Autor Thema: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu  (Gelesen 7244 mal)

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Offline Bluecaspar

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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #25 am: 20.08.2017 | 21:09 »
Ach so.
Das wurde aus deinem Beitrag nicht klar.
Doch, eigentlich schon  ::)
« Letzte Änderung: 20.08.2017 | 21:11 von Bluecaspar »

Der Rote Baron

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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #26 am: 20.08.2017 | 21:14 »
Ich denke, vor allem durch Detektivfilme und Ermittlungsserien sind Leute in den letzten 50 Jahren relativ genau informiert, was Polizisten im Normalfall dürfen oder nicht. Amerikanische Polizeiserien sind praktisch Werbefilme für die Miranda Rights ("Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern, alles, was sie sagen..."). Auch in deutschen Serien ist der Durchsuchungsbefehl oft genug Knackpunkt der Handlung, um dieses Konzept beim Zuschauer zu verankern.

Z.B. in den 20ern würde ich vermuten, das die meisten Leute nicht wirklich eine Ahnung von ihren Rechten und denen der Polizei haben, wenn sie oder ihre Bekannten nicht einmal mit dem Gesetz aneinandergeraten sind. Andererseits gibt es zu der Zeit rekativ viel Korruption bei der Polizei, die individuelle Behandlung hängt stark von Herkunft und Hautfarbe ab und weite Teile der Bevölkerung sind aufgrund der Prohobitionsgesetze technisch gesehen kriminell und damit potentiell angreifbar. Wenn z.B. ein Polizist einfach reindrängelt und dann im Schreibtischfach die Ginflasche findet, die er dann vorher "die ganze Zeit auf dem Schreibtisch gesehen" hat, mit Fingerabdrücken und allem, kann man praktisch wahrscheinlich wenig dagegen tun.

Das Hauptproblem sehe ich darin, dass man als Polizist bei so etwas zumindest die Polizei auf seiner Seite braucht. Selbst ein extrem korrupter Bulle, der serienmäßig Privatwohnungen und Geschäftsräume auseinander nimmt, um seine einträgliche Schutzgeldnummer am Laufen zu halten, braucht dazu Kollegen und Vorgesetzte, die zumindest wegsehen. Und wenn die hartes Vorgehen gegen Verdächtige oder ein illegales Zubrot vielleicht noch navhvollziehen können, ist die Frage, ob die irgendeinen Außenseiter unterstützen wollen, die auf eigene Faust in X-Akten ermitteln und nie jemanden verhaften...

Keine Miranda-Rechte in den USA vor 1966! Und wer schon einmal die Romane von Chandler und Co gelesen(spielen in den 20-40er) oder den Film "L.A. Confidential" gesehen hat bekommt einen Eindruck davon, was sich die Polizei und z.T. auch Privatdetektive allles herausnehmen konnten, ohne dass sich darüber irgendwer (inklusive der Verbrecher) groß aufregten. Selbst der bedrückende Witz "Der Schwarze hat vier Kugeln im Rücken!" - "Ja, einer der ungewöhnlichsten Selbstmorde, die ich je gesehen (und hiermit abgeschlossen) habe." ist da durchaus keine Witz.
Wie gesagt, genau genommen auch damls nicht legal, wurde aber einfach hingenommen und wenig hinterfragt - von keiner Seite.

Je weiter man also zurück geht, desto eher kommt man mit einer illegalen Haussuchung, erfolterten/ erpressten Geständnissen, unverhältnismäßiger Gewalt (denn was ist den "verhältnismäßig" und was nicht?), Unterdrückung von Spuren und Beweismitteln und auch einem Polizeimord davon.

Offline Scimi

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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #27 am: 21.08.2017 | 00:40 »
Das stimmt wirklich überhaupt nicht. Es besteht im wesentlichen eine konfuse Mischung aus amerikanischem Courtroom-Drama, Barbara Salesh und Tatort. Gerade die im Tatort vermittelte Vorstellung der polizeilichen Arbeit treibt einem Profi die Tränen in die Augen - kaum ein Tatort, bei dem die Polizeidarsteller nicht rechtswidrig oder sogar strafbar handeln.

