Durch dieses „Hinbiegen“ erweist du nicht nur dir selbst, sondern der ganzen Gruppe einen Bärendienst. Denn du untergräbst das Fundament, auf dem euer Spiel aufgebaut ist: Vorhersehbarkeit von Ursache und Wirkung, Motivation und konsistentes Verhalten der Figuren. Rollenspiel ist das Verhandeln von Fiktion, aber wer ernsthaft verhandeln will, braucht Argumente. Und wenn dieses Fundament wegfällt, bleibt außer Geschmacksfragen nichts mehr übrig, an das man Argumente anknüpfen kann. Das Ergebnis ist totale Beliebigkeit. Dann lieber neuer Charakter, das löst auch nicht unbedingt das Problem aber wenigstens schafft es nicht noch weitere.
Was ich persönlich tun würde: Ich würde dem Spieler die Konsequenzen seines Handelns ankündigen, und einen kurzen Blick in die Runde werfen, ob meine Beurteilung für alle so nachvollziehbar ist. Wenn nicht, würde ich den Spielern die Gelegenheit geben, mich zu überzeugen. Wenn ich aber in den Gesichtern erkenne, dass alle das genauso sehen, dann würde ich dem Spieler die Chance geben, seine Aktion zurück zu nehmen. Wenn er das nicht will, würde ich die Runde an der Stelle unterbrechen und ihn fragen, was das soll. Und sollte er mir mit so einem Schwachsinn wie „mein Charakter ist halt so“ kommen, würde ich das auseinandernehmen und das freilegen, was darunterliegt.
Letztendlich ist dann die Frage, ist das für die Gruppe okay oder nicht okay, so eine destruktive Aktion zu bringen? Der SL ist Teil der Gruppe, aber nicht der einzige, auf den es ankommt, also wie empfinden das die anderen? (Edit: Guter Punkt von Teylen, gibt es vielleicht auch etwas, was den Spieler nervt und wogegen er mit der Aktion protestieren will?) Unter vernünftigen Erwachsenen sollte man da eigentlich irgendwie zusammenfinden, und wenn nicht, dann reicht es wohl nicht, bloß einen Charakter auszutauschen...