Autor Thema: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?  (Gelesen 4412 mal)

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Offline Waldviech

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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #25 am: 10.10.2017 | 12:41 »
Weiter oben fiel das Statement, bei S&S sei die Menschheit immer der "Zenith der Schöpfung". Dem würde ich ganz gerne widersprechen. Sie ist eher immer der Fokus der Story. Nichtmenschen stehen, wenn  sie nicht eh für feindliche Mächte stehen, doch zumindest für das Fremde und das Bizarre. Das macht die Menschheit aber nicht zum Zenith der Schöpfung. Weit öfter entspricht das Menschenbild der S&S dem des Cthulhumythos. So wie menschliche Reiche entstehen und untergehen, gehen und entstehen im größeren Bild vieler S&S-Kosmen auch intelligente Spezies. Daher gibt es in der S&S auch sehr oft den Trope der uralten, ausgestorbenen Fremdrasse, die irgendwas noch ganz viel toller konnte als die Menschen.

Nebenbei: Dem typischen Setting der S&S in irgend einer fiktiven Frühzeit der Erde würde ich noch die fiktive, ferne Zukunft der Erde hinzufügen wollen. Das ist auch immer gern genommen.
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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #26 am: 10.10.2017 | 13:34 »
Elric von Melnibone war so ein reizender Abenteurer, seine Magie beruhte auf Uralten Pakten mit Elementar und Tiergeistern, Wissen und seinem Pakt mit dem Chaosherzog Arioch

Elric gehört halt auch zu genau den Leuten, die gar nicht "hauptberuflich" Zauberer sind. Er weiß zwangsläufig eine Menge und ist auch in der Anwendung dieses Wissens recht geschickt, weil es für einen Herrscher über Melnibonë nachgerade selbstmörderisch wäre, nicht auch hochgradig in Magie bewandert zu sein und sich damit gegenüber eventuellen selbst durchaus zauberkundigen Rivalen freiwillig eine Blöße zu geben -- aber er verwendet sie in der Praxis eigentlich nur in ausgesprochenen Notfällen.

Und natürlich hat er spätestens nach dem Fall von Imrryr auch keinen Zugriff mehr auf die diversen Ressourcen, die ihm noch zur Verfügung standen, als er mit seinem Allerwertesten den Rubinthron gewärmt hat. Daß die diversen Geister ihre Pakte mit der königlichen Linie trotzdem noch honorieren, wo es viele frühere menschliche Verbündete in ähnlichen Situationen wohl eher nicht täten, ist schon viel (und je nach Buch selbst auch schon mal einfach direkt an seinen Ring gekoppelt, mit dem er sich "ausweisen" kann und ohne den er sich entsprechend schwerer tut).

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #27 am: 10.10.2017 | 13:39 »
Elric gehört halt auch zu genau den Leuten, die gar nicht "hauptberuflich" Zauberer sind.
Stimmt, er wirft die auch mit Magie nur nieder wenn sie ihm dumm kommen.

Er beschwört nur einen der Erzherzöge des Chaos und zwingt ihn in einen Pakt.
Hauptberuflich nicht, Profesionell und einer der Mächtigsten wenn nicht gar der Mächtigste Zauberer auf jeden Fall.
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #28 am: 10.10.2017 | 13:42 »
Stimmt, er wirft die auch mit Magie nur nieder wenn sie ihm dumm kommen.

Er beschwört nur einen der Erzherzöge des Chaos und zwingt ihn in einen Pakt.
Hauptberuflich nicht, Profesionell und einer der Mächtigsten wenn nicht gar der Mächtigste Zauberer auf jeden Fall.

"Zwingen"? Ich glaube, da haben wir verschiedene Elric-Romane gelesen...

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #29 am: 10.10.2017 | 13:45 »
Nun, zum Schluss kämpft Elric gegen das Chaos   und Arioch war schon vorher nicht so begeistert von der Pakt Idee.
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
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Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
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Offline Der Nârr

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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #30 am: 10.10.2017 | 14:08 »
Elric gehört halt auch zu genau den Leuten, die gar nicht "hauptberuflich" Zauberer sind.
Also hauptberuflich kann man nicht Zaubern, wenn man auf Abenteuer auszieht, aber wenn das nur nebenberuflich macht ist man auch als Abenteurer noch ein toller Zauberer?

