1. Was gehört alles in ein Setting, damit es richtig gute Sword&Sorcery ist?
Oft spielt Sword & Sorcery ja vom Genre her zu einem historischen Zeitpunkt der Erde (z.B. Solomon Kane) oder in einer pseudo-historischen Frühgeschichte (Conan, Kull usw.). Selbst bei Moorcock (Elric) sind die Young Kingdoms sogar eine - wenn auch noch weiter entfernte - Vorgeschichte unserer Welt. So etwas gehört für mich irgendwie mit dazu. Aber ich denke, ein S&S-Setting in einer ganze eigenen Welt ist auch möglich.
Ich finde es da jedenfalls schwer, allgemeine Aussagen über Sword & Sorcery zu treffen. Letzten Endes ist das für mich vor allem ein literarischer Stil, weniger bestimmte Inhalte und ich lehne sowieso den Gedanken einer "Essenz" des Genres ab, die wir bestimmen könnten. Daher komme ich weniger zu must-haves oder ähnlichem, sondern eher zu Möglichkeiten und Potentialen. Gerade wenn im Rollenspiel etwa der literarische Stil fehlt, wie Geschichten erzählt werden.
Ich leite seit einer Weile die Solomon Kane Plot Point Kampagne. Da merke ich ganz stark, dass meine Vorstellungen von Solomon Kane stark von denen der Autoren dieser PPK abweichen. Die Autoren reduzieren das Spiel oft auf Monster, sie lassen die menschliche Komponente vermissen, die bei Solomon Kane durchaus wichtig ist. Das ist glaube ich dann auch das, was mir persönlich sehr wichtig in der Sword & Sorcery ist, dass es weniger um fantastische Welten geht oder einen langen Epos, sondern der Mensch und was ihn ausmacht in den Mittelpunkt gelangt. Selbst wenn Solomon Kane gegen Monster geht, steckt dahinter menschliches Handeln und das wird bestraft - so war das zumindest in den Geschichten, die ich gelesen habe.
Auch Elric erlebt ja viele Abenteuer und natürlich wird da viel geschnetzelt. Das gehört schon dazu. Aber das für mich interessante waren die persönlichen Fehden, Elrics Sicht auf die Welt, wie er sich gegen die Autoriäten wendet usw. Das ist das, was die Reihe so spannend und interessant macht und nicht, ob die Köpfe nach links oder rechts rollen.
Persönlich bin ich, was Sword & Sorcery angeht, vor allem durch Michael Moorcock geprägt. Sturmbringer ist der einzige längere S&S-Epos, den ich gelesen habe und das hat dann natürlich einen gewissen Einfluss, aber ich kenne auch ein wenig Howard, Leiber aber zum Beispiel gar nicht und weniger bekannte Autoren sowieso nicht.
2. Was erwartet ihr als Spieler wenn euch ein SL sagt "das Spiel ist S&S. Das spielt in einer S&S-Welt."?
Eine komplexe Welt mit vielen Völkern, entlegenenen Gebieten, möglicherweise einer Verankerung in unserer Geschichte, moralisch verdorbene Menschen, bösartige Götzen und Götter und und und.
Am liebsten wäre mir aber, der SL sagt konkret, was diese Welt ausmacht als sich nur auf ein literarisches Genre zu beziehen.
3. Was hofft ihr NICHT als Spieler serviert zu bekommen, wenn euch der SL sagt "das Spiel ist S&S. Das spielt in einer S&S-Welt."?
Problematisch sind für mich der Sexismus und der Rassismus, die zur Frühzeit des Genres dazugehören. Ich weiß nicht, wie ausgeprägt dies bei Leiber ist, bei Howard ist es offensichtlich, beim deutlich späteren Moorcock - der ja im Grunde auch eine Art Verarbeitung des frühen Sword & Sorcery darstellt - findet man so offenen Rassismus wie bei Howard nicht mehr. Im Rollenspiel würde ich mir schon eine Entfernung dieser rassistischen Inhalte wünschen, auch wenn man dann nicht mehr "true" ist.
Außerdem möchte ich mit albernen High-Fantasy-Elementen wie Elfen, Zwergen und Orks verschont werden.
Und wie gesagt finde ich es schade, wenn Sword & Sorcery auf Klischees, Monster und Zauberer schnetzeln und womöglich auch noch Barbaren (die nun wirklich kein Zwangsthema für Sword & Sorcery sind) reduziert wird.