Autor Thema: Golden Sky Stories - Die Slice-of-Life-Apocalypse  (Gelesen 2558 mal)

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Offline Jiba

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Ich mag Golden Sky Stories. Ich mag es wirklich. Es hat ein tolles Setting, ist ein schönes Spiel und atmet überall dieses Ghibli-Flair. Es hätte verdient, dass ich es vielmehr spiele.

However, I play to find out...

Eines der Grundprinzipien von PbtA. Und das Regelsystem von "Golden Sky Stories" will genau das Gegenteil. Es ist vorhersehbar, keine Spannung, keine Experimente, hauptsächlich Beziehungen, die hin und her geschoben werden. Das schränkt für mich nicht nur den Wiederspielwert ein, sondern führt halt zu Geschichten, denen der Spannungsbogen fehlt (und wenn ihr jetzt mit "Das muss so sein" kommt: Auch Feelgood-Sachen können einen Spannungsbogen haben, kommt er nun durch Ermittlung oder zwischenmenschliche Problemchen oder Missverständnisse oder was weiß ich. Na, zumindest gibt es Herausforderungen...

Ich glaube, Golden Sky Stories und Powered by the Apocalypse müssen miteinander verheiratet werden.

GSS ist ein Spiel mit einem starken Konzept, dass nicht viel außerhalb seines dezidierten Genres macht. Perfekt für PbtA. Man müsste natürlich die Moves, Agendas und Prinzipien entsprechend formulieren. Aber es läuft ziemlich gut. Ansonsten ist schon viel da, was sich perfekt mit PbtA verträgt.

Fangen wir am Anfang an: Was spielt man bei GSS?

Bei GSS spielt man freundliche Tiergeister in einem japanischen, ländlichen Dorf (oder mehr gerade so eine Kleinstadt), die der örtlichen Bevölkerung bei ihren alltäglichen Problemen helfen. Das tun sie gewaltlos und mit viel Liebe, aber eben auch einer Portion enthusiastischem Chaos, das entsteht, wenn man es zu gut meint.


Die Henge-Typen sind natürlich die Playbooks (Fuchs-Henge, Tanuki-Henge, Katzen-Henge, Hunde-Henge, Hasen-Henge und Vogel-Henge). Die haben natürlich ihre Playbook-Moves. Außerdem spezielle weitere Moves, die aber immer auch einen Nachteil für den Charakter mich sich ziehen (das ist eher PbtA-untypisch).

Bei den Attributen kommt das Spiel uns noch besser entgegen: Es gibt nämlich nur vier. Denen lassen sich auch toll Moves zuordnen, ich habe mal etwas gebrainstormt.

Henge
  • Gestaltwandel (Henge können sich in Tiere/Menschen verwandeln)
  • Magie wirken (alle Henge können kleine und größere Zaubertricks)
  • Mit dem Götterreich interagieren (Shintoistisch natürlich)
Tier
  • Rangeln und sich balgen (Will ich eigentlich rauslassen, weil GSS soll ohne Gewalt auskommen; aber jemanden aufhalten, auch körperlich, sollen sie schon können)
  • Akrobatische Stunts (Sportliche Dinge tun)
  • Jemanden aufspüren (Vielleicht auch etwas suchen und finden allgemein)
Kind
  • Sich Hilfe holen
  • Andere aufheitern/spielen
  • Eine Situation empathisch erfassen
Erwachsener
  • Andere überreden/überzeugen/argumentieren
  • Fleißig sein/arbeiten
  • Technologie bedienen (Für Henge, die prinzipiell Tiere sind, nicht so einfach)

Daneben gibt es noch die Connections, die eine wichtige Rolle spielen und im Spiel stärker werden sollen - mehr dazu hier. In Golden Sky Stories geht es darum, dass die Henge Freundschaften zu den Leuten in der Stadt aufbauen und diese pflegen. Das ließe sich vielleicht einfach mit einem String-Mechanismus wie in Monsterhearts darstellen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass die Art der emotionalen Verbindung (Freundschaft, Liebe, Rivalität, Schutz, etc.) bei GSS eine große Rolle spielt und damit auch mit in die Mechanik muss.

Soweit erste Gedanken... weitere Ideen?
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline 1of3

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Re: Golden Sky Stories - Die Slice-of-Life-Apocalypse
« Antwort #1 am: 19.11.2017 | 18:12 »
Kannst du mal Agenda und Prinzipien aufstellen? Ich glaube, das wäre der zentrale Knackpunkt. Danach ein Generator für Dorfbewohner und ihre Probleme.


>    Gestaltwandel (Henge können sich in Tiere/Menschen verwandeln)
Ist das wirklich einen Move mit Würfeln wert? Ich mein, kann das schief gehen?
Die meisten PbtA-Spiele machen Gestaltwandel mit "Wenn du wandelst, wähle X aus dieser Liste...". Ohne Würfeln.

>    Mit dem Götterreich interagieren (Shintoistisch natürlich)
Wie erscheint denn dieses Reich? - Mit einem Reich kann man ja nicht interagieren. Nur mit seinen Leuten.
Soll das generell ein Wahrnehmungs- oder ein Überzeugungsmove sein?