Ich will auch gar nicht behaupten, dass die breite Masse durch Fernsehshows eine fundierte juristische Bildung erhalten würde. Aber ich denke schon, dass heute mehr Leuten klar ist, dass die Polizei unter ziemlich einschränkenden Regeln und Vorschriften arbeitet. Aus der Perspektive der praktischen Anwendung im Spiel, wenn ein SC sich in der Rolle des Polizisten gesetzeswidrigen Zugang erschleicht, halte ich es in einem modernen Setting für sehr viel wahrscheinlicher, dass das Opfer irgendwelche Scherereien macht - während oder nach dem Vorgang.

Je weiter man also zurück geht, desto eher kommt man mit einer illegalen Haussuchung, erfolterten/ erpressten Geständnissen, unverhältnismäßiger Gewalt (denn was ist den "verhältnismäßig" und was nicht?), Unterdrückung von Spuren und Beweismitteln und auch einem Polizeimord davon.

Nicht nur illegal, was früher an extremem Druck bei Verhören und Zusammenschlagen unerwünschter Menschen bei Razzien durchaus unter "gute Polizeiarbeit" lief, ist heute unvorstellbar. ABER, es muss halt doch irgendwie für die Kollegen vertretbar sein, entweder im Sinne von "hartem Vorgehen gegen Verbrecher" oder von "der verdient sich was dazu, ist nix dabei, machen alle hier". Ich denke nicht, dass die Truppe irgendwelche Sonderlinge, Serienkiller oder Monsterjäger decken würde. Und ich glaube auch, dass der korrupte Detective Flass in Gotham City sich extrem viel mehr herausnehmen kann als der ungeliebte Spinner Fox Mulder beim FBI.

Die Frage stellt sich daher auch: Ist der SC ein verlässlicher Kamerad, der für seine Truppe einsteht oder ein suspekter Außenseiter, der dauernd mit irgendwelchen Reportern, Akademikern und Okkultisten herumhängt?

Offline Der Läuterer

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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #28 am: 21.08.2017 | 06:52 »
Ich empfehle idH die Serie The Shield.
Darin geht es um Handlungen einer 4 Mann Spezialeinheit im Gang Milieu.

Sie senken zwar die Kriminalitätsrate im Revier, doch ihre Mittel unterscheiden sich nicht von denen der Gangster, die sie bekämpfen sollen.
Sie schieben Beweismittel unter, schüchtern Informanten ein, bedrohen und verprügeln wenn es Ihnen nötig erscheint, berauben die Mafia, setzen Kollegen und ihren Chef unter Druck, stehlen Drogen und Drogengelder - auch aus der Aservatenkammer - versorgen damit 'ihre' Gangster oder dealen selbst, und sie schrecken auch nicht vor Mord an den eigenen Kollegen zurück - ein interner Ermittler und selbst ein Teammitglied müssen so dran glauben.
« Letzte Änderung: 21.08.2017 | 06:57 von Der Läuterer »
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Der Rote Baron

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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #29 am: 21.08.2017 | 07:08 »
Nicht nur illegal, was früher an extremem Druck bei Verhören und Zusammenschlagen unerwünschter Menschen bei Razzien durchaus unter "gute Polizeiarbeit" lief, ist heute unvorstellbar. ABER, es muss halt doch irgendwie für die Kollegen vertretbar sein, entweder im Sinne von "hartem Vorgehen gegen Verbrecher" oder von "der verdient sich was dazu, ist nix dabei, machen alle hier". Ich denke nicht, dass die Truppe irgendwelche Sonderlinge, Serienkiller oder Monsterjäger decken würde. Und ich glaube auch, dass der korrupte Detective Flass in Gotham City sich extrem viel mehr herausnehmen kann als der ungeliebte Spinner Fox Mulder beim FBI.

Die Frage stellt sich daher auch: Ist der SC ein verlässlicher Kamerad, der für seine Truppe einsteht oder ein suspekter Außenseiter, der dauernd mit irgendwelchen Reportern, Akademikern und Okkultisten herumhängt?

