Autor Thema: [Essay] Ohne Spielleitung  (Gelesen 16372 mal)

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Offline KhornedBeef

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #50 am: 9.10.2017 | 15:12 »
Vereinfacht:
Wenn ein SC meiner Spieler vor ein paar Mafiosi in ein heruntergekommenes Haus flüchtet und der Spieler fragt: "Ist das ein Spukhaus?"... dann ist es ein Spukhaus!
Testfrage: Wenn ein SC vor ein paar Mafiosi flüchtet und der Spieler fragt, ob er ihn das Macgyver/Kevin-allein-zuhaus-mäßig vorbereitete Heim eines Waffensammlers gelaufen, was sagst du dann? Ja, im Vertrauen dass die Runde das von sich balanciert? Nein, es sei denn der Spieler beschreibt selbst einen Haken an der Sache? Ja, und du beschreibst wie ihn eine Bowlingkugel trifft?
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Offline Greifenklause

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #51 am: 9.10.2017 | 15:22 »
Testfrage: Wenn ein SC vor ein paar Mafiosi flüchtet und der Spieler fragt, ob er ihn das Macgyver/Kevin-allein-zuhaus-mäßig vorbereitete Heim eines Waffensammlers gelaufen, was sagst du dann? Ja, im Vertrauen dass die Runde das von sich balanciert? Nein, es sei denn der Spieler beschreibt selbst einen Haken an der Sache? Ja, und du beschreibst wie ihn eine Bowlingkugel trifft?

Das mache ich vom dramaturgischen Mehrwert abhängig (Spielleiterwillkür)
oder vom Glänzen in den Augen der Mitspieler (Mehrspaß) abhängig.

Meistens balanciere ich von mir aus, ja! Nicht immer seh ich aber den Bedarf zu balancieren.
Der Plot im Spukhaus war beispielsweise eine Fieslichkeit, an der alle ihren Spaß hatten, da gab es nichts zu balancieren....
Halt stop, ich lüge: Ein paar der Mafiosis kamen dort durch Geister zu Tode, während der SC nur weiße Haare bekam...
Also wahrscheinlich balanciere ich instinktiv.
« Letzte Änderung: 9.10.2017 | 15:24 von Greifenklause »
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Offline ArneBab

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #52 am: 16.10.2017 | 00:34 »
Aber wenn die SL mal auf dem Schlauch steht, dann gerät das Spiel schnell ins Eiern. Das passiert bei einer SL-losen Gruppe seltener, weil da einfach ein größerer Pool an Ideengebern da ist.
Das geht davon aus, dass bei einem Spiel mit SL die SL die einzige ist, die Ideen liefert. Wenn die SL auf das auf-dem-Schlauch-stehen reagiert, indem sie offen sagt "ich stehe grade auf dem Schlauch, was wäre gerade spannend", dann gilt das Argument nicht mehr, denn alle sind Ideengeber.

Was eine SL zu haben bewirkt ist, dass diese Ideen an einer Stelle gesammelt und organisiert werden, statt dass alle zu jeder Zeit alle Ideen aller anderen und dazu ihr eigenes Spiel jonglieren müssen.
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Offline ArneBab

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #53 am: 16.10.2017 | 00:39 »
"Nein, du hast nicht immer die besten Ideen, Narziss": Spätestens seit ich bei Tanelorn bin, würde ich sagen: Das ist ein gutes Argument. Ich will gar nicht behaupten, dass es hier irrsinnig viele Narzissten gibt. Es gibt aber einige, die ziemlich weit das Maul aufreißen. Und ehrlich gesagt: Es ermüdet mich. Ich habe keine Lust mehr, Leuten zuzuhören, die sich selbst am tollsten finden und dann auch noch so einen Missionsauftrag mit sich herumschleppen. Wie unangenehm! Ich kann nur sagen: Ich finde diese Leute so richtig scheiße, und zwar schon allein deshalb, weil sie sich so irrsinnig toll finden! Ich würde mich nie von so einem bespielleitern lassen. Aber wenn ich sie in einem spielleiterlosen Rollenspiel als ebenbürtige Mitspieler behandeln könnte, dann würde ich es wohl auf ein Spiel mit den meisten von ihnen ankommen lassen.
Ist das wirklich, was dabei herauskommt? Ist da nicht schon ein sich-am-tollsten-findender genug, um die Runde zu verderben, der als Spieler in einem Spiel mit SL völlig verträglich wäre?

