Wie man das auch immer tiefenpsychologisch interpretieren möchte, es in meinen Augen absurd zu behaupten das sei ein Präzedenzfall für den Kram im Hobbit-Film.
Aber warum denn?
Selbst wenn wir das Galadriel/Gimli-Beispiel von uns weisen, sind Romanzen zwischen Vertretern verschiedener Spezies bei Tolkien belegt. Ob die Romanze im Hobbit-Film
gut gemacht ist oder ob diese spezielle Ergänzung im Kontext der Verfilmung Sinn ergibt, ist eine völlig andere Frage. Dass sowas aber in Mittelerde vorkommen
kann, halte ich für unstrittig. Und darum geht es mir: Zu zeigen, dass allein die Beifügung einer Romanze in Tolkien-Werke kein völliger Schuss neben den Kanon ist, sondern in ihre Stimmigkeit am Werk belegbar ist.
Und ich bezweifele, dass Tolkien dir bei der „sexuellen Komponente“ beigepflichtet hätte.
Auch wenn moderne Psychologen diese vielleicht finden würden! 😂
Okay, dann jetzt aber mal Butter bei die Fische:
Was gilt? Unsere Vorstellung von "Realismus" in Fantasywelten (= "es darf dies und das und jenes in Mittelerde nicht geben, weil es das im nordeuropäischen Hochmittelalter unserer Welt auch nicht gab, auch wenn Tolkien das mit keiner Silbe ausgeschlossen hat") oder nur das, was Tolkien explizit in seine Bücher schreibt ( = "Eriador ist entvölkert, Punkt! Das steht so in den Büchern! Völlig egal, ob das die Frage aufwirft, wo die ganzen Leute, die später im Königreich Arnor leben dann eigentlich herkommen, und realistisch gar nicht zu erklären ist")?
Und ja, natürlich sind da Zwischentöne zwischen diesen beiden Extremen möglich, aber dann sollten wir erklären, warum.
Dass Gimli in Galadriel nicht verliebt ist, ist letztlich dein Headkanon. Daran ist überhaupt nichts plausibler. Meine Version ist auch nicht absurder. Das ist eben genau diese Rezeptionshaltung, mit der Menschen eigene Vorstellungen in den Text tragen, die es unmöglich machen, wirklich "werkgetreue" Verfilmungen überhaupt herzustellen. Ist alles eine Frage des persönlichen Bezugs zum Text.
Insofern:
Man kann da sicher i-welchen sexuellen Spannungen reinlesen; muss man nicht.
Ja!
Damit sollten wir uns aber davon verabschieden, dass irgendetwas in z.B. den Hobbit-Verfilmungen grundsätzlich absurd ist, so es nicht ausgesprochen wurde.
Tolkien ist quasi der Shakespeare der klassischen Fantasy. Und wollen wir uns wirklich hinstellen und sagen, dass die eine Interpretation der Beziehung zwischen Hamlet und Ophelia die "richtige" ist?
Ein bisschen mehr Freiheit bei der Adaption von Tolkien darf man sich schon nehmen.