Stimmt! Guter Aspekt, der zu beachten ist!  :d

Ich denke auch, dass man als Polizist mit "Rückhalt bei den Kollegen" besser dasteht, wenn man einen seltsamen Typen in dem alten Haus "in Notwehr" tötetet - auch wenn da eben nur der Pflock da war, den der nun mitten im Herzen stecken hat.
Vor allem, wenn der einen anderen Polizisten angefallen hatte.
Und man nicht immer was von "Vampir! Er war ein Vampir!" faselt.  ;)

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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #30 am: 21.08.2017 | 08:36 »
Gemeint war  der Wahnsinnige hat sich für einen Vampir gehalten oder vielleicht nen Vampirjäger.
Im Kampf hat der Pflock dann sich in sein Herz gebohrt
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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #31 am: 21.08.2017 | 12:12 »
Die Frage stellt sich daher auch: Ist der SC ein verlässlicher Kamerad, der für seine Truppe einsteht oder ein suspekter Außenseiter, der dauernd mit irgendwelchen Reportern, Akademikern und Okkultisten herumhängt?

Scimi ist so großartig. Da hängt ja eine Menge an Nebenplot dran - wie weit geht man denn mit, um sich diese Unterstützung zu sichern? Deckt man Korruption? Gewalt? Diebstahl aus der Asservatenkammer? Und riskiert man den Kampf gegen die Monster, um diese Verbrechen aufzuklären?

Offline YY

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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #32 am: 21.08.2017 | 15:17 »
Keine Miranda-Rechte in den USA vor 1966!

Doch, seit dem 15. Dezember 1791, als der fünfte Verfassungszusatz ratifiziert wurde.

"Miranda v. Arizona" (1966) bezieht sich lediglich auf die praktische Umsetzung, wann und in welcher Form den Betroffenen ihre Rechte mitgeteilt werden müssen.
Unterm Strich wird das alles nicht so heiß gegessen, wie es gerade in amerikanischen Krimiserien gekocht wird.
Natürlich ist das "Miranda warning" (finde ich den passenderen Begriff) wichtig, aber weder war Miranda v. Arizona in dieser Hinsicht ein großartiger Wendepunkt noch ist das Unterlassen bzw. Erfolgen der Belehrung unmittelbar bei der Festnahme so juristisch bedeutsam, wie es in Filmen und Serien oft dargestellt wird. 

Im Prinzip ist das nichts anderes als bei uns und wird nur teils extrem verzerrt dargestellt - ähnlich wie diverse "stand your ground"-Gesetze in einzelnen Bundesstaaten.

Aber ich denke schon, dass heute mehr Leuten klar ist, dass die Polizei unter ziemlich einschränkenden Regeln und Vorschriften arbeitet. Aus der Perspektive der praktischen Anwendung im Spiel, wenn ein SC sich in der Rolle des Polizisten gesetzeswidrigen Zugang erschleicht, halte ich es in einem modernen Setting für sehr viel wahrscheinlicher, dass das Opfer irgendwelche Scherereien macht - während oder nach dem Vorgang.

Das abstrakte Wissen bringt dir nur gar nichts, wenn du nicht ganz genau weißt, um welche konkreten Vorschriften es sich handelt.
Und selbst wenn, ist die einzig wirklich sinnvolle Methode, hinterher den Rechtsweg zu beschreiten.
Sich ganz sicher sein, dass die das gerade überhaupt nicht dürfen und sich deswegen körperlich wehren, ist eine hervorragende Methode, auf die Schnauze zu kriegen und dann zusehen zu müssen, wie die Maßnahme doch umgesetzt wird. Und i.d.R. sind die Polizisten damit im Recht (in einigen Konstellationen auch dann, wenn die anlaßgebende Maßnahme tatsächlich nicht rechtens war!). Auf beiden Seiten des Großen Teiches.


Interessanter wirds beim Thema offensichtliche Rechtsverstöße, aber da gilt dann das, was du selbst aufgeworfen hast:
Was decken Kollegen und Vorgesetzte, was kann man hinterher wie "schönschreiben"?
Wenn das regelmäßig Thema im Spiel wäre, würde ich dafür definitiv eine abstrakte Mechanik basteln...


