Was Zeitpunkt und Konsequenz in Bezug auf Vorgaben angeht, sind wir hier glaub ich sowieso auf einer Wellenlänge.
VOR der Charaktererschaffung werden ALLE relevanten Vorgaben auf den Tisch gelegt und im Nachhinein nicht mehr verändert. Und diese Vorgaben gelten dann auch für ALLE.
Mann, war ich mal gefrustet, weil mein SL mir mein Charakterkonzept verbot, weil der Char "sich nicht harmonisch in die bestehende Gruppe einfügen würde", nur um seinem Best Buddy später einen SC durchgehen zu lassen, den man in Bezug auf die bestehende Gruppe nur noch als "Todesklette mit Extrawiderhaken im Wollknäuelkorb" bezeichnen konnte. Gar nicht so überraschenderweise ist die Gruppe gar nicht so lang danach auch auseinander gegangen.
Spontane Regeländerungen, weil bestimmte SCs im Spielverlauf dem SL als "zu mächtig" erscheinen, sind mir ein absolutes Graus. Vor allem, wenn diese "Übermächtigkeit" nur auf einem Abend mit ein paar Luckrolls beruht, an dem der SC mal die Hütte gerockt hat.
Allerdings gibt es ja auch zwei recht unterschiedlich Gründe, aus denen Vorgaben gemacht werden. Regelgründe und Settinggründe.
Zum Beispiel bin ich persönlich eher der SL, der aus kampagnentechnischen Gründen durchaus auch mal harte Vorgaben macht (z.B.: nur diese 4 Rassen, nicht diese 3 Klassen und diese 3 nur mit diesen Einschränkungen), aber seltener aus regeltechnischen Gründen.
Wenn ich z.B. in D&D ansage, dass Warlocks nur mit Feenpakt frei rumlaufen dürfen, während Dämonen-/Teufelspaktierer vertrieben und Große-Alte-Paktierer direkt an Ort und Stelle aufgeknüpft, verbrannt, gepfählt, enthauptet, ertränkt und gevierteilt werden (nicht immer alles auf einmal und selten in dieser Reihenfolge), dann ist das tatsächlich nur settingtechnisch gemeint und nicht, weil ich die verbotenen Pakte für mächtiger halte. Wer dann
unbedingt einen Warlock mit einem Großer-Alter-Pakt spielen will, der sollte sich halt auch gewahr sein, dass sein Char wahrscheinlich Stufe 3 nicht lebend erreichen wird.
Wenn mein Setting abergläubische und paranoide Menschen mit tiefer Gottesfurcht als Haupteinwohner enthält, sind Tieflinge halt auch eine ziemlich gewagte Rassenwahl. Ich meine, klar kannst du einen spielen, aber willst du
wirklich jeden zweiten Abend das lustige Packt-die-Heugabeln-und-Fackeln-weg-ich-bin-einer-von-den-Guten-Spiel spielen?
Wenn sich ein Spieler von meinen Vorgaben komplett unbeeindruckt zeigt und auch im persönlichen Gespräch kein Kompromiss zu finden ist, er aber auch
unbedingt mitspielen möchte ... okay. Es ist nicht mein Spielspaß, der versaut wird, wenn das (in meinem Setting) exotische Charakterkonzept nicht flutscht und der Spieler das Gefühl bekommt, er würde von einer Wand gegen die nächste rennen.
Das ist in meinen Augen auch eine wichtige Konsequenz: Wenn jemand unbedingt die Vorgaben ignorieren möchte, dann ist es mMn wichtig, die Auswirkungen dieser Entscheidung auch durchzuziehen. Wenn sich 4/5 Spieler an die Vorgaben halten (vielleicht sogar mit leichtem Zähneknirschen), der 5te aber der Meinung ist, er müsse den Goldenen Infernalen Schmetterling mit Regenbogenflügeln spielen und dann passiert im Setting ... nichts deswegen, dann würde
ich mir als Spieler 1-4 ziemlich verarscht vorkommen und ich würde mich fragen, wieso #5 ne Extrawurst gebraten bekommt
weil er lebt
und wozu wir anderen uns eigentlich an irgendwelche Vorgaben halten mussten.