Autor Thema: Lange Reisen der Gruppe  (Gelesen 4172 mal)

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Offline Issi

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Re: Lange Reisen der Gruppe
« Antwort #25 am: 21.08.2017 | 17:37 »
Hatte denn jmd. DSA erwähnt? 
Habs zumindest nicht gefunden.
(Edit. Doch -Meister Isegrimm.)
Mein System ist ein anderes. Bzw. habe ich verschiedenes gespielt aber nie mit Tourismus Guide.

Was man mMn. Systemunabhaengig immer wieder in diversen Abenteuern findet, sind ja tatsächlich auch Eindrücke und Umgebungs Beschreibungen plus Begegnungen.
So etwas kann man natürlich auch ohne Abenteuer basteln,  wenn eine Gruppe von A nach B reist. Und zumindest mEn. auch ebenso unterhaltsam abhandeln.
« Letzte Änderung: 21.08.2017 | 17:53 von Issi »

Offline Ruinenbaumeister

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Re: Lange Reisen der Gruppe
« Antwort #26 am: 21.08.2017 | 18:06 »
Ihr verlasst also Tuzak und reist nach Thorwal. Dort angekommen ...

Das wäre nicht mein Spielstil. Gut fand ich hingegen, was unser SL bei unserer letzten Reise von Albernia nach Festum gemacht hat: Er hat einen Spieler sich etwas ausdenken lassen, was auf der Reise passiert ist, der nächste sollte es dann fortsetzen etc. Da keiner von uns damit gerechnet hatte, konnten und mussten wir improvisieren.

So kam heraus, dass unser Streuner (Nachteil Pechmagnet) von einer Brücke in einen reißenden Fluss gestürzt ist. Die Gruppe musste ihn natürlich retten, aber zwei Zwerge und ein gerüsteter Söldner sind keine geeigneten Rettungsschwimmer. (Erzählerwechsel) Der zwergische Baumeister hieb einen Ast von einem Baum am Ufer ab und versuchte, den Streuner zu erreichen, schaffte es aber nicht. (Erzählerwechsel) Weiter flussabwärts gelang es unserem Söldner, den Streuner vom Ufer aus an Land zu ziehen, wobei ihn unsere beiden Zwerge festhielten.

Pro Spieler empfiehlt sich eine solche Geschichte. So kann man das Vakuum der Reise schnell füllen, ohne dass es in Zufallsbegegnungen oder Würfelorgien ausartet. Das Fabulieren kostet nicht viel Zeit, aber es macht die Geschichte plastischer und gibt jedem Gelegenheit, sich einzubringen. Kampflastigen Gruppen ist das möglicherweise zu langweilig, aber da kann der SL ja immer noch jederzeit 3W7 Zombie-Wercapibaras aus dem Unterholz brechen lassen.
Und wenn ich mich im Zusammenhang
des Multiversums betrachte, wie oft bin ich?

Offline Menthir

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Re: Lange Reisen der Gruppe
« Antwort #27 am: 21.08.2017 | 18:34 »
Ich selbst bewundere Spielleiter, welche die Gabe haben, pittoreske Bilder mit ihren Worten entstehen lassen zu können. Und noch bewundernswerter erscheint mir die Eigenschaft, dies mit wenig Worten zu tun. Und gekrönt scheint mir diese Eigenschaft, wenn ein Spielleiter es schafft, die Spieler zum Teil dieser (Landschafts-)Erzählung werden zu lassen oder wenn ein Spieler sich dadurch animiert sieht, sich damit auseinanderzusetzen. In einem gewissen Rahmen mit der Umgebung (nicht nur NSCs) Rollenspiel zu betreiben, finde ich durchaus erstrebenswert.

Ich habe allerdings nie so recht verstanden, wie man dies umsetzen kann. Mein Landschaftsvokabular ist zu eng und meine Improvisationskunst ist nicht räumlich; ich müsste also pittoreske Orte sehr umfangreich vorbereiten. Das führt dazu, dass ich das aus Faulheit nicht tu. Da ich sehr sandboxig-improvisiert spielleite, bräuchte ich auch keine fest eingeplanten Orte, sondern einen vorbereiteten Fundus an verfügbaren, einstreubaren Orten und dazu fehlt mir bei aller Sehnsucht die Lust.
Ich hasse Spielabendvorbereitung; bei mir ergibt sich das Spiel und die Geschichte mehr aus der grobkörnigen Grundidee und der Nachbereitung der gespielten Sitzungen (zu der ich wiederum viel Lust habe), die wiederum der Improvisation ausreichend Futter gibt.

Das führt dazu, dass ich meist aus Verbundenheit zum Reisegefühl nur einen sehr knappen Reiseverlauf schildere und bisweilen 1-2 Begegnungen einstreue, die in den seltensten Fällen Kampfbegegnungen sind. Meist sind es Reisende, die etwas über die Welt erzählen oder ein wenig Foreshadowing betreiben; den Tenor für den nächsten Ort setzen und dergleichen. Gerne würde ich die Landschaft sprechen lassen, aber diese Fähigkeit ist...flüchtig, ausweichend, schwer zu fassen für mich.
Ich würde gerne mehr aus den Reisen machen und werde dementsprechend gerne diesen Faden mitlesen; und auch noch die Sache bezüglich The One Ring lesen. Bin da auch für jeden Input dankbar. :)
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Offline Issi

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Re: Lange Reisen der Gruppe
« Antwort #28 am: 21.08.2017 | 19:14 »
Was Landschafts Beschreibungen betrifft,  bereite ich mich auch wenig vor. In der Regel schöpfe ich aus Erinnerungen.
Die sind ein Mix aus selber erlebten Reisen. (seit kleinauf wurde ich recht viel rumgeschleift)oder aus dem was ich aus Filmen und Serien kenne.
Am einfachsten ist es mMn. Dich selber vorzustellen, als wärst Du an dem Ort,  den Du dir vor deinem inneren Auge vorstellst.
Und dann einfach den Spielern das zu beschreiben, was Du dort mit deinen 5 Sinnen wahrnehmen würdest.