(dabei muss ich sagen, dass ich bei Fiasko Spaß hatte, allerdings nur in den Szenen das Gefühl bekommen habe, wirklich ein Rollenspiel zu spielen, in denen wir die Regeln ignoriert und nur noch als Charaktere gehandelt haben)
« Letzte Änderung: 16.10.2017 | 00:46 von ArneBab »
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Offline Chiarina

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #54 am: 16.10.2017 | 01:18 »
Zitat von: ArneBab
Ist da nicht schon ein sich-am-tollsten-findender genug, um die Runde zu verderben, der als Spieler in einem Spiel mit SL völlig verträglich wäre?

Verstehe ich das richtig? Die These ist: Solche Supermeister spielen sich in Rollenspielen ohne Spielleitung immer noch genügend unangenehm auf um das Spiel zu verderben. Es braucht einen anderen Meister, der ihnen ihre Grenzen aufzeigt.

Also ehrlich gesagt hoffe ich, dass prinzipiell jeder anwesende Mitspieler dazu in der Lage ist. Und die Hoffnung stirbt zuletzt.
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Offline Greifenklause

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #55 am: 16.10.2017 | 07:53 »
Jeder "Supermeister" braucht folgende Korrektive:
-- Selbstkritik
-- andere Spieler
und zwar beide!

Sobald er diese Korrektive wertschätzt, wird der Tyrann zum Dienstleister.
Sollte er diese Korrektive nicht wertschätzen, ist er so oder so ein Problem, sei es als SL oder Spieler oder Spieler in SL-losen Systemen.
Jemanden, der zuviel Spotlight auf sich vereint oder Wünsche ignoriert, kann man korrigieren.
Wenn dieser sich auf die Korrektur einlässt, alles Wuppe!
Wenn nicht, Mist!

NUR am Rädchen "Starker SL - Schwacher SL - Mitspieler - Mitspieler (SL-loses System)" zu drehen, löst dieses Problem nicht, sondern betreibt nur Makulatur.

Oder anders: Wenn dir die Spielweise oder die Leitweise eines Mitspielers/SL nicht gefällt, dann rede mit ihm. Vielleicht hilft das Gespräch ja.
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Offline ArneBab

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #56 am: 16.10.2017 | 08:55 »
Verstehe ich das richtig? Die These ist: Solche Supermeister spielen sich in Rollenspielen ohne Spielleitung immer noch genügend unangenehm auf um das Spiel zu verderben. Es braucht einen anderen Meister, der ihnen ihre Grenzen aufzeigt.
Die These ist: Nicht einen anderen Meister, sondern eine klare Rollenverteilung.

Dafür würde es allerdings auch reichen, wenn es einzelne nicht-SL Spieler gäbe.

(nebenbei: Es gibt auch Leute, die sind als SL toll aber als Spieler schwierig)
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Offline Maarzan

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #57 am: 16.10.2017 | 11:58 »
Das sind hier einmal 2 Ebenen der Anforderungen:
das erste ist ein Passen des Spielers zum spielleiterlosen Spiel. Wenn der eigene Geschmack in eine andere Richtung geht udn man das Spiel ernst zu nehmen gedenkt, ist man da einfach erstmal ein potentieller Problembär.

das zweite ist dann ein Passen des Spielers zu den anderen, was dann voraussetzt:
* Erkennen der eigenen Spielpräferenzen
* Kommunizieren der eigenen Spielpräferenzen
Bis hierhin erst einmal identisch mit den anderen Stilen auch, aber nun verstärkt im spielleiterlosen Stil notwendig,weil es eben keine formelle Instanz mehr gibt, welche das noch extra zusammenhalten würde bzw. per Spielangebot das am Ende weitgehend auf eine Ja-Nein Entscheidung reduziert:
* Finden eines expliziten Kompromisses
* Erkennen von Konfliktmomenten
* Einhalten dieses Kompromisses.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Ucalegon

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #58 am: 16.10.2017 | 13:24 »
Wenn die SL auf das auf-dem-Schlauch-stehen reagiert, indem sie offen sagt "ich stehe grade auf dem Schlauch, was wäre gerade spannend", dann gilt das Argument nicht mehr, denn alle sind Ideengeber.