Ich empfehle idH die Serie The Shield.
Darin geht es um Handlungen einer 4 Mann Spezialeinheit im Gang Milieu.

Die ist als Vorlage fürs Rollenspiel tatsächlich enorm dankbar.
Angemerkt sei aber, dass da eine ziemlich wilde Mischung aus eher abstrakten Prinzipien in Sachen Polizeiarbeit und ganz konkreten rechtlichen Detailfragen vorliegt. Und letztere sind dann natürlich auch wieder erzählerisch geprägt/verzerrt.
Fürs Spiel ist das im Grunde egal, nur muss man sich vorher darauf einigen, wie man mit den Spitzfindigkeiten umgeht, sofern sie Thema sein sollen: werden sie vorher exakt festgelegt und können dann entsprechend beackert werden oder macht man das abstrakt und ggf. auch mit zeitlichem Rückgriff?
Hat mMn eine gewisse Verwandtschaft mit dem Thema Heist-Planung im Rollenspiel.
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Offline Scimi

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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #33 am: 21.08.2017 | 17:32 »
Das abstrakte Wissen bringt dir nur gar nichts, wenn du nicht ganz genau weißt, um welche konkreten Vorschriften es sich handelt.
Und selbst wenn, ist die einzig wirklich sinnvolle Methode, hinterher den Rechtsweg zu beschreiten.
Sich ganz sicher sein, dass die das gerade überhaupt nicht dürfen und sich deswegen körperlich wehren, ist eine hervorragende Methode, auf die Schnauze zu kriegen und dann zusehen zu müssen, wie die Maßnahme doch umgesetzt wird. Und i.d.R. sind die Polizisten damit im Recht (in einigen Konstellationen auch dann, wenn die anlaßgebende Maßnahme tatsächlich nicht rechtens war!). Auf beiden Seiten des Großen Teiches

Moment, ich rede hier nicht von normaler (oder meinetwegen korrupter) Polizeiarbeit. Aufgrund des Eingangsposts gehe ich von einer Situation aus, wo sich die SCs entweder als Polizisten ausgeben oder zwar Polizisten sind, aber illegal auf eigene Faust ermitteln.

Die Frage ist da nicht nur, was Polizisten theoretisch oder praktisch dürfen, sondern vor allem, was Otto Normalverbraucher einem Polizisten durchgehen lässt.

Und ich bin davon überzeugt, dass man heute eher Fotos davon, wie die "Polizei" einem die Wohnung auf Links krempelt empört auf Facebook einstellt, mal telefonisch bei der Polizei anfragt, wann man denn die Quittung für das "beschlagnahmte" Artefakt erwarten könnte oder sich in Fällen von Polizeigewalt an die Bildzeitung wendet, als das 1920 der Fall wäre.

Offline YY

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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #34 am: 21.08.2017 | 18:01 »
Die Frage ist da nicht nur, was Polizisten theoretisch oder praktisch dürfen, sondern vor allem, was Otto Normalverbraucher einem Polizisten durchgehen lässt.

Und ich bin davon überzeugt, dass man heute eher Fotos davon, wie die "Polizei" einem die Wohnung auf Links krempelt empört auf Facebook einstellt, mal telefonisch bei der Polizei anfragt, wann man denn die Quittung für das "beschlagnahmte" Artefakt erwarten könnte oder sich in Fällen von Polizeigewalt an die Bildzeitung wendet, als das 1920 der Fall wäre.

Da geht es auch ganz schnell darum, ob die Polizisten nur ihre Kompetenzen ein bisschen überschreiten oder ob die das richtig durchziehen.
Dann ist nämlich hinterher das Handy kaputt/weg und man hat eine mehr als deutliche Ansage gehört, was man offiziell und inoffiziell zu erwarten hat, wenn man in irgendeiner Form Wellen macht.

Ich kann da den Verweis auf The Shield nur wiederholen.


