Mal folgendes Gedankenspiel:
Der SL bereitet bis zu folgendem Event vor:
"In der Nebenstraße liegt mit überraschtem Gesicht und dem Bauch nach unten ein Passant. Eine blutige Axt im Rücken. Ein paar geschockte Schaulustige stehen herum."
Die Spieler fragen:
"Wer könnte der Mörder sein?" und stellen Vermutungen an.
Der SL fragt sich selbst:
"Wer könnte der Mörder sein?" und verwertet die Spielervermutungen kreativ.
Das kann doch durchaus Spaß machen für alle Beteiligten.
Das kann für alle Beteiligten Spaß machen - bei einer sorgsamen/glücklichen passenden Auswahl dieser aller Beteiligten.
Der Knackpunkt ist aber gerade, dass es so nicht allen Leuten im Gesamtpool an Spielern Spaß machen wird und der Schluss dass es passen könnte auf dass es ohne weitere Absprachen/Spielerauswahl für alle passen wird unzulässig ist.
Stimmt!
Ebenso unzulässig ist es davon auszugehen, dass ein stures Festhalten an einem einmal vorbereiteten Plot und an einem einmal festgesetzten Mörder allen Leuten im Gesamtpool an Spielern Spaß machen würde.
Das ist genau das Spiegelbild.
Das kann aber nur dann Spaß machen, wenn die Spieler keine Lunte riechen oder extrem offen für eine anfangs konzeptlose Geschichte sind (sind viele whrsch nicht). Da Ideen bei sowas oft nicht so gut sind wie vorher ausgearbeitet, würde ich dies als qualitativ geringer einschätzen.
Das macht halt dem SL kaum arbeit und ist oft Motiv für so einen "on-the-fly"-Spieleabend. Wenn man als SL vergessen hat vorzubereiten, zum Beispiel.
Du kombinierst hier eine Übertreibung wie "extrem offen", mithin eine Behauptung mit lauter Vermutungen. Gleichzeitig Unterstellungen.
Da bringt doch nichts.
Für so ein Konzept brauche ich keine "extrem offenen" Spieler, sondern allenfalls "offene" Spieler.
Die brauche ich bei einem Konzept, dass stur am vorbereiteten Plot und dem festgesetzten Mörder festhält, aber auch...
Und mit "vergessen hat, vorzubereiten" hat das auch nicht zwingend was zu tun.
Teilweise ist einfach die Zeit nicht da. Was zwar im Ergebnis das Gleiche ist, aber eine sehr andere moralische Färbung hat.
Teilweise ergibt sich die Idee überhaupt erst im laufenden (Haupt-)Abenteuer oder in einer Sandbox oderoder...
Hat man eine Garantie, dass spontan erstellte Plots funktionieren? NEIN!
Funktionieren sie bei vielen SL schlechter als vorbereitete Plots? JA!
Kann man daraus eine hinreichende Aussage für SL X ziehen? MITNICHTEN!
Manch können gut improvisieren, manche nicht.
Manche kommen gut klar mit selbst vorbereiteten Abenteuern, andere nicht.
Wieder andere bevorzugen vorgefertigte Abenteuer, andere nicht.
Keines dieser drei Konzepte ist einem der anderen drei Konzepte überlegen, denn es hängt von den jeweiligen Stärken und Vorlieben des SLs ab.
Rückblickend kann man dann überhaupt erst erkennen, ob die Selbsteinschätzung des SLs richtig lag.
Wenn man aber rückblickend sagen kann: "Ja, dass ist ein SL der gut bis sehr gut improvisieren kann!" KANN man diesem SL auch nicht unterstellen, dass DA spontane Ideen
oft nicht so gut sind
.
Und DANN wiederum ist es auch wahrscheinlicher, dass ein "ad hoc Mörder erfinden" eine größere Chance auf Erfolg hat. (Bezogen auf den Spielspaß der Mitspieler).
-----
Umgekehrt wird ja auch n Schuh raus:
Während ich einen RIESENBogen um längere vorgefertigte Abenteuer mache, kenne ich SL, denen ich ohne weiteres einen komplizierten Kampagnenband in die Hand drücken würde.
Ein weiterer SL wiederum macht sehr gute Abenteuer, WEIL er so intensiv vorbereitet.
Meine Gruppe wiederum genießt meine Abenteuer, WEIL ich bei eher geringer Vorbereitung, sehr viel improvisiere.
Jeder dieser SL-Typen tut sich mit dem jeweils anderen Stil etwas schwerer und damit auch mit Subsubstilen wie zB "Mörder wird erst während des Abenteuerverlaufs festgelegt".