hat relativ gut funktioniert. Ich habe ein bisschen auf´s Gas getreten und immer relativ schnell ein paar auskunftsfreudige Mitmenschen präsentiert, sodass die Gruppe flott vorangekommen ist.

Dann kam der Showdown... und der ist einfach implodiert. Keine finale Explosion, kein heroischer Endkampf... Van Helsing lässt sich einfach von Dracula übernehmen, worauf er mit Mina zusammen die übrigen davon überzeugt, die Verfolgung aufzugeben. Niemand weiß, dass Van Helsing in Draculas Wohnwagen war und was dort geschehen ist. Niemand weiß, dass er in Wahrheit ein deutscher Spion ist. Alle glauben ihm, dass er die Wahrheit sagt und kehren deshalb um.

Der Spieler von Dr. Seward war nicht anwesend und weil auch er noch sein Schärflein zum Abenteuerabschluss beitragen können soll, haben wir den allerletzten Schluss des Abenteuers bis zum nächsten Mal vertagt. Bis dahin kann auch ich mir noch einmal genau überlegen, wie ich auf diesen Schluss reagiere. Insbesondere bleibt die Frage, was Dracula nun tut. Ich halte es für abwegig, dass er sich nach der Enttäuschung in England gleich in ein nächstes Abenteuer in Deutschland stürzt. Mit Mina Herker und Van Helsing hat er jetzt zwei Infizierte, die ihm Gehorsam schulden, aber ist es nötig, die beiden nochmal gegen Dr. Sewart, Quincey Morris und Arthur Holmwood vorgehen zu lassen, wenn diese Rumänien sowieso verlassen wollen? Vielleicht braucht Dracula wenigstens noch ein bisschen frisches Blut und irgendeiner der Charaktere wird zum Zeugen, wie er Mina in der Nacht in seinen Wagen lockt, wo er sie dann endgültig aussaugt... hat noch jemand andere Ideen?

Für die Kampagnenplanung ist der Schluss zwar vielleicht ein wenig unspektakulär, passt aber zum Plot. Die viktorianischen Gentlemen haben Dracula weder instrumentalisieren noch vernichten können. In den nächsten Abenteuern wird aus dem Edom Club eine Spezialeinheit des britischen Geheimdienstes, die die nächste Konfrontation mit dem Fürsten der Vampire hoffentlich gründlicher vorbereiten wird.
« Letzte Änderung: 30.12.2018 | 02:53 von Chiarina »
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #52 am: 18.12.2018 | 07:30 »
Zitat
Vielleicht braucht Dracula wenigsten noch ein bisschen frisches Blut und irgendeiner der Charaktere wird zum Zeugen, wie er Mina in der Nacht in seinen Wagen lockt, wo er sie dann endgültig aussaugt... hat noch jemand andere Ideen?

Mmh, ich finde das Ende eigentlich sehr gut so, wie es ist. Ich hätte nicht den Anspruch, jetzt noch einen drauf zu setzen. Verstehe ich das richtig, dass du aber ohnehin noch eine Spielsitzung machen willst, weil einer der Spieler fehlte? Warum nicht eher einen Ausklang spielen, in dem der Betrug von Helsings sich entfaltet, zum Beispiel 1-2 Szenen in Deutschland?
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #53 am: 18.12.2018 | 09:24 »
Ja, mal sehen. Vielleicht reicht es auch, so wie´s gelaufen ist. Meine Spieler waren eben ein bisschen erstaunt, als ich "Wenn ihr das so wollt, dann kommt es eben so!" gesagt und nicht noch endlos eskaliert habe.

Die Geschichte mit Abraham Van Helsing ist nicht ganz einfach. Dracula wird nicht mit nach Deutschland kommen, er hätte aber die Möglichkeit, Van Helsing in Rumänien zu behalten. Wo auch immer er sich aufhält: Dracula braucht einen Plan, was er mit ihm vorhat. Van Helsing ist schon alt. Entweder wird er bald sterben... oder Draculas Blut hält ihn noch eine Weile am Leben... oder Dracula beschließt, ihn endgültig zu einem der seinen zu machen.

Ein Ausklang beim nächsten Mal finde ich völlig o.k. Ich will nur dem abwesenden Spieler noch die Gelegenheit geben "nein" zu sagen. Es kann sein, dass er Abraham Van Helsings Wandel bemerkt und ihm misstraut, dann könnte alles nochmal ein bisschen anders weitergehen. Wahrscheinlicher ist aber, dass es so bleibt, wie es gelaufen ist. Geklärt werden muss jedenfalls noch das weitere Schicksal der Charaktere.
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Offline Scimi

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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #54 am: 18.12.2018 | 10:31 »
Ich würde auch sagen, dass es ein guter Abschluss ist. Das Thema von Edom ist ja ein bisschen, dass Dracula dauernd unterschätzt wird und Fehler gemacht werden — daher wirkt das Ganze vielleicht ein bisschen antiklimatisch, aber setzt eigentlich ganz schön den Ton.

Wenn die Engländer rauskriegen würden, dass sie verraten wurden, könnte das die Notwendigkeit und Gründung von Edom bedingen. Denn die Sache motivierten Amateuren zu überlassen funktioniert ja offensichtlich nicht. Nach einem Debriefing könnte Peter Hawkins oder wer-auch-immer beschließen, dass das ganze besser in die Hände von erfahrenen, zuverlässigen Männern mit entsprechenden Verbindungen und Mitteln gelegt wird.

Für Dracula ist die Sache ja sehr knapp ausgegangen. Er könnte zu dem Schluss kommen, dass er erst besser mit den Regeln einer modernen Welt mit ihren schnellen Reise- und Kommunikationsmöglichkeiten zurechtkommen muss und dass das Führen aus vorderster Schlachtreihe vielleicht eine zu gefährliche Taktik ist. Mit Van Helsing hat er jetzt eine Möglichkeit, es in einem anderen modernen Land nochmal auf eine ganz andere Art zu versuchen, mit Dienern und Strohmännern und einer viellagigen Verschwörung. Womöglich wird das daran scheitern, dass Van Helsing zwar ein fähiger und intelligenter Mann ist, aber andererseits auch ein Spinner und Sonderling mit sehr begrenztem Einfluss in der preußischen Aristokratie. Zudem ist das nach-bismarcksche Kaiserreich gerade dabei, sich weltpolitisch in eine eher ungünstige Position zu bringen und in ca. 20 Jahren, wenn Dracula vielleicht sein Netzwerk aufgebaut und alle Spielsteine positioniert hat, wird die unkontrollierte Eskalation des 1. Weltkriegs letztlich alle Pläne und aufgebauten Strukturen durchrühren und nichtig machen. Dann würde Dracula wieder bei 0 anfangen müssen, hätte aber auf dem Weg einiges über europäische Machstrukturen, moderne Politik und die Schattenwelt internationaler Agenten und Spione gelernt…

Dem entsprechend würde ich erwarten, dass es vielleicht in nächster Zeit gar nicht zu einer direkten Konfrontation mit Dracula kommt und eher irgendwelche Diener und rechten Hände benutzen — die Bräute, Graf Orlok, Carmilla, die Gräfin von Dolingen, Lord Ruthven, Gräfin Erzsébet Báthory (und vielleicht eine durchtriebene Mina oder ein monströser Van Helsing?) etc. würden hier vielleicht besser passen. Besonders, wenn solche Erzvampire später noch in der Kampagne auftauchen sollen, könnte man die hier schon als Schurken Charakter und Eigenheiten etablieren, so dass sie später nicht einfach aus dem Nichts erscheinen.

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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #55 am: 18.01.2019 | 03:42 »
Against Dracula / 18. Sitzung
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Hotel Metropol in Galati

Am nächsten Morgen appelliert Quincey Morris noch einmal an Arthur Holmwood und beschwört seine Freundschaft zu ihm. Im Moment scheint die Stimmung aber vergiftet zu sein. Holmwood bleibt ihm gegenüber misstrauisch und vermutet (nicht ganz zu Unrecht), dass Morris an der Vernichtung seiner Dynamitvorräte beteiligt gewesen war. Ohne ein weiteres Wort verlässt Holmwood die Gastwirtschaft, bezahlt einen Bauern, der ihn nach Galati zurückbringt, fährt von dort aus nach Varna und organisiert sich ein Ticket für den Orientexpress, in dem er seine Rückreise nach England antreten wird.

Quincey Morris, Mina Harker, Dr. Abraham Van Helsing und Dr. Sewart beraten sich, legen ihr restliches Bargeld zusammen und kehren etwas später ebenfalls nach Galati zurück. Dr. Sewart ist allerdings noch nicht restlos davon überzeugt, ob es wirklich eine gute Idee ist, Dracula so mir nichts, dir nichts den Rücken zuzukehren. Er beobachtet auf der Reise immer wieder aufmerksam Mina Harker und erkundigt sich nach ihrem Wohlbefinden. Mina macht allerdings in seinen Augen nicht unbedingt den Eindruck, als müsse sie derzeit aufgrund irgendeiner mentalen Verbindung zu Dracula Qualen erleiden. Insgeheim erzählt er Van Helsing von seinen Beobachtungen. Van Helsing pflichtet ihm bei und beruhigt ihn: in seinen Augen habe Mina eine echte Chance... auch ohne Graf Dracula zur Strecke zu bringen. Die vier Reisenden beschließen, in Galati eine günstige Schiffspassage für ihren Rückweg zu ordern. Van Helsing scheint mit der Abreise allerdings noch Zeit zu haben: Nachdem sich alle Reisenden im Hotel Metropol einquartiert haben, überredet er seine Freunde zu Vergnügungstouren aufs  Land und Bootstouren auf der Donau. Dabei sprechen die Reisenden über ihre Pläne und es stellt sich heraus, dass Morris, Sewart und Mina Harker nach England zurückkehren wollen, Dr. Abraham Van Helsing erklärt aber, dass ihn seine weiteren Pläne nach Deutschland führen.

Schließlich drängen Dr. Sewart und Quincey Morris doch zum Aufbruch. Sie kaufen für sich, Mina Harker und Abraham Van Helsing ein Ticket für eine Schiffsreise nach Calais, wo sich die Englandrückkehrer von Abraham Van Helsing verabschieden wollen. Am Morgen vor ihrer Abreise geschieht allerdings noch etwas Beunruhigendes. Van Helsing, Sewart und Morris sitzen beim Frühstück und warten auf Mina Harker. Die erscheint jedoch nicht. Die drei Männer lassen sich Mina Harkers  Zimmer zeigen: Mina ist nicht da und ihr gesamtes Gepäck ist verschwunden. Die Männer erkundigen sich weiter nach ihrem Verbleib und bekommen von einem Nachtportier erzählt, dass Mina in aller Herrgottsfrühe mit ihrem Koffer das Hotel allein verlassen hat. Die Männer beginnen hektisch nach ihr zu suchen, verschieben deshalb sogar ihre Abreise, aber was sie in den nächsten Tagen auch anstellen mögen: Es nützt nichts, Mina bleibt verschwunden. Deprimiert treten Dr. Sewart und Quincey Morris schließlich doch die Rückreise an und lassen Mina Harker in Rumänien zurück. Auch Dr. Abraham Van Helsing macht auf der Rückfahrt einen bekümmerten Eindruck.

Ein halbes Jahr später bekommt Arthur Holmwood in England Besuch von einem unscheinbaren, blassen Mann in grauem Trenchcoat. Der Mann berichtet Holmwood, dass die britische Regierung interessiert an seinen Erlebnissen mit Graf Dracula sei und gerade eine Geheimdienstabteilung zusammenstelle, die Wissen um Vampire zusammentrage und nach Möglichkeiten suche, Vampirismus im Dienst der Krone nutzbar zu machen. Holmwood holt aus und verpasst dem Mann einen gewaltigen Kinnhaken. Der Mann geht zu Boden und reibt sich stöhnend die Wange. Holmwood erklärt ihm, dass er nach seinen Worten wissen wollte, ob nicht vielleicht der Mann selbst ein Vampir sei. Nachdem er ihn so einfach zu Boden gestreckt habe, sei er sich aber sicher, dass er es nicht mit einem solchen zu tun hat. Der Mann macht gute Miene zum bösen Spiel und erklärt Holmwood, dass es gerade diese Tatkraft im richtigen Moment sei, die  auf dessen Erfahrung und damit auch Eignung für die in Aussicht gestellte Berufung hindeuteten. Holmwood scheint nun aufgrund der Bauchpinselei geschmeichelt und sagt kurzerhand zu. Während er unterzeichnet fragt er, ob denn schon jemand außer ihm als Mitarbeiter gewonnen werden konnte. Der Mann zeigt ihm eine vorläufige Liste der Kollegen. Eingetragen sind folgende Namen: Mr. Andrew F. Crosse, Miss Annie Smith Peck, Mr. James Clockwork, Mr. Jackson und Quincey Morris. Den Namen des letzten Mitarbeiters nimmt Arthur Holmwood mit einem schiefen Grinsen zur Kenntnis.

Zwei weitere Jahre später bekommt Quincey Morris von seinem Chef ein Buch in die Hand gedrückt. Der Chef sagt: „Hier, Morris! Das ist ein Buch vom Bruder des Rippermörders, diesem Schriftsteller Bram Stoker. Weil wir Gras über die Sache wachsen lassen haben und der Name seiner Familie dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde, stand er in unserer Schuld. Als Gerüchte über die Draculageschichte aufkamen, haben wir ihn gebeten, einen Roman aus ihnen zu machen. Wenn er veröffentlicht wird, wird jeder glauben, dass es sich um reine Fiktion handelt. Wenn du ihn liest, dann überlege dir doch, ob du dich nicht noch an ein paar wissenswerte Details mehr erinnerst.“ Morris schnappt sich den Roman und nimmt ihn mit nach Hause.

Vor diesem Ereignis kommt es in London aber noch zu einer anderen denkwürdigen Angelegenheit. Davon beim nächsten Mal mehr.

-

Das war ein Abend, an dem hauptsächlich Weichen für die Zukunft gestellt wurden. Unser großes Abenteuer ist ordentlich beendet und entsprechende Epiloge sind erzählt worden. Die Optionen, von denen Scimi im letzten Beitrag geschrieben hat, sind alle noch möglich und werden von mir auch angestrebt. Während des Aufbaus von Operation Edom werden die beteiligten Agenten wohl erst Informationen sammeln und sich währenddessen mit Draculas Helfern auseinander setzen müssen.

Wie es in den Ausführungen zur Kampagnenidee „Unto the 4th Generation“ im „Dracula Dossier: Directors Handbook“ vorgeschlagen wird, bin ich an den Spieler von Quincey Morris Stokers „Dracula“ losgeworden und habe ihm den Auftrag gegeben, er solle ihn „als Quincey Morris lesen“ und entsprechend kommentieren, damit das Buch im Bücherschrank der Geheimdienstorganisation Operation Edom auch späteren Generationen von Agenten noch nützlich sein kann. Er hat zumindest erstmal angebissen. Ich bin sehr gespannt, was dabei herauskommt.

Als nächstes sind wir eine Liste mit allen bisher eingesetzten Spielerfiguren durchgegangen. Wir haben uns angeschaut, in welchem Alter die Betreffenden gegenwärtig sind, haben uns über mögliche Schicksale unterhalten und dann überlegt, welche von ihnen als mögliche Agenten von Operation Edom in Frage kommen könnten.

Zuletzt haben wir eine neue Gruppe Spielerfiguren erstellt, mit der wir beim nächsten Mal in ein neues Abenteuer einsteigen werden.
« Letzte Änderung: 18.01.2019 | 08:07 von Chiarina »
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #56 am: 18.01.2019 | 07:50 »
Cool! Ich bin gespannt, was von Helsing noch macht - oder ist das ein Faden, der lose liegen gelassen wird?

Heißt das, dass der Spieler von Morris tatsächlich Bram Stokers Dracula liest und dann wirklich Kommentare dran macht? Wäre natürlich unglaublich stark!
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #57 am: 18.01.2019 | 08:04 »
Ja, er liest tatsächlich Stokers Dracula. Ob er das fertig liest... und ob er das Buch dann auch noch ausführlich und schriftlich kommentiert... das ist die nächste Frage. Immerhin hat er mich aber darum gebeten, ihm nochmal alle Spielberichte zuzuschicken, weil er sich als Spieler an der ein oder anderen Stelle nicht mehr ganz sicher ist, wie es gelaufen ist. Das zeigt zumindest schon mal guten Willen.

Van Helsing werde ich wohl irgendwann als Nichtspielerfigur verwenden. Ich habe zwei Möglichkeiten im Kopf und muss noch ein bisschen drüber nachdenken, welche die bessere ist.
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #58 am: 15.02.2019 | 20:59 »
Deep Waters / 19. Sitzung (Einleitung)
1895, Mord auf der Themse

Beteiligte Agenten:
Francois Guillaume de Teterac (französischer Gerichtsmediziner in den Diensten der britischen Justiz, 42 Jahre)
George McCanner (Privatdetektiv, 36 Jahre)
Thomas Wallace (V-Mann mit Kontakten zur Londoner Unterwelt, 36 Jahre)
Inspector Hauke (Kommissar, 45 Jahre)
Katherine Avery (Journalistin, 27 Jahre)


River Thames

Einleitung

Unsere Geschichte beginnt mit dem Privatdetektiv George McCanner. Er macht anlässlich des Geburtstags seiner Schwester Barbara Strassow an einem schönen Sonntag im Mai mit ihr und ihrer Familie einen kleinen Ausflug mit dem Ausflugsdanpfer River Thames den Fluss entlang. Teilnehmer sind neben den Geschwistern Barbaras Söhne Charlie und Jerry sowie ihr Mann Victor Strassow. Bei bester Stimmmung schippern die Beteiligten flussabwärts durch London und machen schließlich am Wendepunkt Halt an der London Bridge, wo die Passagiere den Billingsgate Market in der nahen Lower Thames Street, Londons größten und ältesten Fischmarkt, besuchen können. Auf dem Rückweg folgen Victor und sein Schwager den anderen langsam nach, weil sie in ein interessantes Gespräch vertieft sind. Als sie aus den Markthallen heraus auf die Straße treten, kommt wie aus heiterem Himmel ein offensichtlich wild gewordenes Pferd samt zugehörigem Fuhrwerk geradewegs auf die beiden zugerast, so dass sie sich nur durch einen kühnen Sprung zur Seite in Sicherheit bringen können. Nach dem ersten Schrecken lachen alle: Der arme Besitzer sieht zu drollig aus, wie er panisch hinter seinem selbständig gewordenen Wagen her rennt, um ihn zu stoppen.

Der Zwischenfall kann die gute Stimmung nicht trüben und man passiert endlich auch das neue Wahrzeichen Londons – die erst kürzlich feierlich eingeweihte Tower Bridge. Danach widmen sich alle ihrem Sonntagskuchen. In 20 Minuten soll die Bootsfahrt vorbei sein, denn dann hat der Dampfer sein Ziel an den London Docks in Whitechapel erreicht.

Leider hat sich Victors gute Stimmung inzwischen verflüchtigt, denn anscheinend verträgt er das sanfte Schaukeln des Dampfers nicht. Der ansonsten glänzende Unterhalter schaut griesgrämig auf den Nachmittagskuchen, sieht recht grün im Gesicht aus und sagt die ganze Zeit kein Wort mehr. Selbst Charlies aufforderndes Rufen, doch endlich mal zu ihm an die Reling zu kommen, ignoriert er.

Auf einmal hören die Anwesenden den panischen Ruf eines Kindes und ein lautes Platschen. Als sie instinktiv zu der Stelle schauen, an der Charlie gestanden hat, ist dort niemand zu sehen. Während Barbara kreidebleich wird und beinahe ohnmächtig vom Stuhl rutscht, springt Victor ohne zu zögern auf, hechtet zur Reling und stürzt sich ins Wasser. Als die anderen das Reling erreichen, können sie auf der Wasseroberfläche niemanden ausmachen. George McCanner kennt Victor als guten Schwimmer und greift daher nicht in das Geschehen ein.

Irgendwann erscheint an der Wasseroberfläche reglos auf den Wellen schaukelnd der Haarschopf des Kindes. Mittels eines Seiles, einiger Rettungsringe und mehrerer Helfer wird es an Bord geschafft. Der Kleine ist bewusstlos und arg unterkühlt, lebt aber noch. Von seinem Vater fehlt weiterhin jede Spur.

Erst einige Minuten später ertönt die Stimme seines Matrosen vom Bug des Schiffes, der dort eine Gestalt ausgemacht hat, die in einiger Entfernung von der Strömung flussabwärts getrieben wird; auch sie wird an Bord geholt. Es ist in der Tat Victor, ziemlich kalt und totenbleich. Sämtliche Reanimierungsversuche scheitern. Victor ist ertrunken! Barbara fällt in Ohnmacht.

Ein Patrouillenschiff der Thames Division, einer für Fluss und Hafen zuständigen Abteilung von Scotland Yard, nimmt den immer noch bewusstlosen Charlie, seine wieder zu sich gekommene Mutter und George McCanner sowie Victors Leiche auf. Die Polizisten des Patrouillenbootes nehmen eine erste Aussage der Anwesenden auf und fragen nach Victors Identität. Dann ist Barbaras Bruder sich selbst überlassen und kümmert sich um den verängstigten Jerry.

Bald ist das nahe St. Bartholomew´s Hospital ereicht. Charlie und Barbara werden dort medizinisch versorgt. Die Ärzte sagen den Spielerfiguren, dass der Junge nicht in Lebensgefahr schwebe und auch das Bewusstsein wiedererlangen werde, jedoch strikte Bettruhe brauche. Barbara wird vorerst dabehalten. Victors Leiche wird zur Pathologie in einem Nebengebäude gebracht, wo sie bis zur Beisetzung aufbewahrt werden soll.

Bereits am folgenden Tag wird Barbara aus dem Krankenhaus entlassen. Doch sie leidet noch sichtbar unter einem Schock. In den nächsten Tagen ist sie meistens bei Charlie im Krankenhaus oder in der nahen Kirche St. Bartholomew the Less. Jerry ist immer bei ihr.

Charlie erwacht schon bald aus seiner Ohnmacht, ist aber erst nicht ansprechbar, weil ihm die Ärzte starke Beruhigungsmittel gegeben haben. Sie raten auch davon ab, das Kind sofort mit dem Tod seines Vaters zu konfrontieren. Doch Charlie fragt bei seinem endgültigen Erwachen sofort nach Victor.

Es dauert etliche Stunden, bis Barbara und George McCanner den Jungen schonend befragen können, was auf dem Dampfer vorgefallen ist. Zu ihrem Erstaunen berichtet er, wie er selbst sich an der Reling emporzog, um besser ins Wasser sehen zu können, wie sich dann plötzlich ein großer, böser, fremder Mann dicht neben ihn gestellt habe und wie er auf einmal von hinten hochgehoben und in die Themse geschleudert worden sei.

In den nächsten Tagen beginnt der Untersuchungsrichter Sir Geoffrey Dahm im Auftrag des Central Criminal Court den Fall zu untersuchen. George McCanner wird in die für den Fall zuständige vierköpfige Jury berufen, aber Sir Dahm lässt nur wenige Untersuchungen anstellen, da der Fall in seinen Augen recht eindeutig gelagert zu sein scheint. Im Wesentlichen werden Protokolle der Aussagen von Charlie, Jerry und Barbara angefertigt. Charlies Aussage über den fremden Mann misst Sir Dahm keine große Bedeutung zu, da niemand sonst diesen in der Nähe des Kleinen oder überhaupt gesehen hat. George kann sich ganz vage an einen Mann auf dem Dampfer neben Charlie erinnern. An sein Aussehen erinnert er sich aber nicht mehr. Als er Sir Dahm darauf hinweist, dass jemand Charlie in den Fluss gestoßen haben könnte, schaut dieser skeptisch und meint, dass, selbst wenn dieser Fremde existieren würde, er mit Victors Tod nichts zu tun hätte. Letztlich kommt die Jury nach kurzer Zeit zu dem Schluss, dass Victor bei einem tragischen Unglücksfall ohne Fremdeinwirkung gestorben ist.