Klar. Leuten, die ganz spezifisch mit einer SL spielen wollen, wird ein "was wäre gerade spannend" aber unter Umständen das Spiel kaputtmachen. Es ist vorher eben nicht klar ob das geht oder nicht bzw. es gibt keine Abläufe dafür.

allerdings nur in den Szenen das Gefühl bekommen habe, wirklich ein Rollenspiel zu spielen, in denen wir die Regeln ignoriert und nur noch als Charaktere gehandelt haben)

Ich fühle mit dir. So gehts mir mit dem für meine Figur vollkommen irrelevanten Klein-Klein (sie schafft es, sie schafft es nicht, sie schafft es, ...) vieler trad-Rollenspiele.

Die These ist: Nicht einen anderen Meister, sondern eine klare Rollenverteilung.

Bei SL-losen Rollenspielen gibt es da mehrere Ebenen. Jason Morningstar sagt über Fiasco, dass er explizit ungeregelt lässt, wer in einer Szene was sagen darf, weil er davon ausgeht, dass jede Gruppe schon am besten wissen wird, wie das bei ihnen läuft. Ist, finde ich, ein cheap-out, funktioniert aber erfahrungsgemäß gut, auch mit Fremden auf Cons. Ein wichtiger Grund, warum das so gut funktioniert, ist, dass die Rollenverteilung eine Ebene drüber absolut klar ist. Wenn die Spielerin an der Reihe nicht auf ihr Scene Framing-Recht verzichtet, dann entscheidet sie allein, wo wir in ihrer Szene sind, wer da ist und so weiter. Wie es ausgeht entscheiden wiederum Andere.

Bis hierhin erst einmal identisch mit den anderen Stilen auch, aber nun verstärkt im spielleiterlosen Stil notwendig,weil es eben keine formelle Instanz mehr gibt, welche das noch extra zusammenhalten würde bzw. per Spielangebot das am Ende weitgehend auf eine Ja-Nein Entscheidung reduziert:
* Finden eines expliziten Kompromisses
* Erkennen von Konfliktmomenten
* Einhalten dieses Kompromisses.

Gut formuliert. Ich würde ergänzen, dass die formelle Instanz wie oben beispielhaft dargestellt in vielen Fällen das jeweilige System ist, das wesentlich deutlicher als traditionelle Rollenspiele festlegt, wer wann was sagen darf. Statt einer SL als Klammer für divergierende Interessen.

Wobei in beiden Fällen klar sein muss: Ein grundsätzliches Problem bei der Bereitschaft sich aufeinander einzulassen, lösen weder eine SL noch ein cleveres System.

Fiasco:
Zitat
If you can't agree on a course of action, ask the player whose scene it is for help, and let him be the final arbiter of any log jam. Honestly, if you can't agree on this stuff it probably speaks to a bigger problem, and it might be worth taking a break to talk about it. 
« Letzte Änderung: 16.10.2017 | 13:28 von Ucalegon »

Offline ArneBab

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #59 am: 16.10.2017 | 15:59 »

Vielleicht sagen Bilder ja mehr als Worte.
Ich versuche es mal. :)
Das ist meiner Ansicht nach unvollständig, weil die notwendigen Interaktionen fehlen. Ich versuche mal den fehlenden Teil hinzuzufügen:

Um die Komplexität der Interaktion einzuschätzen, bis klar ist, wie die Handlung weitergeht, zählt einfach die Pfeile.

Durch Regeln lässt sich das wieder reduzieren, z.B. wenn Erfolge dein rechter Nachbar beschreibt und Misserfolge dein linker Nachbar. Beispiel: A handelt und würfelt, B entscheidet, wie die Welt reagiert. In dem Fall richten alle ihr Spiel nach den Setzungen von A und B.


[gelöscht durch Administrator]
« Letzte Änderung: 16.10.2017 | 16:17 von ArneBab »
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Ucalegon

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #60 am: 16.10.2017 | 16:28 »
Durch Regeln lässt sich das wieder reduzieren, z.B. wenn Erfolge dein rechter Nachbar beschreibt und Misserfolge dein linker Nachbar. Beispiel: A handelt und würfelt, B entscheidet, wie die Welt reagiert.

Wichtig, dass du das ergänzt, de facto gibt es nämliche keine SL-losen Rollenspiele, die so funktionieren, wie es dein Ausgangsmodell suggeriert. Siehe meinen Kommentar zum Scene Framing bei Fiasco oben.

