So, die Runde ging gerade zu Ende. Zur Erinnerung noch mal:
FETTE SPOILER die nicht markiert sind! Nicht weiter lesen, wenn ihr das Abenteuer noch selber spielen wollt!
Gespielt wurde über Drachenzwinge-Teamspeak + Roll20. 1 mir bekannter Spieler aus meinen Tischrunden + 3 fremde Spieler über DZ. Wir snd nicht fertig geworden und haben einen zweiten Termin angesetzt.
Meine Suspects sind: Katarin Xuan, Moshe Srinivasan, Martin Lukargik, Oojan M'Banke, Baronet Demetriou
Zur Vorbereitung hatte ich mir die Infos zu meinen Suspects in eigenen Worten noch mal rausgeschrieben und übersichtlich ausgedruckt (4 Verdächtige auf einem Blatt, Baronet + Bodyguard auf zweitem Blatt), außerdem habe ich mir auf einem dritten Blatt einen Zeitplan gemacht, wann wer wo war.
Meine Erkenntnisse:
- 5 Suspects sind für einen Oneshot zu viel! Nach 3 Stunden Ermittlung war der wahre Mörder noch nicht mal ins Visier genommen . Befragungen, Pläne (was machen wir, wen fragen wir was usw.) nehmen weitaus mehr Zeit in Anspruch, als ich erwartet hätte. Wer das Abenteuer mal als Oneshot plant, dem empfehle ich nur 3 oder 4 zu nehmen. (Oder ihr habt mehr als 4 Stunden Zeit für den Oneshot, wir haben von 19 Uhr bis 23.30 gespielt.
- Katarin Xuan und Moshe Srinivasan sind toll dabei. Lukargik wird gar nicht richtig als Verdächtiger wahrgenommen bzw. ist sehr schnell aussortiert durch das Alibi, dass er am Computer war. Das macht ihn eigentlich zu einem guten Mörder. Er ist es bei mir aber nicht .
- Die Spieler recherchieren bei mir sehr wenig (im Sinne von: erwähnte Systeme nachschlagen, Biographien über NPC recherchieren), womöglich wäre das bei einer Traveller-erfahrenen Runde anders? Ich frage mich, ob ich sie direkt darauf hinweisen sollte (SL-Stimme: "Ruft doch mal die biographischen Daten von XYZ ab."). Aber dann lernen sie es ja nie.
- Das Abenteuer soll nicht über DNA-Spuren gelöst werden, das ist in modernen Settings grundsätzlich ein Problem. Wie oft habe ich gesagt "In einer Kernwelt des Imperiums wäre das kein Problem, aber in dieser Hinterwäldler-Bergbau-Station..."
- Auffällig langweilig war die erste Stunde des Spiels, bis überhaupt mal ein Toter da liegt... es passiert zu wenig und die Szenen wirken gekünstelt, außerdem muss man ja schon railroaden damit die Spieler tatsächlich ihre Fähre verpassen und auf der Station festsitzen... die Spieler hatten vorgeschlagen, einfach mit dem Mord zu beginnen. Kann man machen. Ich glaube mein Ansatz wäre, im Falle einer Wiederholung, ein paar Rahmenbedingungen zu ändern - für einen Oneshot könnten die Spielercharaktere tatsächlich einfach Teil der Corporate Security sein, oder es gibt für die Spieler von Anfang an einen Folgeauftrag in Aussicht, so dass sie sich nicht bemühen möglichst schnell zu Urshukaan zu kommen.
- Manchmal sehen die Spieler den Wald vor lauter Bäumen nicht, aber das ist wohl immer eine Gefahr in Ermittlungsabenteuern.
Aus heutiger Sicht würde man an das Abenteuer wohl höhere Anforderungen stellen, insbesondere finde ich schade, dass keine Bilder der NPC vorhanden sind. Ich habe mir welche zusammengesucht. Ich hätte mir auch mehr Informationen über die Raumstation gewünscht und die Begebenheiten dort. Zum Beispiel inwiefern Waffen erlaubt sind, ich richte mich nach dem Rating für Arcturus, finde es aber komisch dass man auf so einer Raumstation mit Pistolen rumlaufen darf. Die Unterscheidung bei den NPC in Known Background und Other Background finde ich nicht immer konsistent und nachvollziehbar. Die Modifikationen für die Reaction Rolls wirken auf mich kryptisch, ich mache das daher nach Gutdünken.
Aufgefallen ist mir auch, dass das Abenteuer einen sehr sachlichen Stil hat, den ich sehr mag. Der Nachteil ist, dass jeder Satz wichtig ist - überliest man etwas, hat man potentiell eine wichtige Information verpasst. Ich habe hier seit langem ein Abenteuer 2x von vorne bis hinten gelesen. (In der Regel lese ich Abenteuer 1x und überfliege sie danach nur noch.) Naja, der Vorteil davon ist, dass jeder Satz wichtig ist und man nicht mit überflüssigen Informationen zugemüllt wird. Ich hätte gerne mehr Abenteuer in diesem Stil.
Neben dem Optionsreichtum finde ich erstaunlich und hervorzuheben, wie die NPC hier eigentlich zusammengestellt sind. Das beste an dem Abenteuer ist, was man hier lernen kann. Es zeigt, dass oft ganz einfache Motive der Anlass für so eine Greueltat sein können. Der eigentliche Mord geschieht bei einigen Verdächtigen sehr geradlinig! Und das ist es - es kommt eben auf die Details an und auf interessante Charaktere. Und diese Charaktere haben alle eine Geschichte zu erzählen. Selbst die Stations-Kommandantin, die kaum vorkommt, ist von den Spielern in der Nachbesprechung genannt worden und es gefiel, dass hier ein sympathischer, freundlicher Charakter vorkam. Die NPC sind auch gut gewählt, weil man nicht mit allen gleich umgehen kann - manche kann man vielleicht mit Status und ähnlichem beeindrucken (Moshe), bei anderen zieht das nicht (die Baroness). Ich finde das großartig. Und dazu eben die Details in den Biographien und das ohne seitenlange Texte, auf die wesentlichen Aussagen reduziert (wie gesagt - jeder Satz ist wichtig).
Ich weiß schon jetzt, dass ich das Abenteuer wieder leiten werde. Evtl. ersetze ich die Raumstation dann durch eine andere mit mehr Material, falls ich eine finde.
Definitiv eines der besten je geschriebenen Abenteuer, wenn man über manche Schwächen aufgrund des spürbaren Alters hinweg sieht. Eine neue Ausgabe, an aktuelle Mongoose 2 Regeln angepasst, in Farbe mit NSC-Bildern und detailliert ausgearbeiteter Raumstation würde ich sofort als Hardcover-Band kaufen - vorausgesetzt, der Schreibstil bleibt so nüchtern und knapp und wird nicht in das heute oft anzutreffende Geschwafel verändert
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