Im Laufe der nächsten Woche werden Victors sterbliche Überreste in einer stillen Zeremonie auf dem kleinen West London Cemetery beigesetzt. Außer Barbara und ihren Söhnen – Charlie ist inzwischen wieder zu Hause – nehmen nur zwei angereiste Verwandte Barbaras, einige Nachbarn, Freunde und Bekannte aus einer ehrenamtlichen Tätigkeit Victors und Barbaras Bruder George McCanner an der Beerdigung teil. Die arme Witwe bringt zwar die ganze Zeit kein Wort heraus, wirkt aber schon wieder einigermaßen gefasst.
« Letzte Änderung: 15.02.2019 | 21:09 von Chiarina »
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #59 am: 15.02.2019 | 21:01 »
Deep Waters / 19. Sitzung (Beginn des Abenteuers)
1895, Mord auf der Themse

Beginn des Abenteuers

In den nächsten Tagen erscheint George McCanner öfter in Barbaras ruhiger Wohnung in Chelsea, führt ein paar Gespräche mit ihr und kümmert sich auch um die Kinder Barbaras. Schließlich zeigt Barbara ihm eine Zeitungsankündigung: Da der russische Außenminister, seine Durchlaucht Fürst Wladimir Alexandrowitsch Poliwanow Königin Victoria besucht, werden sich beide am kommenden Sonntag gegen 14:00 Uhr auf dem Balkon des Palastes vor dem Volk präsentieren. Anschließend findet im nahe gelegenen Hyde Park ein Volksfest statt. Der Zeitungsartikel verrät außerdem, dass sich Fürst Poliwanow insgesamt zehn Tage in London aufhalten wird. Das Wort „Volksfest“ hört sich für Barbara sehr verlockend an, da sie sich und vor allem ihren beiden Söhnen etwas Zerstreuung bieten möchte, damit diese trotz des Trauerfalls nach vorne blicken und nicht trübsinnig werden. Sie möchte mit ihren Söhnen dabei sein und bittet ihren Bruder inständig, sie zu begleiten, weil sie sich nicht in der Lage sieht, in dem Gedränge vor dem Palast und auf dem Volksfest ihre beiden Jungen allein im Auge zu behalten.

Am Sonntag, den 19. 5. 1895 begegnet George McCanner in der Menge vor dem Buckingham Palace einigen Berufskollegen: Inspector Hauke, Gerichtsmediziner de Teterac und  den umtriebigen Wallace, der überall dort auftaucht, wo das organisierte Verbrechen auch zugegen ist. Im Nieselregen verbringen die Wartenden ein wenig Zeit miteinander, wedeln mit Papierfähnchen, die Jerry und Charlie gebastelt haben, rangeln immer wieder um gute Sichtplätze und trinken mitgebrachten Tee aus Thermoskannen. Gesprächsthemen sind die aktuelle politische Weltlage und der Gesundheitszustand der Queen.

Schließlich ist es soweit: Die russische Gesandtschaft zeigt sich mit der Queen auf einem Balkon des Buckingham Palace. Das von Barbara mitgebrachte Opernglas macht die Runde und reihum wirft jeder der Anwesenden einen langen Blick auf die Queen, den Kronprinzen Edward,  den streng blickenden, beleibten Fürsten Poliwanow und die übrigen Würdenträger. Der Gerichtsmediziner de Teterac mit einem tieferen Einblick in die Kreise der Reichen und Schönen erkennt noch einen weiteren Russen: den Botschafter Graf Kalgarow. Als Charlie das Opernglas ergattern kann, geschieht allerdings etwas Überraschendes: der Knabe gibt in sachlichem Ton, als handele es sich um das Normalste der Welt, bekannt: „Mami, da oben ist er. Da oben ist der Mann!“ Charlie will auf dem Balkon den Unbekannten entdeckt haben, der auf dem Schiff neben ihm an der Reling stand, kurz bevor er einen Schlag in den Rücken erhielt und in die Themse fiel. Schnell wird klar, dass er von einem Mann spricht, der hinter dem russischen Fürsten steht. Durch das Opernglas können die Detektive ihn näher betrachten. Er ist mittleren Alters, von unauffälliger Statur, braunhaarig und scheint stechende graublaue Augen zu haben. George McCanner kann sich für seinen Teil nicht erinnern, den Mann auf dem Schiff gesehen zu haben.

Viel Zeit zum Nachdenken lassen Barbaras Söhne den Anwesenden nicht. Es zieht sie zum angekündigten Volksfest in den nahen Hyde Park. Immerhin erfahren Georges Bekannte von Victors Tod, schöpfen Verdacht und beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen.

Am folgenden Tag finden erste Beratungsgespräche statt. Inspector Hauke und der Gerichtsmediziner de Teterac beschließen, Victors Leichnam einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Die beiden Männer begeben sich zum West London Cemetery und erzählen dem dortigen Friedhofswärter so lange etwas von einem schrecklichen Verdacht und streng einzuhaltenden Gesetzesvorschriften, bis dieser vier Männer herbeiholt, die Victors Sarg wieder ausbuddeln. In der Leichenhalle schreitet de Teterac zur Autopsie und findet im Magen Victors eine größere Menge Opium... offenbar zusammen mit einem Kaffee zu sich genommen. Inspector Hauke wundert sich: Ein Mann bekommt einen mit Rauschgift versetzten Kaffee serviert und dann wird sein Sohn in den Fluss gestoßen, damit der Benommene schließlich beim Rettungsversuch ertrinkt? Eine aufwändige Art von Attentat! Während die beiden Männer den Friedhof verlassen, graben die Totengräber Victors Leiche wieder ein.

Inzwischen erkundigt sich ein Scotland Yard Mitarbeiter im Auftrag Inspector Haukes im Chesham House, der russischen Botschaft, nach der Gesandtschaft. Von den vier Soldaten in zaristischer Uniform wird er aufmerksam gemustert, kann aber problemlos passieren. Ein freundlicher Portier verweist ihn an Piotr Miussow und zeigt ihm den Weg zu seinem Büro. In Vorzimmer zu diesem Büro spricht der Mitarbeiter Inspector Haukes zunächst mit Miussows Sekretärin und erfährt, dass sich die russischen Besucher derzeit im Kensington Palace, der Herberge der britischen Krone für hohe Gäste, befinden. Ein paar Minuten später steht er Miussow selbst gegenüber. Der Mann erweist sich als hilfsbereit und will Scotland Yard ein paar Informationen zur Begleitung des Ministers zusammenstellen. Haukes Mitarbeiter hat trotzdem den Eindruck, dass er hingehalten werden soll. Miussow behauptet, die Arbeit könne eine Weile dauern, woraufhin er schnell antwortet, solange warten zu wollen. Knapp zwei Stunden später kann er Inspector Hauke deshalb eine Mappe mit einer Liste vorlegen. Diese Liste besteht aus zwei Seiten, die Miussows Sekretärin auf ihrer Schreibmaschine getippt hat und eine Aufstellung der Begleiter Fürst Poliwanows enthält. Es sind Poliwanows Stellvertreter Graf Pawel Dardanelow, zwei weitere hohe Mitarbeiter des russischen Außenministeriums (Borisutsch und Maximow), Poliwanows Sekretär Kartaschew Rakitin, sein Leibdiener, sein Koch, der orthodoxe Priester Jefim Kirillowitsch, vier Leibwächter und die Gräfin Arina Ignatjewna Snegirjowa.

Am Dienstag treffen sich die Kriminalen im ruhigen Chelsea unweit der Themse. Hier wohnen im Erdgeschoss eines gut gepflegten Mietshauses Barbara Strassow und ihre Söhne. Barbara erzählt den Anwesenden ein wenig von ihrem verstorbenen Mann. Die Spielerfiguren erfahren, dass er zwar aus Russland stammt, ihr gegenüber aber nie viel von seiner Heimat erzählt hat. Victors einziges Andenken an Russland ist ein Aquarell mit einer Stadtansicht von St. Petersburg. Es hängt im Schlafzimmer der Eheleute. In England hat Victor nach ein paar Gelegenheitsjobs schließlich Arbeit als Agent des Auktionshauses Christie´s gefunden, für das er hauptsächlich mit der Akquise neuer Versteigerungsobjekte beschäftigt und daher viel auf Reisen war.

Auf die Offenbarung Inspector Haukes, dass Victor wahrscheinlich einem perfiden Mordanschlag zum Opfer fiel, reagiert Barbara geschockt. Als die Anwesenden wissen wollen, ob Victor hier in London irgendwelche Kontakte zu anderen russischen Emigranten hatte, fällt Barbara immerhin noch ein Antiquar aus Soho ein, mit dem ihr Mann hin und wieder Schach gespielt hat. Er heißt Konstantin Pawlowitsch Porfiri und kann kein enger Freund ihres Mannes gewesen sein. Nach Victors Tod hat er sich nicht ein einziges Mal gemeldet.

Dann werden die Spielerfiguren aktiv. Inspector Hauke spricht mit seinem Vorgesetzten und fordert 10 Männer, mit denen er den Kensington Palace und die dort wohnenden russischen Gäste überwachen kann. Den Zahn kann ihm sein Vorgesetzter allerdings ziehen. Hauke muss sich eine Standpauke anhören: Ob er noch ganz dicht sei? Ob ihm nicht klar sei, dass das hier eine äußerst fragile Situation ist, bei der es von höchstem, staatstragendem Interesse ist, dass der russische Besuch in Harmonie und gegenseitigem Einverständnis über die Bühne geht? Ob er es sich in seinem Spatzenhirn nicht vorstelle könne, dass da eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung der Gesandtschaft kontraproduktiv ist? Kurz: Inspector Hauke wird freigestellt um den Fall zu untersuchen, handelt aber auf eigene Gefahr. Wenn er dabei auffliegt, wird er allein als Verantwortlicher zur Rechenschaft gezogen. Das Scotland Yard wird dann jegliche Beteiligung an der Affäre abstreiten und stellt dem Inspector auch keine Männer mehr für seine Arbeit zur Verfügung. Abtreten!

In der Zwischenzeit schlendert George McCanner durch Soho und stattet dem Antiquariat Porfiri einen kleinen Besuch ab. Es befindet sich in einer kleinen Seitenstraße, eingekeilt zwischen zwei italienische Bars. Ein erster Blick auf die Eingangstür lässt ein gebasteltes Schild erkennen: „Wegen Urlaub auf unabsehbare Zeit geschlossen!“ Der Detektiv begibt sich durch eine enge Hofeinfahrt in einen Hinterhof und schaut durch ein ebenerdiges Fenster in das Arbeitszimmer Porfiris hinein. In die Scheibe ist in Griffnähe ein kreisrundes Loch geschnitten. Der Fußboden ist mit Dokumenten, Büchern und Kleidungsstücken übersät. McCanner steigt ein und durchsucht die Wohnung. Sie erstreckt sich über zwei Stockwerke. Das Bild ist überall gleich: Hier war jemand vor ihm da, der die Wohnung systematisch auf den Kopf gestellt hat. Ein Kampf hat aber scheinbar nicht stattgefunden. Wichtige Dokumente, Pässe, Bargeld, Koffer u. ä. sind nicht vorhanden. Es sieht tatsächlich so aus, als sei Porfiri abgereist.

Schließlich erkennt McCanner im ersten Stock, dass der Kleiderschrank im Schlafzimmer leicht versetzt steht. Er rückt ihn zur Seite und stößt auf ein großes Loch in der Wand, durch das man ins Nachbarhaus steigen kann. Angrenzend befindet sich ein begehbarer Kleiderschrank mit vielen Damenkleidern. McCanner erinnert sich daran, dass sich auf dieser Seite des Hauses die Bar „Vista“ befindet. Entschlossen steigt er durch den Kleiderschrank und findet sich in einem plüschigen Liebesnest wieder. Die Bewohnerin ist nicht anwesend. Der Detektiv verlässt den Raum und begibt sich über eine Treppe ins Erdgeschoss. Hier kann er gerade noch einen handgreiflichen Streit mit dem Barbesitzer Gino Flametti vermeiden. Der Mann will verständlicherweise wissen, wie McCanner in sein Haus gelangt ist. Noch während der Detektiv aber anfängt, den Sachverhalt zu erklären, ergreift die einzige Animierdame der Bar das Wort und erzählt Flametti, dass das die Masche des Fremden sei: er brauche irgendwie ständig das Gefühl, in Eile und Heimlichkeit lieben zu müssen. Flametti stutzt einen Moment, dann grinst er, bezeichnet McCanner als einen alten Perversen, knöpft ihm ein Vermittlungshonorar ab und bittet ihn dann mit der Prostituierten wieder nach oben zu gehen.

Zurück im Zimmer der Dame will McCanner wissen, warum sie sich eingemischt habe. Diese stellt sich als Sally Lombard vor und erklärt, dass sie kein Interesse daran habe, dass Flametti von ihrer geheimen Fluchtmöglichkeit ins Antiquariat erfährt. McCanner befragt sie daraufhin zu Porfiri und erfährt, dass Sally den älteren Herrn immer recht sympathisch fand. Er sei nie durch das Loch in der Wand in ihr Zimmer eingedrungen... nur am Montag letzter Woche sei das geschehen. Da habe sie ihn auch zum letzten Mal gesehen. Er habe einen hastig gepackten Koffer dabei gehabt, höflich „Guten Tag“ gesagt und sei schnell durch die Bar nach draußen verschwunden. Bei der Eile sei auch ein Zettel aus seinem Koffer geflattert... Der Detektiv will wissen, ob Sally diesen Zettel noch besitze. Sie sucht einen Moment und entdeckt dann, dass sie ihre Puderquaste mit ihm eingewickelt hat. McCanner bezahlt die Dame für ihre Dienste und nimmt den Zettel an sich. Er enthält kyrillische Buchstaben und ein seltsames Symbol mit zwei gekreuzten Schwertern und einer Zierleiste aus Blättern. Nachdenklich verlässt George McCanner das Haus und begibt sich zu den anderen Kriminologen.

-

Das war der erste Abend in neuer Besetzung. Die Spielerin der Journalistin war krank, ihre Figur wird erst beim nächsten Mal dazu stoßen. Der Spieler von Wallace war ziemlich inaktiv, weil er noch an seiner Spielerfigur herumgebastelt hat (...oh Mann!). Das Abenteuer ist das Private Eye Abenteuer „Tiefe Wasser“, das ich vorsichtig für Night´s Black Agents konvertiert habe. Der Bezug zur Kampagne ergibt sich aber erst beim nächsten oder übernächsten Mal.

Das Abenteuer hat seine Macken. Der Anfang ist eine Zumutung und an Railroading nicht mehr zu überbieten. Der Autor hat das wohl selbst erkannt und schreibt, dass die Handlung des ersten Abschnitts auch vorgelesen werden kann. Genau das habe ich getan... nicht bevor ich ihn auch noch gründlich gekürzt habe. Der Abenteuertext ist in seiner Geschwätzigkeit auch kaum zu überbieten. Hier sind einem Fan des viktorianischen Englands die Pferde durchgegangen. Wir werden auch noch über die nebensächlichsten Dinge detailliert informiert. Etwa 80% der Informationen sind für das Abenteuer völlig irrelevant. Das geht bis hin zum Raumplan des Antiquariats, der für die Abenteuerhandlung völlig unerheblich ist. Ich habe ein Flussdiagramm für das Abenteuer gezeichnet und den Abenteuertext selbst mit übersichtlichen Kästchen gegliedert und Schlüsselwörter mit Textmarker versehen. Auf diese Weise komme ich einigermaßen zurecht und kann aus dem Textwust eine Handlung ausbreiten.

Mit der Szene vor dem Buckingham Palace habe ich die Spielerfiguren zusammen geführt, aber auch hier geschieht noch nicht viel. Durch ein paar kleine, unbedeutende Zwischenfälle habe ich den Spielerfiguren die Gelegenheit gegeben, Barbara, ihre Söhne und auch sich gegenseitig näher kennenzulernen. Wir wissen inzwischen, wie patriotisch die einzelnen Figuren sind, wie sie mit Kindern umgehen und wie sie auf Ausländer zu sprechen sind. Mit der Aufklärungsarbeit kam das Abenteuer dann endlich in Gang... aber allzu viel Zeit blieb uns nicht mehr, der Abend war schon fortgeschritten.

Warum habe ich überhaupt dieses Abenteuer ausgesucht? Es passt einfach trotz seiner Mängel inhaltlich wie die Faust aufs Auge: Ich kann ein letztes Mal noch ein paar neue, potentielle Londoner Edom Mitarbeiter einführen und mit dem Dracula-Mythos Bekanntschaft machen lassen und ich kann nach England, Rumänien und Deutschland einen vierten Staat ins Spiel bringen, mit dem sich die Agenten zukünftig herumschlagen werden müssen: Russland.

Im Moment bin ich ganz froh, dass wir den schlaffen Start ins Abenteuer hinter uns haben und beim nächsten Mal ein bisschen Zoff machen können.
« Letzte Änderung: 15.02.2019 | 22:22 von Chiarina »
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Offline Fezzik

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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #60 am: 21.02.2019 | 18:39 »
Toll, ich bin sehr gespannt wie es weitergeht !  :d
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #61 am: 15.03.2019 | 21:05 »
Deep Waters / 20. Sitzung
1895, Freunde des Volkes

Beteiligte Agenten:
Francois Guillaume de Teterac (französischer Gerichtsmediziner in den Diensten der britischen Justiz, 42 Jahre)
George McCanner (Privatdetektiv, 36 Jahre)
Thomas Wallace (V-Mann mit Kontakten zur Londoner Unterwelt, 36 Jahre)
Inspector Hauke (Kommissar, 45 Jahre)
Katherine Avery (Journalistin, 27 Jahre)


Thomas Wallace spricht zu den Freunden des Volkes

Am Abend trifft sich George McCanner mit seinen Kollegen in Barbaras Haus. McCanner berichtet von seinen Erlebnissen in Profiris Antiquariat und der benachbarten Bar. Den Zettel mit den kyrillischen Buchstaben kann Barbara, die ein wenig Russisch von ihrem Mann gelernt hat, mit etwas Mühe übersetzen:

Freund des Volkes!
Der bevorstehende Besuch macht mir Sorgen! Fast fünfzehn Jahre sind eine kurze Zeit, viel zu kurz um zu vergessen! Sei wachsam und kontaktiere niemanden – auch mich nicht! Wir können nicht wissen, ob sie über uns vielleicht bereits Bescheid wissen und uns beobachten. Ich werde versuchen von unserer Gewährsperson im Chesham House mehr zu erfahren.


Inspector Hauke inspiziert den Zettel sorgfältig und bemerkt, dass das Zeichen mit den gekreuzten Schwertern und der Blätterborte gestempelt worden ist. Dann beraten die Kriminologen über ihr weiteres Vorgehen. Eine Möglichkeit besteht darin, de Teterac seine guten Kontakte zu den Reichen und Schönen spielen zu lassen und so möglicherweise bei irgendwelchen Abendvergnügungen näher an die russische Gesandtschaft heranzukommen. Auf der anderen Seite sieht McCanner im Hinweis auf eine Gewährsperson im Chesham House ein Motiv, sich in der russischen Botschaft näher umzusehen.

Während dieser Gespräche führt Barbara eine scheinbar ernste Unterhaltung mit ihren Söhnen. Francois de Teterac kann mit anhören, dass ein gemeinsamer Besuch am Grab Victors besprochen wird. Später spricht Barbara mit ihrem Bruder George über ihre Unterhaltung. Zwar begrüßt sie es, wenn ihre Kinder den Verlust ihres Vaters beginnen zu verarbeiten und Charlie und Jerry wollen auch von sich aus dem Grab ihres Vaters einen ersten Besuch abstatten. Dennoch ist sich Barbara unsicher, wie die Kinder am Grab ihres Vaters reagieren werden und bittet ihren Bruder daher, sie am morgigen Tag zu begleiten. Francois de Teterac bietet sich ebenfalls an, mitzukommen.

Vor ihrem Heimweg bittet Inspector Hauke Barbara noch darum, Victors Zimmer und Schreibtisch untersuchen zu dürfen. Barbara erlaubt ihm das und nach kurzer Inspektion findet Hauke ein Geheimfach im Sekretär Victors, in dem sich eine kleine, unverschlossene Kassette befindet. Diese Kassette wiederum enthält den Stempel mit den zwei gekreuzten Schwertern und der Blätterborte. Wahrscheinlich ist der russische Brief an den Antiquar Porfiri also von ihrem Mann. Barbara entdeckt immer mehr Details von dem Doppelleben ihres Mannes, von dem er ihr nie erzählt hat, und entlässt ihre Gäste sichtlich verstört.

Am Mittwoch Vormittag unterhält sich George McCanner mit Sir Basil Piggot vom Auktionshaus Christie´s. Er war Victors Vorgesetzter und berichtet, Victor habe Kunstobjekte von privaten oder öffentlichen Sammlern, von denen sie sich trennen wollten, zur Versteigerung an Christie´s vermittelt und die Leute ausgewählt, die zu der Versteigerung eingeladen wurden. Piggott behauptet, Victor sei ein fähiger Mitarbeiter gewesen, der bei ihm auch Karriere hätte machen können. Doch anscheinend hat er darauf nie Wert gelegt, er bat lieber häufiger um einen eigentlich nicht vorgesehenen Urlaub, der ihm meist auch gewährt wurde. Hätte er nicht manchmal sehr wertvolle Stücke von Strohmännern russischer Privatsammler zur Auktion vermittelt, an denen Christie´s vorzüglich verdiente, wäre er wohl nicht mehr zu halten gewesen. McCanner fragt Piggott nach Victors Auslandsreisen und bekommt erzählt, dass er die zumindest nicht im Auftrag von Christie´s unternommen habe. Seltsam, denkt McCanner. Barbara hatte ihm erzählt, dass Victor seine Europareisen im Auftrag Christie´s unternimmt. Was hat der Mann auf seinen Reisen getan?

Etwas später fährt George McCanner und Francois de Teterac mit Barbara und ihren Söhnen auf den West London Cemetary, um das Grab Vistors aufzusuchen. Vor einem Grab etwa in der Mitte der Reihe, in dem sich auch Vistors Grab befindet, erblicken die Besucher eine weibliche Gestalt, die mit einem Regenmantel und einem Kopftuch gegen den leichten Regen geschützt ist und einen Strauß weißer Blumen in der Hand hält. McCanner versucht sich der Person unbemerkt in einem großen Bogen zu nähern, schließlich wird er aber doch bemerkt und die Gestalt läuft davon. McCanner und de Teterac nehmen die Verfolgung auf, springen über ein paar Grabsteine, treiben sie von zwei Seiten gleichzeitig in die Enge und erwischen die Frau schließlich kurz nach ihrem Verlassen des Friedhofs auf offener Straße. McCanner bittet sie, ihm zurück auf den Friedhof zu folgen, er wolle sich mit ihr unterhalten. Dort angekommen fragt er sie, ob sie eine Angehörige Victors sei. Zunächst streitet sie alles ab, aber ihre Ausreden sind schlecht und als ihr dann auch noch Victors Frau Barbara und deren Söhne vorgestellt wird, treten ihr Tränen in die Augen. Sie bittet die Anwesenden in ein nahes Restaurant, wo sie ihnen alles erzählen wolle.

Im Restaurant sorgt Barbara auf Anraten der fremden Frau zuerst dafür, dass Charlie und Jerry von der Wirtin in einem Nebenraum Torte zu essen bekommen. Die Kinder müssen nicht unbedingt hören, was auch immer jetzt zur Sprache kommen wird. Dann erzählt die Fremde ihre Geschichte.

Sie stellt sich als Katarina Markowa vor und gibt zu für Victor Stassow in der russischen Botschaft Informationen gesammelt zu haben. Er sei ihr Onkel gewesen, daher habe sie auch als Trauernde sein Grab besucht. Katarina sei bei einem alten Bauernehepaar in der Nähe von St. Petersburg aufgewachsen. Später habe sie als Hausmädchen bei einer Gräfin gearbeitet. Als deren Gatte als Diplomat nach London ging, habe die Gräfin Katarina überredet, mit nach England überzusiedeln. So sei Katarina an eine Stelle in der russischen Botschaft gekommen, wo sie immer noch arbeitet, auch wenn Graf und Gräfin längst wieder nach Russland zurückgekehrt sind.

Nach eineinhalb Jahren in London habe sie bei einem Wochenendspaziergang Victor kennengelernt, der sich als ihr Onkel vorstellte. Er habe Details aus ihrer Kindheit zu berichten gewusst, die Katarina davon überzeugten, dass er kein Betrüger sein konnte. Darüber hinaus habe er Katarina geholfen ein paar brennende Fragen aus ihrer Vergangenheit zu klären. Victors Worten zufolge sei Katarinas Vater ein gewisser Grigori Wassiljewitsch Stassow, wohlhabender Advokat aus St. Petersburg, gewesen. Grigori sei zusammen mit Katarinas Mutter Lisaweta 1874 bei einem Brand seines Landhauses ums Leben gekommen. Katarina sei in diesem Moment mit ihrer Amme in der Stadt gewesen und habe so den Flammen entkommen können. Jetzt in London habe Katarina auch von Victors ehemaliger Mitgliedschaft bei den Narodniki, den Freunden des Volkes, erfahren. Das sei eine revolutionäre Gruppe, die sich für gerechtere Lebensbedingungen und mehr Selbstbestimmung in Russland einsetzt und die Macht des Zaren eindämmen will. Katarinas Vater sei Victors Worten zufolge Mitglied dieser Gruppe gewesen und habe sie bis zu seinem Tod sogar angeführt. Danach soll Victor die Führung übernommen haben, habe aber schon bald aus Russland fliehen müssen. Bis zu diesem Moment habe sich Victor um die kleine Katarina gekümmert, jetzt aber das Mädchen in die Obhut eines älteren Bauernehepaares gegeben. Glücklicherweise hätten Katarinas Eltern ihrem Kind genug Geld hinterlassen, sodass Victor Katarinas Zieheltern angemessen entschädigen konnte.