Z. B... der salzige Geruch vom Meer, der kühle Wind, der Dir ins Gesicht bläst, die Klippen die vor Dir in die Tiefe stürzen.
Die Wellen die schaeumend dagegen schlagen.

Im Wald ist es vielleicht das fahle Licht,  dass durch die hohen Kronen fällt. Der Geruch nach Moos,  Harz das Zwitschern von Vögeln...usw.

Wenn etwas weiter weg ist, genauso. Von einer Stadt sieht man vielleicht zuerst die Türme, weil sie hoch hinausragen.
Oder die Stadtmauer.
Bestimmte Gerüche kriegt man eventuell mit. Sieht Lichter oder hört das Laeuten von Glocken.

Schwulstig und umständlich muss es mMn. nicht werden. Einfach bei den fünf Sinnen bleiben.  :)
Fragen die helfen: Wie fühlt es sich an?
Was liegt vor einem, was kann man sehen? Was kann man hoeren? Wie riecht es an diesem Ort? Wie sieht der Himmel aus? Ist es kalt, warm oder windig? Wie ist das Licht bzw. welche Tageszeit ist es? Was liegt in der Ferne?
(Was weiter weg ist,  ist eventuell noch verschwommen)
Wie fühlt sich der Weg an, auf dem man reist?
Wie sind die Blicke der Menschen die entgegen kommen?
« Letzte Änderung: 21.08.2017 | 19:37 von Issi »

Offline Mr. Ohnesorge

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Re: Lange Reisen der Gruppe
« Antwort #29 am: 21.08.2017 | 20:00 »
Gut fand ich hingegen, was unser SL bei unserer letzten Reise von Albernia nach Festum gemacht hat: Er hat einen Spieler sich etwas ausdenken lassen, was auf der Reise passiert ist, der nächste sollte es dann fortsetzen etc. Da keiner von uns damit gerechnet hatte, konnten und mussten wir improvisieren.

So kam heraus, dass unser Streuner (Nachteil Pechmagnet) von einer Brücke in einen reißenden Fluss gestürzt ist. Die Gruppe musste ihn natürlich retten, aber zwei Zwerge und ein gerüsteter Söldner sind keine geeigneten Rettungsschwimmer. (Erzählerwechsel) Der zwergische Baumeister hieb einen Ast von einem Baum am Ufer ab und versuchte, den Streuner zu erreichen, schaffte es aber nicht. (Erzählerwechsel) Weiter flussabwärts gelang es unserem Söldner, den Streuner vom Ufer aus an Land zu ziehen, wobei ihn unsere beiden Zwerge festhielten.

Pro Spieler empfiehlt sich eine solche Geschichte. So kann man das Vakuum der Reise schnell füllen, ohne dass es in Zufallsbegegnungen oder Würfelorgien ausartet. Das Fabulieren kostet nicht viel Zeit, aber es macht die Geschichte plastischer und gibt jedem Gelegenheit, sich einzubringen. Kampflastigen Gruppen ist das möglicherweise zu langweilig, aber da kann der SL ja immer noch jederzeit 3W7 Zombie-Wercapibaras aus dem Unterholz brechen lassen.

Die Idee ist ziemlich cool!  :d
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Offline Mr.Renfield

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Re: Lange Reisen der Gruppe
« Antwort #30 am: 21.08.2017 | 20:12 »
man kann langatmig umständliche 08/15 landschaftsbeschreibungen in manchen fällen auch ganz bewußt einsetzen:

wenn die scs in anders/traum/whateverwelten geraten sind ohne es zu wissen, einfach mal austesten, wem es auffällt, daß man ne mehrminütige beschreibung, bei der die meisten schnell abschalten, in einer völlig anderen umgebung enden läßt, als sie begonnen hat  ~;D

Offline Macita

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Re: Lange Reisen der Gruppe
« Antwort #31 am: 23.08.2017 | 14:49 »
Mir hat vor ein paar Monaten der folgende Artikel einige Auge über Reisen und Ausspielen von Reisen geöffnet (Warnung: ist lang und in Englisch):
http://theangrygm.com/getting-there-is-half-the-fun/

Seit dem ich das gelesen habe bereite ich alle Reisen, die wichtig sind oder einen Teil des Abenteuers darstellen deutlich anders vor: zum Beispiel baue ich Alternativrouten ein und lasse die Spieler jeweils entscheiden ob sie lieber "schnell und gefährlich" oder "langsam und sicher" reisen wollen, natürlich verbunden mit der Konsequenz, dass die einen eher ankommen und das auch Auswirkungen hat. Oder (gerade in Fantasy-Welten) ich gebe ihnen nur Wegbeschreibungen (am liebsten auch noch ungenaue) bis zu einem Zwischenziel und lasse sie dann den weiteren Weg erkunden oder erfragen.