Als "böser" Polizist muss man sich fragen, ob/wann man es überhaupt mit Überreden/Plattquatschen auf der Polizeischiene versucht (und wie man das am Zweckmäßigsten aufzieht). Wenn man den Schritt zu offensichtlich illegalem Vorgehen bis hin zur ungerechtfertigten Gewalt geht, tut man gut daran, nicht identifizierbar zu sein und/oder erst gar nicht als Polizei aufzutreten.

So zu tun, als dürfe man, was man gerade tut, obwohl allen Beteiligten klar ist, dass man es nicht darf, ist die blödeste Variante. Denn dann kommen Sachen wie das von dir Genannte auf, und um sich davor zu schützen, muss man noch weiter in die offensichtliche Illegalität, ohne sich vernünftig darauf vorbereitet zu haben; sowohl in der konkreten Situation als auch im Nachgang.
Dann zieht man es besser von Anfang an richtig auf - und gerade das würden echte Polizisten wissen.


Mit kleinen Kompetenzüberschreitungen anfangen und dann Stufe für Stufe abrutschen passiert einem Verzweifelten unter Druck, aber nicht denen, die das vorher zu Ende gedacht haben.
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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #35 am: 21.08.2017 | 18:15 »
Siehe Daschner
Das "falsche" aus den richtigen Gründen.
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #36 am: 21.08.2017 | 18:36 »
Die Frage ist da nicht nur, was Polizisten theoretisch oder praktisch dürfen, sondern vor allem, was Otto Normalverbraucher einem Polizisten durchgehen lässt.

Jupp, auch wenn die rechtlichen Grundlagen nicht ganz uninteressant sind, ein Fokus auf Dinge, die im Spiel relevant bzw. ausspielbar sind, sind denke ich brauchbarer.

Offline YY

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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #37 am: 21.08.2017 | 18:56 »
ein Fokus auf Dinge, die im Spiel relevant bzw. ausspielbar sind, sind denke ich brauchbarer.

Bisher ist doch alles abstrakt (bis auf das Nebenthema Miranda).

Den letzten Gedankengang finde ich jedenfalls unheimlich wichtig, weil es bei dem Ganzen nur sehr bedingt auf den Betroffenen ankommt, sondern erst mal darauf, wie weit die Polizisten mit ihrem illegalen Kram zu gehen bereit sind und wie sie sich im Vorfeld dafür aufgestellt haben.
Der erzählerische "Normalfall" ist aber eher dieses schrittweise Abrutschen, das ich aus den beschriebenen Gründen nur selten wirklich plausibel finde.
Bei "KDD" war das recht gut aufgezogen, aber da passt es auch in die Gesamtsituation, weil die Beteiligten wie oben angedacht verzweifelt sind und von einem Schritt zum nächsten improvisieren müssen.
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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #38 am: 21.08.2017 | 18:59 »
KDD?
“Uh, hey Bob?”
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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #39 am: 21.08.2017 | 19:06 »
KDD

Die ersten zwei Staffeln sind richtig gut, speziell für eine deutsche Krimiserie.
Ist beim deutschen Publikum aber genau so schlecht angekommen wie The Shield.

Hierzulande denkt die Masse bei Krimi halt an Poirot, Derrick und Wallander - ganz andere Baustelle(n).
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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #40 am: 21.08.2017 | 19:12 »
Danke
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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #41 am: 22.08.2017 | 00:14 »
Da geht es auch ganz schnell darum, ob die Polizisten nur ihre Kompetenzen ein bisschen überschreiten oder ob die das richtig durchziehen.
Dann ist nämlich hinterher das Handy kaputt/weg und man hat eine mehr als deutliche Ansage gehört, was man offiziell und inoffiziell zu erwarten hat, wenn man in irgendeiner Form Wellen macht.

Das klingt aber immer noch so, als würde es um die Polizei gehen.