Victor sei auch in London weiterhin aktiv gewesen und habe hier eine Sektion der Narodniki angeführt, die ihr revolutionäres Werk vom Ausland aus weiter fortsetzen wollten. Er habe Katarina deshalb – nicht zuletzt im Andenken ihres Vaters – darum gebeten, ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen und ihn mit Informationsmaterial aus der russischen Botschaft zu versorgen. Nach einigen Treffen mit Victor habe sich Katarina dazu bereit erklärt und ihm immer wieder Akten aus dem Chesham House besorgt, worüber Victor immer sehr glücklich gewesen sei.

Andere Mitglieder der Narodniki habe Katarina nie kennengelernt, sie wisse aber, dass die Mitglieder manchmal über Speakers Corner am Marble Arch im Hyde Park miteinander Kontakt aufnehmen.

George McCanner fragt Katarina nach dem Antiquar Porfiri, aber auch den kennt die junge Frau angeblich nicht. Wenn die Männer wissen wollen, ob er das Land verlassen habe, schlägt Katarina vor, doch einfach einmal bei der Hafenmeisterei nachzufragen, ob sich sein Name unter den Ausreisenden befindet.

Schließlich berichtet Katarina noch von ihrer letzten Begegnung mit Victor. Er habe sie dabei darum gebeten, ihr Unterlagen über die Ziele und die Zusammensetzung der Poliwanow-Delegation zu besorgen, die am Ende der darauffolgenden Woche in London eintreffen sollte. Als Katarina von Victors Tod gehört hat, habe sie diesen Auftrag aber nicht mehr ausgeführt.

George McCanner und Francois de Teterac erzählen Katarina daraufhin, dass Victor ihren Erkenntnissen zufolge wahrscheinlich nicht einem Unfall, sondern vielmehr einem äußerst gekonnt ausgeführten Mordanschlag zum Opfer gefallen sei.

Katarina nickt bitter und erzählt dann ihren Gesprächspartnern, sie würde gern etwas tun, um Victors Tod irgendeinen Sinn zu geben. Nach einer kürzeren Beratung bitten die Anwesenden Katarina darum, die Informationsmappe für Victor doch noch zusammenzustellen und ihnen zur Verfügung zu stellen. Katarina ist einverstanden und gibt an, sie werde sich beizeiten bei ihnen melden und einen Treffpunkt vorschlagen.
Im Anschluss an das Gespräch fahren George McCanner, Francois de Teterac, Barbara und ihre Söhne wieder nach Hause. Barbara gibt sich einsilbig, behauptet aber einmal, Victor habe offensichtlich nicht nur sie, sondern auch diese Katarina angelogen: die junge Frau scheint ihr doch eindeutig Victors Tochter zu sein. Die anwesenden Männer sind über die Bemerkung erstaunt, wissen aber nicht recht, was sie erwidern sollen.

Inspector Hauke erkundigt sich inzwischen bei Mr. John, dem einzigen vertrauten Mitarbeiter, der ihm nach seiner misslungenen Anfrage um Verstärkung noch geblieben ist. Mr. John hatte sich vor zwei Tagen bereits in seinem Auftrag in der russischen Botschaft umgehört und observiert nun das Kommen und Gehen im Kensington Palace, dem Ort wo die russische Delegation untergebracht ist. Besonders erfolgreich ist Mr. John allerdings nicht. Er kann unmöglich als Einzelperson einen Überblick über die diversen sozialen Verpflichtungen sämtlicher russischer Gäste gewinnen. Immerhin hat er herausgefunden, dass die in Begleitung von Fürst Poliwanow angereiste Gräfin Snegirjowa wohl seine Mätresse ist.

Am Nachmittag beschließen Thomas Wallace und Inspektor Hauke Speakers Corner einen Besuch abzustatten. Während Redner Lobeshymnen auf das britische Königshaus verlesen, aber zwischendurch immer wieder über seine Söhne und Enkel sprechen, andere zu Sprengstoffanschlägen auf die Towerbridge aufrufen, dritte die Kolonisierung Kontinentaleuropas fordern und vierte zur Solidarität mit verarmten belgischen Olivenbauern aufrufen fragen sich Inspector Hauke und Thomas Wallace, wie hier ein Kontakt mit den Londoner Mitgliedern der Narodniki in die Wege geleitet werden könnte. Wieder und wieder lesen sie die Übersetzung des Zettels, der aus dem Koffer des Antiquars Porfiri herausgeflattert ist.

Wallace stellt fest, dass er eigentlich nicht viel mehr Brauchbares enthält, als das Symbol mit den gekreuzten Schwertern und den Blättern und eine Anrede: Freund des Volkes! Schließlich legt sich Wallace ein paar Worte zurecht und betritt noch etwas unsicher die Rednerbühne. Sein Thema ist die Dekadenz der Oberschicht. Er prangert verweichlichte Regierungsvertreter an, beschwört das Fin de Siècle, klagt über die ungleiche Verteilung von Geld und Arbeit, schimpft über die Monarchie und erklärt sich immer wieder solidarisch mit den Freunden des Volkes. Eine Weile hören ihm die Umstehenden zu, irgendwann aber fliegt das erste weiche Obst und Wallace springt von der Rednertribüne wieder herunter. Dabei stößt er allerdings mit einem Mann zusammen, dessen Gesicht unter seiner breiten Hutkrempe nur schwer zu erkennen ist. Der Mann verschwindet in der Menge um die Tribüne, Wallace sieht aber, dass er auf dem Boden vor ihm ein zerknülltes Taschentuch fallen gelassen hat. Wallace ergreift es, wickelt es auseinander und findet einen Zettel: In 30 Minuten beim Megalithen.

Der Megalith ist nicht weit entfernt. Wallace und Hauke schlendern ein wenig im Hyde Park umher. Schließlich machen sie aber die Bekanntschaft mit zwei Exilrussen, die sich als Iwan und Fjodor vorstellen. Während Iwan in einiger Entfernung hinter der Gruppe geht und Ausschau hält führt der etwas jüngere Fjodor das Gespräch. Über den Tod Victors und die Ermittlungen der Kriminologen erhält er bereitwillig Auskunft. Irgendwann beginnt auch er zu erzählen und berichtet zunächst von Victors falscher Identität. In Wirklichkeit habe der Mann Grigori Wassiljewitsch Soworin geheißen.

Inspector Hauke und Thomas Wallace werden hellhörig: War das nicht der Name des Vaters von dieser Katarina, von der McCanner erzählt hat? Hört sich so an, als habe Barbara Recht gehabt: Victor hat sich den Onkel vielleicht wirklich nur ausgedacht und Katarina ist seine Tochter!

Dann hören die beiden Männer einen niederschmetternden Bericht über die Ausbeutung der russischen Landbevölkerung. Fjodor erzählt von Kinderarbeit, mangelnder Bildung, Diskriminierung, Hunger, Schlägen, Staub, schlechter Fabrikluft, unzureichenden Schlafgelegenheiten, Ungeziefer und dem Zerbrechen jeglicher sittlicher Maßstäbe. Reformversprechen des Zaren werden umgesetzt... aber auf eine Weise, dass doch alles beim Alten bleibt. In den letzten Jahren ist es häufiger zu Missernten gekommen, die die Situation noch bedrohlicher gemacht haben. Victor hat das Elend gesehen und wollte dagegen vorgehen: Er forderte eine vom Volk eingesetzte Regierung, Pressefreiheit, die Abschaffung des Eigentumsrechtes, vor allem aber die Gleichheit der Stände vor dem Gesetz. Die Narodniki wurden gegründet und leisteten unter der Landbevölkerung entsprechende Aufklärungsarbeit. Doch der Repressionsapparat der Obrigkeit zog die Schlinge um die Staatsfeinde immer stärker zusammen, verurteilte sie und schob sie in sibirische Strafgefangenenlager ab oder ließ sie gleich vollständig verschwinden. Victor und seinen Getreuen blieb nur noch das Mittel der Gewalt. Es war Victor, der vor 14 Jahren höchstpersönlich vom Pferd aus die Bombe warf, die vor dem Winterpalais in St. Petersburg Zar Alexander II. in seiner Prunkkutsche zerfetzte. Dessen Nachfolger antwortete mit der Gründung der russischen Geheimpolizei, der sogenannten Ochrana, die sich an die Fersen Victors heftete. Daraufhin beschloss Victor zu fliehen und seine revolutionäre Arbeit von London aus zu organisieren. In Russland wurden die Narodniki vollkommen aufgerieben. Victor unterhielt aber noch ein Netzwerk von Verbündeten über ganz Europa verstreut, mit dem er einen einem regen Austausch unterhielt.

Nun ist es an Männern wie Iwan und Fjodor, Victors Visionen Realität werden zu lassen. Und obwohl die russische Regierung immer mehr wie eine Raubkatze auf Beutefang greift, was ihr in die Fänge kommt, haben die Revolutionäre die Hoffnung noch nicht aufgegeben, denn – mit diesen Worten geht Fjodor zu einem Flüstern über – sie besitzen eine Geheimwaffe. Hier in London suchen sie derzeit einen Kontakt zu einem Mediziner, der sich mit ihren Ideen anfreunden kann und zu einer Zusammenarbeit bereit wäre. Gibt es so jemanden im Bekanntenkreis Inspector Haukes oder Thomas Wallace?

Erstaunt über die freimütig verkündeten Absichten der Männer blickt Thomas Wallace Fjodor tief ins Gesicht. Er sieht einen Menschen unter Zugzwang, aber auch jemanden, der glaubt, das Richtige zu tun und der davon offen und ehrlich berichtet. Wallace gemahnt Fjodor bei Gesprächen über seine Organisation vorsichtiger zu sein und nicht gleich jedem dahergelaufenen Fremden die ganze Geschichte zu erzählen. Was den Mediziner angeht liegt ntürlich nahe, die Narodniki mit Francois Guillaume de Teterac bekannt zu machen. Daher verabreden sich die vier Männer in zwei Tagen in einem Labor eines Mediziners mit dem Francois Guillaume de Teterac befreundet ist. Fjodor und Iwan wollen dann ihre Geheimwaffe mitbringen und mit dem in Aussicht gestellten Mediziner gemeinsame Pläne schmieden.

Nach ihrer Verabschiedung gehen Inspector Hauke und Thomas Wallace mit einem seltsamen Gefühl im Magen davon.

-

Die Spielerin der Journalistin war abwesend, der Gerichtsmediziner wurde von einem Ersatzspieler übernommen. Das hat aber trotzdem ganz gut funktioniert.

Insgesamt muss deutlich gesagt werden, dass es eben doch noch ein weiterer relativ gemächlicher Spieleabend mit Aufklärungsarbeit war. Dieser langsame Aufbau geht mir als Spielleiter zwar etwas auf die Nerven (mehr als ich beim Lesen des Abenteuers dachte), meine Spieler scheinen es aber gar nicht so schlecht zu finden. Außer einem Gesellen, der etwas schläfrig wurde, scheinen sie die Story zu schätzen und ziehen teilweise Querverbindungen, die mir selbst nicht ganz klar waren.

Diese Gruppe und freies Spiel sind allerdings... eine besondere Herausforderung: Bis sich hier mal jemand bei Speakers Corner aufgestellt hat und nach vier lustig-bescheuerten Vorgängern einfach ´mal selbst eine idiotische Rede vom Stapel gelassen hat... das hat gedauert! Da heißt es Mut machen, gut zureden, aufmuntern, freundlich in den Hintern treten... irgendwann ging´s dann doch – und war dann auch gleich sehr ordentlich! Ich habe mich gefreut! Aber bis es soweit ist... oh, Mann!

Gefallen hat mir jedenfalls, dass ich die Gelegenheit hatte, schon mal so einen winzig kleinen Hinweis in Richtung Dracula einfließen lassen zu können. Das wird beim nächsten Mal noch stärker werden. Dann kommt auch etwas mehr Action ins Spiel.
« Letzte Änderung: 13.04.2019 | 17:01 von Chiarina »
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #62 am: 13.04.2019 | 19:36 »
Deep Waters / 21. Sitzung
1895, Zweierlei Blut

Beteiligte Agenten:
Francois Guillaume de Teterac (französischer Gerichtsmediziner in den Diensten der britischen Justiz, 42 Jahre)
George McCanner (Privatdetektiv, 36 Jahre)
Thomas Wallace (V-Mann mit Kontakten zur Londoner Unterwelt, 36 Jahre)
Inspector Hauke (Kommissar, 45 Jahre)
Katherine Avery (Journalistin, 27 Jahre)



Francois Guillaume de Teterac im Labor seines Freundes

Am Morgen nach ihrem Treffen mit den russischen Revolutionären trudelt ein Eiltelegramm im Haus von George McCanner ein. Katarina Markowa schreibt ihm: „Vorrat komplett – stop – Treffen heute Abend 18 Uhr British Library – stop – Zeitungsraum – K.M.“ Wie üblich in diesen Tagen geht George McCanner am Vormittag zu Barbara Strassow. Dort trifft er mit seinen Kollegen zusammen und gemeinsam wird das weitere Vorgehen geplant. Zum Treffen mit Katarina Markowa wollen alle vier Männer gemeinsam gehen.

Der Zeitungsraum des British Museum liegt etwas abseits des berühmten Kuppelsaals. Auf dem Weg dorthin fallen George McCanner ein paar verdächtige Gestalten auf, die untätig im Gang vor dem Raum herumlungern. McCanner besorgt sich zuallererst einen Sitzplatz, von dem aus er den einzigen Eingang des Raumes und die nicht allzu weit entfernt befindliche Katarina im Auge hat. Der Zeitungsraum ist zur Zeit des Treffpunkts recht gut besucht, aber es befinden sich nur wenige Frauen unter den Anwesenden. Daher fällt Katarina Markowa schnell auf. Inspector Hauke schreitet auf sie zu, Thomas Wallace und Francois Guillaume de Teterac folgen kurz dahinter. Katarina Markowa ist erleichtert die Männer zu sehen und erzählt ihnen, dass sie ein paar interessante Entdeckungen gemacht habe, die sie direkt dem Aktenschrank Graf Kalganows entnommen hat. Sie schiebt Inspector Hauke eine blaue Mappe zu. Währenddessen betreten drei der zweifelhaften Gestalten aus dem Gang den Raum. George McCanner bewegt sich unauffällig auf den Letzten zu, schnappt ihn bei den Armen und hält ihn fest. Der erste der Fremden tritt von hinten auf Inspector Hauke zu. Er hat eine Zeitung in der Hand, die aber nur eine Pistole kaschiert. Deren Lauf bohrt sich unangenehm tief von hinten in den Leib des Inspektors. Der Fremde flüstert dem Inspector mit rauchiger Stimme zu: „Die Mappe, bitte!“ Sein russischer Akzent ist nicht zu überhören. Katarina Markowa seufzt laut vernehmlich: „Oh nein!“

Dann wird es hektisch: Zuerst eröffnet George McCanner das Feuer. Er schießt auf den Mann hinter Inspector Hauke, wird dann aber selbst angeschossen. Der von ihm festgehaltene Mann reißt sich los und schleudert McCanner gegen einen harten Lesetisch. McCanner ist verletzt, beißt aber die Zähne zusammen und bleibt weiter handlungsfähig. Währenddessen gelingt es Thomas Wallace einen Gegner zu entwaffnen, er schlägt ihm den Revolver aus der Hand, der unter einen Schrank rutscht und für diesen Kampf nicht mehr zur Verfügung steht. Francois Guillaume de Teterac tritt einem Gegner in die Weichteile und gibt ihm danach mit seinem Spazierstock einen gezielten Kinnhaken. Inspector Hauke schießt aus nächster Nähe auf den hinter ihm stehenden, bereits angeschossenen Mann, der daraufhin zu Boden geht. Ein weiterer Gegner rennt herbei und reißt ihm Katarina Markowas Mappe aus den Händen. Katarina selbst springt auf und verlässt mit den anderen panischen Gästen der Bibliothek fluchtartig den Raum. Dann entreißt ein Gegner Inspector Hauke die Mappe, wird aber von ihm zu Boden geworfen. Ein weiterer Gegner geht zu Boden, der letzte Mann aber – der mit der Mappe – entpuppt sich als erstaunlich hartnäckig, tritt mit seiner Beute die Flucht an und kann gerade noch auf der Schwelle des Zeitungsraumes durch einen Schuss von Thomas Wallace niedergestreckt werden. Die drei Russen sind allesamt nicht mehr bei Bewusstsein, zwei von ihnen sind schwer verletzt.

Während Francois Guillaume de Teterac bei George McCanner Erste Hilfe leistet und dessen Wunden verbindet, betreten zwei Bobbys den Leseraum und befragen die Anwesenden nach den Vorkommnissen. Inspector Hauke tritt mit der ganzen Autorität eines Londoner Inspectors auf und berichtet, dass hier soeben drei gefährliche Subjekte dingfest gemacht werden konnten. Die Bobbys schauen sich die verletzten Russen an und sagen Inspector Hauke, dass die Männer ja wohl in ein Krankenhaus müssen, oder aber wenigstens im Gefängnis medizinische Betreuung benötigen. Der Inspector stimmt zu und behauptet, dass er sich selbst darum kümmern wird.

Die Bobbys verlassen den Ort, woraufhin der einigermaßen wiederhergestellte George McCanner ausspricht, was alle denken: „Hören Sie mal, Inspector! Ich habe da eben das Feuer eröffnet und es gab eine Menge Zeugen. Da brauche ich irgendwie so eine Art Freibrief. Meinen Sie, Sie bekommen das hin?“ Inspector Hauke beruhigt den Mann: „Das geht klar. Nehmen Sie erstmal die Mappe mit und verschwinden Sie mit dem Gerichtsmediziner. Wir sehen uns morgen früh bei Barbara Strassow.“

Mit diesen Worten verlassen George McCanner und Guillaume de Teterac den Ort des Geschehens. Der Gerichtsmediziner schaut in die Mappe und findet zwei Dokumente und eine Schatulle. Die Dokumente enthalten kyrillische Schriftzeichen. Die Schatulle lässt sich leicht öffnen und ist mit Watte ausgelegt. In dieser Polsterung befindet sich ein größeres gläsernes Reagenzglas, in dem sich offenbar Blut befindet. Die beiden Männer trennen sich. George McCanner wird den Abend bei Eva verbringen, einer Dame, zu der er immer geht, wenn er sich etwas Gutes tun möchte. Nach dem stressigen Geschehen hat er den Eindruck, er könne ein wenig Zuneigung und Entspannung gebrauchen. Francois Guillaume de Teterac bringt die Mappe mit den Dokumenten und dem Reagenzglas zu einem befreundeten Mediziner, der ein eigenes Labor besitzt. Es ist ein kleines, unauffälliges Labor eines Unbeteiligten, das der Aufmerksamkeit irgendwelcher Gegner wahrscheinlich entgangen ist, wie der Gerichtsmediziner hofft. An diesem Ort ist er auch am folgenden Tag mit den Narodniki verabredet. Zuallererst tauscht er hier das Reagenzglas aus. Er legt eine ganz normale Blutkonserve in die Schatulle, das gefundene Blut verstaut er unauffällig irgendwo in einem Regal. Dann macht er mit einer Labormaus ein kleines Experiment, spritzt ihr ein wenig von dem Blut aus dem Reagenzglas und setzt sie dann in einen Käfig. Schon nach kurzer Zeit verhält sich die Maus auffällig. Sie rüttelt und nagt an dem Gitter des Käfigs und will offenbar nach draußen. Dem Gerichtsmediziner scheint es, als entwickele sie dabei eine Kraft, die für eine Maus äußerst ungewöhnlich ist. Schließlich ermattet das Tier, legt sich auf die Seite und stirbt. Die Neugier des Gerichtsmediziners ist geweckt.

Inspector Hauke und Thomas Wallace mieten sich eine größere Droschke und bringen die drei verletzten Russen in ein nahegelegenes Gefängnis. Es ist schon relativ spät, vor Ort macht nur noch ein einzelner Polizist, Sergeant Winston, seinen Dienst. Winston bringt die Russen in Einzelzellen unter, will dann aber mit Hilfe des Inspectors ein Protokoll aufsetzen. Inspector Hauke ist nicht amüsiert, aber er gibt zähneknirschend zu Protokoll, was in der British Library geschehen ist. Natürlich waren es in seiner Darstellung die Russen, die das Feuer eröffnet haben. Der Inspector weist Sergeant Winston an, den Russen eine Krankenschwester zu besorgen, er würde dann später, wenn die Männer einigermaßen ansprechbar seien, nochmal vorbeikommen, um sie zu verhören.

So geschieht es. Mitten in der Nacht erscheint Inspector Hauke mit Thomas Wallace ein zweites Mal auf der Polizeiwache. Er verhört die Russen, erfährt deren Namen und auch, dass sie zur Gesandtschaft des Fürsten Poliwanow gehören. Sie haben den Auftrag gehabt, eine Spionin aus der russischen Botschaft dingfest zu machen und zurückzuholen, was sie dort mitgehen lassen hat. Inspector Hauke setzt den Männern in seinen Verhören übel zu, beschuldigt sie britisches Recht gebrochen zu haben und versucht ihnen Unstimmigkeiten in ihren Aussagen nachzuweisen. Die Männer verlangen, dass der Inspector die russische Botschaft über ihre Gefangennahme informiert. Das ist nicht unbedingt im Interesse des Inspectors. Er sagt ihnen, dass das geschehen wird, zuerst einmal wird die Londoner Polizei aber überprüfen, ob sie nicht doch ganz gemeine Verbecher seien... und das könne dauern! Die Russen sind daraufhin erbost und stoßen übelste Flüche aus. Sie behaupten, ihre Delegation reise in wenigen Tagen wieder ab, sie würden dort benötigt. Als der Inspector störrisch bleibt, behaupten sie sogar, es werde Krieg geben, wenn sie hier unschuldig festgehalten würden! Nach den Verhören verlangt Sergeant Winston erneut, die Aussagen der Gefangenen zu Protokoll zu bringen. Wieder lässt sich Inspector Hauke widerstrebend darauf ein und schildert die Verhöre für das Protokoll so, dass die Russen in einem möglichst ungünstigen Licht erscheinen. Trotzdem schlägt der etwas eingeschüchterte Wachmann vor, sich abzusichern, dass die russische Gesandtschaft nicht drei Männer vermisse. Auch diesmal erklärt Inspector Hauke autoritär, dass er eine entsprechende Anfrage stellen werde... aber erst, wenn seine Untersuchungen abgeschlossen seien. Auf dem Rückweg in ihre Wohnungen schauen sich Inspector Hauke und Thomas Wallace schweigend an. Beide Männer wissen, dass das nicht lange gut gehen wird und sie den Fall schnell zum Abschluss bringen müssen.

Am nächsten Morgen treffen die Freunde in der Wohnung Barbara Strassows erneut zusammen und berichten von den Vorfällen nach der Schießerei in der British Library. Francois Guillaume de Teterac hat die Dokumente aus der Mappe von Katarina Markowa dabei, Barbara Strassow muss allerdings erkennen, dass ihr Russisch für eine Übersetzung der Texte nicht ausreicht. George McCanner will sich schon auf die Suche nach einem geeigneten Übersetzer machen, da kommt den Anwesenden in den Sinn, dass sie ja an diesem Tag mittags mit den Narodniki verabredet sind. Je nach Gesprächsverlauf wollen die Freunde die Narodniki darum bitten, die Texte zu übersetzen.