Offline Archoangel

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #61 am: 16.10.2017 | 18:11 »
Kompliziertes Thema. Ich tue mir da immer schwer mit - der Beisreflex setzt ein.

Meine Erfahrungen im Hobby sind:
- Play-Empowerment wird von 19 von 20 SpielerInnen nicht gerne gesehen, je mehr desto "überforderter" sind einfach viele.
- In meinem Dunstkreis bewegt sich niemand (mehr) der auch nur gewillt ist ein GM-loses Spiel (erneut) zu probieren.
- Meine Eigenerfahrung besagt: GM-lose Spiele sind anders. Ein klassisches Rollenspiel ist es eher nicht, da ist man schon näher am therapheutischen Rollenspiel oder am Psychodrama. Zumindest eben in meiner Erfahrungswelt - das darf bei anderen gerne anders sein.
- Ein GM-loses Spiel klappt besser je mehr GMs am Tisch sitzen und schlechter je mehr "klassische" Spieler vertreten sind.
- Narzisten gibt es unter den Spielern durchaus häufiger als unter den GMs, nicht jedoch auffallend häufiger als unter den SLs.

Letztlich werden aber - wie man obig zum Teil gut nachlesen kann - mal wieder Äpfel mit Birnen verglichen. Beides ist Obst, aber eben nicht das selbe. Irgendjemenad hat mal als erster den Vergleich mit den Ballsportarten aufgebracht, als Rollenspiel mit Ballspiel verglichen: wenn ich Freunde zum Ballspielen einlade habe ich ein Problem; einer kommt zum Fußball, einer zum Basketball und einer zum Golf. Sind alles Ballspiele ... ähnlich ist es hier. Zu behaupten das eine sei besser als das andere ist schwierig. Zu behaupten das eine sei anders als das andere ist korrekt.

Ich bin mir ziemlich sicher:
- das so ziemlich alle aus dem Hobby "Rollenspiel" in der Lage sind an einem "traditionellen" Rollenspiel Spaß zu haben.
- das eher eine Minderheit an einem GM-losen Spiel (sofort) Freude haben dürfte.
- das es jedoch gar keine konkurrierenden Spiele sein müssen, da Golf und Basketball auch nicht zwangsläufig in Konkurrenz stehen.

Für mich selbst ist es nichts, einfach und allein aus dem Grund heraus, dass ich nicht gerne spiele. Aber eben sehr gerne meistere. Und die Rückmeldung die ich bekomme gibt mir da eingfach recht: ich scheine wohl ein ziemlich begabter GM, aber ein absolut nervtötender Spieler zu sein ... naja ... mancha sind eben auch super Schiedsrichter und nutzlose Feldspieler, oder eben gute Trainer.

Das ist aber wie in der Schule: manche Schüler können sehr gut mit Lernzirkeln und selbständigem Lernen umgehen ; für nicht eben wenige ist Frontalunterricht deutlich zielführender. Ohne hier irgendjemanden diskriminieren zu wollen ... könnte es auch sein, dass GM-loses Spiel eventuell umso besser funktioniert, je höher der Bildungsabschluss der Zielpersonen ist? Oder aber: je weniger stressig/fordernd die berufliche Tätigkeit? Oder beides? Nur ein paar Fragen. Zumindest kenne ich niemanden aus der hart arbeitenden "Arbeiterklasse", aber auch niemanden mit einer stress-belasteten Führungsfunktion der/die in ihrer Freizeit dann auch noch Lust hat sich mit einem GM-losen Spiel einzulassen. Kann aber auch nur mein persönlicher Eindruck sein. Meine Spieler wollen in der Regel bespielt werden, letztlich also konsummieren. Währe also mal eine interessante Frage, ob die Fans der GM-losen Spiele auch generell ein anderes Konsumverhalten aufweisen ... spielt ihr gerne PC-Spiele, also solche, die euch ja quasi auch allles vorgeben, oder eher solche, die sich innerhalb der Regeln frei entfalten können. Zum Beispiel lieber Civi als DragonAge?