Das Argument von Lichtschwerttänzer war doch: Es gibt in der Sword & Sorcery durchaus kompetente Zauberer, die gleichzeitig Abenteurer sind.

Wobei Elric/Stormbringer ja mindestens so etwas wie eine "zweite Welle" der Sword & Sorcery ist.
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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #31 am: 10.10.2017 | 14:51 »
Also hauptberuflich kann man nicht Zaubern, wenn man auf Abenteuer auszieht, aber wenn das nur nebenberuflich macht ist man auch als Abenteurer noch ein toller Zauberer?

Das Argument von Lichtschwerttänzer war doch: Es gibt in der Sword & Sorcery durchaus kompetente Zauberer, die gleichzeitig Abenteurer sind.

Wobei Elric/Stormbringer ja mindestens so etwas wie eine "zweite Welle" der Sword & Sorcery ist.

Ich kann als Abenteurer auch ein toller Schmied sein. Ändert nichts daran, daß ich nur mit dem Werkzeug, das ich selber transportieren kann, und dem Material, das sich unterwegs so findet, wahrscheinlich keine Meisterarbeiten anfertigen werde, wie ich's in einer professionell ausgestatteten oder gar persönlich speziell auf mich zugeschnittenen Schmiedewerkstatt könnte.

Und so sehe ich denn auch den klassischen Sword & Sorcery-Zauberer -- mehr Handwerker mit Beziehungen, weniger qua Geburt oder anderweitig aus sich selbst heraus "magisches Wesen".

(Wobei dann im Spezialfall Elric ggf. noch dazukommt, daß er wie die anderen Melnibonëer eigentlich erst gar kein Mensch ist.)
« Letzte Änderung: 10.10.2017 | 14:57 von nobody@home »

Offline Crimson King

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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #32 am: 10.10.2017 | 14:56 »
Wobei Elric/Stormbringer ja mindestens so etwas wie eine "zweite Welle" der Sword & Sorcery ist.

Das nicht, es sei denn, du willst die erste Welle komplett auf Vorkriegsmaterial beschränken.

Der Begriff der Sword & Sorcery kam auch erst in den 50ern und 60ern auf, um eine klare Abgrenzung von Werken wie Elric, Fafhrd und der Graue Mausling oder Das zerbrochene Schwert mit ihren moralisch ambivalenten, hyperkompetenten Hauptcharakteren, deren Entscheidungen die Story treiben, zum Herrn der Ringe und anderen Gut gegen Böse-Werken mit völlig positiv besetzten Heldencharakteren und vom Schicksal ausersehenen Halblingen und Halbstarken zu schaffen.

Mir scheint, dass Sword & Sorcery heute von den meisten deutlich enger gefasst wahrgenommen und auf Abenteuergeschichten im Conan-Stil beschränkt wird. Das ist insofern originell, als dass so manches Werk, das in den 60ern als elementares Beispiel für die Begriffsdefinition verwendet wurde, den heutigen Kriterien nicht mehr standhält. Namentlich wären da der Elric-Zyklus und Das zerbrochene Schwert von Poul Anderson zu nennen.


Ich finde Vermis Definition von S&S im Übrigen schon sehr gut. Sie sagt nur leider recht wenig darüber aus, was in einem S&S-Setting drin sein darf oder gar muss. Allein die Spanne zwischen den Conan-Abenteuern, die immer örtlich wie zeitlich extrem beschränkt sind, und dem ebenenüberspannenden und Welten in ihren Grundfesten erschütternden Elric-Epos zeigt, dass es kaum möglich sein dürfte, darauf eine gute Antwort zu finden.
« Letzte Änderung: 10.10.2017 | 15:17 von Crimson King »
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trendyhanky

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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #33 am: 10.10.2017 | 15:14 »
Zitat
dass es kaum möglich sein dürfte, darauf eine gute Antwort zu finden.

Mich interessiert auch eigentlich nur EURE Meinung, andere Ansichten und Ideen.
Habe absichtlich nicht im Unterforum ROLLENSPIELTHEORIE gefragt.
Finde die Antworten bisher ziemlich interessant, auch wenn es bisschen zu einer literarischen Debatte ausfranst.