> Rangeln und sich balgen (Will ich eigentlich rauslassen, weil GSS soll ohne Gewalt auskommen; aber jemanden aufhalten, auch körperlich, sollen sie schon können)
> Akrobatische Stunts (Sportliche Dinge tun)
Dann mach doch einen Move draus.

> Fleißig sein/arbeiten
Das klingt interessant. Ich kann mir noch nicht ganz vorstellen, warum man das will bzw. was das bringt. Bzw. warum man nicht z.B. einfach einen Zaubertrick macht.

Die anderen Sachen sind soweit so Standard.

Offline LushWoods

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Re: Golden Sky Stories - Die Slice-of-Life-Apocalypse
« Antwort #2 am: 19.11.2017 | 18:21 »
Erst mal keine konkreten Ideen, nur meine Meinung: Auch wenn ich das System von GSS nicht so kritisch sehe ist das eine hervorragende Idee.
pbtA passt wie die Faust auf's Auge. Von den Henge-Typen die perfekt zu Playbooks passen würden bis hin zum Miss & 7-9 die genau das liebenswert chaotische Grundschema von GSS wiederspiegeln.
Tolle Idee  :d

Offline Jiba

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Re: Golden Sky Stories - Die Slice-of-Life-Apocalypse
« Antwort #3 am: 19.11.2017 | 19:17 »
Kannst du mal Agenda und Prinzipien aufstellen? Ich glaube, das wäre der zentrale Knackpunkt. Danach ein Generator für Dorfbewohner und ihre Probleme.
Ja, aber nicht mehr heute. ;)

Zitat
>    Gestaltwandel (Henge können sich in Tiere/Menschen verwandeln)
Ist das wirklich einen Move mit Würfeln wert? Ich mein, kann das schief gehen?
Die meisten PbtA-Spiele machen Gestaltwandel mit "Wenn du wandelst, wähle X aus dieser Liste...". Ohne Würfeln.
Bei Moves muss ja nicht unbedingt gewürfelt werden. Tatsächlich ist es bei Golden Sky Stories so, dass du durchaus Ressourcen ausgeben muss, um dich zu verwandeln. Es gibt drei "Gestalten": Tiergestalt, Menschengestalt mit tierischen Zügen (Ohren und Schwanz) und normale Menschengestalt. Die Tageszeit hat da einen Einfluss drauf: Bei Dämmerung ("Golden Sky") kann man sich ohne Probleme bis zum normalen Menschen verwandeln, bei Tag und Nacht ist es schwieriger IIRC.

Zitat
>    Mit dem Götterreich interagieren (Shintoistisch natürlich)
Wie erscheint denn dieses Reich? - Mit einem Reich kann man ja nicht interagieren. Nur mit seinen Leuten.
Soll das generell ein Wahrnehmungs- oder ein Überzeugungsmove sein?
Puh, war ja nur ein Schnellschuss. Ich habe das Gefühl, dass der Status und die Interaktionsmöglichkeiten mit den örtlichen Göttern von seinem Henge-Attribut abhängen sollten, so eine Art übernatürlicher Rang. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass dieser Move einfach die Götter- und Geisterebene wahrnehmbar macht. Bin aber unschlüssig.

Zitat
> Rangeln und sich balgen (Will ich eigentlich rauslassen, weil GSS soll ohne Gewalt auskommen; aber jemanden aufhalten, auch körperlich, sollen sie schon können)
> Akrobatische Stunts (Sportliche Dinge tun)
Dann mach doch einen Move draus.

Dachte ich auch schon dran... ich muss noch überlegen, wie es sein kann.

Zitat
> Fleißig sein/arbeiten
Das klingt interessant. Ich kann mir noch nicht ganz vorstellen, warum man das will bzw. was das bringt. Bzw. warum man nicht z.B. einfach einen Zaubertrick macht.
Das mit den Zaubertricks muss ich revidieren. Die Zaubertricks sollten tatsächlich alle als Playbook-Moves umgesetzt werden, weil die schon sehr spezifisch sind (z.B. können Tanuki-Henge sich selbst in Gegenstände verwandeln oder Fuchs-Henge können Irrlicht-Feuer erschaffen).

Arbeiten ist ganz einfach: Die Leute im Dorf haben Probleme. Wenn die Henge helfen, müssen sie eben auch einmal zupacken: Der Briefträger hat ein kaputtes Bein und kann deshalb seine Zeitungen nicht rechtzeitig ausliefern? Fleißig sein. Die Henge haben beim Herumschnüffeln den gesamten Kolonialwarenladen durcheinander gebracht und der Besitzer kommt nach Hause? Fleißig sein, damit man schnell alles aufräumt. Die Henge wollen dem kleinen Toshiro beim Mathelernen helfen, damit er den Test schafft und nicht sitzenbleibt? Fleißig sein.