Das Treffen findet wie geplant in dem Labor statt, in dem Francois Guillaume de Teterac auch das Reagenzglas mit dem Blut und die Dokumentenmappen gebracht hat. Iwan und Fjodor kommen vorbei und machen einen desolaten und aufgelösten Eindruck. Auf die Frage hin, was denn los sei, erzählt Fjodor, dass ihm wohl die Ochrana, die berüchtigte russische Geheimpolizei, auf den Fersen sei, er habe jedenfalls seit der letzten Begegnung mit den Freunden nicht mehr zu Hause übernachtet. Der Grund sei der, dass während ihres Gesprächs beim Megalithen seine Wohnung durchsucht worden sei. Gestohlen worden sei ausgerechnet die erwähnte „Geheimwaffe“. Inspector Hauke will wissen, was das für eine Geheimwaffe gewesen sei und daraufhin erfahren die Anwesenden einiges. Fjodor erzählt von einem gewissen Nikolai Wiktorowitsch Jung, der im russisch-osmanischen Krieg 1877-78 als Unteroffizier ein kleines Patrouillenboot auf der Donau kommandierte. Irgendwie gelangte er in den Besitz von Kriegsbeute, darunter eine mysteriöse Phiole mit Blut. Wieder zurück in Russland betätigte sich Jung als Widerstandskämpfer und wurde Mitglied der Narodnaja Wolja, dem „Volkswillen“, einer Art innerer Zirkel der Narodniki, der die Herrschaft des Zaren mit gewaltsamen Mitteln zerschlagen wollte und auch für den Anschlag auf Zar Alexander II. zuständig war. Jung pries in diesen Kreisen die Phiole mit Blut als mögliche Geheimwaffe, deren genaue Einsatzmöglichkeiten aber erst noch erforscht werden müssen. Offensichtlich wusste er über die Geschichte der Phiole noch mehr, während des Attentats auf Zar Alexander II. war er aber auf Weltreise. Die Phiole vertraute er seinem Kompagnon Victor Strassow an. Als nach dem Attentat die Ochrana Jagd auf die russischen Revolutionäre machte, entschloss sich Jung wohl, seinem Heimatland Russland fernzubleiben. Sein weiteres Leben verliert sich im Dunkeln der Geschichte. Victor hat das Blut aus der Phiole in ein Reagenzglas umgefüllt und auf seiner Flucht vor der Ochrana nach England mitgenommen. Als sich dann vor kurzem die russische Delegation angekündigt hat, ist er unruhig geworden und hat das Reagenzglas mit dem Blut sicherheitshalber seinem Verbündeten Fjodor zukommen lassen. Nun, wie gesagt, sei das Blut gestohlen, eine große Hoffnung der Narodniki sei zerstört.

Verstohlen schauen sich die Freunde an. Es hört sich ganz danach an, als befände sich die „Geheimwaffe“ der Narodniki in ihrem Besitz. Einen zwingenden Grund, Fjodor und Iwan darüber aufzuklären, sieht jedoch niemand und daher wechselt Inspector Hauke das Thema. Er legt Fjodor und Iwan die Dokumente vor, die Katarina Markowa aus der russischen Botschaft entwendet hat, und bittet die Männer, die Texte zu übersetzen. Die erste Akte enthält die Lebensläufe und heutige Stellung aller Mitglieder der russischen Gesandtschaft, die den Fürsten Poliwanow nach London begleitet haben. Inspector Hauke fragt nach den Schützen aus der British Library und tatsächlich, die Namen der Männer tauchen in den Dokumenten auf. Sie sind als Mitarbeiter der Ochrana aufgeführt. Insgesamt hat Poliwanow sechs dieser Männer dabei. Die zweite Akte handelt von Kartaschew Rakitin, offiziell Poliwanows Sekretär, in Wirklichkeit aber ein weiteres Mitglied der Ochrana mit Sitz in Petersburg. Die Versammelten erfahren, dass dieser Rakitin schon eine Woche vor Poliwanow in London eingetroffen ist. Ein dahinter geheftetes Papier enthält Stichpunkte über das Leben Victor Strassows: vermerkt sind Angaben zu seiner Familie samt Adresse und Altersangaben, seine Anstellung bei Christies, die Arbeitsstelle seiner Frau und ein Vermerk darüber, dass Victor seinen Söhnen eng verbunden ist. Das gesamte Papier wurde mit einem breiten schwarzen Stift einmal quer durchgestrichen... ganz so, als sei der Fall inzwischen erledigt.

Eine Diskussion entsteht: Offenbar hat sich also ein Ochrana Mitarbeiter in London aufgehalten und hatte den Auftrag, Victor Strassow unzubringen. Interessant ist auch, dass jemand in der russischen Botschaft von der Angelegenheit weiß. Fjodor versucht die Freunde davon zu überzeugen, ihm die Dokumente zu übergeben. Inspector Hauke behauptet, er könne mit diesen kyrillischen Aufzeichnungen ohnehin nichts mehr anfangen und wisse jetzt das Wichtigste. Daher überlässt man sie Fjodor und Iwan. Die beiden Männer verlassen das Labor woraufhin sich die Zurückgebliebenen endlich über das Reagenzglas mit dem Blut austauschen können. Francois Guillaume de Teterac gibt sich erstaunt: das Blut soll 20 Jahre oder noch älter sein und ist immer noch nicht geronnen? Was ist das für ein Blut? Aber kaum spricht er den Gedanken laut aus, als in der Nachbarschaft auch schon laute Rufe und Trillerpfeifen zu hören sind. Die vier Freunde rennen hinaus und entdecken zwei Bobbys, neben denen ein Toter liegt: es ist Fjodor. Inspector Hauke spricht mit den Polizisten und einigen Anwesenden und erfährt nach und nach, dass Fjodor mit einem fremden, ausländisch anmutenden Mann auf offener Straße in Streit geriet. Es waren offenbar Landsleute, denn sie redeten in einer fremden Sprache aufeinander ein. Der Fremde habe Fjodor am Kragen gepackt, wüst auf ihn eingeschlagen und habe ihm dabei irgendetwas zugeraunt. Fjodor konnte dann den Angreifer zur Seite stoßen, taumelte daraufhin über die Straße und wurde dabei von einer schnell vorbeifahrenden Droschke erfasst, die ihn noch eine gewisse Strecke mitriss, bis er schließlich leblos im Straßendreck liegenblieb. George McCanner durchsucht daraufhin kurzerhand Fjodors Leichnam, die Dokumente von Katarina Markowa sind aber nicht zu finden. Auch von Iwan gibt es keine Spur.

Betrübt kehren die Freunde in ihre Wohnungen zurück. Nur Francois Guillaume de Teterac betritt noch einmal das Labor seines Freundes und führt mit dem fremden Blut ein weiteres Experiment durch. Diesmal spritzt er das Blut einer Maus und setzt eine zweite Maus in den Käfig. Die erste Maus reagiert wie die Maus beim ersten Versuch. Sie rüttelt mit ungewöhnlicher Kraft am Käfiggitter, dann stirbt sie. Die andere Maus bleibt unbehelligt. Die wissenschaftliche Neugier des Gerichtsmediziner wird stärker: Was geschähe, wenn man einem Menschen das Blut injizieren würde? Eine Weile lang ist er in Versuchung sich einem Selbstversuch zu unterziehen. Zumindest in dieser Nacht kann er allerdings noch widerstehen. Er seufzt, verlässt das Labor und geht nach Hause.

Wieder treffen die vier Freunde am nächsten Vormittag bei Barbara Strassow ein... und wieder geraten sie in eine Tragödie. Barbara zittert am ganzen Leib, ist kalkweiß im Gesicht und scheint außer sich vor Furcht und Panik zu sein. Ihr Sohn Jerry klammert sich an sie und schluchzt zum Steinerweichen. George McCanner schenkt ihr einen großen Whiskey ein. Langsam erfahren die Anwesenden, was geschehen ist: Barbara befand sich mit ihren beiden Jungen zwei Straßen von ihrem Wohnhaus entfernt und hielt ein Schwätzchen mit der Gemüsehändlerin, bei der sie gerade eingekauft hatte. Jerry und Charlie tollten herum und verfolgten sich gegenseitig laut kreischend die Straße herab. Auf die dunkle, geschlossene Hansom-Kutsche achtete Barbara erst, als sie neben Charlie hielt. Zwei Männer sprangen rasch heraus, warfen eine Decke über den Jungen, packten ihn und zerrten ihn ins Innere der Kutsche. Den herbeihastenden Jerry versetzten sie noch einen rüden Tritt und waren danach rasch verschwunden. Die ganze Entführung spielte sich mit einer solchen Geschwindigkeit ab, dass niemand außer Jerry geistesgegenwärtig war, um einzugreifen. Mehrere herbeigerufene Bobbys fanden auch keine Spur von den Gangstern. Barbara fleht ihren Bruder George McCanner und seine Freunde an, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um ihr Kind wiederzuholen. Entschlossen versichern die Freunde ihr ihre Unterstützung.

-

Die Spielerin unserer Journalistin war leider noch immer verhindert. Vielleicht fehlt sie auch noch in der nächsten Sitzung. Dann aber hat sie (hoffentlich) ihr Examen bestanden und wir sind wieder komplett.

An anderer Stelle hier im Forum wurde kürzlich behauptet, Gumshoe sei als System leider eine Enttäuschung, weil nur „rudimentär“ ausgearbeitet. Je nachdem was man von einem System erwartet, stimmt das wohl. Ich will das aber gar nicht anders haben. Das System verhilft uns zu Szenen, die typisch für das Agenten- und Vampirgenre sind, ansonsten lässt es uns doch zu einem großen Stück weit machen, was wir wollen. So sollte es sein, finde ich.

Die vergangene Sitzung passt da recht gut ins Bild, das Abenteuer hat deutlich Fahrt aufgenommen. Wir hatten eine coole Actionszene gleich zu Beginn, ein paar interessante Investigationsmomente mittendrin und eine ziemlich dramatische Spannungssteigerung von Szene zu Szene über den gesamten Abend hinweg... (und zwar interessanterweise mit einem Abenteuer für ein anderes System). Ursprünglich hatte ich für die Szene in der British Library übrigens eine Verfolgungsjagd geplant... die Schießerei war aber auch o.k., denke ich.

Für mich als Spielleiter sind besonders zwei Dinge hochinteressant: Zum einen befinden sich jetzt drei Ochrana Mitarbeiter in einem Londoner Gefängnis, die nur auf ihre Entdeckung warten, diplomatische Immunität verlangen und durch ihre Schilderung der Schießerei in der British Library den Spielerfiguren einigen Ärger bereiten können. Zum anderen ist der neugierige Gerichtsmediziner, der der Versuchung ausgesetzt ist mit dem mysteriösen Blut Selbstversuche anzustellen, natürlich eine absolut göttliche Fügung. Wahrscheinlich werde ich ein Kärtchen vorbereiten, das dem Spieler über den weiteren Spielverlauf ein paar Hinweise gibt... nur für den Fall, dass er sich das Blut irgendwann doch noch selbst injiziert.
« Letzte Änderung: 14.04.2019 | 00:40 von Chiarina »
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #63 am: 13.04.2019 | 23:22 »
Sehr schön, es macht Spaß, die “Vorgeschichte“ zu lesen. :)


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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #64 am: 11.05.2019 | 14:46 »
Deep Waters / 22. Sitzung
1895, George sieht rot

Beteiligte Agenten:
Francois Guillaume de Teterac (französischer Gerichtsmediziner in den Diensten der britischen Justiz, 42 Jahre)
George McCanner (Privatdetektiv, 36 Jahre)
Thomas Wallace (V-Mann mit Kontakten zur Londoner Unterwelt, 36 Jahre)
Inspector Hauke (Kommissar, 45 Jahre)
Katherine Avery (Journalistin, 27 Jahre)
Oliver John (Polizeibeamter, 35 Jahre)



Oliver John erreicht mit Franois Guillaume de Teterac und dem
verletzten Lord Raffles in dessen Kutsche das St. Mary´s Hospital.

Die Freunde Barbaras Strassows beschließen hinsichtlich der Entführung Charlies zwei Richtungen zu verfolgen: George McCanner will sich gemeinsam mit Francois Guillaume de Teterac den Ort anzuschauen, an dem sich die Entführung Charlies ereignet hat. Inspector Hauke sendet eine Nachricht an Scotland Yard. Er berichtet von der Kindesentführung und fordert Verstärkung an. Als die Männer aber Barbaras Haus verlassen wollen, läuft ihnen ein Botenjunge in die Arme, der George eine mündliche Nachricht übermittelt: Wenn George an Charlie interessiert sei, soll er sich am Abend gegen 18 Uhr am Marble Arch im Hyde Park einfinden. In diesem Moment wird sichtbar, unter was für einer großen Anspannung George steht, seit er von der Entführung seines Neffens gehört hat. Er greift den Boten bei den Schultern, brüllt, er solle ihm sofort sagen, wer diese Nachricht ausrichten ließ und schüttelt ihn so stark, dass dieser mit dem Kopf gegen die Hauswand schlägt. Der Bote ist völlig eingeschüchtert und verängstigt. Er erzählt, dass sein Auftraggeber ein gewisser Mr. Port gewesen sei, ein großer Mann mittleren Alters, der einen Schnurrbart trug. Er selbst arbeite für den Botendienst Army and Navy Pensioners Employment Society, die normalerweise keine mündlichen Botschaften überbringt. Da der Mann aber gut bezahlt habe, sei eine Ausnahme gemacht worden. Enttäuscht stößt George den Boten von sich, der schnell davonläuft.

Vor Ort drückt George McCanner der Gemüsehändlerin, bei der Barbara zum Zeitpunkt des Geschehens eingekauft hat, einen großzügig bemessenen Geldschein zu. Sie bestätigt Barbaras Schilderung und erzählt eine dunkle Privatdroschke sei langsam an Charlie herangefahren und habe neben ihm gehalten. Zwei Männer seien aus ihr herausgesprungen, hätten den Jungen mit einer ordinären rot-schwarz karierten Pferdedecke gefesselt und seien dann wieder mit ihm im Wagen verschwunden. Der Kutscher sei daraufhin in hohem Tempo davon geprescht. Die Frau hatte den Eindruck, dass es sich bei den Männern um Einheimische gehandelt habe.

George McCanner verabschiedet sich von ihr, beschließt aber, noch eine andere in der Nähe befindliche Informationsquelle zu nutzen. Er ist in einer Gegend, in der sich ein weiterer seiner Informanten aufhält. Normalerweise sitzt Edgar bettelnd etwa eine Straßenecke weiter. George McCanner schaut nach und entdeckt den Obdachlosen. Edgar hat den Entführungsvorgang mit angesehen und kann die Täter beschreiben: Beide waren jung, vielleicht Mitte 20. Der eine hatte wirre rote Haare, der andere eine dicke, nicht zu übersehende Hasenscharte. Aufgrund ihrer Zielstrebigkeit und dem Tempo der Männer glaubt Edgar, dass Profis am Werk waren.

George McCanners Gesichtsausdruck verhärtet sich. Er beschließt zu drastischen Maßnahmen zu greifen. Mit Francois Guillaume de Teterac geht er ein paar Straßen weiter und betritt das „Olde Jester Inn“, wo er den Barkeeper Toby kennt. Die Kneipe ist Treffpunkt für halbseidene Geschäftemacher und Unterweltkontakte. George McCanner kommt sofort auf den Punkt: „Toby, ich brauche um 18:00 Uhr zehn Leute mit Schusswaffen am Marble Arch.“ Toby runzelt die Stirn und sagt: „George, das ist eine Kneipe, keine Söldnerorganisation.“ George erleichtert sich um 100 £ und schweigt. Für den Auftrag wird er zwei Monate arbeiten müssen. Toby nimmt die Scheine und sagt: „Ich kann dir Emilio und Carlos schicken. Ob sie so schnell an Schusswaffen kommen, weiß ich nicht.“ George nickt knapp und verlässt die Bar.

Auf der Straße treffen die beiden Männern mit Inspector Hauke und Thomans Wallace zusammen, die ebenfalls das Viertel nach Hinweisen absuchen. Sie haben inzwischen Verstärkung von Scotland Yard bekommen, die aber lediglich aus Inspector Haukes verlässlichem Mitarbeiter Oliver John bestand. Außerdem befindet sich noch Katherine Avery bei den Männern, eine Journalistin vom Observer, die öfter über die Arbeit der Londoner Polizei berichtet und aus der Kindesentführung eine Story machen möchte. Nachdem George McCanner und Francois Guillaume de Teterac ihre Freunde über ihre bisherigen Erkenntnisse informiert haben, verabreden sich alle Anwesenden um 17:00 Uhr am Marble Arch. Dann beschließt Inspector Hauke, sich noch einmal Edgar, den Obdachlosen, vorzunehmen. Er spricht den Mann an und nimmt ihn mit in die Baker Street, wo er ihn vor ein Archiv mit Straftätern setzt. Der Archivar fragt Inspector Hauke, ob die Angelegenheit irgendetwas mit den Russen zu tun habe. Inspector Hauke will schon zustimmen, da mischt sich die offenbar bestens informierte Journalistin ein und behauptet, dass es in dieser Richtung keine Verbindungen gebe. Der Archivar schaut Inspector Hauke prüfend an und betont, dass er angewiesen sei, Inspector Hauke keine Unterstützung bei Nachforschungen hinsichtlich der russischen Gesandtschaft zu gewähren. Inspector Hauke knurrt: „Schon gut... lass uns an´s Archiv!“ Dann soll Edgar die Fotografien durchsehen und schauen, ob er die Entführer wiederentdeckt. Während Inspector Hauke, Oliver John und Katherine Avery auf mögliche Ergebnisse warten, setzen sie die Unterhaltung mit dem Archivar weiter fort. Als dieser über den Entführungsfall ein wenig besser aufgeklärt ist, empfiehlt er seinen Gesprächspartnern ein Gespräch mit Inspector Reynolds von der Abteilung für organisiertes Verbrechen.

Ein paar Minuten später sitzen Inspector Hauke, Oliver John und Katherine Avery in Inspector Reynolds Büro. Der Mann hört sich ihren Bericht an, grübelt ein wenig und fragt dann zuerst einmal, ob bei dieser Angelegenheit die russische Gesandtschaft irgendwie beteiligt sei. Inspector Hauke hat hinzugelernt und behauptet definitiv, dass die Entführung mit Russland nichts zu tun habe. Reynolds ist daraufhin sichtlich beruhigt und erzählt seinen Gesprächspartnern dann, dass ihn ihre Geschichte an die typische Vorgehensweise der Kidnappers erinnere. Es handele sich bei ihnen um eine Bande professioneller Verbrecher, die als „Werber“ für die Handelsmarine tätig seien, nach seinen Erkenntnissen besonders für die Ostindische Kompanie. Meisten würde sie ihre Opfer in irgendwelchen Hafenkneipen betrunken machen, anschließend überwältigen und beim Schiff ihres Auftraggebers abliefern. Mit brummendem Schädel würden die entführten Männer dann am nächsten Morgen auf irgendwelchen Seelenverkäufern, die unterwegs nach Bombay oder zu anderen Orten dieser Welt seien, wieder aufwachen. Manchmal würden die Kidnappers aber auch auf offener Straße über jemanden herfallen und ihn verschleppen, wobei sie Augenzeugenberichten zufolge immer auf dieselbe Art vorgehen: eine Hansom-Droschke hält neben dem Opfer, zwei Männer springen heraus, werfen eine Decke über den auserkorenen Mann, damit er sich nicht wehren kann, und zerren ihn dann in den Wagen. Wie viele Mitglieder die Kidnappers haben und ob es sich um eine einzige oder mehrere Banden handelt, entziehe sich Reynolds Kenntnissen. Er brichtet weiterhin, dass zwei Geheimpolizisten aus seiner Abteilung bereits versucht hätten, sich als angeblich Betrunkene in Hafenkneipen herumzutreiben um sich als Opfer anzubieten. Beide seien aber erst Monate später wieder an ihrem Arbeitsplatz aufgetaucht, weil sie das Schiff, auf das sie verschleppt worden waren, erst in Kapstadt in Südafrika wieder hatten verlassen können. Reynolds rät Inspector Hauke und seinen Begleitern stark davon ab, etwas Ähnliches zu probieren. Er könne aber noch einmal nachschauen, in welchen Hafenkneipen seine Männer damals ihr Glück versucht haben, das habe er noch irgendwo notiert. Inspector Hauke bedankt sich bei dem Mann und nennt Barbara Strassows Adresse, an die er mögliche Ergebnisse schicken soll. Da Edgar in den Archiven keinen der Täter entdecken konnte, verlassen alle Beteiligten Scotland Yard.

Ein letzter Gang führt George McCanner zu der Animierdame seiner Wahl. Auch Eva hört George McCanner ein wenig über den Entführungsfall aus. Sie weiß nichts, verspricht ihm aber, sich bei ihren Kolleginnen zu erkundigen.

Um 17:00 Uhr erreichen Inspector Hauke, Thomas Wallace, Oliver John und Katherine Avery Marble Arch am Hyde Park. Wie immer ist der Platz belebt. Einige Meter voneinander entfernt sitzen zwei gelangweilt aussehende Südländer in gerippten Unterhemden. Einer von ihnen hat eine längliche Tasche dabei, der andere eine kleinere, kompaktere Tasche. Hauke und seine Freunde beobachten die Männer aufmerksam, zunächst fällt ihnen aber nur auf, dass sie sich hin und wieder ein paar Blicke zuwerfen.

Etwas später trifft Francois Guillaume de Teterac ein, grüßt kurz seine Bekannten und schlendert unauffällig noch ein wenig weiter. Noch etwas später erreicht George McCanner den Ort. Um 18:15 Uhr taucht schließlich von der Oxford Street her kommend eine geschlossene, schwarze Kutsche auf, die neben George anhält. Die Tür wird von innen geöffnet und ein Mann bittet George mit einer einladenden Geste einzusteigen. George McCanner aber steigt auf das Trittbrett und richtet seine Pistole auf den im Inneren sitzenden Mann. Er schnauzt ihn an: „Wer bist du?“ Der Mann erwidert: „Mr. Port, setzen Sie sich doch!“ Vor Georges Pistole scheint er wenig Furcht zu haben. Da überwältigt George plötzlich eine kaum zu bändigende Wut. Er brüllt: „Wo ist Charlie, heraus mit der Sprache!“ und schießt dem Mann ins Bein. Auf dem Platz geraten erste Passanten in Aufregung. Inspector Hauke wirkt wenig beglückt. Die beiden Südländer stehen mit offenem Mund einige Meter entfernt und wissen nicht recht, wie sie sich verhalten sollen. George hält dem Mann daraufhin seinen Revolver direkt an den Kopf und wiederholt seine Frage. Er brüllt. Der Mann hält sich vor Schmerzen das Bein und ist kaum zu einer Antwort fähig. Erneut schießt George auf ihn, diesmal hat er auf seine Schulter gezielt. Der Mann rutscht auf den Boden der Kutsche, Inspector Hauke eilt herbei und versetzt George einen Schlag mit seinem Polizeiknüppel auf den Schädel. Weitere Bobbies erscheinen, überwältigen George und tragen ihn davon.

Francois Guillaume de Teterac kümmert sich um den Verletzten, informiert seine Freunde über sein weiteres Vorhaben und bringt den Angeschossenen in dessen luxuriöser Kutsche mit Hilfe von Oliver John in das nahe gelegene St. Mary´s Hospital. Er operiert ihm vor Ort die beiden Kugeln aus dem Körper und wird dabei von einem jungen Arzt unterstützt, der ganz froh darüber ist, diese Arbeit nicht selbst machen zu müssen. Schließlich wird der Mann in ein Krankenzimmer gebracht. Er schläft. Francois versucht noch etwas mehr über ihn herauszufinden. Er erinnert sich daran, dass seine Kutsche an den Türen eine Vorrichtung besaß, in die man Emailleschilder mit Wappen, einer Aufschrift oder Ähnlichem hineinschieben kann. Ein derartiges Schild war aber nicht vorhanden. Es scheint, als sei der Mann darauf bedacht gewesen, über seine Kutsche keine Hinweise auf seine Identität zu verraten. Auch Besitztümer hat er nur wenige dabei. Francois findet einen kleinen Revolver in seiner Brusttasche. Dann entdeckt er, dass der Mann einen falschen Schnurrbart trägt. Später entdeckt er, dass sich in seinem Spazierstock ein Stockdegen verbirgt.

