Diese Frage haben viele, insbesondere im StoryGames-Umfeld, gestellt und versucht zu beantworten, in dem Sinne, dass es bei Kämpfen „um etwas gehen soll“, dass gerade während des Kampfes dann auch das Issue des Charakters, der persönliche Konflikt, der moralische Konflikt, der die Handlung antreibende Konflikt zugespitzt wird. Dieser Ansatz verkennt aus meiner Sicht zweierlei:
Erstens, das Genre-Material, das die meisten Spiele zum Vorbild haben, tut das auch nicht andauernd. Ein Kampf ist ein Kampf. Wenn Buffy kämpft, dann geht es auch nicht jedes Mal in Wirklichkeit um was ganz anderes. Sondern es geht darum, dass Buffy kämpft.
Zweitens, wer Kämpfen viel Screen Time einräumt, tut das, weil er Kämpfe spannend findet, und dann sollten die Regeln, nun ja, Kämpfe spannend machen. Wer sich weniger für Kämpfe und mehr für den die Handlung antreibenden Konflikt interessiert, der braucht kein Kampfsystem, mit dem er lange Kämpfe „mit Handlung“ spielen kann, sondern ein Kampfsystem, mit dem er kurze Kämpfe spielen kann.
Trotzdem sehe ich eine Daseinsberechtigung für ein „erzählerisches“ Kampfsystem, aber eben eines, das genau das tut: Kämpfe spannend erzählen. Ohne Crunch, ohne Regeltaktik, einfach nur spannendes martialisches Narrativ, mit Regeln verhandelt. Die Regeln geben dabei den Takt an und sorgen für den notwendigen Unsicherheitsfaktor: Niemand rechnet damit, dass Buffy verliert, und so darf es sich auch mit SCs verhalten, aber der Unsicherheitsfaktor,
wie es passiert, wer verletzt wird, wer zum Helden wird, wer sich blamiert, wer entkommt, der muss vorhanden sein. All das macht der Kampf von selbst, dazu braucht er keine Regeln, die irgendwelche überlagernden Fragestellungen hinein bringen.
Zynisch gesagt neigt auch jedes ernsthaft tödliche Kampfsystem dazu, in seinen Kämpfen Geschichten zu erzählen, weil Angst, Verlust, Tod und Hoffnung immer ziemlich gute Aufhänger für sowas sind.
Meine Erfahrung ist eher, dass jedes ernsthaft tödliche Kampfsystem dazu führt, dass Spieler sehr vorsichtig werden, sehr viel planen, und nur kämpfen, wenn die Umstände sehr zu ihren Gunsten sind.