Na, komm. Ersetze in dem Satz mal "heterosexuelle weiße Männer" durch "dunkelhäutige Frauen" oder so und schau, was für einen Shitstorm das gibt. Und mit "du musst dich ja nicht angesprochen fühlen" kommst du aus der Nummer dann auch nicht mehr raus.
Guck mal, ich bin selbst, heterosexuell, weiß und männlich. Ich schreibe das nicht aus lauter Selbsthass da hin. Es geht mir darum, dass es eine regelrechte Bewegung der über ihre gefühlte Marginalisierung empörten heterosexuellen weißen Männer gibt, und DIE greife ich polemisch an. Es gibt auch zahlreiche andere Bewegungen von Menschen, die sich gegen eine tatsächliche, historisch langlebige und gut gut dokumentierte und quantifizierbare Marginalisierung wehren (vor allem durch Rassismus und Sexismus), und das ist etwas grundsätzlich anderes, als sich als Vertreter einer Gruppe von Menschen, die eben in praktisch keinerlei gesamtgesellschaftlichem Kontext Marginalisierung und Diskriminierung erfahren muss, hinzustellen und zu jammern, weil irgendwo auch mal ein Nicht-Heterosexuelles Paar in einem Rollenspielbuch abgebildet wird. Um die Leute, die so was bereits als gegen sie gerichtete Diskriminerung empfinden, geht es mir. Deshalb ist dieses "dreh das mal um, dann siehst du, wie empörend ist" eben ein falsches Argument. Weil es bei Rassismus und Sexismus eben um gesamtgesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse geht.
Ich wohne hier in Berlin-Neukölln, was jetzt nicht gerade whiteyland ist, und trotzdem erlebe ich täglich, dass ich im Großen und Ganzen die unhinterfragte Norm bin. Niemand fragt mich, wo ich herkomme oder lobt mich für mein gutes Deutsch, im Gegensatz zu meiner Frau muss ich mir keine dummen Anmachen auf der Straße anhören, und niemand stellt aufgrund meiner sexuellen Orientierung z.B. meine Eignung in Frage, Kinder großzuziehen. Wenn Leute daherkommen und jammernd behaupten, weiße, heterosexuelle Männer würden neuerdings so schrecklich diskriminiert werden, dann darf ich das ja wohl für dummen Blödsinn halten.