In der Zwischenzeit beschäftigen sich Inspector Hauke, Thomas Wallace und Katherine Avery mit dem Kutscher des Mannes. Sie haben ihn festgehalten um ihn befragen zu können. Der Mann verrät seinen Gesprächspartnern, dass er der Kutscher Lord Raffles sei. Das sei der Mann gewesen, der in der Kutsche gesessen habe. Er selbst hatte den Auftrag beim Marble Arch ein oder zwei Gäste abzuholen und dann eine kleine Stadtrundfahrt zu machen. Inspector Hauke stellt sich nun als Angehöriger des Scotland Yard vor und fordert den Mann auf, sie zu Lord Raffles Anwesen zu führen. Mit einer Mietsdroschke fahren die Anwesenden an den nördlichen Stadtrand Londons und erfahren währenddessen, dass Lord Raffles Mitglied des Oberhauses ist und im Außenministerium arbeitet. Bei ihm zuhause werden sie von seiner Mutter begrüßt, die nun erfährt, dass ihr Sohn angeschossen wurde. Die Dame möchte sofort zu ihrem Sohn, daher begibt man sich zusammen auf den Rückweg in die Stadt. Im Krankenhaus erfährt Mrs. Raffles, dass ihr Sohn nicht in Lebensgefahr schwebt, aber noch einige Zeit im Krankenhaus bleiben muss. Zuerst will sie bei ihm am Bett wachen, Francois kann sie aber soweit beruhigen, dass sie wieder davon Abstand nimmt. Ihr fällt ein, dass sie am Abend eine Verabredung bei Mrs. Strongbow hat, der sie unbedingt von den jüngsten Ereignissen berichten muss. Dann rauscht sie ab.

Am Abend bleibt Franois Guillaume de Teterac im Krankenhaus, ist mit den anwesenden Ärzten in der Kantine und schaut hin und wieder nach dem Verletzten. Er will ihn befragen, sobald er wach wird.

Inspector Hauke, Thomas Wallace, Katherine Avery und Oliver John kehren ins Haus von Barbara Strassow zurück, wo ihnen Georges Schwester eine Nachricht in die Hand drückt. Inhalt: „The Grinning Rat, The Silver Inn, The Dirty Duck, Reynolds.“ Inspector Hauke begreift, dass ihn sein Kollege Reynolds hier wohl über die Kneipen informiert, in denen sich seine Leute ehemals um die Kidnappers bemüht haben.

In der letzten Szene des Abends geht es um George McCanner, der ins Zuchthaus gebracht wurde. Wie es der Zufall will, kennt er dort einen Wächter, dessen Schwester er vor langer Zeit einmal aus Verbrecherkreisen gerettet hat. Der Mann ist erschüttert, George als Gefangenen zu sehen und als er hört, was vorgefallen ist, wird er totenbleich. Da der Vorfall schnell stadtbekannt wird, erfährt er auch schon bald den Namen des Opfers. Dann spricht er George darauf an: „Was ist los mit dir, George? Du hast ein Attentat auf Lord Raffles verübt? Der Mann liegt schwerverletzt in einem Krankenhaus! Ich schätze, man wird dich dafür aufknüpfen!“ George fragt ihn daraufhin mit einem Funken Hoffnung im Gesicht nach dem Wohlergehen von seiner Schwester. Der Mann seufzt tief, überlegt einen Moment und sagt dann: „Also gut, George. In dem Hof, in dem du noch ein paar Tage deine Runden drehen wirst, gibt es einen Abfluss. An einem der kommenden Tage wird das Gitter entfernt sein. Danach bist du auf dich gestellt!“ George knurrt: „Danke, Mann!“

-

War ja klar, dass das Abenteuer bei irgendeinem der vielen Flaschenhälse früher oder später eine Eigendynamik entwickelt! Statt der Verhandlung mit dem Entführer bei einer gemütlichen Kutschfahrt ist George gleich auf ihn losgegangen. Jetzt muss ich mir zwei Dinge überlegen:
1. Was erzählt Lord Raffles, wenn er im Krankenhaus zu sich kommt? Er hat die Entführung Charlies in die Wege geleitet um von den Freunden Barbaras die Amphore mit dem Blut zu erpressen. Das kann er aber jetzt nicht mehr ohne weiteres zugeben, da seine Identität bekannt geworden ist. Wenn er behauptet, mit der Sache nichts zu tun zu haben, braucht er stattdessen jemand anderen, der die Verhandlung mit den Spielerfiguren führt.
2. Was geschieht mit George McCanner? Hier habe ich alle Freiheiten. Ich würde ihm die Flucht gern ermöglichen, sein unbedachtes Vorgehen muss aber Konsequenzen haben.

Insgesamt war´s der Abend der Fertigkeit „Network“. Ich hatte den Eindruck, der Spieler von George hätte am liebsten alle seine Punkte auf einmal herausgehauen. Besonders viele Ressourcen hat er in diesem Bereich jetzt auch nicht mehr. Es war aber für uns alle interessant zu sehen, was man sich alles leisten kann, wenn man skrupellos seinen Networkpool plündert.

Der Spieler von Thomas Wallace fehlte, dafür hat sich unser Neuzugang mit Oliver John ganz wacker geschlagen.
« Letzte Änderung: 11.05.2019 | 18:10 von Chiarina »
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #65 am: 6.06.2019 | 22:48 »
Deep Waters / 23. Sitzung
1895, Eine Nacht im Hafen

Beteiligte Agenten:
Francois Guillaume de Teterac (französischer Gerichtsmediziner in den Diensten der britischen Justiz, 42 Jahre)
George McCanner (Privatdetektiv, 36 Jahre)
Thomas Wallace (V-Mann mit Kontakten zur Londoner Unterwelt, 36 Jahre)
Inspector Hauke (Kommissar, 45 Jahre)
Katherine Avery (Journalistin, 27 Jahre)
Oliver John (Polizeibeamter, 35 Jahre)


Hafenpub "The Grinning Rat"

In der Wohnung Barbara Strassows beraten Thomas Wallace, Inspector Hauke, Katherine Avery und Oliver John ihr weiteres Vorgehen. Eine Möglichkeit besteht in der Durchsuchung des Anwesens von Lord Raffles. Die Freunde vermuten, dass der Mann Charlie gegen die Phiole mit dem Blut austauschen wollte. Vielleicht gibt es also in seinem Haus Hinweise auf den Verbleib des entführten Knaben. Jetzt, wo Lord Raffles im Krankenhaus liegt, ist es möglicherweise eine gute Gelegenheit sich bei ihm Zuhause einmal umzusehen. Allerdings rechnen die Ermittler mit Personal und kenne ja bereits die ebenfalls im Haus wohnende Mutter des Politikers. Inspector Hauke ist nicht wohl bei dem Gedanken, in das Haus eines Mitglieds des britischen Oberhauses einfach mir nichts dir nichts einzubrechen. Er hat in der Angelegenheit schon einige Male seine Kompetenzen überschritten und fürchtet berufliche Konsequenzen. Da meldet sich Katherine Avery zu Wort und behauptet, dass sie das übernehmen werde. Sie behauptet, täuschend echt aussehende Durchsuchungsbefehle fälschen zu können, die Mrs. Raffles oder irgendwelchem Personal niemals auffallen würden. Die Journalistin schätzt, dass sie die ganze Nacht dafür brauchen wird. Inspector Hauke, Oliver John und Thomas Wallace sind erfreut über diese unerwartete Möglichkeit und beginnen nun über ihre zweite Spur nachzudenken: die von Inspector Reynolds genannten Hafenkneipen, in denen ehemals von seinen Mitarbeitern nach Angehörigen der Kidnappers gesucht wurde. Die Männer beschließen, während Katherine Avery den gefälschten Durchsuchungsbefehl anfertigt, dieser Spur nachzugehen.

Mit einer Kutsche wird zunächst Francois Guillaume de Teterac aus dem Krankenhaus abgeholt. Der angeschossene Lord Raffles hat sein Bewusstsein noch nicht wieder zurückerlangt. Weil die Nachforschungen im Hafen möglicherweise schneller zu einem Ergebnis führen, schließt sich der Gerichtsmediziner seinen drei Kollegen an.

Inspector Hauke und Oliver John verkleiden sich als heruntergekommene Strolche, dann begeben sich die vier Freunde mitten in der Nacht ins Londoner Hafenviertel. In einem Abstand von etwa 10 Minuten betreten sie den Pub „The Dirty Duck“. Inspector Hauke trinkt ein paar Bier an den Thresen und hört zwei Männern in der Nähe zu, die sich gegenseitig von irgendeinem Schmuggelgeschäft erzählen. Auf seiner anderen Seite flirtet ein Gast mit einer Animierdame. An der Wand erblickt Inspector Hauke einen relativ kleinen Tisch, an dem ein alter, verwittert aussehenden Mann sitzt, der das Geschehen im Schankraum stumm beobachtet. An seiner Seite befinden sich zwei muskulös aussehende, gelangweilt wirkende Kerle.

Inspector Hauke gibt dem ihm nachfolgenden Francois Guillaume de Teterac einen Wink und dieser sucht den Weg zu dem alten Mann. Der alte Mann stellt sich als Old Sam vor und beginnt den Doktor etwas auszufragen. Francois macht einen guten Eindruck auf ihn und als er hört, dass Francois operieren kann, wird er hellhörig. Old Sam deutet an, dass er des Öfteren heikle Waren nach London schaffen lässt und es in diesen harten Zeiten dabei hin und wieder auch Schwierigkeiten gibt. Francois Guillaume de Teterac erfährt, dass es sich um Lieferungen von Munition, manchmal auch um Opium handle. Old Sam macht ihm deulich, dass er einen Arzt, der seine Männer unbürokratisch behandeln würde, gut gebrauchen könne. Francois Guillaume de Teterac will wissen, an was für Behandlungen er dabei denke. Old Sam zuckt mir den Schultern und meint, es gäbe in seinem Metier hin und wieder Verletzungen durch Schießereien und andere Kämpfe. Der Chirurg nickt zunächst etwas zurückhaltend, aber die beiden Männer verstehen sich überraschend gut, trinken viel Alkohol und am Ende verrät der Mediziner dem alten Schmugglerboss die Adresse des Labors seines Freundes, wo er Verletzte hinschicken könne, wenn sie von ihm behandelt werden wollten.

Währenddessen schlendert Oliver John mit einem Bier in der Hand von Tisch zu Tisch und hört sich etwas um. Er stößt schließlich auf zwei Schotten, mit denen er sich schnell anfreundet, weil er sich mit ihnen auf Gälisch unterhalten kann. Nach einer Weile erfährt Inspector Haukes Assistent, dass die Schotten gern auf einen Whiskey hier vorbei kommen. Wirklich informativ ist die Unterhaltung aber nicht.

Zuletzt betritt Thomas Wallace den Pub und stößt zu seiner Freude auf Henry Saunders, einen seiner bekannten Informanten aus Unterweltskreisen. Über ihn erfährt Thomas Wallace, dass „The Dirty Duck“ eine Schmugglerkneipe ist. Zwar würden sich hierher hin und wieder auch Mitglieder der Kidnappers verirren, ihre eigentlichen Absprachen und Geschäfte würden aber in der „Grinning Rat“ getätigt.

Die vier Männer werfen sich vielsagende Blicke zu, schließlich verlassen sie den Pub und machen sich zum nächsten auf: „The Grinning Rat“. Diesmal begibt sich Thomas Wallace als erster in das Etablissement. Er steht noch nicht lang an den Thresen, da wird er bereits von einer etwas zudringlichen Dame angesprochen. Wallace´ Freunde folgen ihm in zeitlichem Abstand und stellen fest, dass sich ihr Spezialist für die Unterwelt mit der hübschen, aber etwas verlebten Chandra Jevers bereits in einem angeregten Gespräch findet. Er erfährt von leckeren Pfannkuchen, die die Schöne braten kann... warum nicht für ihn? Sie wohne nicht weit entfernt.

Wenig schlendert Thomas Wallace in Damenbegleitung durch den Londoner Hafen. Inspector Hauke und Francois Guillaume de Teterac folgen dem Paar unauffällig. Oliver John hat für diesen Abend genug. Vielleicht hätte er einen Whiskey weniger trinken sollen.

Am Regent´s Canal beginnt die Dame an Thomas Wallace´ Seite laut hörbar zu seufzen. Die Stimmung ist romantisch, das junge Glück schaut zum Mond hinauf... dennoch erkennt Thomas Wallace die Gefahr der sich ihm von hinten nähernden Kutsche noch rechtzeitig. Zwei Männer springen aus dem Wagen und versuchen ihm eine Decke über den Kopf zu werfen. Thomas Wallace dreht aber Chandra Jevers überraschend in Richtung der Männer. Die Decke verhüllt die Dame, nicht ihn. Wenige Augenblicke später ist Inspector Hauke und Francois Guillaume de Teterac vor Ort. Der Inspector schießt einem der Angreifer ins Bein, der Mediziner kann den Kutscher ergreifen und festhalten, der dritte Mann entkommt in den Gassen Londons.

Die Ermittler bringen ihre beiden Gefangenen und die Prostituierte in das Labor des Freundes von Francois Guillaume de Teterac. Hier werden die beiden befragt und Inspector Hauke ist dabei nicht zimperlich. Er drückt dem ohnehin schon angeschossenen Mann bei zweifelhaften Antworten und offensichtlichen Lügen auf die Schusswunde, was ihn regelmäßig laut aufschreien lässt. Eine Weile leistet der Mann Gegenwehr, schließlich erfahren die Männer aber doch, was sie wissen wollen. Ihre Gefangenen gehören zu den Kidnappers und haben von der Entführung eines Kindes gehört. Verantwortlich dafür sei Harry, die Hasenscharte, der auf einem Hausboot an einem Kai des Hope Docks in der Nähe der London Docks in Shadwell wohnt. Wo sich der Mann und das Kind derzeit aufhalten, ist nicht bekannt.

Als Inspector Hauke und Thomas Wallace das Labor verlassen dämmert bereits der Morgen. Sie haben die Prostituierte und den Kutscher in eine Abstellkammer des Labors eingesperrt. Francois Guillaume de Teterac hat nach einigem Zögern beschlossen, dem Angeschossenen Kriminellen die Kugel aus dem Bein zu operieren. Er bleibt deshalb zurück. Inspector Hauke und Thomas Wallace aber machen sich auf den Weg zur Wohnung von Barbara Strassow und holen Katherine Avery ab. Es gibt jetzt Wichtigeres als einen Durchsuchungsbefehl für das Haus Lord Raffles. Die Journalistin folgt den Männern zum Hope Dock, wo sie hoffen Harry, die Hasenscharte aufspüren und Charlie befreien zu können.

-

Das war eine relativ kurze Sitzung mit viel Rollenspiel und etwas intensiver ausgespieltem Lokalkolorit des Londoner Hafens. Wir hatten ein wenig das Problem großer Gruppen, deren Mitglieder sich dann auch noch trennen: George McCanner sitzt im Gefängnis, wo er noch ein paar Tage bleiben wird. Katherine Avery war einen Großteil der Sitzung mit dem Fälschen des Durchsuchungsbefehls beschäftigt. Zumindest sie ist beim nächsten Mal wieder mit von der Partie... und für den Spieler von George muss ich mir vielleicht noch eine Figur ausdenken, die er vorläufig anstelle Georges ins Spiel bringen kann.

Ansonsten läuft die Sache zwar langsam, aber in eine gute Richtung. Der Showdown ist bereits greifbar nahe. Ich habe von meinen Spielern auch endlich mal ein wenig Feedback bekommen und gehört, dass ihnen diese viktorianische Epoche durchaus Spaß macht. Das hat mich gefreut. Ein Weilchen möchte ich schon noch gern in dieser Zeit weiterspielen.
« Letzte Änderung: 6.06.2019 | 23:30 von Chiarina »
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #66 am: 18.06.2019 | 04:52 »
Deep Waters / 24. Sitzung
1895, Charlies Rettung

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Inspector Hauke (Kommissar, 45 Jahre)
Katherine Avery (Journalistin, 27 Jahre)
Oliver John (Polizeibeamter, 35 Jahre)


Eine Schleuse wird passiert

Am Hope Dock angelangt erwartet die Gruppe eine unansehnliche Szenerie. Die meisten hier ankernden Hausboote sind alt und vergammelt. Auf vielen von ihnen scheinen auf engstem Raum viele Großfamilien zu leben und es sieht so aus als müsse nur der nächste Sturm kommen, um die meisten der klapprigen Behausungen unter dieser Belastung endgültig auseinander brechen zu lassen. Inspector Hauke spricht einen alten Fischer an, der auf dem Kai gerade sein Netz sortiert. Er fragt ihn nach dem Hausboot des Mannes mit der Hasenscharte. Der alte Fischer schaut den Polizisten erstaunt an und verlangt erst einmal drei Pence. Hauke gibt ihm zwei und erfährt dann, dass Harry, die Hasenscharte ein kleiner Zuhälter ist, der seine Finger aber auch noch in irgendwelchen größeren krummen Geschäften hat. Seltsamerweise habe er sein Hausboot gestern aus dem Hope Dock heraus gebracht, was sehr ungewöhnlich sei. Schließlich könne er nicht wissen, ob sein Platz bei seiner Rückkehr noch frei ist! Der Mann zeigt den Ermittlern die Stelle, an der das Boot normalerweise verankert ist, mehr erfahren sie aber nicht. Katherine Avery versucht nun noch ein Gespräch mit den Bewohnern eines benachbarten Schiffes in Gang zu bringen. Sie bekommt eine mollige Frau Mitte 30 zu sprechen, auf deren Boot sich eine Menge Kinder unterschiedlichsten Alters befinden. Emily Baker berichtet, dass Harry, die Hasenscharte am Vormittag des vergangenen Tages in Begleitung eines Rothaarigen und eines apathisch wirkenden kleinen Jungen sein Hausboot betreten habe. Kurze Zeit später habe sich das Boot in Bewegung gesetzt und das Hafenbecken verlassen. Sie habe aufgepasst, ob Harry ihrer ältesten Tochter vielleicht wieder seine üblichen Obszönitäten zurufe, gestern habe er es aber offenbar eilig gehabt und wortlos sein Boot auf die Themse zu gesteuert. Katherine will wissen, was Harry für ein Boot besitzt und erfährt, dass es leicht zu erkennen sei, weil er an seinem Bug eine Haifischschnauze, die ihre Reißer bleckt, aufgemalt habe. Schließlich erfährt sie noch, dass das Boot sicherlich flussaufwärts gefahren sei, denn themseabwärts sei der Fluss zu mächtig, die Tide zu stark und der Verkehr der großen Schiffe zu dicht für solche zerbrechlichen Boote wie die vom Hope Dock.

Inspector Hauke, Oliver John, Katherine Avery und Thomas Wallace setzen sich in ihre Kutsche und nehmen die Verfolgung auf. Sie fahren am Nordufer der Themse auf Windsor zu, vorbei an unzähligen Schleusen, die die Schiffe von einem Flussniveau auf ein anderes befördern. Bei einigen der Schleusenwärter fragen sie nach dem gesuchten Hausboot und bekommen zuverlässig Antwort. An das auffällig bemalte Boot können sich alle erinnern. Scheinbar können die Verfolger schnell aufholen, das Boot bewegt sich nur langsam den Fluss hinauf. Hinter Windsor machen sie einen kleinen Umweg um vom Fluss aus nicht gesehen werden zu können. Sie steuern eine weiter flussaufwärts befindliche Schleuse an und erfahren vom dortigen Schleusenwärter, dass das Boot an dieser Schleuse noch nicht vorbeigekommen ist. Daraufhin zeigt Inspector Hauke dem Mann seine Dienstmarke, erklärt ihm, dass sie im Zusammenhang mit einer Strafverfolgung unterwegs seien und er sich bitte in sein Wärterhäuschen zurückziehen und abwarten soll. Der Mann wird blass, tut aber, was man ihm sagt. Dann warten auch die Ermittler ab.

Gut zwei Stunden später können sie sehen, wie sich das gesuchte Hausboot der Schleuse nähert. Nachdem es in die Schleuse eingefahren ist, schließt Inspector Hauke das passierte Tor. Er gibt sich als Schleusenwärter aus, kassiert die Schleusengebühr und gibt vor, mit Oliver John das hintere Schleusentor zu öffnen. Dabei beginnt er laut zu fluchen und versucht den Eindruck zu erwecken, als hätte sich irgendeine Mechanik verkantet sodass das Tor nicht zu öffnen sei. Harry die Hasenscharte fällt auf den Trick hinein und verlässt etwas später sein Boot um sich die Sache einmal anzuschauen. Dabei versetzt ihm Inspector Hauke einen Schlag mit einem Hammer auf den Schädel und Oliver John verpasst ihm einen zusätzlichen Tritt. Harry wird schwer verletzt und verliert das Bewusstsein. Allerdings kann er noch einen lauten Schmerzensschrei ausstoßen und alarmiert so seine im Boot befindlichen Kompagnons.

Von der anderen Seite haben sich bereits Thomas Wallace und Katherine Avery Zugang zum Boot verschafft. Thomas Wallace späht an einem Vorhang vorbei, der eine Glasscheibe in der Tür zum Inneren des Bootes abschirmt. Er erkennt, dass dort in einer Ecke des Raumes ein Mann mit slawischen Gesichtszügen auf einem Stuhl sitzt: Victors Mörder! Vor ihm auf einem Tisch sitzt Charlie, der von dem Osteuropäer mit einem Arm umschlungen gehalten wird. Der Mann scheint außerdem mit gepresster Stimme irgendwelche unverständlichen Wörter von sich zu geben. Wenig später erhebt sich ein weiterer Mann von einem Bett und bewegt sich auf die Tür, an der sich Thomas Wallace befindet, zu. Es scheint sich um den Rothaarigen zu handeln, von dem Katherine Avery am Hope Dock schon gehört hat. Dieser Rothaarige öffnet schließlich die Tür und wird von Thomas Wallace, Katherine Avery und dem herbeigeeilten Inspector Hauke angegriffen. Nur Oliver John ist zu einem seitlich befindlichen Fenster geeilt und nimmt den Russen, der noch immer Charlie wie ein Schutzschild vor sich hält, aufs Korn.

Schnell und skrupellos wirft der Russe eine Granate in Richtung der Tür. Eine Explosion zerreißt die angespannte Stille. Inspector Hauke und Thomas Wallace werden leicht verwundet, Katherine Avery steht etwas erhöht in der Kabine mit dem Steuerrad und bleibt deshalb verschont. Auch Charlie bekommt etwas ab und beginnt laut zu schreien. Der skrupellose Osteuropäer bleibt verschont, weil er sich zum größten Teil im Explosionsschatten Charlies befindet. Das Hausboot beginnt langsam zu sinken.

Dann entbrennt ein erbitterter Kampf. Oliver John schießt mehrfach durch das Seitenfenster des Bootes, kann das Kampfgeschehen aber nicht entscheidend beeinflussen. Katherine Avery und Inspector Hauke schalten zunächst den Rothaarigen aus. Thomas Wallace bewegt sich auf den Russen zu. Die beiden Männer beschießen sich gegenseitig, dann aber versucht der Mörder zu fliehen. Er windet sich behende am angeschlagenen Thomas Wallace und an Inspector Hauke vorbei ins Freie, wird dann aber auf seiner Flucht zur Strecke gebracht. Der Sieg ist da! Inspector Hauke und Thomas Wallace sind verwundet, auf der Gegenseite sind drei schwer verletzte Männer, die nicht mehr bei Bewusstsein sind. Oliver John gelingt es, das sinkende Hausboot noch aus der Schleuse heraus ans Flussufer zu steuern. Auf diese Weise wird der Bootsbetrieb nicht noch länger behindert.

Dann werden alle Beteiligten in die Kutsche gebracht. Katherine Avery redet Charlie beruhigend zu, der allerdings vor Schmerzen noch lange Zeit wimmert. Schließlich begibt sich die Kutsche auf den Rückweg nach London. Als nach einer Stunde einer der schwer verletzten Gegner stirbt und die anderen Männer nur noch schwach atmen, beschließen die Ermittler, einen Landarzt aufzusuchen. Doctor Wilde stabilisiert deren Wunden und verordnet strengste Bettruhe. Oliver John bleibt vor Ort und achtet darauf, dass die Überlebenden nicht die Flucht ergreifen.