Offline Crimson King

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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #34 am: 10.10.2017 | 15:18 »
Vielleicht muss man auch einfach die Frage anders stellen. Davon abgesehen, dass das gängige Gut-gegen-böse-Prinzip in der Sword and Sorcery nichts verloren hat, kommt es weniger darauf an, was das Setting für einen bereit stellt, als vielmehr, wie man mit dem Setting umgeht. Das Spiel sollte sich um die individuellen Ziele der Charaktere drehen. Jedweder Konflikt größerer Tragweite erhält nur insofern Gewicht, als er diese individuellen Ziele berührt.
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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #35 am: 10.10.2017 | 15:27 »
Zitat
Vielleicht muss man auch einfach die Frage anders stellen.

Wie könnte ich sie anders stellen? Also es geht ja um Weltenbau, in dem Fall um ein Brainstorming zum Sword&Sorcery-Genre.

Persönlich spukt mir im Kopf der Begriff herum, ich lese ihn ziemlich häufig auch im RPG-Bereich. Kenne aber irgendwie nur Conan, Elric usw.
Daher der Blick über den Tellerrand, was andere gut finden würden. Inspiration für SL, die anderen Spielern gerne mal ein solches RPG anbieten möchten aber mehr sagen wollen als "ist wie Conan/Elric".
Bestimmte Tropes und Themen, die unverbraucht und neu sein könnten. Oder ist S&S wirklich so asbach uralt, dass man nur mit den Conan/Elric-Inhalten darherkommt? Damit kann man nicht so arg viele vor dem Ofen hervorlocken außer die Diehard-Conan/Elric-Fans.

Nix gegen Moorcock/Howard, aber das ist halt für auch schon ein wenig ausgetreten der Pfad.
Bin an so einem Punkt, an dem ich mich frage, ob dieses ominöse S&S für mich als SL noch etwas wirklich Neues bieten kann, das mich selbst und andere Spieler flasht.

Zitat
Davon abgesehen, dass das gängige Gut-gegen-böse-Prinzip in der Sword and Sorcery nichts verloren hat, kommt es weniger darauf an, was das Setting für einen bereit stellt, als vielmehr, wie man mit dem Setting umgeht. Das Spiel sollte sich um die individuellen Ziele der Charaktere drehen. Jedweder Konflikt größerer Tragweite erhält nur insofern Gewicht, als er diese individuellen Ziele berührt.

Das wäre bisschen schade, weil dann könnte ich Sword&Sorcery an sich eintüten und einfach nur Fate RPG (weiter-)spielen in jedem beliebigen Setting, denn da sind die Charaktere zentral und alles entwickelt sich aus ihnen heraus.

Offline Crimson King

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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #36 am: 10.10.2017 | 15:43 »
Mit den beiden Gegenpolen des Genres Conan und Elric deckst du doch schon eine Unmenge völlig unterschiedlicher Themen ab. Darüber hinaus solltest du glaube ich nicht mehr so furchtbar viel erwarten. Ggf. hilft es aber auch, ein paar weitere S&S-Klassiker oder für den tatsächlichen Blick über den Tellerrand ein paar Werke postmoderner Fantasyautoren wie Joe Abercrombie, George R.R. Martin, Robin Hobb oder Andrzej Sapkowski zu lesen. Die kombinieren bestimmte Elemente der Sword&Sorcery mit deutlich komplexeren und tiefgängigeren Charakteren und Umgebungen.
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Ucalegon

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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #37 am: 10.10.2017 | 15:46 »
Persönlich spukt mir im Kopf der Begriff herum, ich lese ihn ziemlich häufig auch im RPG-Bereich. Kenne aber irgendwie nur Conan, Elric usw.
Daher der Blick über den Tellerrand, was andere gut finden würden. Inspiration für SL, die anderen Spielern gerne mal ein solches RPG anbieten möchten aber mehr sagen wollen als "ist wie Conan/Elric".
Bestimmte Tropes und Themen, die unverbraucht und neu sein könnten. Oder ist S&S wirklich so asbach uralt, dass man nur mit den Conan/Elric-Inhalten darherkommt?

