Das ist auch so, klar. Aber das ganze ist doch deutlich komplexer, denn auch die Läden haben in den letzten Jahren sich durchaus verändert. Zum einen sind es weniger geworden, klar. Zum anderen ist es aber auch so, dass viele Ladenbesitzer vorsichtig oder konservativ geworden sind, gerade was neue Spiele angeht.
Ich kann dazu ein bißchen sagen, wie es im Ultra Comix (Nürnberg + Erlangen) ist:
Neue deutsche Spiele besorgen sie in der Regel. Bei kleineren Verlagen (RQ Gesellschaft, System Matters, Truant) kann es ein bißchen dauern. Meist bedeutet eine deutsche Übersetzung, dass die englischsprachige Linie nicht weiter eingekauft wird.
Was noch dazu SEHR auffällig ist: Mittlerweile machen deutschsprachige Sachen in der Neuheitenauslage 2/3 aus. Die Regalverhältnisse haben sich von Englisch - Deutsch von 2:1 auf ungefähr 1:1 verändert. Und wenn ich mir ansehe, was auf Deutsch noch alles erscheinen soll, dann wird sich das in näherer Zukunft auf 1:2 verschieben/umkehren.
Anders gesagt: Die Fülle an deutschen Neuerscheinungen trägt sicher auch mit dazu bei, dass Händler sich sehr genau überlegen, was sie sich in den Laden stellen und was nicht. Zumal nicht jeder FLGS sich so ein breites Rollenspielabgebot (u.a. Gumshoe, DCC RPG, LotFP, Eclipse Phase, Cypher, Mutant Chronicles 3, M:YZ, ...) leistet wie der UC, der auch immer wieder Abverkäufe (für die alten A4-Ausgeben von Hellfrost, D&D 4, D&D 3 inkl. 3PP) durchführt.
Bei nem anderen Laden (Imps Shop, Ulm) ist es so, dass vieles besorgt wird, aber nicht alles.
Zumal der auch ne Gebrauchtwaren-Abteilung hat und älteren Kram nicht in so großem Stil verramscht.
Für beide Läden kann ich sagen, dass sie recht engagiert sind. Ladenrunden kommen vor. GRT und Free RPG Day werden abgehalten (mit Spielrunden). Beide können auch beraten. Imps Shop ist auf den Conventions in der Nähe. Beide berichten von Veränderungen im Kundenverhalten und bei Verlagen, das sie nachdenklich werden lässt.
Ich bin mir recht sicher, dass wenn wir 13th Age als Crowdfunding gemacht hätten, das Spiel eine deutlich bessere Chance gehabt hätte, heute noch weiter übersetzt zu werden.
Glaube ich auch. Händler-Pledges sind ja da auch ne Option. Ist nur die Frage, wie man die Händler sinnvoll informieren kann, gerade, wenn sie gewohnt sind über den Großhandel zu bestellen. Damit verbunden ist dann die nächste Frage, ob und wie es gelingen kann den Großhandel einzubinden. Ich kann mir nämlich nicht gut vorstellen, dass die begeistert sind, wenn die Händler nun plötzlich alle direkt bei den Verlagen bestellen (was ja im CF-Fall so ist).
Zum Kundenverhalten kann sonst noch gesagt werden:
Auch international hat sich viel getan: OBS (DrivethruRPG, RPGNow) und die Bundle-Sachen (Bundle of Holding und Humble Bundle) sowie die PoD-Dienste (OBS, Lulu) und natürlich Crowdfunding, das auch Fanprojekte zur Finanzierung ihrer Sachen nutzen. Auch im deutschsprachigen Raum. Allerdings: So wie sich der deutschsprachige Markt heute päsentiert, ist es für den Kunden eigentlich vorteilhaft. Er hat mehr Auswahl denn je. Ich selbst z.B. habe in den Jahren von 2009 bis 2016 kaum deutschsprachigen Sachen erworben, weil der Markt für W100-, OSR-, Indie- und Freiform-Liebhaber kaum was hergab. (Und ehe die Frage kommt: "Die-Regeln-sind-nicht-wichtig"-Pegasus-Cthulhu zählt nicht.) Das hat sich mit System Matters, der RQ-Gesellschaft und Idee! (Flying Games) geändert. Auch bei Uhrwerk gibt es nun ab und an interessante Sachen (Numenera, M:YZ). Wobei die Vielzahl der Produkte, die v.a. Ulisses auf den Markt wirft, auch den Nachteil hat: Die Spielerschaft fragmentiert zunehmend. Vielleicht ist der besondere Support der "Flaggschiffe" (DSA, Pathfinder, Cthulhu, Splittermond) auch als Gegenmaßnahme zu verstehen.