Aber selbst wenn die Polizei in dem Setting so drauf ist, die Mannschaft der örtlichen Wache ist praktisch nur eine Gang von vielen im Viertel ist, die tief mit Schutzgeld und Drogenhandel drinhängt und ihr Gebiet mit Gewalt beschützt. Jeder Polizist hat mal eine Leiche verschwinden lassen oder jemanden mit untergeschobenen Beweisen in den Knast geschickt. Auch dann würde ich es für eine gefährliche Idee halten, so eine Tour bei irgendwelchen Nachforschungen zu fahren, die nicht mit den Aktivitäten der Polizeibande zu tun haben. Im besten Fall kann man vielleicht seinen Kameraden beim Spießrutenlaufen in der Umkleide erklären, warum man für den alten Professor Armitage nach alten Büchern und pazifischen Artefakten fragt, anstatt Ladenbesitzer einzuschüchtern und illegale Pokerzimmer abzufackeln - du hast da doch nicht etwa eine eigene Sache am laufen, die du deinen Kumpeln verschweigen willst, oder?

---

Bei Cthulhu gehe ich allerdings nicht davon aus, dass das Spiel in einer "World of Darkness" stattfindet, in der das ganze Setting ein giftmüllverseuchter menschlicher Abgrund ist. Der Punkt bei Lovecraft ist doch meistens, dass sich das Grauen hinter einer zivilisierten Normalität verbirgt, wo die meisten Menschen nicht ahnen, dass das friedliche Alltagsleben eine Täuschung ist.

Daher würde ich annehmen, dass die Polizei ihre Arbeit auf eine Art und Weise ordentlich macht, die gür den normalen Bürger vertretbar ist. Auch die Polizeipraxis in den 20ern dürfte nicht allen sauer aufstoßen, solange das harte Vorgehen nur Kommunisten und Iren trifft und Korruption sich darauf beschränkt, die Prohibitionsgesetze nicht allzu hart durchzusetzen, die sowieso kaum wer ernst nimmt.

Die Frage ist halt, was passiert, wenn der Polizist in Begleitung von dem Anthropologen, der Reporterin und der Hellseherin bei Kultist Klaus an der Tür seine Dienstmarke vorzeigt, der gerade im Keller ein Portal nach R'lyeh offenstehen hat. Sagt Klaus dann, dass er die Leute nicht hereinlassen will oder flieht er hinten über den Balkon? Macht die Tatsache, dass sich einer der Investigatoren als Polizist ausweisen kann da einen Unterschied?

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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #42 am: 22.08.2017 | 08:36 »
Kann man das dem verantwortungsvollen Mitspieler nicht selbst überlassen?

Offline Der Läuterer

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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #43 am: 22.08.2017 | 09:10 »
Ein nicht unerhebliches Problem sehe ich in den Extratouren eines solo agierenden Polizisten im RPG. Das hat mit den Methoden jetzt zwar nichts zu tun und ist leicht OT; dennoch macht es mMn mehr Sinn, ALLE Chars Cops spielen zu lassen. Ich sehe ansonsten das Problem einer gewissen One-Man-Show. Und das liegt weniger im Interesse der Gruppe.
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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #44 am: 22.08.2017 | 10:09 »
Ein nicht unerhebliches Problem sehe ich in den Extratouren eines solo agierenden Polizisten im RPG. Das hat mit den Methoden jetzt zwar nichts zu tun und ist leicht OT; dennoch macht es mMn mehr Sinn, ALLE Chars Cops spielen zu lassen. Ich sehe ansonsten das Problem einer gewissen One-Man-Show. Und das liegt weniger im Interesse der Gruppe.

Ich denke, das führt recht schnell zu den allgemeinen Themen "Plausibilität von bunt zusammengewürfelten Gruppen überhaupt" und "Vereinbarkeit von Abenteuer und Beruf". Dies insbesondere, soweit es längere Kampagnen betrifft, im One-Shot geht so was kurzfristig schon mal eher.

Offline YY

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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #45 am: 22.08.2017 | 12:33 »
bei Kultist Klaus an der Tür seine Dienstmarke vorzeigt, der gerade im Keller ein Portal nach R'lyeh offenstehen hat.

