...da ich seit mittlerweile 4 Jahren an meinem eigenen System bastel...
Wie kann ich sicherstellen, dass der Mechanismus, den ich mir überlegt habe dann nicht im nächsten Regelwerk von einem Leser landet?
Schlicht: Gar nicht, nicht einmal nach der Veröffentlichung des Regelwerkes. (in Deutschland)
Spielregelmechanismen sind nicht schützbar.
Das hat ein Gerichtsverfahren schon vor längerer Zeit festgehalten.
Aus diesem Grund gibt es von einigen bekannten Spielen (zB Mensch-ärger-Dich-nicht, Kniffel) sehr viele Klone mit anderem Namen aber (nahezu) identischen Regeln.
Und auch bei Rollenspielen gibt es etliche Systeme die sich genug ähnlich sind, so daß ansonsten jede Menge Verfahren möglich wären...
Was Du schützen kannst, ist der Spielname und signifikante Begriffe aus der Spielwelt, die eindeutig und einmalig sind.
Zu der Frage: Schadet ein Forumsdiskurs der Veröffentlichung?
Möglicherweise in der Form, dass die kritischen Reaktionen auf das Vorgestellte massiv demotivierend wirken.
Denn was für Dich (und die Deinen) der Stein des Weisen ist, kann von anderen völlig anders interpretiert werden.
Die Reaktion gehen von "alte Kamellen" bis zu "braucht kein Mensch".
Ich würde trotzdem auszugsweise das eigene Gut vorstellen und mich auch der Kritik stellen.
Denn auch bei einer Vorstellung bei Verlagen wirst Du Dich dieser Kritik aussetzen müssen.
Und da ist es gut, trainiert zu sein UND auch etliche kritikwürdige Punkte ausgemerzt zu haben oder wenigstens verteidigen zu können.
Abgesehen davon solltest Du den Elevator-Pitch üben.
Das ist eine Spielvorstellung, bei dem Du das wesentliche Deines Spiels in der Zeit einer durchschnittlichen Fahrstuhlfahrt auf den Punkt bringen kannst.
In jedem Fall sollte da drin sein:
- Was machen die Spieler mit ihren Figuren in dem Spiel?
- Was macht dieses Spiel anders / besonders als alle bisher veröffentlichen Systeme?
- Was wird die Kunden veranlassen, dieses Spiel zu kaufen?
Ansonsten würde ich an Deiner Stelle mir keine Gelegenheit entgehen lassen, das System mit Leuten zu spieltesten, die Dir unverblühmt eine kritische (aber reflektierte Meinung) ins Gesicht sagen.
Geh zu Cons, auf das Tanelorn Treffen, oder wohin auch immer. Deine lokalen Testrunden werden einiges bringen, aber die Mitspieler sind teilweise befangen und teilweise konditioniert.
Sie sind mit deiner Weise zu Spielen vertraut (konditionierung) und kennen Dich (befangenheit, Kritik nicht unangemessen äußern zu wollen).
Deswegen:
Bereite ein Spiel mit fertigen Charakteren vor, bei denen Du einen Spielablauf parat hast, wo die Spieler die typischen Regelmechanismen anwenden können.
(Ich habe einmal eine Magus-Vorstellungs-Runde gespielt, bei dem der Spielleiter zur Vereinfachung der Regeln die Magieanwendung ausgeschlossen hat. Es konnte niemand zaubern.
Danach wollte er wissen, wie wir das Spielsystem bewerteten... Die Antworten waren ebenso unbefriedigend wie das Spielen selbst...)
Versteh mich nicht falsch, es braucht viel Zeit an den heimischen Schreibtischen, um ein Spiel zu entwickeln.
Aber irgendwann muss man rausgehen und es spielen. Denn zum Einen ist es dafür gemacht worden - um gespielt zu werden.
Und zum Anderen wirst Du nur dort mit dem konfrontiert, was Dich nach einer möglichen Veröffentlichung erwarten würde.