Ich würde tatsächlich Fleißig sein und Spielen als zwei entgegengesetzte Moves anlegen: Der eine für die ernsten Dinge des Lebens, der andere für die spaßigen. Weil eine mögliche Moral von der Geschicht' in GSS ist sicherlich: "Nimm nicht immer alles so ernst, hab auch mal Spaß." Und im Gegenteil natürlich auch "Setz dich auf den Hosenboden, nur so kannst du was erreichen."
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline 1of3

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Re: Golden Sky Stories - Die Slice-of-Life-Apocalypse
« Antwort #4 am: 19.11.2017 | 20:17 »
When you look for help among the local dieties, roll +Henge. On a hit, you know who to ask. On a 7-9, they are struggling with their own problems. (cf. UA Hit the Streets)

When you get physical, roll +Animal. On a hit choose:
- Overcome an obstacle
- Bear someone's path
- Take control of something
On a 7-9, also choose one:
- You get hurt.
- You cause collateral damage
...

When you sniff for clues, roll +Animal. On a 10+, ask 2. On a 7-9, ask 1.
- Who has been here recently?
- Where have they gone?
- What have they been doing?

When you act playfully, roll +Child. On a hit, choose 1.
- Distract someone.
- Cheer someone up.
- ...
On a 7-9, choose one:
- You have unwanted spectators.
- ...


Offline Jiba

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Re: Golden Sky Stories - Die Slice-of-Life-Apocalypse
« Antwort #5 am: 19.11.2017 | 20:18 »
Sehr cool schon mal!  :d
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“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline rockston

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Re: Golden Sky Stories - Die Slice-of-Life-Apocalypse
« Antwort #6 am: 19.11.2017 | 21:44 »
Bin über vages Allgemeinwissen nicht weiter vertraut mit Golden Sky Stories. Wie "ungemütlich" wären 6- Ergebnisse in einer PbtA-Version? Können die Charaktere verletzt werden (im Sinne von Harm, Stress oder Conditions)? Was kommen da für Komplikationen vor, und wie könnte das aussehen, wenn "Moves snowballen"? (Ich schätze mal das kommt alles zusammen mit den Überlegungen für Agendas, Principles, etc.)

Klingt auf jeden Fall interessant. Die PbtA-Spiele, die nicht all doom and gloom und dramatisch sind, sind gefühlt ja immer stark in der Unterzahl.

When you get physical, roll +Animal.

( ͡° ͜ʖ ͡°)

Offline Jiba

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Re: Golden Sky Stories - Die Slice-of-Life-Apocalypse
« Antwort #7 am: 19.11.2017 | 22:25 »
Bin über vages Allgemeinwissen nicht weiter vertraut mit Golden Sky Stories. Wie "ungemütlich" wären 6- Ergebnisse in einer PbtA-Version? Können die Charaktere verletzt werden (im Sinne von Harm, Stress oder Conditions)?

Conditions scheinen mir eine gute Möglichkeit sein, sowas in GSS darzustellen. Ja, ein Henge kann sich auch mal verletzen (aber mehr so im Sinne von Hello-Kitty-Pflaster statt von Notaufnahme). Grundsätzlich werden die Hard Moves aber in Richtung gehen "Situation verkomplizieren", "Sich zu viel Zeit lassen", "Freundschaft gefährden", "Unordnung machen", etc.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

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Offline rockston

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Re: Golden Sky Stories - Die Slice-of-Life-Apocalypse
« Antwort #8 am: 19.11.2017 | 22:59 »
Conditions scheinen mir eine gute Möglichkeit sein, sowas in GSS darzustellen. Ja, ein Henge kann sich auch mal verletzen (aber mehr so im Sinne von Hello-Kitty-Pflaster statt von Notaufnahme). Grundsätzlich werden die Hard Moves aber in Richtung gehen "Situation verkomplizieren", "Sich zu viel Zeit lassen", "Freundschaft gefährden", "Unordnung machen", etc.

Conditions bieten sich natürlich super an. Mir fiel vorhin noch World of Adventure ein (so ein WIP Kid-Friendly-Abenteuer-Hack von Vincent Baker). Da gibt es 4 Stufen von "Peril", die man nimmt, wenn man verletzt wird. Sieht so aus:
Zitat
I'll be okay when:
O  I can catch my breath
O  I get some help
O  I can rest and eat
O  I can take a day off

Ist im Endeffekt auch nur Harm oder HP oder sonstwas, aber es klingt sehr freundlich, und es ist für die Spieler klar und eindeutig, wann man das Ganze wieder loswird.


Offline LushWoods

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Re: Golden Sky Stories - Die Slice-of-Life-Apocalypse
« Antwort #9 am: 20.11.2017 | 07:19 »
When you get physical, roll +Animal. On a hit choose:
- Overcome an obstacle
- Bear someone's path
- Take control of something
On a 7-9, also choose one:
- You get hurt.
- You cause collateral damage
...

Ich hab's jetzt nicht bei mir, meine mich aber zu erinnern das du bei GSS mit irgendetwas bestraft wirst, sobald du überhaupt Gewalt anwendest.
Das sollte man bei einem Move wie get physical evtl. beachten und vielleicht schon eine 10+ mit etwas negativem belegen (sofern es sich tatsächlich um Gewalt handelt und nicht nur um  physische Aktivität).
Möglicherweise mit einem Zusatz a la If your physical activity is violent, also get ... on any roll.