Was neues Material im Rollenspielbereich angeht könnte Epidiah Ravachols Sword & Sorcery Zine Worlds Without Master einen Blick wert sein. Erscheint seit 2013 und enthält Rollenspiele (wie das besagte Swords Without Master in Ausgabe 3, das selbst mich gepackt hat, obwohl es nun gar nicht mein Genre ist), Kurzgeschichten, Comics und Spielmaterial.

Offline Der Nârr

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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #38 am: 10.10.2017 | 17:02 »
Wenn es noch mal um konkrete Rollenspiel-Settings geht, mit ATLANTIS: The Second Age gibt es ein umfangreich und vergleichsweise detailliert beschriebenes Rollenspiel-Setting, das sich auf die Sword & Sorcery bezieht. Habe da gestern mal wieder drin geschmökert. Es wirkt viel bunter und farbenfroher, als man das gemeinhin mit Sword & Sorcery in Verbindung bringt, was sicher aber auch an der Aufmachung liegt. Die ist aber ja auch nicht ohne Grund gewählt worden. Außerdem gibt es eine Varietät an nichtmenschlichen Spezies, von denen einige (alle?) auch spielbar sind. Wenn man etwas fertig spielbares möchte ist man mit Atlantis finde ich gut dabei. (Ich habe auch selten ein "klassisches" Rollenspiel gesehen, das so gut von Beginn an klar macht, wie man dieses Spiel spielt, was für Abenteuer man darin spielt, was für eine Art von Charakteren man spielt... Das hebt sich deutlich von Spielen ab, in denen man Charaktererschaffung, Kampfregeln und ein paar Settinginfos bekommt und damit allein gelassen wird.)
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Luxferre

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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #39 am: 10.10.2017 | 17:19 »
S&S ist für mich: Blut und Brüste und böse Bastarde!
Es ist für mich latent machohaft und wenn nicht, dann sind die Frauen ziemliche Mistkerle mit großen Waffen.
S&S ist für mich alles außer Mitgefühl. Die Schwachen bekommen auf den Sack und müssen unter den Starken leiden.
S&S ist s/w oder b/w. Irgendwie fehlt mir da immer das Bunt!
Und S&S ist für mich nicht Deutsch.
Wenn DSA Deutsch ist, dann ist S&S Bagdad 2003.

Das sind sehr subjektive und sicherlich keine belegbaren Fakten. Ist aber auch egal, weil S&S für jeden -siehe den Rest des Threads- etwas anderes ist.


(disclaimer: wie ich dazu stehe, steht auf einem anderen Blatt Papier!)

Offline Moonmoth

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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #40 am: 10.10.2017 | 18:24 »
Mit den beiden Gegenpolen des Genres Conan und Elric deckst du doch schon eine Unmenge völlig unterschiedlicher Themen ab. Darüber hinaus solltest du glaube ich nicht mehr so furchtbar viel erwarten.
Da will ich doch mal respektvoll ein „that‘s just like, your opinion, man!“  heraus stottern und kurz reagieren, ohne eine große „mein Genre ist besser als deins!“ Diskussion zu starten.

Du bringst da Conan und Elric, der ursprünglich als Anti-Conan konzipiert wurde - mit stark parodistischen Zügen, übrigens: Conan ist selbst ohne sein Schwert ein gefährlicher Gegner, Elric braucht seines irgendwann, um nicht von Medikamenten abhängig zu sein. Conan hat schwarze Haare, Elric ist ein Albino… und so weiter, und so weiter. Diese Elemente kann man gerade in den ersten Büchern noch ganz deutlich finden, trotz aller Tragik.  Wenn du bei diesen beiden bleibst, ist das Bild des Genres tatsächlich bei aller Qualität der beiden „Sagas“ ziemlich limitiert. (Wie andere schon sagten, ist die „Brit-Fantasy“ von Moorcock stark an Elementen der S&S orientiert, aber… das ist schon ein eigenes Ding.)

Es gibt meiner Ansicht kein Fantasy-Subgenre, dass sich so zentral mit der Persönlichkeit der Helden beschäftigt wie die S&S und da ist noch viel, viel interessanter Stoff unterwegs. Fahrd und der Mausling sind ziemlich ausdiffenzierte und tatsächlich sehr liebenswerte Charaktere, trotz ihrer massiven persönlichen Fehler. Denken wir an Kane, den Verfluchten - eigentlich immer der Schurke seiner eigenen Geschichten, der am Ende meist an seinem eigenen merkwürdigen Moralkodex scheitert. Jirel von Joiry, eine ganz eigene Frauengestalt. Croaker (ein Arzt!) oder die Lady aus den Chroniken der Black Company. Natürlich sind die Figuren überlebensgroß, aber das macht sie nicht weniger interessant oder komplex.

