@Issi:
Das geht schon ein wenig in Richtung Strohmann, aber meinetwegen: von persönlichen Abneigungen spricht hier eigentlich niemand; die stehen auf einem ganz anderen Blatt. Ich habe es in mehr als 3 Jahrzehnten auch noch nie erlebt, dass ein Spieler oder eine SL aufgrund persönlicher Abneigung eine Rasse oder Klasse abgelehnt hätte ... das wäre ja schon quasi Rassismus. Klar - es gibt Leute, die dieses oder jenes nicht mögen, es gibt welche die dieses oder jenes "unrealistisch" finden und es gibt welche, die dieses oder jenes "broken" finden - und darüber scheiden sich dann die Geister. Aber eine SL, die keine Zwerge mag und DESHALB dann einfach immer Kampagnen schreibt in denen es keine Zwerge gibt - sowas habe ich noch nie gesehen. Insofern: sehr theoretisches Konstrukt.
Und da du dich ja über das "Basta!" so echauvierst:
- du bist zu einer Harry-Potter-Party eingeladen. Kommst du jetzt als Conan, weil das Thema der Party dich in deiner Kostümiereung einschränkt? Muss der Gastgeber erst mit dir diskuttieren, warum er/sie dieses oder jenes nicht auf seiner Party haben will?
- dein Mathe-Lehrer nennt die Theman der Klassenarbeit und "Division von Brüchen" wird explizit ausgeschlossen. Fängst du jetzt an zu argumentieren, warum dies so ist? Versuchst du sie zu überzeugen, dass das Thema doch zumindest optional in der Arbeit stehen musst - weil du dich gerade so darauf gefreut hast/ weil du das Thema besonders gut kannst?
Noch allgemeiner: es gibt Regeln und Regulierungen. Jemand legt diese fest. Manche werden demokratisch festgelegt (z.B. Gesetze), manche diktatorisch (z.B. Hausrecht). Entweder halte ich mich daran oder ich muss mit Konsequenzen rechnen. Im Spiel sind diese Konsequenzen - Gott sei Dank - eher begrenzt. Im wahren Leben ... geh mal in Saudi-Arabien mit der Bibel in der Hand missionieren (schlechte Idee).
Im Rollenspiel hat die SL eine gewisse Form des Hausrechts. Sie ist die Person, die sich die Arbeit macht, der Rest hat einen viel geringeren Aufwand (wenn überhaupt). Sie ist Gastgeber der Kampagne.
In der Regel macht die SL sich diese Mühe, weil sie Spaß daran hat und/oder anderen Spaß bereiten will. Der Lohn der SL ist das gelegentliche "Danke" und/oder Lob der Spielerschaft - etwas anderes wird es quasi nie geben. Sie ist gewissermaßen ein Dienstleister ohne Bezahlung. Der Vorteil auf Seiten der SL besteht also darin, das Setting/ die Regeln bestimmen zu dürfen, nach denen gespielt wird. Passt dies den Spielern nicht, so können sie dem Spiel fernbleiben und/oder die SL durch jemand anderen ersetzen. Passt dies einem Mitspieler nicht, so kann dieser der Gruppe fernbleiben, oder versuchen die Gruppe zu überzeugen einen SL-Wechsel zu forcieren.
Eine SL kann (und wird) die Grenzen der Kampagne vor dem Spiel begründen, nur können einige Begründungen sehr nach "Basta!" aussehen. Wenn die besondere Handlung der Geschichte bestimmte Dinge ausschließen werden diese gestrichen werden und bedürfen - aus SL-Sicht - keiner weiteren Begründung. Sie sind Fakt. Die SL macht von dem Hausrecht gebrauch. Das muss mir als Spieler nicht schmecken, aber meine Anwesenheit am Spieltisch bestätigt meine stille Übereinkunft. Ich ordne meinen persönlichen Willen unter - zum Wohle des gemeinsamen Erlebnisses.
Wird eine SL von diesem Hausrecht wiederholt unbegründet gebrauch machen, so wird dies sicher die ein oder andere Konsequenz nach sich ziehen. Wenn es Spielern bitter aufstößt, so wird die SL wohl entweder den Stuhl räumen müssen, oder Spieler werden den Tisch verlassen.
Eine Diskussion im Vorfeld, mit dem Ziel SL-Regeln zu umgehen führt jedoch oftmals zu größerem Unmut: entweder fühlt sich die SL genötigt die eigenen Parameter neu zu bestimmen, oder aber andere Mitspieler werden nun eingeschränkt, da sie die stille Vereinbarung bisher immer akzeptierten und nun sehen, dass - wie im wahren Leben - die größten Schreihälse scheinbar immer ihren Willen durchsetzen können. Auch dies wird spätestens mittelfristig zu Konflikten führen.
So, jetzt mal anders herum gefragt: da du ja so enorme Probleme mit dieser, nennen wir sie mal "Spielleiterwillkür", hast: schildere doch bitte mal aus deinem Erfahrungsschatz die konkreten Situationen in denen eine SL dein Spielvergnügen nachhaltig durch ein unbegründetes Tabu gestört hast, ich denke dann kommen wir vielleicht näher an eine gemeinsame Lösung heran. Bisher haben die Vertreter meiner fraktion ja zahlreiche Beispiele genannt, mir will aber - abseits von theoretischen Konstrukten - noch kein konkret erlebtes Beispiel aus deiner Richtung in den Sinn kommen. Also: nicht hypothetisch, sondern real. Danke.