Letztlich ist die klassische Runde wohl eher nicht deshalb immer noch (gefühlt?) dominant, weil die armen armen Horden der geknechteten Spieler noch nicht befreit wurden, sondern wohl eher weil ein Großteil der Spieler es eben so will. Wie wohl auch Fleischkonsum der Mehrheit wichtiger erscheint als Veganismus, um mal ein anderes Beispiel zu nennen. Insofern sind "Gefühlsausbrüche" auch hier eher unangebracht. Niemand verurteilt einen GM-losen-Spiel-Verfechter, aber zumindest in meiner Erfahrungswelt sind nicht wenige Individuen dieser Spielgattung ähnlich missionarisch unterwegs, wie der typische Veganer - was eine Diskussion eben schwierig gestaltet. nicht alle, aber (gefühlt) sehr viele.

Ich bekenne mich zum klassischen Spiel - ich habe das andere ausprobiert und für mich war es nichts, bin aber nicht abgeneigt es nochmal zu probieren, schließlich spiele ich auch immer mal wieder ein Brettspiel.
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trendyhanky

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #62 am: 16.10.2017 | 18:19 »
Kann Archoangel in allen Punkten zustimmen.
Kenne im privaten Umfeld auch niemanden, der GM-less spielen will.

Ich glaube der Reiz liegt wohl darin, was NEUES (oder Angel schriebt: anderes) auszuprobieren. Es hat ein wenig den Brettspielcharme, bei dem es meist auch keinen GM gibt und alle spielen gemeinsam.

Was ich bei Ucalegon rausgelesen hatte war aber auch, dass er gerne am liebsten SL ist und diese GM-less-Spiele bieten ja die Möglichkeit, als Spieler wie ein SL zu fungieren.

Was ich aber bezeichnend finde ist dass Ucalegon im anderen Thread nach einem System für eine Ersti-Runde sucht aber gerade KEIN GM-less-Spiel dafür nehmen will.
Was ja auch einiges über das Thema hier aussagt.

Ucalegon

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #63 am: 16.10.2017 | 18:22 »
Was ich aber bezeichnend finde ist dass Ucalegon im anderen Thread nach einem System für eine Ersti-Runde sucht aber gerade KEIN GM-less-Spiel dafür nehmen will.

Du darfst gerne wieder auf die Suche gehen und mir das Zitat hier präsentieren, wenn du eines gefunden hast.

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #64 am: 16.10.2017 | 18:24 »
Nee. Als Brettspieler, der mehr als genug Erfahrungen mit SL-losen Spielen hat, kann ich sagen dass der Brettspielvergleich total daneben ist. Auch hat es, wenn es so läuft wie es soll, absolut keinen "Brettspielcharme".
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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #65 am: 16.10.2017 | 18:27 »
Ich vergleiche doch gar nicht mit Brettspielen. Ich sage nur, dass es für mich den selben Anreiz hat wie ein Brettspielabend: kann man machen, muss aber nicht sein, wenn auch Rollenspiel (also so wie ich es gerne habe) zur Alternative steht.
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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #66 am: 16.10.2017 | 18:31 »
Du bist nicht der Einzige, der sich auf Brettspiele bezog. ;)
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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #67 am: 16.10.2017 | 18:35 »
... könnte es auch sein, dass GM-loses Spiel eventuell umso besser funktioniert, je höher der Bildungsabschluss der Zielpersonen ist? Oder aber: je weniger stressig/fordernd die berufliche Tätigkeit? Oder beides? ...

Rein anekdotenhaft: Der Riss schien mir grob (d.h. es gab Ausnahmen und ist damit nicht so eindeutig) eher zwischen Technikern/Naturwissenschaftlern/Medizinern/Juristen vs. Geisteswissenschaftlern/Wirtschaftlern gelegen zu haben. 
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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #68 am: 16.10.2017 | 18:36 »
Zitat
Ich vergleiche doch gar nicht mit Brettspielen. Ich sage nur, dass es für mich den selben Anreiz hat wie ein Brettspielabend: kann man machen, muss aber nicht sein, wenn auch Rollenspiel (also so wie ich es gerne habe) zur Alternative steht.

das mit dem Brettspiel kommt ja auch von mir.
Also: Eingefahrene Gruppe, man kennt sich, es fehlt aktuell ein wenig der frische Wind, der SL hat keinen Bock mehr zu leiten usw.usf.
Man greift also nicht zu einem anderen klassischen RPG, bei dem ja doch alles wieder der gleiche alte Wein in neuen Flaschen ist, sondern spielt vllt maln Brettspiel.
Alles anders, keiner ist der SL, alle quasi (!) auf selber Ebene, anderer Fokus.