Man gerät in der S&S tatsächlich schnell an das „Schwerter, Muskeln und BHs aus Ketten“- Klischee und die vielen Abziehbilder des in seinen besten Geschichten durchaus interessanten Conan und das wird zumindest mir schnell langweilig.

S&S muss übrigens auch überhaupt nicht grimdark sein, wenn ich schon mal dabei bin.
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Offline Crimson King

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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #41 am: 10.10.2017 | 18:45 »
Da will ich doch mal respektvoll ein „that‘s just like, your opinion, man!“  heraus stottern und kurz reagieren, ohne eine große „mein Genre ist besser als deins!“ Diskussion zu starten.

Du bringst da Conan und Elric, der ursprünglich als Anti-Conan konzipiert wurde - mit stark parodistischen Zügen, übrigens: Conan ist selbst ohne sein Schwert ein gefährlicher Gegner, Elric braucht seines irgendwann, um nicht von Medikamenten abhängig zu sein. Conan hat schwarze Haare, Elric ist ein Albino… und so weiter, und so weiter. Diese Elemente kann man gerade in den ersten Büchern noch ganz deutlich finden, trotz aller Tragik.  Wenn du bei diesen beiden bleibst, ist das Bild des Genres tatsächlich bei aller Qualität der beiden „Sagas“ ziemlich limitiert. (Wie andere schon sagten, ist die „Brit-Fantasy“ von Moorcock stark an Elementen der S&S orientiert, aber… das ist schon ein eigenes Ding.)

Es gibt meiner Ansicht kein Fantasy-Subgenre, dass sich so zentral mit der Persönlichkeit der Helden beschäftigt wie die S&S und da ist noch viel, viel interessanter Stoff unterwegs. Fahrd und der Mausling sind ziemlich ausdiffenzierte und tatsächlich sehr liebenswerte Charaktere, trotz ihrer massiven persönlichen Fehler. Denken wir an Kane, den Verfluchten - eigentlich immer der Schurke seiner eigenen Geschichten, der am Ende meist an seinem eigenen merkwürdigen Moralkodex scheitert. Jirel von Joiry, eine ganz eigene Frauengestalt. Croaker (ein Arzt!) oder die Lady aus den Chroniken der Black Company. Natürlich sind die Figuren überlebensgroß, aber das macht sie nicht weniger interessant oder komplex.

Man gerät in der S&S tatsächlich schnell an das „Schwerter, Muskeln und BHs aus Ketten“- Klischee und die vielen Abziehbilder des in seinen besten Geschichten durchaus interessanten Conan und das wird zumindest mir schnell langweilig.

S&S muss übrigens auch überhaupt nicht grimdark sein, wenn ich schon mal dabei bin.

Worum ging's dir jetzt? Schwanzvergleich? Meinetwegen ist deiner länger als meiner. Mit Blick auf die Threadfrage ist aber erkennbar, dass zwischen Conan und Elric Welten (literally) liegen, dass also Sword and Sorcery in Bezug auf die Tapeten im Hintergrund nur schwer einzuschränken und jenseits der Grenzen, die Conan, der sich immer in einem örtlich wie zeitlich begrenzen Rahmen bewegt und in einer durch Klischees definierten Welt lokalen, privaten Problemen entgegen tritt, und Elric, der Teil eines kosmischen Krieges ist, der Welten und Zeiten überspannt, sich in einem Multiversum bewegt, das Raum für auch die abgedrehteste Idee lässt, nicht mehr viel zu erwarten ist.
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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #42 am: 10.10.2017 | 18:48 »
Generell würde ich sagen, der Unterschied zwischen Sword & Sorcery und "Standard"-Tabletopfantasy ist so groß einfach nicht und die Übergänge entsprechend fließend. Das liegt einfach daran, daß erstere letztere schon seit den Uraltversionen von D&D tatkräftig mit beeinflußt hat.