Zurück in London liefern Inspector Hauke, Thomas Wallace und Katherine Avery zuallererst Charlie bei seiner Mutter Barbara ab, die ihn glücklich in ihre Arme schließt. Der verwundete Knabe wird dann aber ins St. Marys Hospital gebracht. An diesem Ort wollten die Ermittler eigentlich Lord Raffles zur Rede stellen. Sie geraten aber stattdessen in eine Art Pressekonferenz und erfahren von den dort befindlichen Journalisten, dass sich Lord Raffles am Vormittag die Pulsadern aufgeschlitzt hat. Der Mann habe einen Abschiedsbrief hinterlassen, der aber von einem Regierungsvertreter konfisziert worden sei. Angeblich enthalte er im Wesentlichen die Bemerkung, dass Lord Raffles von seiner Stelle im Außenministerium zurücktrete. Inspector Hauke wirbt zwei Gelegenheitsarbeiter an, drückt ihnen etwas Geld in die Hand, verspricht ihnen später noch etwas mehr und schickt sie dann aufs Land. Sie sollen Oliver John ablösen. Gegen Abend erreicht der Mitarbeiter des Inspectors London. Zusammen fahren Inspector Hauke, Oliver John, Katherine Avery und Thomas Wallace zu Francois Guillaume de Teterac und laden ihn mit in ihre Kutsche. Sie wollen Lord Raffles Büro unter die Lupe nehmen um noch weitere Details über seine Verbindungen zu der russischen Gesandtschaft herauszufinden. Dort angekommen werden sie allerdings von einem gut gekleideten älteren Herrn begrüßt, der sich als Edward Webb, Privatsekretär des Premierministers, vorstellt. Er fragt nach den Namen der Neuankömmlinge und erzählt ihnen dann, dass der Premierminister sie sofort zu sehen wünscht. In einer großen Kutsche, gefolgt von zwei Kürassieren, werden die Ermittler in die Downing Street No. 10 und an mehreren Wachen vorbei von Edward Webb in ein Kaminzimmer im Erdgeschoss gebracht, wo sie von einem Bediensteten um ihre Waffen erleichtert werden. Hier bleiben die Freunde eine Weile für sich und müssen lange warten. Immerhin bringt ihnen nach einiger Zeit ein Butler Tee und einen kleinen Imbiss. Er erzählt, dass im ersten Stock noch eine Kabinettssitzung stattfinde, die leider für ihre Wartezeit verantwortlich sei.

Schließlich kehrt Edward Webb zurück. Ihn begleiten Sir Malcolm Balbriggan, der gegenwärtige Außenminister, und Sir Archibald Philip Primrose, der Premierminister höchstpersönlich. Sir Primrose und seine Begleiter scheinen nicht daran interessiert zu sein, eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu schaffen, denn nur Sir Balbriggan setzt sich, während der Premierminister, der das Wort ergreift, auf und ab geht.

Er hält erst einmal einen allgemeinen Vortrag über die politische Situation in Europa und gibt den Anwesenden zu verstehen, warum Großbritannien derzeit seine Beziehungen zum russischen Zaren zu verbessern sucht. Dann spricht er über die jüngsten Ereignisse: „Wenn jetzt auf einmal bekannt würde, dass Russland mit Duldung eines Mitglieds der britischen Regierung auf britischem Boden einen russischen Terroristen liquidiert habe, sind die Folgen innen- und außenpolitisch unabsehbar. Das Ansehen des Empires ist in ernster Gefahr.“ Weiter heißt es, dass innenpolitisch ein Sturm der Empörung drohe, aber auch außenpolitisch mit ernsten Konsequenzen zu rechnen sei. Die Ermittler müssten deshalb zu Verschwiegenheit verpflichtet werden.

Etwas überrascht angesichts der Informationen, die der Premierminister hier offenlegt fragen die Anwesenden nach weiteren Hintergründen. Es wird deutlich, dass sie selbst noch ein wenig Aufklärungsbedarf haben. Schließlich kommt die Rede auch auf die Phiole mit dem Blut. Der Premierminister ist darüber informiert, dass die russischen Terroristen dieses Blut besessen, aber verloren haben. Er weiß auch, dass die russische Gesandtschaft dieses Blut gern in ihren Besitz gebracht hätte, bisher aber in dieser Hinsicht noch keine Erfolge erzielen konnte. Mit scharfem Blick fragt er dann, ob den Anwesenden bekannt sei, wo sich das Blut befinde. Inspector Hauke und seine Freunde winden sich etwas, behaupten aber schließlich, dass sie keine Ahnung hätten. Der Premierminister appelliert daraufhin an das patriotische Gewissen der Ermittler. Inspector Hauke erzählt ihm daraufhin, dass er hinsichtlich des Blutes bereits eine heiße Spur verfolge, aber erst in ein paar Tagen vorzeigbare Ergebnisse zu erwarten seien. Ein weiterer scharfer Blick trifft Inspector Hauke: „Was für eine Spur ist das?“ Wieder windet sich der Kriminologe und versucht einer Antwort auszuweichen. Er erzählt von einer brisanten Ermittlungslage, die bei unbedachtem Vorgehen schnell in einem Fiasko enden könne. Da ihn der Premierminister aber weiterhin streng anblickt, sagt er schließlich: „Sir, wir wollen einfach nicht, dass das Blut den Russen in die Hände fällt.“ Bei diesen Worten wird der Ausdruck des Premierministers weicher. Milde antwortet er: „Gentlemen... Mrs. Avery... das will niemand hier in der britischen Regierung. Wir wollen vielmehr fähige Männer und Frauen, die aus patriotischer Verantwortung für Queen und Empire diesen Dingen nachgehen... Phiolen mit Blut, schreckliche Ritualmorde des Rippers und seltsame Schriften und Berichte dieses in Rumänien verschollenen niederländischen Mediziners... in letzter Zeit haben sich hier sonderbare Dinge ereignet. Vielleicht können wir sie zu unseren eigenen Gunsten nutzen. Dafür brauchen wir ein Team von Spezialisten, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit neue Mittel und Wege ersinnt, um unserem geliebten Land seine Vormachtstellung zu sichern. Wir sind bereits dabei, unseren Geheimdiensten eine Sonderabteilung hinzuzufügen, die sich um diese Dinge kümmern wird. Nach den Ereignissen der vergangenen Tage möchten wir sie gern auf unserer Seite wissen und bieten ihnen deshalb einen Platz in dieser Abteilung an. Wir gehen davon aus, dass die erwähnte Phiole mit dem Blut dann schnellstmöglich zu Forschungszwecken bereit stehen wird.“ Die Ermittler schauen sich mit großen Augen an. Schließlich räuspert sich Inspector Hauke und versichert dem Premierminister, dass es ihm eine Ehre sein wird, in einer solchen Abteilung seiner vaterländischen Pflicht nachgehen zu können. Auch die anderen Anwesenden stimmen zu. Schließlich aber bringt Thomas Wallace die Rede auf George McCanner, der zumindest zu Beginn des Falles einen erheblichen Anteil an ihren Fortschritten gehabt habe, nun aber unglücklicherweise inhaftiert worden sei. Der Premierminister antwortet: „Er hat einen unserer Politiker angeschossen. Das sollten wir nicht vergessen. Ich werde ihm aufgrund seiner Verdienste ein kleines Gut in den Kolonien zukommen lassen. Es gibt unangenehmere Schicksale.“ Mit einem kurzen, freundlichen Gruß verlässt Premierminister Primrose die Anwesenden.

-

Diesmal waren nur vier Spieler anwesend, was aber völlig o.k. war. George saß im Knast, Francois hat Gefangene bewacht und die verbliebenen vier Ermittler haben völlig ausgereicht, um den Showdown auf dem Hausboot für sich zu entscheiden.

Der Kampf auf dem Boot war in Ordnung und hat regeltechnisch ganz gut funktioniert. Ich habe diverse Thriller Combat Options eingesetzt, der Einsatz der Handgranate war eine nette Überraschung. Trotzdem sind die Spielerfiguren nicht wirklich schwer in Bedrängnis geraten. Insgesamt habe ich das Abenteuer als passabel, aber auch etwas schwerfällig und behäbig empfunden. Demnächst darf es auch ´mal wieder etwas grenzwertiger werden.

Spannend fand ich allerdings die letzte Szene, die ja quasi die erste Phase unserer Kampagne beendet hat. Operation Edom ist jetzt komplett und kann mit der Arbeit beginnen. Hier unsere Gründungsmitglieder im Jahr 1900, dem Datum des nächsten Abenteuers (über die Ambitionen Dr. Jack Sewards wird noch verhandelt, vielleicht bleibt er einfach ein Kontakt):

Miss Annie Smith Peck (amerikanische Archäologin, 50 Jahre)
Inspector Hauke (Kommissar, 50 Jahre)
Mr. Andrew F. Crosse (britischer Geologe, 48 Jahre)
Francois Guillaume de Teterac (französischer Gerichtsmediziner in den Diensten der britischen Justiz, 47 Jahre)
James Clockwork (ehemaliger Kutscher Abraham Van Helsings, 42 Jahre)
Thomas Wallace (V-Mann mit Kontakten zur Londoner Unterwelt, 41 Jahre)
Oliver John (Polizeibeamter, 40 Jahre)
Mr. Jackson (Miss Annie Smith Pecks Leibwächter, 37 Jahre)
Quincey Morris (texanischer Abenteurer, 36 Jahre)
Arthur Holmwood (reicher Aristokrat, 33 Jahre)
Katherine Avery (Journalistin, 32 Jahre)
« Letzte Änderung: 18.06.2019 | 11:23 von Chiarina »
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« Antwort #67 am: 6.09.2019 | 22:45 »
Down in the Sully Gardens / 25. Sitzung (1. Teil)
1900, Letzte Worte

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Francois Guillaume de Teterac (französischer Gerichtsmediziner in den Diensten der britischen Justiz, 47 Jahre)
Inspector Hauke (Kommissar, 50 Jahre)
Katherine Avery (Journalistin, 32 Jahre)
Andrew F. Crosse (britischer Geologe, 48 Jahre)
Freddy William Bennett (Maler und mehr, 22 Jahre)


Die Phonographenwalze von Dr. James Sully

Seit fünf Jahren trifft sich der Edom Club einmal im Monat an wechselnden Orten in London. Eine Geheimdienstabteilung ist um die Mitglieder des Clubs noch nicht entstanden, auch wenn einige äußere Anzeichen in diese Richtung weisen. Hin und wieder werden die Clubmitglieder während ihrer Treffen von einem Knaben aufgesucht, der sich mit dem Codewort „Perveniet Calix“ (Er/Sie wird den Kelch bekommen) als Bote der Regierung ausgibt, für neue Informationen sorgt und manchmal auch Anweisungen überbringt. Unterzeichnet sind die Botschaften von einem mysteriösen Mr. H.

Am 12. Juli 1900 scheinen die Mitglieder bei ihrem gemeinsamen Lunch lediglich ein wenig plaudern und fachsimpeln zu wollen. Dann aber geschieht doch noch etwas mehr: der bekannte Botenjunge erscheint, nennt das Codewort und überbringt eine mit „H“ unterzeichnete Eilbotschaft. Die Botschaft enthält die Aufforderung an den Club Edom, sofort einige Mitglieder zur Royal Institution of Great Britain in die Albemarle Street zu schicken. Vor Ort würden sie dann mit einem Regierungsvertreter zusammentreffen, der sie über die aktuelle Situation informieren und mit einer angemessenen Tarnidentität ausstatten werde.

Nach einer kurzen Diskussion erklären sich vier Männer und eine Frau bereit, besteigen eine Kutsche und fahren zum angegebenen Ort. Einer von ihnen ist Freddy William Bennett, das jüngste Mitglied, von dem niemand weiß, wie er eigentlich Zugang zum Edom Club gefunden hat. Er wird vom ein oder anderen deshalb hin und wieder mit leichtem Misstrauen beäugt.

In der Albemarle Street angekommen erkennen die Agenten schnell, dass das gesamte große Gebäude der Royal Institution of Great Britain von Beamten des Scotland Yard abgeriegelt wurde. An der Straße vor dem großen Gebäude parkt eine Kutsche mit dem Emailleschild „Chief Inspector of Explosives“.

Noch bevor sich die Agenten genauer umsehen können, tritt ein junger Mann Mitte 20 auf sie zu, der sie fragt, ob sie die Gentlemen des Edom Clubs seien. Dann spricht er „Perveniet...“ und bekommt von Inspector Hauke die Antwort „...Calix“. Im Folgenden stellt sich der Mann als Chad vor und händigt den Agenten eine Mappe mit Informationen zu einem gewissen Dr. James Sully aus. Der Mappe ist zu entnehmen, dass der Mann ein fortschrittlich eingestellter Psychiater und ehemaliges Mitglied des X Clubs ist, der seit einem Jahr experimentelle Psychologie im Auftrag der University of London betreibt. Seine Sitzungen halte er in der „Royal Institution of Great Britain“ ab, in dem Gebäude, vor dem die Agenten sich befinden, ganz in der Nähe des St. George´s Hotel, wo sich ehemals der X Club getroffen hatte. Sully sei nicht vorbestraft und erst später zur Psychologie gekommen. Er habe vorher schon Literatur und Philosophie studiert und auch in diesen Bereichen hervorragende Leistungen erbracht.

Chad klärt sie über den wahren Grund ihrer Anwesenheit auf: Vor einigen Stunden habe Sir Thomas Henry Huxley, ein anderes ehemaliges Mitglied des X Clubs, die Polizei über Schreie informiert, die aus der Praxis Sullys zu hören waren. Beamte des Scotland Yards hätten daraufhin an der Tür von Sullys Praxis einen Hinweis auf eine Bombe oder Sprengstoffladung gefunden. Sicherheitshalber hätten sie daraufhin den Chief Inspector of Explosives Mister Cecil Napier Hake um Hilfe gebeten. Chad behauptet, er habe keine Ahnung, ob der Fall in irgendeiner Beziehung zu den speziellen Interessen des Edom Clubs steht, weil das andererseits aber auch nicht auszuschließen ist und der Fall ein paar Rätsel aufzuweisen scheint, hätten die Verantwortlichen sicherheitshalber auch die Clubmitglieder informiert.  Da die Existenz des Edom Clubs geheim gehalten werden sollte, sollten sich die die Agenten für die Dauer der Untersuchung gegenüber den Anwohnern und dem Scotland Yard als Mitarbeiter von Chief Inspector of Explosives Hake ausgeben und sich so Zugang zu Sullys Praxis verschaffen. Sobald sie in der Praxis seien, gelte es als erstes festzustellen, ob sie für den Fall zuständig sind. Sei das der Fall, müsse Sully in Gewahrsam genommen und die Wohnung abgeriegelt werden. Wenn die Agenten die Situation in der Hand haben, stünden ihnen Mitarbeiter zur Verfügung, die Sully an einen sicheren Ort bringen können. Auch Spezialisten von der Spurenbeseitigung stünden ihnen zur Verfügung. Über die Kutsche des „Chief Inspectors of Explosives“ könnten die Agenten samt ihres Inhaltes frei verfügen. Chad halte sich während der Untersuchung der Agenten im Tea Room des „Brown´s Hotel“ etwa 100 Meter entfernt auf und könne bei außergewöhnlichen Ereignissen kontaktiert werden.

Nachdenklich schauen die Agenten Chad hinterher. Dann schauen sie ins Innere der Kutsche und entdecken Werkzeuge, Prüfgeräte, Ausrüstung zur Entschärfung von Bomben und Schutzanzüge. Sie steigen in die Schutzanzüge, schnappen sich ein paar Ausrüstungsgegenstände und marschieren auf den von Polizisten abgesperrten Haupteingang der Royal Institution of Great Britain zu.

An der Tür stellt sich den Agenten Inspector Tom While vor, der für die Beamten zuständige Mann von Scotland Yard. Er erzählt, dass die Agenten von den Polizisten bereits erwartet worden sind. Aus dem gesamten Gebäude seien außerdem bereits alle Bewohner evakuiert worden, ein weiteres Mal seien seine Männer durch das Gebäude patrouilliert ohne, dass sie etwas Auffälliges bemerkt hätten. Inspector Hauke verlangt zur Praxis von Dr. Sully gebracht zu werden. Auf dem Weg dorthin werden die Agenten von Tom While und zwei weiteren Polizisten begleitet. While informiert die Agenten über den Stand der Dinge. Er erzählt, dass er und seine Männer aufgrund von Berichten über die Schreie aus Sullys Wohnung hierher geeilt sind. In dem Gebäude würden verschiedene Wissenschaftler wohnen und arbeiten, Sullys Praxis befinde sich im Flügel der Mediziner, in den der zuständige Hausmeister die Polizisten eingelassen habe. While habe dann aber an der Tür zu Sullys Praxis einen Zettel entdecken müssen, auf dem geschrieben stehe, dass das Öffnen der Tür angeblich eine Sprengfalle auslöse. Da habe While doch lieber Spezialisten wie den Chief Inspector of Explosives zur Unterstützung hinzugerufen. Seine Männer würden währenddessen den gesamten Häuserblock abschirmen. Innerhalb der Absperrung befänden sich drei Teams: eins am Haupteingang, eines am Diensteingang und eines am Eingang zum Medizinerflügel. While zeigt sich an den Ideen der Agenten interessiert und ist bereit, seine Männer den Weisungen der Experten zufolge einzusetzen. Es ständen jedenfalls normale Polizisten und auch ein Sonderkommando bereit um den Agenten bei Bedarf unter die Arme zu greifen. Katherine Avery will wissen, ob schon irgendein Kontakt zu Sully oder jemandem in seiner Praxis erfolgt sei, was While aber verneint. Es sei auch niemand von dort gesehen worden.

Nach diesen Informationen erreichen die Agenten und die Polizisten das Treppenhaus zu Sullys Wohnung. Um seine Praxis im 3. Stock zu erreichen, nehmen die Agenten aber lieber den ebenfalls dort befindlichen Paternoster. Dann stehen sie vor einer verzierten Flügeltür. Im Eingangsbereich befindet sich ein kleiner Beistelltisch. Fenster gibt es hier keine, ein dämmriges Licht dringt über Oberlichter durch das Treppenhaus in den Bereich. Von der Decke hängt eine Gasleuchte, die im Moment aber nicht brennt. Die Flügeltür besitzt einen Spion über den sich von der Wohnung aus der Eingangsbereich beobachten lässt. Außerdem stoßen die Agenten hier auch auf den bereits erwähnten Zettel mit den Worten: „Die Tür ist mit einem Sprengsatz verdrahtet. Jeder Versuch sie zu öffnen führt zu einer Detonation.“

Katherine Avery schraubt vorsichtig die Linse des Spions aus der Tür und schaut sich dann mit einem Schwenkspiegel die Rückseite der Tür an. Sie erkennt, dass dort ein Paket so an der Tür befestigt wurde, dass es wahrscheinlich zu Boden fällt, wenn die Doppeltür geöffnet wird. Nach der Warnung von Andrew F. Crosse, beschließen die Agenten einen alternativen Eingang zu wählen. Inspector Hauke seilt Katherine Avery an, worauf sie sich von einer benachbarten Wohnung aus auf einem Sims an der Fassade des Gebäudes entlang bis zur Fensterfront von Sullys Praxis bewegt. Sie knackt den Schließmechanismus des Fensters und befestigt im dahinter liegenden Raum das Seil, worauf ihr ihre Gefährten relativ  leicht folgen können. Inspector While und seine beiden Männer bleiben vorerst auf der anderen Seite der Tür im Treppenhaus.
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #68 am: 6.09.2019 | 22:51 »
Down in the Sully Gardens / 25. Sitzung (2. Teil)
1900, Letzte Worte

Schließlich stehen alle Agenten in einem größeren, rechteckigen, durchgehenden Raum. Es riecht muffig. Hier ist lange nicht mehr gelüftet worden. Die gesamte Rückseite der Wohnung, durch die die Gefährten hineingelangt sind, besteht aus einer Fensterfront. Gegenüber liegt die Tür mit dem Paket. Der Raum selbst ist durch und durch verwüstet – leere Kisten, Dokumente, Fachliteratur und Nahrungsmittel sind im ganzen Raum verteilt worden und haben ihn in ein Chaos verwandelt. Zwischen diesem Durcheinander erblicken die Agenten einen Tisch mit Stühlen, an dem Sully möglicherweise Patientengespräche geführt hat, eine bequeme Sofaecke und einen kleinen Ofen nebst Regal mit Geschirr, Besteck und einigen Vorräten, auf dem auch gekocht oder Wasser heiß gemacht werden kann. Der Raum ist in gedeckten Farben gehalten und besitzt zu beiden Längsseiten je zwei Türen, die in weitere Zimmer führen. Von der Decke hängt eine große Gaslampe, zwischen den Türen zu beiden Seiten je eine weitere.

Zunächst beschäftigt sich Andrew F. Crosse mit der Sprengstofffalle. Er erkennt, dass das Paket eine Ladung Nitroglycerin enthält. Das Paket hängt bis zum anderen Türflügel über. Wenn der erste Türflügel geöffnet wird, reißt er das Paket vom zweiten Türflügel ab. Beim dadurch drohenden Sturz dürfte das Nitroglycerin dann zur Explosion kommen. Andrew F. Crosse kann keine weiteren Mechanismen oder zusätzliche Sprengsätze erkennen, daher entfernt mit fachmännischer Vorsicht das Paket von der Tür und deponiert es an sicherer Stelle in einer Ecke des Raums. Francois Guillaume de Teterac schaut sich derweil um und geht dabei aber etwas unvorsichtig vor. Er stößt Schachteln herunter und unter seinen Schuhen zerknackt Geschirr. Jenseits der Tür meldet sich Inspector While zu Wort und will wissen, ob alles in Ordnung sei. Inspector Hauke ist genervt und beschließt, sich um eine ruhige, ungestörte Arbeitsatmosphäre zu kümmern. Er erzählt dem Kollegen, dass die Entschärfung der Sprengfalle noch eine Weile dauern wird und auch nicht ganz einfach sei. Inspector While fragt daraufhin etwas vorsichtig, ob es in Ordnung sei, wenn er dann mit seinen Männern eine Pause machen würde. Inspector Hauke antwortet ihm, er solle in zwei Stunden noch einmal vorbei schauen. Daraufhin sind die Agenten allein.

Auch Freddy William Bennett schaut sich in dem Raum um. Er stochert im Kochbereich zwischen verstreuten Lebensmitteln herum, um die sich bereits einige dicke Fliegen kümmern. In einem größeren Topf auf dem Herd befindet sich sauer gewordene Milch. Die einzigen essbaren Nahrungsmittel, die hier noch zu finden sind, sind ein paar Vorratsgläser mit Schwarztee und ein paar Kartoffeln. Mitten zwischen den verdorbenen Nahrungsmitteln findet Freddy allerdings auch zwei Papiertüten mit frischem Gemüse. Sie sind mit den Worten „Huangs Gemüse“ bedruckt.

Inspector Hauke schaut sich die Sofaecke an und entdeckt einige Tageszeitungen und Romane. Drei Polstersessel sorgen hier unter günstigeren Umständen für ein bequemes Lesevergnügen. Auf dem Tisch liegt ein Schachbrett, die meisten Figuren sind umgestoßen worden und liegen teilweise im Raum verstreut herum.

Andrew F. Crosse schließlich wendet sich dem Tisch für die Patientengespräche zu und findet auf ihm ein paar Werkzeuge und Arbeitsmaterialien wie Klebstoff, Seil, Gläser mit Flüssigkeiten und ein paar leere Tüten. Crosse begreift, dass die Nitroglycerin Sprengfalle an der Tür wohl hier auf dem Tisch angefertigt wurde.

Schließlich erforschen die Agenten die anderen Räume. Zunächst betreten sie ein kleines Schlafzimmer. Hier liegen Zeitungen, wissenschaftliche Fachliteratur und Belletristik herum. Die Wände sind mit Bücherregalen und einem Kleiderschrank vollgestellt. Katherine Avery findet in seiner Nachttischschublade Sullys Sparbuch. Auffällig sind zwei Kontobewegungen: Sully überweist wöchentlich 20£ an Huangs Gemüseladen und erhält unregelmäßige Beträge von einer Organisation namens Volta Graphophone Co. Die Beträge reichen von 100 bis an die 10000£, es ist aber nicht angegeben, für was sie erfolgen.

Als nächstes entdecken die Agenten ein Badezimmer mit großer Badewanne. Offenbar war Sully kein besonders ordentlicher Mensch. Das Zimmer ist schon eine ganze Weile nicht mehr saubergemacht worden.

Die Tür des dritten Raums, den die Agenten untersuchen, ist verschlossen. Das Schloss ist nachträglich ausgetauscht worden, wird aber kurzerhand von Katherine Avery geknackt, worauf die Gruppe in Sullys Behandlungszimmer steht. Es ist das ordentlichste Zimmer der Wohnung und enthält eine Couch, daneben einen bequemen, gepolsterten Stuhl und etwas weiter entfernt einen schweren Sekretär mit einem weiteren Stuhl. An der Wand steht ein großer Schrank, in einer Raumecke sind ein paar große Schachteln gestapelt.

Inspector Hauke schaut sich die Schachteln an. Sie sind allesamt leer, aber mit der Aufschrift „Volta Graphophone Co., Washington D. C.“ bedruckt. Offenbar handelt es sich um Warensendungen aus Amerika. Auf einem Aufkleber ist zudem ein Londoner Zwischenhändler vermerkt, der die Waren aus Amerika importiert hat. Es ist die “Brompton and Kensington Electricity Supply Company Limited”, ansässig in der 254 Earl´s Court Road.