Kultist Klaus ist ja aber gerade nicht der Durchschnittsbürger, dem man irgendwie mit der Marke beeindrucken will/kann, obwohl die Rechtsgrundlage fehlt. Gerade in der Situation.
Da gilt mMn klar "all bets are off".
Die Marke führt da wohl am Ehesten noch dazu, dass Klaus schneller nervös wird und das Ganze eskaliert.

Ich denke, das führt recht schnell zu den allgemeinen Themen "Plausibilität von bunt zusammengewürfelten Gruppen überhaupt" und "Vereinbarkeit von Abenteuer und Beruf".

Ja, besonders in der Konstellation, dass ein SC diese Vereinbarkeit zu sehr großen Teilen hat oder sogar dazu verpflichtet ist, aktiv zu werden und der Rest eigentlich was total anderes machen sollte und sich immer freischaufeln muss.

Vor Jahren habe ich für mehrere nWoD-Oneshots einen korrupten (u.A. ;D ) Cop gespielt. Da hat es ganz gut funktioniert, aber mMn nur deswegen, weil wir kleine Gruppen hatten (2-3 Spieler) und das nicht großartig zum Thema gemacht haben.
Der Cop war mehr oder weniger freilaufender Undercover-Ermittler und hat seine Marke fast nur genutzt, um sich nach irgendwelchen Aktionen auf der juristischen Ebene aus der Affäre zu ziehen.


Polizei ist aber vielseitig genug, um einen SC umgekehrt damit genau so massiv blockieren zu können:
Für die meisten Konstellationen ist ein Polizist im normalen Streifen- und Funkwagendienst unspielbar.
Wenn man sich schon auf das Konzept versteift hat (warum auch immer), hilft da nur großzügiges Ignorieren der eigentlichen Verhältnisse. Aber dann kann man sich das Konzept auch ganz sparen.
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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #46 am: 22.08.2017 | 16:08 »
Ein nicht unerhebliches Problem sehe ich in den Extratouren eines solo agierenden Polizisten im RPG. Das hat mit den Methoden jetzt zwar nichts zu tun und ist leicht OT; dennoch macht es mMn mehr Sinn, ALLE Chars Cops spielen zu lassen. Ich sehe ansonsten das Problem einer gewissen One-Man-Show. Und das liegt weniger im Interesse der Gruppe.

Würde ich nicht so sehen, da bei Cthulhu nicht unbedingt Verbrechen aufgeklärt werden. Ein Großteil der Recherche ist meistens deutlich besser für Historiker, Mediziner oder Okkultisten zu bewältigen. Gerade der typische Streifenpolizist ist von seinen Spielwerten wahrscheinlich oft eher die Kampfunterstützung und bekommt sein Spotlight, wenn die Ghule durch die Tür brechen, während er eher hinterherdackelt, wenn sich die Gruppe mit dem bekloppten Anthropologen unterhält oder verbotene Bücher durchackert.

Mit einer reinen Polizeigruppe wird das Ganze schnell zu CSI: Arkham, was auch geht, aber halt was anderes ist als die Werkseinstellung "normale Leute stoßen auf den Mythos". Umgekehrt hat eine sehr durchmischte Gruppe immer den Vorteil, das alle Abenteuereventualitäten irgendwie abgedeckt werden können und dass bei einem ausgewogenen Abenteuer jeder mal im Mittelpunkt und mal im Hintergrund einer Szene spielt. Natürlich hat ein Polizist einen besonderen gesellschaftlichen Status und bestimmte Ressourcen und Kontakte, die er in die Ermittlung einbringen kann, aber das gilt genauso für den Arzt, den Priester, den Veteranen und den Landstreicher.

Kultist Klaus ist ja aber gerade nicht der Durchschnittsbürger, dem man irgendwie mit der Marke beeindrucken will/kann, obwohl die Rechtsgrundlage fehlt. Gerade in der Situation.
Da gilt mMn klar "all bets are off".
Die Marke führt da wohl am Ehesten noch dazu, dass Klaus schneller nervös wird und das Ganze eskaliert

Hmm, ich denke, die meisten Klaus-Kultisten sind zumindest keine typischen Vebrecher. Das sind erstmal übereifrige Forscher, Ghulversteher, religiöse Fanatiker und Eltern, die ihre toten Kinder zurückholen wollen. Alte Bücher lesen, Geister rufen, mit Fischmenschen schlafen und Portale in fremde Welten öffnen ist ja eventuell nicht einmal illegal, solange man keine Artefakte aus Museen stiehlt oder Blutopfer benötigt.