Der Unterschied zwischen Sword & Sorcery und speziell der "epischen High Fantasy" andererseits liegt dagegen mMn mindestens teilweise im Format: der High Fantasy-Erzähler hat eine große zusammenhängende Geschichte, die er ans Publikum bringen will, während Sword & Sorcery (zum Teil einfach dem ollen Pulpmagazinformat geschuldet) mehr episodenhaft daherkommt und eher locker verbundene Einzelabenteuer des- oder derselben wiederkehrenden Protagonisten abhandelt. Oder um's mit der klassischen Mythologie zu sagen: die Argonautensage ist High Fantasy, die Geschichten um Herakles eher S&S. :)

Was sagt mir das fürs konkrete Setting? Eigentlich nur, daß ich eine Welt brauche, in der einigermaßen klar als solche erkennbare "Abenteurer" an möglichst oft exotischen Schauplätzen eben diverse Abenteuer erleben (und hoffentlich überleben >;D) können, ohne daß ihnen dabei ein kleinteiliger Settingkanon, superwichtiger Metaplot oder ähnliches nur im Weg herumstehen und den Spaß verderben. Diese Welt muß nicht mal unbedingt mehr als nur oberflächlichen Sinn ergeben (Conans Hintergrund beispielsweise ist ja weitestgehend auch nur einfach aus diversen aus unserer eigenen Realität geklauten Klischees plus einem gelegentlichen Schuß schwarzer Magie zusammengestoppelt), Hauptsache, sie bietet ausreichend Unterhaltungsmöglichkeiten.

In diesem Sinne könnte man die Frage eigentlich auch andersherum stellen: was gibt's eigentlich überhaupt so an brauchbaren ausgesprochenen "High Fantasy"-Rollenspielen? Die S&S ist ja anscheinend schon gut bedient... ;)

Offline D. M_Athair

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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #43 am: 10.10.2017 | 19:21 »
Nichtmenschen sind fast nie edler als der Mensch, in der Sword & Sorcery ist eigentlich immer der Mensch der Zenit der Schöpfung, alles Verdorbene kommt von Außerhalb und aus vergangenen Zeiten - oder aus Verrat, weil man den Versuchungen erlegen ist. Der Mensch in der Sword & Sorcery wird ständig von Versuchungen bedroht. Und er ist empfänglich für solche Versuchungen, darum gibt es ja die bösen Hexer.
Naja. Die Zivilisation ist so gut wie immer eine Brutstätte des Unheils. Das liegt an "zivilisatorischen Errungenschaften", Normen, etc. ... sie machen das Individuum schwach, krank, verdreht. Aus dem Grund sind die "Helden" der Geschichten auch Außenzeiter Außenseiter. Auf Elric trifft sogar beides zu. Teilweise kommen tribes besser weg, da sich in ihnen weniger zivilisatorische Korruption bilden konnte.
Andererseits können die auch komplett als "schändliche Wilde" oder "bösartige Kultisten" auftauchen. Wobei das Fremdheitsmotiv da auch eine Rolle spielt.

@ Rassismus/Sexismus: In der Sword & Sorcery würde ich "rassische" und geschlechtsspezifische Unterschiede nicht per se eliminieren. Ich würde allerdings darauf achten im "Metasetting" keine Hierarchisierung und Wertungungen vorzunehmen. Man kann dann die "Angst vor dem Fremden" thematisieren oder den "Primat der kognitiven Intelligenz" verschrotten.
« Letzte Änderung: 10.10.2017 | 19:23 von D. Athair »
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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #44 am: 10.10.2017 | 22:29 »
Rassismus und Sexismus in S&S ist doch historisch bedingt, das ist doch kein definierendes Element und sicherlich spannend, das Genre ohne zu denken.
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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #45 am: 11.10.2017 | 00:37 »
Rassismus und Sexismus in S&S ist doch historisch bedingt, das ist doch kein definierendes Element und sicherlich spannend, das Genre ohne zu denken.
Genau. Ich brauche jedenfalls kein Rollenspiel-Setting, das Afrikaner - Schwarze - so beschreibt:

His apelike head was set squarely between gigantic shoulders. His great, dusky hands were like the talons of an ape, and his brow slanted back from above bestial eyes. Flat nose and great, thick red lips completed this picture of primitive, lustful savagery. - Robert E. Howard, Red Shadows

Und bevor da jetzt jemand ein kluges Argument bringen möchte, hier etwa mehr zu Rassismus bei Howard und wie er diesen in Solomon Kane umsetzt: http://onanunderwood5.blogspot.de/2014/05/a-transitional-howard-racism-and.html

Ich will nicht sagen, dass die gesamte Sword & Sorcery in ihren Anfängen rassistisch war, aber einige der prägenden Gestalten waren es und das sollte man im Auge haben, um es nicht unreflektiert zu übernehmen (etwa auch, indem man ein Setting auf rassistischem Gedankengut aufbaut).