Kartherine Avery, Andrew F. Crosse und Freddy William Bennett haben inzwischen entdeckt, was hier geliefert wird: Neben psychologischer Fachliteratur, Medikamenten und einiger medizinischer Geräte finden sich in dem großen Schrank eine Menge Wachsrollen. Andrew F. Crosse ist auf dem Laufenden: Solche Wachsrollen lassen sich in Phonographenwalzen einsetzen und für Sprechaufnahmen nutzen. Auf der Oberfläche der Wachsrollen befinden sich Rillen, sie sind also offenbar beschrieben. Einige von ihnen tragen Namen und Daten vermerkt, andere nur ein Datum.

Francois Guillaume de Teterac untersucht währenddessen den Sekretär und findet die chronologisch sortierten Behandlungsbücher Sullys. Schließlich stößt er auf ein Geheimfach in dem sich eine weitere Wachsrolle befindet. Seltsamerweise enthält diese keine Rillen, ist also noch unbeschrieben.

Schließlich wenden sich die Agenten dem vierten und letzten Zimmer zu. Es enthält Sullys Labor... und eine unangenehme Überraschung. Sully hängt hier mit aufgeschlitzter Kehle kopfüber an einem Seil, das über einen Dachsparren gezogen wurde. Die meisten Agenten haben schon einiges miterlebt, schlucken kurz und machen sich dann an die Arbeit. Freddy William Bennett hingegen wird blass, taumelt kurz und ist während der kommenden Untersuchung ungewöhnlich still. Für einen Moment bringt ihn der Anblick des grausam Ermordeten aus dem Gleichgewicht.

Abgesehen von der Leiche enthält der Raum noch einen Arbeitstisch, einen weiteren großen Tisch und ein paar Sitzgelegenheiten. Auf dem Arbeitstisch steht Sullys Phonographenwalze. In das Gerät ist eine beschriebene Wachsrolle eingespannt. Neben der Phonographenwalze liegt ein Webley Mk. VI Revolver. Und auf dem Boden neben dem Arbeitstisch liegt der leicht verbeulte Trichter des Phonographen.

Unverzüglich macht sich Francois Guillaume de Teterac an die Arbeit und untersucht den Leichnam. Aufgrund seiner hängenden Position und der aufgeschlitzten Kehle wegen ist der Tote völlig ausgeblutet. Auf dem Boden unter dem Leichnam sind Blutspuren zu finden, Francois Guillaume de Teterac erkennt aber, dass es sich um längst nicht so viel Blut handelt, wie man bei einem derartigen Tod erwarten würde. Der Gerichtsmediziner notiert ein paar Details in seinem Notizbuch: Sully trägt einen zerknitterten Pyjama und darüber einen Morgenmantel. Er hängt kopfüber an einem Seil und hat die Kehle durchschnitten bekommen. Offensichtlich wurde Sullys Kehle mit einem großen Messer aufgeschlitzt. Für diesen Tod befindet sich allerdings zu wenig Blut auf dem Boden unter Sully. Francois Guillaume de Teterac entdeckt außerdem kleinere Druckstellen an Kopf und Hals. Sully scheint festgehalten worden zu sein, während ihm jemand die Kehle aufgeschnitten hat. Zu allem Überfluss scheint auch Sullys Hand gebrochen zu sein. Viele seiner Handknochen sind gesplittert, als wären sie von einem immensen Gewicht zerschmettert worden. Zuletzt entdeckt der Gerichtsmediziner noch irgendeine graue Masse unter den kaputten Fingernägeln des Toten. Um was es sich dabei handelt, lässt sich an Ort und Stelle nicht in Erfahrung bringen.

Inspetor Hauke kommentiert die Erkenntnisse des Mediziners mit den Worten: „Sieht fast so aus, als sei es ein Fall für den Edom Club.“ Er untersucht den Revolver und erkennt, dass die sechsschüssige Waffe nur noch drei Kugeln Ladung enthält. Schließlich meint Andrew F. Crosse: „Lasst uns mal die Aufnahme anhören!“ Er startet die Phonographenwalze und die eingespannte Wachwalze gibt wieder, was auf ihr festgehalten wurde:

12. Juli 1900. Vorhin hat es geklingelt. Ich habe durch den Spion gesehen und einen Boten beobachtet, der zwei Papiertüten von Huangs Gemüseladen unter dem Arm hatte und sie auf dem Tischchen im Foyer abgestellt hatte. Er trug auch eine Schürze von Huang, also öffnete ich die Tür. Da bemerkte ich erst, dass es sich um eine junge Frau handelt, die ich noch nie gesehen hatte. Das Sonnenlicht meiner Praxis fiel in das düstere Treppenhaus, worauf die Botin das Gesicht verzog, die Strahlen mit ihren Händen abzuwehren versuchte und sich schnell wieder in den Paternoster zurückzog. Ich rief ihr nach, dass ich ihr ein Trinkgeld geben wollte, aber sie entfernte sich. Irgendetwas stimmt nicht und... aah... jetzt klingelt es wieder. Was weiß ich, wieviel Zeit ich habe... ääh... Tim „Rascal“ Pulling: Turm b2-b7 Schach Matt.... ach, ich bin ganz durcheinander! Ich muss mich zusammennehmen. Also, William Burdett-Coutts, hört euch diese Nachricht ungehindert von religiösen Dogmen an. Benachrichtigt die Öffentlichkeit von eurem heutigen Erlebnis. Ich vermute, dass es die Ursache für ein paar Schwierigkeiten ist, die mir bevorstehen. Ihr müsst Hilfe holen und zu dem Ort bringen, von dem ihr mir erzählt... AAAAAH!

Ein paar Momente schweigen die Agenten. Schließlich geht Andrew F. Crosse in Sullys Behandlungszimmer und holt das aktuelle Behandlungsbuch des Psychologen. Der Name Tim Pulling ist nicht zu entdecken. William Burdett-Coutts ist allerdings ein Patient von Sully. Sullys Eintragungen lässt sich entnehmen, dass der Mann unter starken Stresssymptomen leidet und sich bei Sully durch Hypnosesitzungen Linderung verschafft hat. Inspector Hauke hat das letzte Wort: „Kommt, wir sagen Inspector While, er soll das Reinigungsteam schicken. Ich will bei Scotland Yard versuchen etwas über diesen Tim „Rascal“ Pulling herauszubekommen. Und dann haben wir ein paar Spuren, denen wir wohl mal nachgehen sollten. Es gibt einiges zu tun!“

-

Nach langer Zeit endlich ´mal wieder eine Sitzung mit dieser Runde. Zwischendurch ist ein Termin geplatzt und dann war auch noch Ferienzeit. Von nun an läuft die Runde hoffentlich wieder etwas regelmäßiger.

Die Figuren sind zum größten Teil alte Bekannte, die inzwischen Mitglieder des Edom Clubs sind und nun die ersten Schritte der Organisation miterleben. Wir haben wegen dem 5-Jahre-Sprung erstmalig die Alterungsregeln aus "Double Tap" angewandt. Freddy William Bennett wurde allerdings neu erschaffen. Er ist ein als Kunstmaler getarnter Einbrecher und soll sich irgendwie Zugang zum Edom Club verschafft haben. Wie ihm das gelungen ist und warum er das überhaupt gemacht hat, ist uns allen allerdings noch nicht ganz klar. Der Spieler ist mit seiner Hintergrundgeschichte ein bisschen ins Schwimmen geraten und jetzt muss die Geschichte seiner Figur irgendwie nachträglich noch gebastelt werden. Für Inspirationen bin ich dankbar.

Ein Spieler hat gefehlt. Es wird aber keine Probleme bereiten, ihn beim nächsten Mal wieder ins Boot zu holen.

Der Abend bestand im Prinzip aus einer reinen Investigativsitzung. Ich fand ihn ja aufgrund der leeren Praxis nicht allzu aufregend. Meine Spieler hatten aber wohl ihren Spaß und fanden es ganz schön, wie sich nach und nach in ihren Köpfen ein Bild des Opfers und des Tathergangs ergab. Beim nächsten Mal schließen sich ein paar Nachforschungen im Gelände an, die auch Kontakte mit Nichtspielerfiguren beinhalten... und dann natürlich auch noch einen Showdown.

Das Ganze basiert übrigens auf einem kleinen Gratisabenteuer für Esoterrorists namens „Geist in the Shell“, das ich sehr stark bearbeitet und ins viktorianische England verlegt habe.
« Letzte Änderung: 7.09.2019 | 12:12 von Chiarina »
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #69 am: 27.09.2019 | 04:04 »
Down in the Sully Gardens / 26. Sitzung
1900, Ungehindert von religiösen Dogmen

Beteiligte Agenten:
Francois Guillaume de Teterac (französischer Gerichtsmediziner in den Diensten der britischen Justiz, 47 Jahre)
Inspector Hauke (Kommissar, 50 Jahre)
Katherine Avery (Journalistin, 32 Jahre)
Andrew F. Crosse (britischer Geologe, 48 Jahre)
Freddy William Bennett (Maler und mehr, 22 Jahre)
Arthur Holmwood (reicher Aristokrat, 33 Jahre)



Die Agenten diskutieren das weitere Vorgehen. Schließlich einigen sie sich darauf, die Wohnung doch noch nicht Inspector While und seinem Reinigungsteam zu überlassen. Es gibt noch zu viele Hinweise in Sullys Praxis, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollten.

Katherine Avery verabschiedet sich vorerst von den anderen Agenten um einen Bericht mit den bisherigen Erkenntnissen für Mr. H zu schreiben.

Francois Guillaume de Teterac schneidet dem Leichnam zunächst ein paar Fingernägel. Er will in dem Labor seines Freundes die graue Masse unter den Nägeln des Toten genauer unter die Lupe nehmen. Inspector Hauke und Andres F. Crosse nehmen Sullys Phonographenwalze mitsamt dem eingespannten Wachszylinder und Sullys Behandlungsbuch mit. Dann sagen sie dem vor dem Gebäude wartenden Inspector While, dass die Gefahr durch die Bombe noch nicht behoben sei. Die Männer von Scotland Yard sollten den Medizinerflügel absperren, Sullys Wohnung aber auf keinen Fall zu nahe kommen. Man werde sich um einen Spezialisten kümmern.

Danach gehen die Agenten erst einmal essen und treffen dabei prompt Arthur Holmwood, der ebenfalls Mitglied des Edom Clubs ist. Holmwood hört sich ihren Bericht an und nutzt dann eine günstige Gelegenheit: Zufällig befindet sich sein Bekannter Henry Smith, Sprengstoffexperte aus Leeds, gerade in London. Nach dem Essen geht Holmwood mit Andrew F. Crosse, Inspector Hauke und Freddy William Bennett zu ihm und engagiert ihn dafür, die Bombe in Sullys Wohnung unschädlich zu machen. Das gelingt auch  problemlos. Trotzdem werden Inspector While und seine Männer von Scotland Yard nicht über die Aktion informiert. Sie bewachen deshalb auch weiterhin Sullys Praxis und sorgen dafür, dass niemand zu sehen bekommt, was sich dort zugetragen hat.

Dann schnappen sich die vier Männer Sullys Phonographenwalze und besuchen William Burdett-Coutts, dessen Adresse sie über Sullys Behandlungsbuch herausbekommen. Der Mann ist für Arthur Holmwood kein Unbekannter. Er besitzt als konservatives Parlamentsmitglied einen Sitz im Unterhaus, wo er den Londoner Stadtteil Westminster vertritt, ist außerdem Sekretär und Ehemann der 37 Jahre älteren Humanistin Baroness Burdett-Coutts und darüber hinaus ein wohlhabender Kaufmann, der eine Fischereiflotte und einen Gemüsehandel sein eigen nennt. Burdett-Coutts hat nach dem russisch-türkischen Krieg die Gelder des türkischen Wohltätigkeitsfonds verwaltet und ist dafür in der Türkei mit dem Orden der Medjidie ausgezeichnet worden.

William Burdett-Coutts Hausdiener führt die Agenten nach einigem Zögern in den Garten, wo sie den bekannten Mann beim Unkraut jäten kennenlernen. Bei einem gemütlichen Glas Tee erzählt Burdett-Coutts, dass er unter großem Stress leide und daher bei Dr. Sully in Behandlung ist. Einigermaßen schonend berichten ihm die Agenten davon, dass es Zeit für ihn ist, sich einen neuen Arzt zu suchen. Auf die Nachricht von Sullys Tod reagiert William Burdet-Coutts schockiert. Er erzählt, dass er relativ zufrieden mit Sully war, nur seine offen zur Schau getragene freiheitliche Denkweise habe ihn hin und wieder befremdet. Die Agenten haken nach und erfahren, dass Sully beispielsweise auch nicht davor zurückgeschreckt habe, Patienten als Versuchskaninchen für Experimente mit ungewissem Ausgang zu verwenden. Dann befragen sie Burdett-Coutts nach den Ereignissen, von denen er Dr. Sully am Morgen während seiner Sitzung erzählt hat. Burdett-Coutts erzählt nach gutem Zureden zögerlich davon, dass er im Londoner Stadtteil Barbican ein paar Werkzeuge gekauft habe und sich dann auf dem Weg zu Dr. Sullys Praxis gemacht habe. Dabei sei er Sir Albert Kaye Rollit begegnet. Rollit ist ebenfalls Mitglied des Unterhauses und außerdem Schiffseigentümer, Europa- und Balkankenner und Mitglied der juristischen Gesellschaft. Burdett-Coutts habe sich gewundert im eher von Arbeitern geprägten Stadtteil einem Mann seines Standes zu begegnen. Noch seltsamer aber war Rollits Verhalten. Er sei beim Anblick Burdett-Coutts geradezu erschrocken, habe etwas von einer lang zurückliegenden Verpflichtung gemurmelt und dann schnell das Gesprächsthema auf andere Bereiche gelenkt. Burdett-Coutts habe Rollit dann von seinem Psychotherapeuten Sully erzählt und ihm auch berichtet, dass er manchmal etwas unangenehm von der libertären Denkweise des Mannes berührt sei.

Schließlich spielen die Agenten William Burdett-Coutts die Aufzeichnung auf dem letzten von Sully besprochenen Wachszylinder vorgespielt. Am Schluss hört Burdett-Coutts Sullys Worte „William Burdett-Coutts, hört euch diese Nachricht ungehindert von religiösen Dogmen an. Benachrichtigt die Öffentlichkeit von eurem heutigen Erlebnis. Ich vermute, dass es die Ursache für ein paar Schwierigkeiten ist, die mir bevorstehen. Ihr müsst Hilfe holen und zu dem Ort bringen, von dem ihr mir erzählt“. Danach wirkt Burdett-Coutts, als sei er nicht mehr ganz Herr über sich. Er steht vom Teetisch auf und verlässt wie unter fremder Kontrolle stehend sein Haus. Inspector Hauke und Freddy William Bennett folgen ihm bis in den Stadtteil Barbican. In der Nähe der alten Londoner Stadtmauer hält Burdett-Coutts und blickt sich verwirrt um. Auf der einen Seite der Straße befindet sich die Werkstatt eines Fassmachers, auf der anderen Seite steht die Ruine der Kirche St. Alphege.

Die Agenten sprechen Burdett-Coutts an, der nicht weiß, wie er an diesen Ort geraten ist. Nach einigen Versuchen ahnen sie, dass die Worte „ungehindert von religiösen Dogmen“ eine Art posthypnotischer Tranceauslöser für Burdett-Coutts darstellt. Interessanterweise stellten diese Worte gleichzeitig das Motto des X-Clubs dar, in dem Sully Mitglied war und der in gewisser Weise die Vorgängerorganisation des Edom Clubs darstellt. Burdett-Coutts kann ihnen nach einer Weile immerhin bestätigen, dass Sir Albert Kaye Rollit am Morgen aus eben jener Kirchenruine herausgetreten sei.

Die vier Männer untersuchen daraufhin das Gelände. Die Kirche St. Alphege war ursprünglich direkt in die London Wall, die Londoner Stadtmauer zum Norden hin, gebaut, ist aber schon seit gut 300 Jahren nicht mehr in Gebrauch und inzwischen eine heruntergekommene Ruine. Vorhanden sind noch ein guter Teil des Turmes und ein paar angrenzende Mauern, zwischen denen Gräser und Büsche wuchern. An der einen oder anderen Stelle finden sich Müllreste, Tierexkremente und ein oder zwei tote Vögel. Der überwachsene Bereich im Inneren des Kirchturms ist nicht vermüllt. Seine Zugänge sind mit Stacheldraht abgesperrt. Der Stacheldraht an einer Seite des Turms ist teilweise verbogen. Offensichtlich hat sich hier jemand Zutritt verschafft. Arthur Holmwood will auch den Bereich im Inneren des alten Kirchturms untersuchen und entdeckt hier im Zentrum eine Bodenluke - im letzten Moment merkt er dann aber auch, dass er drauf und dran war, in eine garstige Bärenfängerfalle hineinzutreten, die hier ausgelegt wurde. Die Agenten lassen die Falle zuschnappen, verlassen dann aber erst einmal das gefährliche Kirchengelände.

Francois Guillaume de Teterac hat inzwischen die graue Masse unter den Fingernägeln des Toten untersucht und festgestellt, dass es sich um Hautreste handelt... um Hautreste einer Person, die schon lange tot ist... viel länger als Dr. Sully.

Zum Abendessen kommen die Agenten wieder zusammen und erzählen von ihren Erlebnissen. Danach fahren Andrew F. Crosse, Francois Guillaume de Teterac und Inspector Hauke ein weiteres Mal in die Praxis von Dr. Sully. Sie hören sich ein paar Aufnahmen auf Wachszylindern an, die mit dem Namen William Burdett-Coutts beschriftet sind und dessen Therapiesitzungen enthalten. Auf einer der ältesten Aufnahmen spricht Dr. Sully: „William Burdett-Coutts, wenn ihr die Worte „ungehindert von religiösen Dogmen“ hört, werdet ihr in eine hypnotische Trance fallen und weitere Anweisungen erwarten.“

Währenddessen beziehen Arthur Holmwood und Freddy William Bennett Posten an der Kirche. Spät in der Nacht sind aus dem Kirchturm Stimmen zu hören. Holmwood und Bennett verbergen sich in den Schatten des Gemäuers und an ihnen vorbei ziehen ein knappes Dutzend Menschen in angeregter Unterhaltung. Die Agenten können Satzfragmente wie „war doch gut!“ oder „endlich geklappt“ verstehen. Arthur will sich näher an die Leute heranschleichen, tritt aber auf einen laut krachenden Ast, worauf die Leute verstummen und schnellstmöglich das Kirchengelände verlassen. Vor dem Grundstück trennen sich ihre Wege. Arthur Holmwood und Freddy William Bennett wählen eine der Personen und verfolgen sie.

Es ist ein Mann, der schon bald zu rennen beginnt. Die Verfolgungsjagd dauert aber nicht lang. Der Mann ist schnell eingeholt. Arthur Holmwood gibt sich als Polizei aus, zieht Handschellen hervor, die er dem Mann schnell anlegt, und zieht ihm am Ende noch einen kleinen Sack über den Kopf. Dann wird der Gefangene in ein kleines Stadthaus der Holmwoods gebracht.

Vorläufig gehen die Agenten zu Bett. Nur Freddy William Bennett ist noch nicht zufrieden. Er kehrt erneut zurück zur Kirchenruine von St. Alphege und öffnet lautlos die Luke, die Arthur Holmwood entdeckt hat. Darunter befindet sich eine steinerne Treppe, die nach wenigen Metern vor einer Stahltür endet. Auch diese Tür kann Bennett öffnen und ihm weht kühle Luft entgegen. Dahinter führt ein kurzer Gang zur einem größeren Raum, der notdürftig von einem düsteren Licht erhellt wird. Freddy William Bennett lauscht und hört ein leises Geräusch, dessen Ursprung sich schlecht ausmachen lässt. Ist das der Feind? Bennett wird plötzlich bewusst, dass er sich mit diesem Alleingang hier in eine äußerst gefährliche Situation begeben hat. Lautlos zieht er sich Schritt um Schritt wieder zurück und verschiebt alle weiteren Untersuchungen auf einen später Zeitpunkt.

-

Die Sitzung war relativ kurz und das Vorgehen der Spieler wurde ziemlich ausgiebig diskutiert. Eine Spielerin hat gefehlt.

Interessant war für mich erst einmal, dass sie nach den Hinweisen auf die Kirche St. Alphege nicht gleich in den Keller eingestiegen sind. Ich musste also irgendwann davon ausgehen, dass das dort stattfindende Ritual abgeschlossen ist. Das gab den Agenten dann die Gelegenheit ein Mitglied des dort aktiven Kultes gefangen zu nehmen. Die nächste Sitzung beginnt wahrscheinlich mit der Befragung des Mannes. Bis dahin muss ich mir ´mal genau überlegen, was der Gefangene überhaupt weiß.

Der simple Abenteuerverlauf Investigation > Infiltration > Showdown ist jedenfalls schon erweitert... und das ist durchaus von Vorteil für die Agenten, denen in der direkten Konfrontation mit großer Wahrscheinlichkeit früher oder später nur die Flucht übrig geblieben wäre. Für mich sieht das fast so aus, als biete sich hier eine Gelegenheit, den Agenten einen Hinweis hinsichtlich der Natur der tellurischen Vampire zu geben.

Auch die Teilnahme Arthur Holmwoods passt mir gut in den Kram – die Anführerin des Kultes ist nämlich seine ehemalige Braut Lucy Westenra!
« Letzte Änderung: 4.10.2019 | 03:34 von Chiarina »
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #70 am: 31.10.2019 | 13:26 »
Down in the Sully Gardens / 27. Sitzung
1900, Das Grauen von St. Alphege

Beteiligte Agenten:
Francois Guillaume de Teterac (französischer Gerichtsmediziner in den Diensten der britischen Justiz, 47 Jahre)
Inspector Hauke (Kommissar, 50 Jahre)
Katherine Avery (Journalistin, 32 Jahre)
Andrew F. Crosse (britischer Geologe, 48 Jahre)
Freddy William Bennett (Maler und mehr, 22 Jahre)
Arthur Holmwood (reicher Aristokrat, 33 Jahre)



Freddy William Bennett klettert aus dem Zugang zum Keller der Kirchenruine St. Alphege und zögert. An dem Ort, den er gerade verlassen will, gibt es offensichtlich noch einiges zu entdecken. Irgendwie hat er nichts erreicht und ist unzufrieden. Umwillkürlich blickt er in den Schacht, zögert und steigt dann langsam ein zweites Mal die Treppe hinab. Auf der untersten Stufe der Treppe platziert er seine brennende Fackel, die ihm bei der Untersuchung des Kellers ein wenig Licht von hinten liefern soll. Freddy William Bennett öffnet die Stahltür, betritt vorsichtig und leise den Kellerraum und wird plötzlich von der Seite von zwei Krallenhieben getroffen, die sich tief in sein Fleisch graben und ihn ohnmächtig zusammenbrechen lassen.

Am nächsten Morgen treffen sich die übrigen Agenten im Stadthaus Arthur Holmwoods, um den Gefangenen zu befragen. Da Freddy William Bennett nicht anwesend ist, vermuten die anderen Agenten Schlimmes. Während der Befragung windet sich der Gefangene, beantwortet Fragen nur sehr vage und nutzt jede Gelegenheit um Informationen zu verbergen. Trotzdem erfahren die Agenten einiges: Der Mann heißt Robert Lewes und arbeitet als Angestellter bei Sothebys. Er ist vor vielen Jahren von einem mysteriösen Osteuropäer gefragt worden, ob er nicht Mitglied in einem Geheimclub werden möchte und hat zugesagt. Im Keller der Kirchenruine St. Alphege trifft sich dieser Geheimclub alle zwei bis drei Wochen mit seiner geheimnisvollen Anführerin zu einem geselligen Beisammensein. Es wird dabei üblicherweise Rotwein getrunken, in den die Versammelten ein paar Tropfen Menschenblut hineinträufeln. Nur die Anführerin trinkt pures Menschenblut. Der Club hat etwa ein Dutzend Mitglieder. Einige von ihnen sind stadtbekannte Politiker oder andere hochgestellte Persönlichkeiten, andere seien ganz normale Bürger. Die Agenten erfahren einige Namen. Auch Sir Albert Kaye Rollit ist Mitglied des Clubs. Die Anführerin des Geheimclubs lebt im Keller der Kirchenruine. Nachts ist sie dort für sich, tagsüber wird sie dort oft von Juliette Patton besucht, der Tochter des bekannten Notars und Mitglieds der juristischen Gesellschaft von England und Wales Sir Robert Patton. Vater und Tochter sind ebenfalls Mitglieder des Geheimclubs. Als aus dem Mann nichts mehr herauszubekommen ist, verpasst ihm Francois Guillaume de Teterac ein Sedativ, dass den Mann in kurzer Zeit ausschaltet.