Kenne das von einigen Gruppen, dass sie zwischendurch einfach mal Brettspiele zocken statt RPG. Um weg zu kommen von den eingefahrenen Strukturen. Urlaub vom SL/Spieler-Gefälle usw.

Das glaube ich ist wohl oft ein Grund, GM-less Spiele mal auszuprobieren.

Ucalegon

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #69 am: 16.10.2017 | 18:37 »
Sind alles Ballspiele ... ähnlich ist es hier. Zu behaupten das eine sei besser als das andere ist schwierig. Zu behaupten das eine sei anders als das andere ist korrekt.

Absolut. Und ich werde sicher nicht versuchen, irgendwem die eigenen Erfahrungen mit SL-losen Rollenspielen auszureden.

Das ist aber wie in der Schule: manche Schüler können sehr gut mit Lernzirkeln und selbständigem Lernen umgehen ; für nicht eben wenige ist Frontalunterricht deutlich zielführender. Ohne hier irgendjemanden diskriminieren zu wollen ... könnte es auch sein, dass GM-loses Spiel eventuell umso besser funktioniert, je höher der Bildungsabschluss der Zielpersonen ist? Oder aber: je weniger stressig/fordernd die berufliche Tätigkeit? Oder beides? Nur ein paar Fragen. Zumindest kenne ich niemanden aus der hart arbeitenden "Arbeiterklasse", aber auch niemanden mit einer stress-belasteten Führungsfunktion der/die in ihrer Freizeit dann auch noch Lust hat sich mit einem GM-losen Spiel einzulassen. Kann aber auch nur mein persönlicher Eindruck sein. Meine Spieler wollen in der Regel bespielt werden, letztlich also konsummieren.

Aber ein Großteil der Leute spielt Rollenspiele mit einer klassischen SL. Könnte ich da nicht genauso fragen, ob diese ganzen SL, die aus meiner Sicht oft einen noch härteren Job machen als ich es in einem SL-losen Rollenspiel je müsste und ja eben nicht konsumieren, alle besonders gebildet sind/sein müssen/sein sollten?

Offline Archoangel

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #70 am: 16.10.2017 | 18:37 »
@Arnebab: witzig ... deine Grafik mit SL ist ein Spiel, wie ich es seit 30 jahren nicht mehr erlebt habe, letztlich also nur ein Vorurteil, dass ich in solchen Diskussionen immer wieder höre ... dann eben dazu passend der Standardkonter der GMs: "Man, musstest du schlechte Spielleiter gehabt haben." <Beisreflex aus>

Will sagen: mit dieser Grafik unterstellst du den "klassischen" Rollenspielern etwas, was so an keiner Spielrunde stattfindet, außer möglicherweiße vereinzelt im DungeonHack Sub-Genre (aber auch da nur vereinzelt). Passender wäre es du würdest die obere Grafik nehmen und in die Mitte noch den GM einfügen. Dann hat das deutlich mehr Pfeile, was du vermutlich nicht willst.

Klassischerweiße hast du ohne GM sogar (nach meiner Erfahrung) weniger Pfeile, da der "ruhige/stille" Spielertyp eben nicht mehr regelmäßig durch den GM angespielt wird, aber das will in solch einer Debatte irgendwie auch niemand hören. Wie gesagt: je mehr SL/GM du an einer SL/GM-losen Gruppe beteiligst, desto besser die erlebte Runde (in meiner Welt).

Die Frage dürfte also eher lauten: für wen eignet sich ein GM-loses Spiel eigentlich überhaupt und für wen definitiv nicht? Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein solches Spiel mit "6", "Settembrini", "Chiungalla" und "Luxferre" selbst mir ein gewiss hohes Maß an Spielfreude abverlangen würde, aber ich denke nicht, dass ich je in den Genuss kommen werde mit genau dieser erlauchten Besetzung zu spielen ...
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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #71 am: 16.10.2017 | 18:42 »
Es macht auch noch einen erheblichen Unterschied, ob jemand das als "oneshot" spielt und zumindest seine Messaltte für "(gutes) Rollenspiel" da einmal nicht so streng anlegt oder ob es darum geht jetzt für die nächsten 6 Monate das Programm festzulegen oder endlich mal wieder "richtig" zu spielen, und ggf dafür noch etwas Aufwand (weitere Anreise, Termine verschoben ...) getrieben zu haben.