Ganz ehrlich, ich brauche das nicht im Spiel und ich würde von einem heutigen, modernen Sword-and-Sorcery-Spiel erwarten, dass es damit auch angemessen umgeht und mir eine Möglichkeit gibt, Geschichten im Stil von Sword & Sorcery ohne Rassismen zu erleben.

Im Solomon-Kane-Rollenspiel von Pinnacle Entertainment gibt es spannenderweise eine Box zu Sexismus und eine zu Sklaverei, aber nicht speziell zu Rassismus. Dafür findet sich da so eine Aussage: If you play an American Indian, show his savage and brutal side as well as his nobility. (Savage World of Solomon Kane, S. 17). Ja, das europäische Klischee des edlen Wilden...

Echt mal. Sword & Sorcery hat doch mehr drauf als das.

Also von einem S&S-Setting, das sich auf konkrete literarische Vorlagen wie von Howard stützt, da würde ich auf jeden Fall erwarten, dass da ein paar Takte zu Rassismus und Sexismus kommen und wie sich das Spiel da positioniert. (oder man zeigt halt lauter nackte Titten wie Barbarians of Lemuria, da braucht man dann keine langen Worte ;).)
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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #46 am: 11.10.2017 | 09:05 »
Rassismus und Sexismus in S&S ist doch historisch bedingt, das ist doch kein definierendes Element und sicherlich spannend, das Genre ohne zu denken.

Es gab ja nun auch genügend Autoren und Autorinnen, die das hin bekommen haben.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #47 am: 11.10.2017 | 09:14 »
Rassismus und Sexismus in S&S ist doch historisch bedingt, das ist doch kein definierendes Element und sicherlich spannend, das Genre ohne zu denken.

Sagen wir's mal so: natürlich darf's diverse Ismen im Setting als Teil von Charakter- und Kulturtrendbeschreibungen durchaus geben. Sie sind nicht zwingend nötig, aber wahrscheinlich werden auch die Leute in der Spielwelt nicht automatisch frei von Vorurteilen sein.

Problematisch wird's aber schnell, wenn der Autor aus solchen Vorurteilen -- und speziell solchen, die's in verdächtig ähnlicher Form schon im richtigen Leben gibt -- unreflektiert "objektive" Settingtatsachen macht. ("Klar, schwarze Charaktere haben +1 auf Stärke, -1 auf Intelligenz, und +5 Zentimeter auf Schniedellänge beziehungsweise Hüftumfang...wieso beschwert ihr euch, in meinem Setting ist das halt so!") Denn das brauchen, denke ich mir zumindest, wohl die wenigsten von uns wirklich...

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Re: Was gehört alles in ein gutes Sword&Sorcery-Setting?
« Antwort #48 am: 11.10.2017 | 11:31 »
Themen die für mich auch noch in die S&S gehören:

Barbarei vs Zivilisation
Zivilisation erhebt sich aus der Barbarei, wird korrupt und zerfällt oder wird von der Barbarei überrannt.

Vergänglichkeit
Zumindest in den Geschichten die ich gelesen habe gibt es wenige bis keiner der seit Jahrtausenden bestehenden Reiche. Wenn es sie gibt, sind sie nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Keine aktiven Götter
Götter machen nicht durch Taten auf sich aufmerksam oder sprechen zu ihren Priestern, verleihen ihnen Macht. Die Ausnahme bilden hier Dämonen oder böse Götter.

Ismen und Vorurteile können ein Spiel bereichern aber nur wenn sie
a) keine in den Regeln abgebildete Realität sind(s.o.)
b) Nicht nur in 1 Richtung
c) alle am Spieltisch damit einverstanden sind