Klaus ist wahrscheinlich klar, dass sein Ruf hin wäre, wenn sein Hobby bekannt würde. Und wenn sonstwer an der Tür steht und dumme Fragen stellt, wird Klaus ihn wahrscheinlich wegschicken und notfalls die Polizei rufen. Aber wenn die (vorgebliche?) Polizei klingelt und sich einmal umsehen will? Kennt Klaus seine Rechte genau und bleibt cool? Gerät er in Panik? Bricht er zusammen? Wird er empört? Oder führt er die Ermittler zum Portal und erklärt ruhig seine Forschungsarbeit, während seine Gäste Schreikrämpfe kriegen oder glasigen Blickes in eine fremde Dimension starren?

Da spielt natürlich mit herein, wie Klaus allgemein zur Polizei steht, für wie gerechtfertigt er das Vorgehen der Polizisten hält, wie sein eigener gesellschaftlicher Status ist und wie problematisch er seine eigenen Aktivitäten einschätzt.

Offline YY

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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #47 am: 22.08.2017 | 16:12 »
Da haben wir wohl sehr unterschiedliche Vorstellungen vom "typischen" Kultisten.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline Blechpirat

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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #48 am: 22.08.2017 | 16:51 »
Ich habe hier so ein bisschen das Aventurienproblem - andere Zeiten durch die moderne Brille gesehen. Für uns ist ein Polizist immer eine Respektsperson - das ist aber eine sehr moderne Vorstellung.

In einer Stände-Gesellschaft, wie sie vor dem ersten Weltkrieg in Großbrittanien, aber mindestens Ostelbisch im Deutschen Reich vorherrschte, war der Dorfbüttel keinesfalls in der Lage, dem Lord oder Großgutbesitzer Vorschriften zu machen: Die adligen Herren würden sich von so einem gewöhnlichen Untertanen nichts sagen lassen und müssten es auch nicht: Der Büttel setzt den Willen der nach Gottes Willen über die anderen Menschen gestellten Adligen gegenüber dem einfachen Pöbel durch, sonst nichts. Je nachdem wo und wann man spielt, stehen also bestimmte Gruppen auch einfach über dem Gesetz: Ich bin nur Polizist, ich habe dazu keine Befugnis.

Pyromancer

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Re: Ich bin Polizist, ich hab die Befugnis dazu
« Antwort #49 am: 22.08.2017 | 17:02 »
Ich habe hier so ein bisschen das Aventurienproblem - andere Zeiten durch die moderne Brille gesehen. Für uns ist ein Polizist immer eine Respektsperson - das ist aber eine sehr moderne Vorstellung.

In einer Stände-Gesellschaft, wie sie vor dem ersten Weltkrieg in Großbrittanien, aber mindestens Ostelbisch im Deutschen Reich vorherrschte, war der Dorfbüttel keinesfalls in der Lage, dem Lord oder Großgutbesitzer Vorschriften zu machen: Die adligen Herren würden sich von so einem gewöhnlichen Untertanen nichts sagen lassen und müssten es auch nicht: Der Büttel setzt den Willen der nach Gottes Willen über die anderen Menschen gestellten Adligen gegenüber dem einfachen Pöbel durch, sonst nichts.

Na ja, 99% der Bevölkerung waren halt nicht adelig, und in einer Großstadt wie Berlin oder London noch viel weniger.

Davon ab ändert sich die Situation da zu heute auch nicht grundlegend. Wenn Kriminalhauptkommissar Meier bei einem der oberen 10.000 an der Haustür klingelt und IRGEND ETWAS will, dann darf er 20 Minuten warten und dann mit dem Anwalt reden, da bringt der Dienstausweis auch nichts.