Während der Gerichtsmediziner über den Gefangenen wacht, begeben sich die übrigen Agenten zur Kirchenruine St. Alphege. Inspector Hauke begibt sich in den Keller, währenddessen bleiben seine Kameraden im Inneren des Turmes an der Zugangsluke zum Keller stehen. Hauke steht im Kellergang und macht auf sich aufmerksam. Er ruft: „Hallo? Mich schickt Lewes. Ist hier jemand?“ Nach einer Weile hört er Schritte. Eine junge Frau öffnet die Stahltür und fragt ihn, was er hier mache. Hauke erzählt ihr eine Geschichte. Er sei von Lewes geschickt und habe den Besitzern der Räume hier eine größere Menge Blutkonserven anzubieten. Die junge Frau bleibt misstrauisch und will wissen, wo das Blut sei. Hauke behauptet, er habe es auf einem Wagen an der Straße, sie solle mitkommen und es sich einmal anschauen. Die junge Frau erklärt sich zögerlich dazu bereit, sagt aber, er solle einen Moment warten, sie sei gleich zurück. Für ein oder zwei Minuten verschwindet sie im Raum hinter der Stahltür und weckt ihre dort schlafende Herrin. Dann kehrt sie zu Hauke zurück. Die junge Frau steigt die Treppe hinauf, Hauke folgt ihr. Nachdem sie die Luke zum Turminneren aufgedrückt hat, bekommt sie von Katherine Avery einen Schlag mit einem Polizeiknüppel über den Schädel, Arthur Holmwood schießt auf sie. Die junge Frau ächzt, dann schießt ihr Inspector Hauke von hinten ins Knie. Von geradezu übernatürlichen Kräften getrieben huscht die junge Frau an Katherine Avery vorbei nach draußen. Sie ist atemberaubend schnell und schickt sich an, in die Stadt zu fliehen.

Andrew F. Crosse und Arthur Holmwood nehmen die Verfolgung auf. Zunächst versucht Arthur Holmwood sie zu provozieren. Er zeigt ihr eine Stange Dynamit und droht, ihre Herrin in die Luft zu jagen, wenn sie sich nicht ergibt. Die Frau ergibt sich nicht, aber zögert ein wenig, was dazu führt, dass Crosse etwas näher an sie herankommt. Dann sprintet sie los und versucht Land zu gewinnen. Crosse rennt hinter ihr her, angefeuert von Holmwood, der etwas später folgt. Zunächst sieht es so aus, als ob die junge Frau entkommt. Sie legt eine atemberaubende Geschwindigkeit vor, umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass sie vor kurzem von Inspector Hauke einen Schuss ins Knie bekommen hat. Andrew F. Crosse aber lässt nicht locker und nach einer Weile beginnt sich das Blatt zu wenden. Immer näher heran kommt der Verfolger, was der jungen Frau nicht verborgen bleibt. An einer Hausecke wendet sie sich um, zieht eine Pistole und ein Schusswechsel beginnt. Andrew springt in Deckung und noch im Sprung zieht er seinen Revolver und schießt. Auch danach wehrt er sich tapfer und hält eine Weile durch. Gegen seine Kontrahentin kann er allerdings nicht viel ausrichten. In dem Moment, in dem endlich Holmwood den Ort der Auseinandersetzung erreicht, sinkt Crosse mehrfach getroffen zu Boden. Die junge Frau springt mit einem Kampfmesser auf Holmwood zu, der sich wehrt, aber nach einem erbitterten Schlagabtausch ebenfalls zu Boden geht. Er sieht noch, wie die heftig blutende Frau davonrennt, dann ergreift ihn eine gnädige Ohnmacht und ihm wird schwarz vor Augen.

Währenddessen betreten Katherine Avery und Inspector Hauke den Keller unter St. Alphege. Im Licht von Haukes Laterne passiert Katherine die Stahltür und versucht noch sich eine Orientierung zu verschaffen, da treffen sie auch schon zwei garstige Krallenhiebe. Ihre Gegnerin ist eine weibliche Gestalt, die sie mit hasserfüllten Augen anstarrt (es handelt sich um Lucy Westenra, was Hauke und Avery aber nicht bewusst ist, weil sie sie nie kennengelernt haben). Katherine versucht sich mit ihrem Polizeiknüppel zu wehren und Hauke schießt mit seinem Revolver und bemüht sich darum, den Überblick zu behalten. Er täuscht Finten an, wechselt den Revolver von einer Hand in die andere und lenkt so die Aufmerksamkeit der Angreiferin auf sich. Auch hier ist der Effekt allerdings begrenzt und früher oder später reißt ihn ein Klauenhieb seiner Gegnerin von den Beinen. Der Polizist verliert das Bewusstsein. Katherine Avery weiß, dass sie eigentlich fliehen sollte. Aus irgendeinem Grund glaubt sie aber, doch noch eine Chance zu haben. Sie schlägt ein paarmal mit ihrem Knüppel zu, dann erlegt ihre gnadenlose Gegnerin auch sie. Katherine lebt noch, verliert aber wie ihre Kameraden das Bewusstsein.

-

Tja. Das war mehr oder weniger TPK. Es ist nur deshalb nicht dazu gekommen, weil bei Night´s Black Agents die Figuren vorher ganz gern mal in Ohnmacht fallen. Gründe für das Desaster:

Freddy William Bennett ist neugierig, besitzt aber keinen Gefahrensinn. Bei Alleingängen ist das eine ganz schlechte Kombination.

Aufteilung der Gruppe in zwei Zweiergruppen. Andrew F. Crosse und Arthur Holmwood hätten Juliette Patton schaffen können, kamen aber nicht gleichzeitig bei ihr an und könnten so nicht ihre Überzahl nutzen. Inspector Hauke und Katherine Avery waren zu schwach für Lucy Westenra als Gegnerin.

Extremes Würfelpech auf Seiten der Spieler, besonders ärgerlich waren viele Treffer mit minimalem Schaden, der vom Rüstungsschutz ihrer Gegner absorbiert wurde. Ich habe normal gewürfelt.

Und jetzt? Ich plane eigentlich, das Abenteuer zu beenden. Es sind Schüsse gefallen, auch im Keller von St. Alphege. Vielleicht alarmiert jemand die Polizei, die dann die Vampirin mit einer kompetenten Eingreiftruppe dabei stört, ihren Gegnern das Blut auszusaugen. Ich würde allerdings gern noch eine Szene einbauen, in der die Spielerfiguren etwas dazu beitragen können ihr Leben zu retten. Inspector Hauke und Katherine Avery sind ohnmächtig und verletzt, aber nicht schwer verletzt. Wenn sie wieder zu Bewusstsein kommen, sind sie noch einsatzfähig. Ich werde sie wahrscheinlich ihre Pools auffrischen lassen, wie es in den Regeln für den Fall in Gefangenschaft zu geraten vorgesehen ist. Wenn sie diese Punkte irgendwie dazu einsetzen, um Zeit zu gewinnen, könnten sie vielleicht doch noch halbwegs erhobenen Hauptes nach Hause gehen. Der Spieler von Francois Guillaume de Teterac war übrigens nicht anwesend. Vielleicht kann er beim nächsten Mal mit dem Gerichtsmediziner auch noch irgendetwas von außen bewirken.

Die Stimmung hinterher war dann doch etwas gedrückt. Nicht, dass jemand wirklich sauer gewesen wäre, ich hoffe nur, dass nach diesem Abend die Spieler nicht das Interesse verlieren. Es war schon etwas heftiger.
« Letzte Änderung: 31.10.2019 | 14:43 von Chiarina »
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #71 am: 9.01.2020 | 02:54 »
House of Shadows / 28. Sitzung
1906, Operation Edom entsteht

Beteiligte Agenten:
Andrew F. Crosse aka Duke Teman (britischer Geologe, 54 Jahre)
Arthur Holmwood aka Duke Timnah (reicher Aristokrat, 39 Jahre)
Anne Waters aka Duke Alvah (Analystin, 29 Jahre)
Gino Magurano aka Duke Jetheth (ehemaliger Mafiosi, 26 Jahre)
Hagen Muller aka Duke Mibzar (Bastler und Einbrecher, 28 Jahre)



Die Auseinandersetzung mit den Kultisten aus der Krypta von St. Alphege ist die erste große Niederlage der Männer und Frauen vom Edom Club. Andrew F. Crosse und Arthur Holmwood werden angeschossen auf der Straße gefunden und in ein Krankenhaus gebracht. Etwas später informiert Francois Guillaume de Teterac Scotland Yard, deren Männer Inspector Hauke, Katherine Avery und Freddy William Bennett allerdings nur noch tot aus dem Untergeschoss der Kirchenruine bergen können. Der Leichnam Bennetts ist blutleer und bleich, die Leichen Inspector Haukes und Katherine Averys sind grauenvoll zugerichtet. Vom Gegner fehlt jede Spur.

Als Andrew F. Crosse soweit wieder hergestellt ist, dass er sich zu dem Vorfall äußern kann, gibt er die von dem Gefangenen in Erfahrung gebrachten Namen der Mitglieder des Kultes an seinen Kontaktmann „H“ weiter. Die betreffenden Personen werden seitdem von zwei Mitarbeitern des Naval Intelligence Departments überwacht, in der Hoffnung, man könne sie bei irgendwelchen Vergehen auf frischer Tat ertappen. Leider verhalten sich die Personen nach den Ereignissen in der Krypta von St. Alphege völlig unverdächtig.

Die britische Regierung muss eine Entscheidung fällen, eine solche Katastrophe darf sich nicht noch einmal ereignen. Einige Personen plädieren dafür, dem Edom Club jegliche Agentenaktivitäten zu untersagen. Andere erkennen die Wichtigkeit seiner Bemühungen und wollen die Bedingungen für die Arbeit der Mitglieder verbessern. Die letztgenannte Position setzt sich schließlich durch. Die Clubmitglieder erhalten eine feste Anstellung und regelmäßige Bezahlung, aus dem Club wird ein Geheimdienst: Operation Edom.

Es wird eine Hierarchie und eine Aufgabenverteilung eingerichtet. „H“ wurde zum Leiter des Geheimdienstes ernannt. Die ihm direkt unterstehenden Agenten erhalten Tarnnamen und bestimmte Aufgaben zugewiesen:

Duke Alvah: Leiter der Außendienst Operationen auf dem Balkan und in Osteuropa.
Duke Elah: Juristische Analyse und Säuberungsaktivitäten
Duke Iram: Transport und Außendienstversorgung, Spezialist für Angriffe mit Fahrzeugen
Duke Jetheth: Sicherheitspezialist und Killer
Duke Kenaz: Leiter der Außendienst Operationen in Großbritannien und Westeuropa.
Duke Magdiel: Kryptographie (später: Computersicherheit und Hacking)
Duke Mibzar: Spezialist für Explosiv- und Brennstoffe
Duke Oholibamah: Analytiker und Koordinator von Aufklärung und Außendienstunterstützung
Duke Pnom: Spezialist für Anschaffungen und Nachforschungen
Duke Teman: Spezialist für Anti-Vampir Ausrüstung und Sonderausrüstung
Duke Timnah: Politischer Berater

Im Frühjahr 1906 folgt der nächste Schritt. Um einfacher an Informationen über Graf Dracula herankommen zu können, eröffnet Operation Edom eine Zweigstelle in Bukarest. Zum Aufbau und zur Einrichtung der Filiale reisen fünf Agenten nach Rumänien. Anne Waters ist eine junge, rumänisch sprechende Analystin, die als Duke Alvah die Filiale leiten soll. Gino Magurano ist ein ehemaliges Mafiamitglied, der ihr als Duke Jetheth zur Seite steht. Als Bastler leistet Hagen Muller, Duke Teman genannt, wichtige Starthilfe. Die drei jungen Leute werden von zwei erfahrenen Männern begleitet: dem inzwischen Duke Mibzar genannten Geologen Andrew F. Crosse und dem unter dem Decknamen Duke Timnah auftretenden Aristokraten Arthur Holmwood.

Nach einer Woche Bukarest nimmt Anne Waters´ Büro langsam Gestalt an. In der Mittagspause nehmen die Agenten üblicherweise eine heiße Gulaschsuppe in einer nahegelegenen Imbissbude ein. Sie stehen an einem Stehtisch direkt neben einem großen Fenster, Crosse und Holmwood haben eine gute Sicht auf die Straße. Menschenmassen laufen auf dem Bürgersteig vorbei, der Verkehr besteht aus Kutschen und einer elektrischen Straßenbahn.

Plötzlich fesselt etwas Arthur Holmwoods Aufmerksamkeit. Ein hagerer, älterer Mann mit Gehstock, Brille, schäbigem Anzug und altem Filzhut läuft am Fenster des Lokals vorbei. Der Mann hält an, dreht sich um und schaut dorthin zurück, von wo er gekommen ist. Etwas später spricht er mit einer ebenfalls älteren Frau in einem unförmigen dunkelgrauen Kleid. Hören kann Holmwood durch die Scheibe nichts. Er sieht aber, wie der Mann einen überraschten, ja bestürzten Gesichtsausdruck bekommt, während die Frau weiterhin lächelt. Je länger die Frau spricht, desto verstörter verhält sich der Mann. Er beginnt mit ihr zu streiten und weicht vor ihr zurück während sie immer wieder auf ihn zugeht.

Einen kleinen Moment lässt sich Holmwood auf ein Gespräch mit Crosse ein. Als er wieder zum Bürgersteig schaut, geschieht es: Der alte Mann weicht schnell zwischen zwei parkenden Pferdekutschen auf die Straße und gerät auf die Schienen der Straßenbahn, die ihn erfasst, seinen Körper zu Seite fegt und gegen den Gemüsekarren eines Händlers schleudert, der gerade die Straße entlang geht. Der geschundene Körper fällt bewegungslos auf das Pflaster. Die alte Frau dreht sich dem Imbissfenster zu und blickt Holmwood mit einem grausamen Lächeln direkt in die Augen. Dann dreht sie sich um und geht auf dem Weg zurück, den sie gekommen ist.

Arthur Holmwood springt schockiert auf und eilt nach draußen. Anne Waters und Gino Magurano folgen ihm. Holmwood deutet auf die alte Frau, die schon an die 100 Meter entfernt ist, eine Distanz, die sie in den wenigen Sekunden seit dem Unfall unmöglich zurückgelegt haben kann. Die drei Agenten nehmen die Verfolgung auf.

Andrew F. Crosse ist etwas langsamer und kämpft sich bis zu dem Opfer durch. Der alte Mann liegt am Straßenrand zwischen den parkenden Kutschen und der Straßenbahn. Passanten versuchen ihm zu helfen, irgendwann kommt auch Crosse an ihn heran und muss erkennen, dass es nicht gut um ihn steht. Der gestürzte Mann ist kaum bei Bewusstsein und wirkt weitgehend teilnahmslos. An seiner Schläfe und seinem Kopf befinden sich klaffende Wunden, Blut rinnt ihm aus dem Mund, Arme und Beine scheinen gebrochen, sein Atem geht rasselnd und er hustet sein eigenes Blut. Der Mann liegt im Sterben. Kurz vor seinem Tod gelingt es ihm, sich noch für ein paar Sekunden zusammenzureißen und ein paar Worte zu flüstern, die Crosse dank seines erst kürzlich gelernten Rumänisch mit Mühe verstehen kann: „Drei... drei Bräute... nein! Nein, sie... sie ist gefährlich... kann nicht...“ Daraufhin atmet der alte Mann ruckartig aus und ist tot. Andrew F. Crosse ist erschüttert und schaut sich um. Die Menschen um ihn herum sind aufgeregt. Besonders panikartig verhält sich der in der Nähe stehende Straßenbahnfahrer, ein Mann um die 30, der immer wieder sagt: „Ich habe ihn nicht gesehen! Oh, mein Gott! Er tauchte irgendwie aus dem Nichts auf! Ich habe ihn nicht gesehen! Oh, mein Gott!“ Die Polizei ist bereits informiert, Crosse kann nichts weiter tun und kehrt zu seinem Kollegen Hagen Muller in den Imbiss zurück. Die beiden Männer schauen sich traurig an.

Inzwischen verfolgen Anne Waters, Arthur Holmwood und Gino Magurano die alte Frau. An der nächsten Straßenecke schauen sie sich um, und müssen feststellen, dass die alte Frau ihren Vorsprung deutlich ausgebaut hat. Die drei Agenten setzen zu einem Sprint an und holen auf. Anne Waters allerdings muss ihre Verfolgung für ein paar Sekunden unterbrechen: sie ist außer Atem, hat Seitenstiche und ihr ganzer Körper fröstelt. Was ist mit ihr los? Arthur Holmwood hält an und kümmert sich einen Moment um sie. Gino Magurano rennt weiter, biegt um eine weitere Ecke und sieht, wie die alte Frau die Stufen zu einem Mietshaus hinaufsteigt. Professionell eilt er zu einer vor dem Haus liegenden Straßenecke und überprüft mögliche Hintereingänge. In der Zwischenzeit erreichen auch Anne Waters und Arthur Holmwood das mindestens ein Jahrhundert alte Haus und betrachten seine Fassade: Über dem Erdgeschoss befindet sich ein großes Mosaik, das drei Frauen in fließenden Hochzeitsgewändern darstellt: eine ist weiß, eine grün und eine blau geschmückt. Unsicher steigen Arthur Holmwood und Anne Waters die Stufen zum Hauseingang hinauf.

-

Das war im Wesentlichen eine Organisationssitzung. Ein Spieler konnte aus Krankheitsgründen nicht dabei sein, aber es ist gut, dass es überhaupt mal wieder einen Schritt voran gegangen ist. Wir haben zusammen weitergesponnen, was für Folgen die Katastrophe des vergangenen Abenteuers gehabt haben könnte, drei neue Spielerfiguren mussten erschaffen werden, Operation Edom wurde offiziell gegründet und dann haben wir noch die Startszene für das nächste Abenteuer gespielt. Es ist der erste Teil aus „Our Ladies of Sorrow“, einer Cthulhu-Kampagne, für die es auf der Pelgrane Website bereits eine Konvertierung für „Trail of Cthulhu“ gibt. Da auch das ein Gumshoe System ist, dachte ich, eine Konversation sei halb so wild. Meine Idee war, die drei übelwollenden Göttinnen der Kampagne zu den drei Bräuten Draculas zu machen. Das Abenteuer wirklich auf unsere Kampagne zuzuschneiden, war dann aber doch sehr viel Arbeit und ich bin mal gespannt, ob sie sich auszahlt.
« Letzte Änderung: 10.01.2020 | 20:32 von Chiarina »
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #72 am: 23.01.2020 | 07:55 »
Ich bin ja auch großer NBA Fan (sind jetzt 8 Sessions in der Persephone Extraction drin). So langsam mache ich mir Gedanken wie es danach weitergehen könnte, obwohl wir sicherlich noch ein halbes Jahr Zeit haben. Dabei denke ich auch über "Unto the fourth generation" nach und habe diesen Thread gelesen.

Erstmal: es hört sich an als hättet ihr viel Spaß bei der Sache! Um das alles auszuarbeiten, da wirst du richtig viel Arbeit investiert haben! Die Vorgabe im Directors Handbook ist ja doch eher EXTREM dünn. Sehr geil dass einer der Spieler jetzt wirklich Notizen in den Roman schreiben will!

Mir ist aufgefallen dass ihr im Grunde immer noch recht früh im Zeitstrang agiert, also immer in der ersten Generation, obwohl ihr ja schon recht lange spielt. Hattest du das so vorgesehen? Wahrscheinlich kommt es ja einfach darauf ob ihr Spaß am Tisch habt. Aber bei mir im Kopf schwirrt folgender Gedanke :  die Spieler und du erwarten NBA, aber bekommen dann eher Cthulhu Gaslicht? War das vorher so klar? Oder ergibt sich trotz des historischen Hintergrundes ein NBA Spielgefühl?

Offline Chiarina

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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #73 am: 23.01.2020 | 14:49 »
Ich nehme mal an, dass wir noch ein Weilchen in der viktorianischen Epoche spielen werden. Geplant sind noch drei Abenteuer.

Wie groß der Spaß ist, den die Spieler haben, weiß ich gar nicht so genau. Es ist schon eine sehr heterogene Runde und was die Spieler eigentlich erwarten, ist gar nicht so einfach zu sagen. Ich rechne eigentlich jederzeit damit, dass der erste sagt, "Schluss jetzt, das habe ich mir anders vorgestellt". Ich bekomme leider kaum Feedback. Bisher machen sie aber noch mit. Ob der Spieler wirklich Notizen in den Roman einträgt, weiß ich nicht. Wir haben schon sehr lang nicht mehr darüber gesprochen. Ich will da auf keinen Fall irgendwelchen Zusatzdruck ausüben. Irgendwann werde ich nochmal höflich nachfragen. Wenn dann nichts passiert, kann ich´s auch nicht ändern. Ich selbst habe Spaß an der Geschichte und freue mich meine eigenen Fäden ins Dracula-Mythen-Netz hineinknoten zu können. Das treibt mich an, auch wenn ich mir meine Spieler streckenweise etwas enthusiastischer wünschen würde.

Warum so lange die viktorianische Epoche? Zunächst mal ist der dafür vorgesehene Zeitraum im Dracula Dossier ja relativ groß. Einmal heißt es, man soll sich in der Epoche nicht so ewig aufhalten, dann heißt es aber auch, dass einzelne Abenteuer im Abstand von bis zu 10 Jahren vorstellbar sind. Ich habe mir eher die zweite Ansicht zu eigen gemacht. Noch größere Sprünge sprengen für mein Gefühl irgendwie die Kontinuität des Spiels. Im aktuellen Abenteuer spielt beispielsweise noch Andrew F. Cross mit. Er war als junger Mann beim ersten Abenteuer dabei. Inzwischen ist er Mitte 50. Solche Figuren liefern ja eine gewisse Kontinuität über den Verlauf der Handlung hinweg. Außerdem ist auch ganz interessant zu sehen, ob sie sich im Lauf der Jahre verändert haben. Wir wenden auch die Alterungsregeln an.

Wenn wir unser Spiel noch eine Weile fortsetzen, werden wir trotzdem irgendwann in der Kriegszeit angelangen. Ich muss mal sehen, was wir dann machen. Rollenspiele, die im 2. Weltkrieg oder einem noch moderneren Krieg spielen, lehnen ein paar der Spieler eigentlich ab. Wenn sich das aus der Kampagne heraus ergibt, hoffe ich aber, wenigstens ein paar Abenteuer in der Zeit durchziehen zu können. Ich muss ja nicht gerade Stalingrad oder Auschwitz spielen. Ganz ausklammern will ich die Kriegszeit aber auch nicht.

Wie weit wir kommen, weiß ich nicht. Nach der Katastrophe der vorletzten Sitzung habe ich schon mit dem Aus gerechnet. Dann aber findet sich doch noch jemand, der sagt: "Wann geht´s weiter?". Es wird ein neuer Termin gemacht und alle sind wieder dabei. Wie im richtigen Leben gilt auch hier: "Bevor du über das halbleere Glas meckerst, freue dich über das halbvolle, denn es kann jederzeit passieren, dass du ganz auf dem Trockenen sitzt."
« Letzte Änderung: 23.01.2020 | 15:00 von Chiarina »
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Re: [Night´s Black Agents] Unto the fourth generation
« Antwort #74 am: 23.01.2020 | 19:24 »
Ich kann die Argumente (Kontinuität) nachvollziehen. Ich war einfach ein bißchen erstaunt weil ihr seit 2,5 Jahren spielt und immer noch in der viktorianischen Ära seid. Aber wie gesagt, wenn es Spaß macht (sonst wäre die Gruppe ja schon versandet), ist ja alles gut. Auch stelle ich es mir cool vor, dass so viele wichtige Personen bereits etabliert sind. Denke das kann dazu führen, dass Edom etc später viel differenzierter wahrgenommen werden kann.

Für meinen Teil bin ich mir unsicher darüber wie ich die Szenarien im Gaslicht und in den 1920ern angehen würde. Wie kriegt man es hin dass es kein Cthulhu wird, sondern NBA-Agenten-Action? Ich hatte überlegt das dann vielleicht ziemlich pulpig aufzuziehen, also eher "die Mumie" als puristischer horror. Genug Punkte zum ausgeben für cineastische Action sollten ja vorhanden sein. Spielt das bei euch eine Rolle?

Einschränkend käme hinzu dass weder die Spieler noch ich selbst groß Bock hätten den Originalroman zu lesen, daher wäre jede Geschichte allerhöchstens lose ans Original angelehnt ;)