Man muss auf jeden Fall Garth Ennis mögen, weil "The Boys" ist 150% purer Ennis (inkl. längerer Kriegsgeschichten aus den Ardennen '45 und den Falklands '82 oder auch Super"helden" werden von A-10 Warthogs und Marines zusammen geschossen etc.), vielleicht mit etwas Warren Ellis (gerade wenn es um Sex geht) versetzt.
Ansonsten ist es eine seeeehr wortreiche Abrechnung mit Superheldencomics (seitenlange, Schimpfworte gespickte Monologe von einem Stan Lee-Verschnitt, der als Informant der Boys arbeitet / alle Super"helden" sind dekadente Promis, weshalb Comics eher so was wie verlogene Klatschmagazine sind), den vollkommen amoralischen Konzernen, die ein Schweinegeld damit machen (aber trotzdem ans Geld vom Pentagon wollen), amerikanischer Populärkultur (und Mentalität) im Allgemeinen (z.B. eine Kinopremiere von "Pearl Harbour 2", ein geistig vollkommen zurück gebliebener US Präsident, etc.).
Und dabei ist es eine sehr informierte Abrechnung mit den betreffenden Themen. Anspielungen auf die X-Men, Justice League oder Avengers bekommt man zwar mit dem Holzhammer serviert, aber gerade im Hintergrund und den Dialogen sind ein Haufen Insider-Jokes versteckt, für die man schon Fußnoten bräuchte (so hatte es etwas gedauert, bis ich mehrere, eigentlich deutliche Anspielungen auf "Animal House" mitbekommen hab). Die Satire ist dabei nicht immer ganz so clever, wie der Autor anscheinend glaubt, dass sie es ist
(ja, natürlich ist der Mentor von Super-Teenagern ein Pädophiler).
Wenn es einem gefallen hat, wie sich Ennis in "Preacher" an Religion, katholischer Kirche und altem Westen abgearbeitet hat, kriegt hier das selbe (inkl. Ultra-Violence) für Medien, Konzerne und Politik.