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #72 am: 16.10.2017 | 18:45 »
Klassischerweiße hast du ohne GM sogar (nach meiner Erfahrung) weniger Pfeile, da der "ruhige/stille" Spielertyp eben nicht mehr regelmäßig durch den GM angespielt wird, aber das will in solch einer Debatte irgendwie auch niemand hören.
Weil es auch aus meiner Erfahrung heraus nicht stimmt. In sämtlichen GM-losen Runde wurde jeder Mitspieler gefordert. Einfaches Zurücklehnen wie bei einer traditionellen Runde geht nicht, eben weil Du keinen Typen "da vorne" hast, der überspitzt ausgedrückt sich um alles kümmert.
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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #73 am: 16.10.2017 | 18:49 »
Aber ein Großteil der Leute spielt Rollenspiele mit einer klassischen SL. Könnte ich da nicht genauso fragen, ob diese ganzen SL, die aus meiner Sicht oft einen noch härteren Job machen als ich es in einem SL-losen Rollenspiel je müsste und ja eben nicht konsumieren, alle besonders gebildet sind/sein müssen/sein sollten?

Jeder ist da ein wenig anders ... wie dir eventuell (hier zum ersten Mal) aufgefallen ist verwende ich die Begriffe SL und GM nicht synonym. Das hat auch einen Grund, der sich aus meiner persönlichen Erfahrungsdimension speist. Ein Spielleiter leitet ein Spiel. Ein Gamemaster ist der Meister seines Spiels. Weshalb es in unserem Hobby erschreckend viele SL und doch eher wenige GMs gibt. Ist - mE - ein qualitativer Unterschied. Persönlich kannte ich in den vergangenen 20 Jahren niemanden, der an meinem Spieltisch saß und nicht hin und weg war. Im Gegenteil: Gruppen bei denen ich mal einen Gastauftritt hatte wollten mir i.d.R. anschließend eine Lebenszeitverpflichtung aufdrücken. Ich muss also den Job als GM ziemlich gut machen, was mich natürlich auch feut.

Nicht wenige Gruppen haben ja das ernst Problem, dass niemand die Rolle des SL übernehmen will (bzw. die eines GM übernehmen kann), weshalb dann eben Modelle des SL-Wechsels eingeführt werden, damit jeder mal spielen kann. Solche Gruppen sind oftmals unglaublich geflashed, wenn dann eben ein Meister seines Fachs am Spieltisch sitzt (klingt arrogant, iss aber so). Und ich kann - nach meiner Erfahrungsdimension - eben nicht behaupten, dass ich jemals eine Gruppe traf, die GM-loses Spiel einem mit GM vorziehen würde (wohl aber habe ich schon Gruppen gesehen, die SL-loses Spiel einem Spiel mit SL vorziehen).

Und da kommen wir wahrscheinlich auch auf einen Kernpunkt, der das SL-lose Spiel an sich eben begünstigt: wenn keiner gerne und mit Leidenschaft leitet sind alternative Spielansätze attraktiver, als in einer Spielrunde in der es wenigstens einen GM gibt. Meiner Meinung nach. Das wäre dann auch mein "Beisreflex".

Eine Katastrophe war für mich übrigens der Spielabend mit vier GMs am Spieltiscvh - unspielbar trifft es am ehesten ... weder Klassisch noch als GM-loses Spiel.
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Offline Maarzan

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Re: [Essay] Ohne Spielleitung
« Antwort #74 am: 16.10.2017 | 18:56 »
Weil es auch aus meiner Erfahrung heraus nicht stimmt. In sämtlichen GM-losen Runde wurde jeder Mitspieler gefordert. Einfaches Zurücklehnen wie bei einer traditionellen Runde geht nicht, eben weil Du keinen Typen "da vorne" hast, der überspitzt ausgedrückt sich um alles kümmert.
Ich habe auch Spiele gesehen, wo die stilleren Mitspieler von ein paar Lautsprechern gnadenlos an den Rand gedrückt wurden.
(OK, das waren jetzt keine hochstrukturierten Designerspiele, sondern eben freeform oder nur grob an eine System angelehnt)
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